• © Historisches Archiv des OSV

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Jubiläumsvorbereitung? Gern mit uns!

Unsere Mitgliedssparkassen gehören zu den ältesten, heute noch bestehenden Unternehmen vor Ort. Ein guter Grund zum Feiern. Mit allen. Insbesondere dann, wenn der 200. Geburtstag vor der Tür steht. Und insbesondere deshalb, weil „Sparkasse“ seit jeher bedeutet, für die Menschen vor Ort da zu sein.

Die Gründungsdaten und anstehenden Jubiläen stets im Blick, haben wir ein umfangreiches Serviceangebot entwickelt, um als zuständiger regionaler Sparkassenverband bestmöglich unterstützen zu können. Nach dem Baukastenprinzip stehen einerseits Standards bereit. Mit wenig Aufwand kann zum Beispiel unsere modulare Ausstellung „Geldgeschichte(n)“ in den unterschiedlichsten Filialen unkompliziert aufgebaut und gezeigt werden. Begleitet wird sie durch Material für Schulklassen sowie einen Schnellüberblick, um im Gedächtnis bleibende Führungen sowie kurzweilige Lernangebote gewährleisten zu können. Andererseits stellen wir uns seit Jahren immer wieder gern auf individuelle Wünsche ein. Seien es Chronikprojekte, die Ausleihe von eindrucksvollen Objekten aus unserer umfangreichen Sammlung zur Sparkassen- und Geldgeschichte – auch in Ergänzung zu den standardisierten Ausstellungen – oder die Lieferung digitalisierter Bilder und Fotos, die den Sparkassenalltag früherer Jahre vortrefflich veranschaulichen, es gibt viele Dinge, die wir realisieren und wo wir weiterhelfen können.

Ein Fundus, den wir gern zur Verfügung stellen, ist unser Wissen über Jubiläumsprojekte anderer Häuser. Hier gilt: Machen Sie unseren Erfahrungsschatz zu Ihrem Reichtum! Wir blicken über den eigenen Tellerrand, werten lokale Aktionen aus und sammeln Material zu nachahmenswerten abgeschlossenen Projekten. Auf diese Weise entstand und entsteht mit der Zeit eine umfangreiche Wissensbasis, auf deren Grundlage wir beraten und die Jubiläumsplanung aus historischer Sicht optimal begleiten können. Und natürlich entstehen auf dieser Basis auch ganz neue Ideen, deren Umsetzung mitunter eine spannende Herausforderung ist. Menschen mitzunehmen und zu begeistern, gute Ideen zu verbreiten und in viele Regionen zu tragen, ist ein wunderbares Ziel, an dem wir gern mitwirken.

  • In unserer Wanderausstellung „Ein Buch weckt Erinnerungen“ finden sich viele persönliche Geschichten, wie die von Elsa (rechts im Bild) und ihrem Mann Fritz, der im Zweiten Weltkrieg sein Leben ließ. : © Historisches Archiv des OSV

„Wenn Du diese Zeilen in den Händen halten wirst, bist Du eine Soldatenfrau …“

Heute vor einem Jahr begann ein Krieg in Europa, der für viele fernab jeder Vorstellungskraft lag. Russlands Invasion in der Ukraine hat Dimensionen erreicht, die für lange Zeit tiefe Narben hinterlassen werden. Auf beiden Seiten sterben jeden Tag Menschen. Wie viele Zivilisten und Soldaten bisher ihr Leben ließen, weiß niemand so genau. Es liegen nur Schätzwerte vor. Doch betroffen sind inzwischen unzählige Familien. Was Krieg für jeden einzelnen tatsächlich bedeutet, wird uns erst bewusst, wenn Erlebtes wach gehalten und geteilt wird. Erst dann wird Abstraktes sehr konkret. Das Konkrete berührt und brennt sich tief in unser emotionales Gedächtnis ein. Im besten Falle mahnend und warnend. Das ist unsere große Hoffnung, wenn wir Zeitzeugenberichte für die Nachgeborenen bewahren. 

Von nie verheilten Wunden, die der Zweite Weltkrieg Menschen zufügte, berichteten uns Sparerinnen und Sparer noch Jahrzehnte später. Im Rahmen unserer Wanderausstellung „Ein Buch weckt Erinnerungen“ zeichneten wir viele dieser Familiengeschichten im Jahr 2013 auf, machten sie der Öffentlichkeit in Text und Bild zugänglich. Darunter auch die Geschichte von Elsa und Fritz. Durch Flucht und Vertreibung verloren beide nicht nur ihre Heimat, sondern auch sich selbst als glückliches Paar. Ihr kleiner Sohn Helmut wuchs ohne Vater auf. Fritz kam aus dem Krieg nicht zurück. Sein Grab ist unbekannt. Im März 1945 ahnte er sein unheilvolles Schicksal bereits. Er schrieb:

