• Die Stadtsparkasse Cottbus (letzte Zeile) hatte Ende 1924 schon fast zwei Millionen Reichsmark Spareinlagen. : © Historisches Archiv des OSV

Geschäftsdaten vor 100 Jahren

Wer sich dafür interessiert, wie Sparkassen vor 100 Jahren dastanden, dem sei eine besondere Quelle zur Sparkassengeschichte empfohlen. Im Deutschen Sparkassen- und Girokalender für 1926 sind nämlich sämtliche deutschen Sparkassen von A bis Z gelistet. Nach dem Rückschlag durch die Hyperinflation finden sich hier die ersten Geschäftsdaten des Aufschwungs.

Damals begann das sogenannte Sparwunder in der Weimarer Republik. Die Menschen sparten wieder, obwohl sie fast ihre ganzen Guthaben wegen der staatliche Geldpolitik verloren hatten. Statt der ruinierten Mark war die stabile Reichsmark nun die deutsche Währung. Die Sparkassen betrieben intensiv Werbung und förderten das Kleinsparen.

Über diese Spareinrichtungen gibt der Kalender ebenfalls Auskunft. So reichte beispielsweise die Stadtsparkasse in Cottbus Heimspardosen aus und unterhielt Schulsparkassen. Bei der Kreissparkasse Cottbus gab es 1924 außerdem noch Sparmarken. Andere Institute stellten unter anderem Sparautomaten in Schulen auf oder verschenkten Sparbücher mit Starteinlage an potentielle junge Neukunden.

Über den weiteren Erfolg der Bemühungen geben die Jahrbücher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Auskunft, die sich ebenfalls in unserem Archivbestand befinden. So lässt sich die Entwicklung sämtlicher Sparkassen bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 nachvollziehen. Viele interessante Informationen enthalten die Bände, sogar die Gründungsjahre.

  • © Historisches Archiv des OSV

Das wahre Glück?

Dies ist ein dekoratives Sparmarkenheft der Kreissparkasse Zwickau aus der Nachkriegszeit. Es diente zum Sparen kleiner Beträge. Die einzelnen Seiten wurden dazu mit Sparmarken beklebt. War eine voll, erfolgte die Gutschrift auf dem Sparbuch. Ein Anliegen der Sparkassen war es damals, die Jugend zur Sparsamkeit und damit zu einer ordentlichen Lebensführung zu erziehen. Christa hieß die Besitzerin des Heftchens. Die sechsjährige Auerbacherin bekam es nach der Währungsreform 1948. Wahrscheinlich geschah dies im Rahmen des Schulsparens.

Zum Sparen sollte das Sinnbild des Bienenkorbes animieren. Die fleißigen Bienchen sorgten ja auch vor. Glück versprach das Kleeblatt. Ähren symbolisierten den (Zins)Ertrag. Sinnsprüche durften nicht fehlen. Auf der Rückseite des Heftes war zu lesen: Jeder erntet, was er sät – Spare bald, sonst ist’s zu spät. Dies bezog sich auf das Wachstum des Sparguthabens durch die Zinsen. Vorgerechnet wurde, dass beispielsweise eine Mark pro Woche in 20 Jahren eine Gesamteinzahlung von 1.040 Mark ergab, wobei ein Zinsgewinn von 303,80 Mark anfiel. Die junge Inhaberin des Sparmarkenheftes scheinen diese Aussichten leider nicht wirklich überzeugt zu haben. Sie benutzte es nämlich gar nicht.

  • Lübecker Notgeld

    Die Sammler-Notgeldscheine zur Kunstausstellung "Nordische Woche" wurden im September 1921 ausgegeben. Abgebildet sind (v.l.o.n.r.u): Serienrückseite sowie die Wappen von Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und Lübeck. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Nordisches Notgeld

    Sammler-Notgeld der Lübecker Fischermeister, ausgegeben September 1921. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Nordisches Notgeld

Im September des Jahres 2023 beschlossen der Ostdeutsche Sparkassenverbund (OSV) und die Berliner Sparkasse, nach vielen Jahren bestehender Kooperation im Bereich geschichtlicher Öffentlichkeitsarbeit, dieses gemeinsame Vorhaben nun auch vertraglich zu besiegeln. Dem OSV fiel damit die fachliche Betreuung der historischen Sammlung der Berliner Sparkasse zu. Um einen von vielen dort behüteten Schätzen soll es sich heute drehen.

In zahlreichen unscheinbaren Kartons und Kisten schlummerten nicht weniger als rund 100.000 Notgeldscheine und Banknoten der unlängst 100 Jahre zurückliegenden Hyperinflation des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Die oft künstlerisch wertvoll gestalteten und an ihre Lokalkultur gekoppelten Papiere bieten uns auf ästhetisch ansprechende Art eine wertvolle Perspektive und Erinnerung an die oft charakteristischen Lebens- und Sprechweisen der Menschen dieser Zeit. Obgleich sich aus nahezu allen Teilen Deutschlands und ihrer damaligen Provinzen kleine bunte Scheinchen im Archiv der Berliner Sparkasse eingefunden haben, wird an dieser Stelle lediglich eine Ortschaft näher beleuchtet.

