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Ein besonderes Sparbuch aus dem Erzgebirge

Es ist wieder an der Zeit, ein besonderes Sparkassenbuch aus unserem Archivbestand im Blog zu präsentieren. Den Nachnahmen des Kunden aus Niederschlag, der am 23. Januar in Bärenstein von der Gemeindesparkasse dieses Sparbuch ausgestellt bekam, habe ich retuschiert. Doch warum erhielt der Herr ein Kriegs-Sparkassenbuch? Der Erste Weltkrieg war doch beendet. Solche speziellen Sparbücher bekamen Frontsoldaten von der Bärensteiner Sparkasse. Gemäß ihren Bestimmungen vom 1. Januar 1918 wurden deren Kriegsspareinlagen zum selben Zinssatz wie Kriegsanleihen mit 5 % verzinst. Sie durften aber erst zwei Jahre nach Friedensschluss abgehoben werden. Dies galt hier nicht. Denn das Sparkassenbuch gelangte 1919 zum Einsatz, weil es gerade keine normalen Sparbücher gab. So vermerkte es die Sparkasse auf der Rückseite. 250 Mark wurden eingezahlt und zwei Jahre später wieder abgehoben. Den Zinsbetrag meldete der Kunde nach der Inflation 1924 zur Aufwertung an.

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Das Dresdener Kriegs-Sparbuch

Heute möchte ich Ihnen wieder einmal ein besonderes Sparbuch vorstellen. Es handelt sich um ein Kriegs-Sparbuch der Sparkasse der Stadt Dresden, welches derzeit in der Sonderausstellung „Sparen – Geschichte einer deutschen Tugend“ im Deutschen Historischen Museum präsentiert wird. Das Sparbuch wurde am 10. Oktober 1918 eröffnet.* Wie viele andere Sparkassen, so gab auch die Dresdener Stadtsparkasse diese Sparkassenbücher heraus, „zur Förderung der Kriegsanleihen und zur Ansammlung von Spargeldern zur Zeichnung von Kriegsanleihe-Wertpapieren“**.

Doch was sind eigentlich Kriegsanleihen? Diese Wertpapiere gab das Deutsche Reich während des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 heraus. Die Allgemeinheit sollte in patriotischer Gesinnung durch ihren Erwerb den Krieg vorfinanzieren. Nach dem Sieg hätten dann die unterlegenen Gegner zahlen müssen. Rund 97 Milliarden Mark kamen als Kredit für das Reich zusammen. Auch die deutschen Sparkassen und ihre Kunden beteiligten sich kräftig an der Kriegsfinanzierung. Zugleich nahmen die Einlagen bei den Geldinstituten ordentlich zu. Die Kundinnen und Kunden konnten nicht ausreichend konsumieren und brachten daher ihr Geld zur Sparkasse. Durch die Anleihen und das Sparen wurde damals die Kaufkraft abgeschöpft und eine Inflation vorerst verhindert.

Um auch kleinere Sparbeträge für die Zeichnung von Kriegsanleihen zu „mobilisieren“, führten viele Sparkassen Kriegssparbücher beziehungsweise Kriegsanleihesparbücher ein. Auf diesen wurden meistens Guthaben längerfristig gesperrt, welche das Geldinstitut selbst in Anleihen investierte. Üblich war eine Frist bis zwei Jahre nach Friedensschluss. Man konnte sich auch eine eigene Kriegsanleihe zusammensparen, die dann die Sparkasse aushändigte oder im Depot verwahrte. Üblich war ein Zinssatz von fünf Prozent für die Sparbücher, denn soviel brachten die Kriegsanleihen. Auch in der Satzung der Dresdener Sparkasse wurden bei der Einführung des neuen Produkts 1917 diese Inhalte festgehalten.

Die Sparkassenbücher waren oft besonders gestaltet, damit die Kundinnen und Kunden ein patriotisches Erinnerungsstück an die Finanzierung des Krieges an der „Heimatfront“ beziehungsweise „Sparfront“ hatten. Die Sparkasse der sächsischen Landeshauptstadt druckte deswegen nicht etwa neue Bücher. Es wurde schlichtweg ein anderes, farbiges Cover auf ein gewöhnliches Sparkassenbuch geklebt. Wir sehen hier die damaligen Nationalfarben des Kaiserreichs, Schwarz-Weiß-Rot.

* Den Namen des Kunden, der gegen Kriegsende einmalig eine Mark einzahlte, habe ich retuschiert.
** Verwaltungsbericht der Sparkasse der Stadt Dresden für 1917, S. 3