Meine liebe Elsa!
Wenn Du diese Zeilen in den Händen halten wirst, bist Du eine Soldatenfrau. Wie wir da unten ankamen und ich mich melden mußte, drückten sie mir gleich die Einberufung in die Hand, und auch noch ganz kurzfristig, nach langem Bitten, ließ man mir noch 3 Tage Zeit. Ich bin so bald wie möglich auf die Bahn und nach Wolfen, wo ich euch bestimmt anzutreffen glaubte. Entsetzlich die Enttäuschung. Meine liebe Elsa glaub aber nicht, daß ich Dir die Schuld gebe. Die Schuld liegt bei mir […] Wie lebt ihr denn dort und behandelt man Euch gut? Alles ist schrecklich wenn man darüber nachdenkt. Wie soll das mit der Ernährung und Feuerung werden? Überall so eine Not, die wir nun doppelt spüren, wo wir bisher davon verschont geblieben sind. Was werden die Klein-Priebuser machen? […] Ich hab Dich lieb gehabt und ich danke Dir für alles. Du hast bestimmt gehalten, was Du im kleinen Kirchlein von Podrosche versprochen hast und lass nun all Deine Liebe und Fürsorge unserem ganzen Glück, unserem lieben Jungen, unserem Helmut angedeihen. Wie oft habe ich mich auf der Straße umgedreht, wenn einer so schnattert, hell und freudig Vati rief, nicht daran denken!
Sollte es das Schicksal wollen, daß wir uns nicht mehr wiedersehen, so denk an mich, wo ich Euer Bestes gewollt habe. Nun drück ich noch mal Deine lieben Hände und küsse Deinen lieben Mund
Dein Fritz 

Ein Brief mit bestürzender Aktualität. Dass solche Zeilen nie mehr verfasst werden müssen, ja, für immer der Vergangenheit angehören und Völker im Sinne der Charta der Menschrechte in Frieden zusammenleben können, dafür lohnt es sich einzustehen und zu kämpfen. 

 

  • "Riediger-Lieblingsmotiv" unserer derzeitigen Praktikantin, Plakat von 1960 : © Historisches Archiv des OSV

  • 1957 stellen die "Blätter der Sparkassenpraxis" das neue Logo von Siegfried Riediger zur Diskussion. Es ist einfach, übersichtlich und einprägsam, kann beliebig verkleinert und vergrößert sowie in jedem Material ausgeführt werden, heißt es seinerzeit. Verwendung soll es unter anderem als Neonbeleuchtung an den Vorderfronten, auf Transparenten, Werbeaufstellern und Vordrucken finden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ein Jahr zuvor berichten die "Blätter der Sparkassenpraxis" von einer schon länger bestehenden Diskussion über die Notwendigkeit und Nützlichkeit eines Sparsymbols. Es sollte ein sinnvolles, ständig wiederkehrendes, aber auch formschönes Zeichen sein, das zur Popularisierung des Spargedankens beitrug. Für die Beschäftigten in den DDR-Sparkassen erfolgte ein Preisausschreiben, denn man war mit den bisherigen Entwürfen von beauftragten Grafikern noch nicht zufrieden (im Bild 1-6). : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Preisausschreiben stieß im ganzen Land auf große Resonanz. Viele beteiligten sich an diesem kreativen Ideenwettbewerb, der auf insgesamt 280 Einsendungen kam. Es heißt, dass die prämierten Entwürfe den Vorstellungen vom neuen Symbol zwar sehr nah kommen würden, jedoch nicht alle Anforderungen an ein Signet erfüllten. Erst der Entwurf von Siegfried Riediger, einem Profi, konnte letztendlich überzeugen und auch in jeglicher Form umgesetzt werden. : © Historisches Archiv des OSV

Was bleibt oder Wer war Siegfried Riediger?

Vielleicht kennen Sie das ja auch: Man sieht ein tolles Plakat, hält ein wunderschön illustriertes Buch oder Spiel in den Händen, greift sich einen interessant wirkenden Flyer und nimmt ihn mit. In aller Regel lautet die erste Frage da nicht: Wer hat das denn gestaltet? Eher sind es die Inhalte, die eindrücklichen Bilder, Farben, Formen, Möglichkeiten der Interpretation, die einen interessieren.

Auf diese Weise geraten Gebrauchsgrafiker oft in Vergessenheit. Heutzutage trifft man gar vermehrt auf Agenturnamen. Der Mensch, mit seinen pfiffigen Ideen und einer spannenden Umsetzungsvariante, tritt in den Hintergrund. Ganz anders als bei Künstlern sind die Lebenswege und Schaffensprozesse schwer zu rekonstruieren, wenn es keinen Vor- oder Nachlass gibt bzw. es sich nicht um einen sehr bekannten Kreativen wie Otl Aicher handelt.  