Mit seinen hanseatisch geprägten Vereinen und Veranstaltungen sticht Lübeck in Sachen Notgeld aus diesem Bestand hervor. Während unzählige Exemplare in anderen Gegenden des ehemaligen Deutschen Reiches von Stadträten, Magistraten, Firmen und natürlich auch von den Sparkassen in Umlauf gebracht wurden, schritten in Lübeck die Nordischen Briefmarkensammler und Händler sowie Fischermeister, Bäckersänger oder die Plattdeutsche Volksgilde zur Tat.

Auch die als „Nordische Woche“ titulierte Kunstausstellung aus dem Jahre 1921 bot einen Anlass. Sie stellte das Ergebnis der Bestrebung dar, auf Grundlage einer gemeinsamen baltischen und nordeuropäisch geprägten Lebenswelt Kontakte mit den skandinavischen Ländern und Finnland wiederherzustellen, um dadurch jüngere kriegsbedingte Wunden zu heilen. Dementsprechend lassen sich auf den Notgeldscheinen zur Nordischen Woche neben des Lübecker Wappens auch die Embleme jener Länder wiederfinden. Ein Symbol der Einigkeit und diplomatischen Bemühungen, welches in den Händen von Sammlern und angereisten Gästen Spuren entsprechender Signalkraft hinterlassen haben wird.

In ihrer Kombination spiegeln die vielfältigen Motive sowohl die Eigenarten der Sprache als auch die facettenreichen Alltagserscheinungen der Menschen Lübecks wider. Im Magazin des Historischen Archivs des OSV sind diese vielfältigen Serien neben etlichen nicht weniger schönen und kulturell aussagekräftigen Notgeldscheinen anderer Regionen gesichtet und weiterhin für die Nachwelt verewigt.

Fabian Helbig

Praktikant des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Auszug aus einem Brigadebuch der Stadtsparkasse Dresden von 1983 : © Historisches Archiv des OSV

Weihnachtsfeiern in der DDR – Arbeiten (und Feiern) im Kollektiv

Weihnachtsfeiern sind heutzutage in den allermeisten Firmen und Betrieben ein fester Bestandteil des Jahreskalenders. Jeden Dezember aufs Neue sind die Restaurants und Festsäle durch Firmengruppen ausgebucht. Von kleinen Teams bis hin zu ganzen Abteilungen trifft man sich, um ein leckeres Weihnachtsessen zu genießen.

Doch wie wurde dies in der ehemaligen DDR gehandhabt? Einen Einblick geben uns die sogenannten Brigadebücher der Betriebe und Verwaltungen, hier beispielhaft das Brigadebuch des Arbeitskollektivs Gewerkschaftsgruppe M12 der Stadtsparkasse Dresden. Dieses Brigadebuch ist zusammen mit vielen weiteren als Depositum der Ostsächsischen Sparkasse Dresden in das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes gelangt und von uns Praktikanten in der Datenbank verzeichnet und erschlossen worden.

Für mich, der in Bayern geboren und aufgewachsen ist, waren Brigadebücher neu und unbekannt. Auch im Geschichtsunterricht in der Schule habe ich nichts darüber erfahren. Brigadebücher waren in der DDR ab 1960 bis 1989 in Betrieben und der Verwaltung in Verwendung. Die Führung eines Brigadetagebuchs war Voraussetzung zur Erlangung des staatlichen Ehrentitels „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“, für den die Brigade eine Urkunde und eine Kollektivprämie erhielt. Das Tagebuch spiegelte die gemeinsamen Anstrengungen zur Planerfüllung und die Zusammengehörigkeit des Arbeitskollektivs wider.[1] Es enthielt Verpflichtungserklärungen des Kollektivs, Zielvereinbarungen, Kultur- und Reisebeiträge, aber auch Berichte über Geburtstags- und Faschingsfeiern sowie Urlaubsgrüße.

Die Gewerkschaftsgruppe M12 veranstaltete ihre Weihnachtsfeiern sowohl in den eigenen Filialräumen als auch auswärts, wie im Interhotel Astoria in Dresden oder der Gaststätte Waldesruh in der Waldmaxbaude. Zu jeder Weihnachtsfeier wurde eine Verlosung von Weihnachtsgeschenken organisiert. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin durfte zuvor ein oder mehrere Dinge zu einem bestimmten maximalen Wert auf einen Wunschzettel notieren. Während der Feier wurden dann die Lose gezogen und ein „Weihnachtsmann“ verteilte die Geschenke. Die Mitarbeiter, welche die Geschenke ihres Wunschzettels erhielten, freuten sich natürlich am meisten. Für das leibliche Wohl wurde entweder von der Gaststätte oder von den Mitarbeitern selbst gesorgt. Zur weiteren Unterhaltung kamen häufig Gesellschaftsspiele oder Quizze zum Einsatz. 1983 trat sogar der anlässlich zur Weihnachtsfeier ins Leben gerufene „Chor der alten Sparkassen-Vokalisten“ auf.

