• © Thomas Einert

Digitalisierung in Finsterwalde

Nun bin ich schon die zweite Woche auf Dienstreise in Finsterwalde, bei der Sparkasse Elbe-Elster. Denn hier gibt es eine Menge Arbeit. Für das Forschungsprojekt zur Erstellung einer Chronik der Sparkasse sind Papiere aus drei Jahrhunderten zu sichten und die relevanten Quellen zu fotografieren und zu scannen. Fast 8.000 Bilddateien und mehr als 60 GB Daten sind bis zum heutigen Abend zusammengekommen. Interessantes ist in den Unterlagen zu lesen, etwa zur Bedeutung der Sandsteinfiguren von 1928 am Sparkassenhauptsitz. Über dem Eingang ist links Merkur zu sehen, der als antiker Gott für Handel und Verkehr zuständig war. Die Frau rechts symbolisiert die Gütererzeugung, also die Industrie. Links vom Portal ist ein Tischler und rechts ein Töpfer dargestellt. Außerdem verzieren das Gebäude: ein Landwirt, ein Metallarbeiter, ein Maurer, ein Bergarbeiter, ein Spinner und ein Tabakarbeiter. Des Weiteren ist an die chemische Industrie und auch an die geistigen Berufe gedacht worden. Die Figuren vereinen die wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt Finsterwalde vor über 90 Jahren.

Die Sparkasse Elbe-Elster ist aber viel älter. Die ältesten hier vorhandenen Unterlagen stammen aus dem Jahr 1837 und verdeutlichen unter anderem das Sparverhalten der ersten Kundin bei der damaligen Sparkasse des Schweinitzer Kreises. Auch zu den anderen Sparkassen im heutigen Geschäftsgebiet gibt es interessante Entdeckungen. So ist das Statut der Kreissparkasse Liebenwerda von 1856 im Original erhalten. Für die 1875 gegründete Stadtsparkasse Elsterwerda ist der erste Kreditnehmer belegt. Das Hauptbuch der Stadtsparkasse Finsterwalde von 1923 ist ein wichtiges Zeugnis der Hyperinflation. Bei zwei Kreissparkassen dokumentieren Geschäftsberichte durchgehend die Jahre der NS-Diktatur. Exemplare aus der DDR befassen sich zum Beispiel mit der Planerfüllung zur „Mobilisierung der freien Mittel der Bevölkerung“. Ja, auch beim Sparen mussten staatliche Vorgaben eingehalten werden. Interessant ist, dass sich der erste Geschäftsbericht der 1995 im Rahmen einer Fusion gegründeten Sparkasse Elbe-Elster auch den historischen Wurzeln widmet.

Die hier erschlossenen Unterlagen stellen zusammen mit denen aus Landesarchiven, aus kommunalen Archiven und aus unserem Historischen Archiv eine gute Basis für das zu erarbeitende Werk dar. Dieses soll natürlich auch ordentlich bebildert sein. Deswegen scanne ich in Finsterwalde besondere Dokumente in hoher Auflösung. Gleiches gilt für aussagekräftige Objekte, etwa außergewöhnliche Sparbücher mit interessanten Einträgen und Stempeln. Das älteste Exemplar datiert übrigens ins Jahr 1896. Bemerkenswert ist die Vielfalt, die im Deutschen Reich bei der Gestaltung der Sparkassenbücher herrschte, als noch kein Corporate Design der Sparkassenorganisation existierte. So gab zum Beispiel die Kreissparkasse Liebenwerda innerhalb weniger Jahre fünf unterschiedliche Bücher heraus.

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