Im Jahr 1982 hatten sich zwei Kolleginnen besonders Mühe gegeben und eine kleine satirische Festzeitung verfasst. Sie enthielt Beiträge wie das „Sparkassen-ABC“, mit Einträgen wie zum Beispiel:

„B – Beratung: Zeit fehlenden Schlaf nachzuholen            
C – Chaos: Zustand, wenn 2 Kunden auf einmal kommen            
U – Urlaub: Ziel allen Schuftens“.

Aber auch Witze und selbstgeschriebene Gedichte und Verse über die eigenen Arbeitskollegen:             

„Es tönt die Frage – wer will zum Frühstück was haben
Kollegin G. ruft, ich möchte an 3 Brötchen mich laben  
Und hört sie den Preis, erschrickt sie – so viel? 
Trotzdem sind morgen 4 Semmeln ihr Ziel“        

„Für Kollegin W. bringt die Winterzeit   
wieder sehr viel Zeitvertreib.    
Die Straßen sind voll Schnee und Eis      
und Straßenbahn fährt keine meist.      
Nach Papperitz, den Berg hinauf,            
da macht die Luft schon ganz schön schnauf.    
Doch abwärts hat Glatteis den Vorteil dann,      
dass sie zur Arbeit rollen kann.“

Daniel Müller

Praktikant des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes


[1] https://saxarchiv.hypotheses.org/11802; zulsetzt abgerufen im Dezember 2024

  • Bis 1922 behielten 1.000 Mark ihr Äußeres aus der Vorkriegszeit. Dann wurden Scheine in neuem Design gedruckt. : © Historisches Archiv des OSV

Marthas Tausend

Schon wieder ein Sparbuch. Diesmal sehen Sie das Innenleben. Ausgestellt wurde das Exemplar von der Gemeinsparkasse Zschorlau im Erzgebirge für die achtjährige Martha. Gemäß der Satzung von 1907 waren dabei 30 Pfennige Gebühr fällig. Der Kassierer Max Neubert machte dazu eine Notiz. Vergleichsweise hoch fiel die Einzahlung aus. Tausend Mark.

Zum Vergleich: Im benachbarten Aue kostete damals beispielsweise ein Kinderkleid 80 Mark, ein Pfund Weizengrieß 6,50 und ein Pfund Apfelmus 5,50 Mark. Ein Pfund Kernseife machte elf Mark. Wegen der fortschreitenden Inflation hatte die Währung leider nur noch einen Teil ihres Vorkriegswertes. Durch die Hyperinflation 1923 wurde sie vollkommen ruiniert.

Die Sparkassenkundschaft konnte jedoch auf eine Entschädigung hoffen. Sparbücher waren zur Aufwertung anzumelden. In Marthas Fall geschah das vor genau 100 Jahren. 1.000 „Papiermark“ entsprachen am 4. Januar 1922 lediglich 25,20 „Goldmark“. Die Kundin bekam letztlich 7,70 Reichsmark gutgeschrieben. Dies lag daran, dass die Sparkasse nur einen Teil ihrer durch die Inflation entwerteten Geldanlagen wiederherstellen konnte.

  • © Historisches Archiv des OSV

Heimgekehrt

Heute ist es heimgekehrt. Zusammen mit der Wanderausstellung „Ein Buch weckt Erinnerungen“. Die Rede ist vom ältesten Sparkassenbuch, das im Rahmen des 200. Jubiläums der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam in den Filialen Lübben und Luckau zu sehen war. Sein Äußeres ist schlicht. Außergewöhnlich erscheint das Schleifchen zum Verschluss.

Zwei Aufkleber befinden sich auf dem Deckel. Ausgestellt wurde das Quittungsbuch 1890 bei der Geschäftsstelle der Hauptsparkasse der Niederlausitz in Lübben. Das war die Neben-Sparkasse A. Zwei Jahre später erfolgte auf Grundlage eines Amtsgerichtsbeschlusses ein vorübergehender Sperrvermerk für Auszahlungen.

Zu lesen ist, dass Kunden ihren Kontostand kontrollieren sollten. Für jede Zweigstelle druckte die Sparkasse nämlich nach dem Jahresende eine Kontenliste mit Angabe der Nummern und zugehörigen Guthaben inklusive der Zinsen. Diese erhielt der Kunde damals in Lübben beim Rendanten, dem Hauptsparkassenbuchhalter Julius Rumpel.

Differenzen mussten fristgerecht zum Beispiel beim Kurator angezeigt werden. Diese Aufsichtsperson der Filiale war hier der sogenannte Landesbestallte Florentin Schneider. In Paragraph 15 der Satzung, die Bestandteil jedes Sparbuchs war, steht dazu:

„Geschieht dies nicht vor Ablauf des Kalenderjahres, so geht der Einleger seines Rechtes auf den Mehrbetrag, den sein Quittungsbuch gegen die gedruckte Nachweisung und das Contobuch der Kasse ergibt, verlustig, jedoch mit Vorbehalt seines Regresses an den betreffenden Rendanten.“