In der Werbegeschichte der DDR-Sparkassen gibt es einen „großen Namen“: Siegfried Riediger. Ihm verdanken wir zahlreiche Plakate, Flyer, Lesezeichen, Stundenpläne, Diapositive etc., die wir im Historischen Archiv des OSV sichern und inzwischen selbstverständlich auch als Digitalisat vorliegen haben.

Heute jährt sich nicht nur sein 20. Todestag. Vor 65 Jahren entwarf Riediger auch das neue Logo für diese Kreditinstitute, das in der Wendezeit 1990 durch das rote Sparkassen-S abgelöst worden ist. Durch intensive Recherchen konnten wir einige Informationen zur Person Siegfried Riediger zusammentragen:

Geboren wurde er am 23. Januar 1918 in Friedersdorf bei Zittau. Mitte der 1920er Jahre erfolgte der Umzug nach Dresden. Dort ging Riediger zur Schule und startete anschließend eine Lehre als Gebrauchsgrafiker im Atelier des Grafikers Otto Rönsch. Was so einfach klingt, war schwer durchzusetzen. Denn sein Vater, ein höherer Beamter, hatte andere Pläne. Der Sohn sollte in seine Fußstapfen treten, im Büro eine Ausbildung beginnen. Doch mit Zahlen, so berichtete uns seine Tochter, hatte der junge Riediger wenig am Hut. Also lernte er zwischen 1933 und 1937 von der Pike auf das Designhandwerk. Dass sich diese Entscheidung einmal als sehr nützlich erweisen würde, ahnte wohl zu dieser Zeit noch niemand.

Wie viele andere junge Männer, wurde auch Riediger zum Kriegsdienst eingezogen. Über diese Jahre rettete ihn sein Talent zum Zeichnen. Er kam in einen Bereich, wo Transportwege abgebildet werden mussten. Am Ende des Zweiten Weltkrieges geriet er in Gefangenschaft. Und wieder half ihm sein Können. Amerikanische Offiziere ließen sich gern von ihm porträtieren. Dafür erhielt er zusätzliches Essen und Trinken sowie Zigaretten. Dies teilte der eher kleine und schmale junge Mann mit einem Freund, der groß und kräftig gebaut war und durch die kargen Rationen stets hungrig blieb. Viele Jahre nach dem Krieg, so erinnerte sich seine Tochter, erhielt die Familie aus tiefer Dankbarkeit immer mal wieder Pakete von diesem. Riediger war im Lager zum „Lebensretter“ geworden. Sein Freund unterstrich: „Ohne Dich wäre ich nicht durchgekommen.“

1946 kehrte Riediger aus der Kriegsgefangenschaft nach Dresden zurück. Bis 1950 leitete er das grafische Atelier der Rekuto‐Film KG Dresden. Die Firma wurde später in die Deutsche Werbe- und Anzeigen-Gesellschaft, DEWAG‐DIA‐Film, überführt. Die Festanstellung gab er zugunsten einer freischaffenden Tätigkeit auf. Fortan übernahm er unter anderem Aufträge für die Sparkassenorganisation. Diese fand sich mit der Auflösung der Regionalverbände 1952 einerseits zentral im Ministerium der Finanzen, HA 5 Kreditwesen als Abteilung Sparkassen und andererseits regional auf Bezirksebene in der Abteilung Finanzen als Hauptreferat Banken und Sparkassen wieder. Bis Mitte der 1970er Jahre stand für die Sparkassenwerbung in der DDR ein Werbeetat zur Verfügung, der durch die „Anordnung zum sparsamen Einsatz materieller und finanzieller Fonds für Werbung und Repräsentation“ vom 23. Januar 1975 auf ein Minimum reduziert wurde. Da die erste Kürzung bereits 1971 erfolgt war, wurde Werbung in der DDR, wie sie die westdeutsche Konsumgesellschaft kennt, damit quasi eingestellt. Für die Kundschaft der Sparkassen gab es in den folgenden Jahren bei Bedarf Informationsmaterial ohne werblichen Charakter. 

Die Aufträge an Riediger liefen über die DEWAG. Durch die zentralistisch organisierte Werbewirtschaft in der DDR hatte sie für das Inland eine Monopolstellung inne. Als Riediger 1951 in seine Selbständigkeit startete, erlebte er ein Land im Aufbruch, mit einem bedeutenden Wirtschaftswachstum in den 1950er Jahren. Das färbte auch auf die Werbewirtschaft ab, bei der stilistisch in Ost und West das unmittelbare Anknüpfen an die Vorkriegswerbung zu beobachten ist. Obwohl die Herstellung moderner Werbemittel zunahm, wie Dias und kurze Filme für die Kinowerbung, standen Plakate und Anzeigen noch immer im Vordergrund. In der DDR dienten Plakate insbesondere der „Sichtagitation“ im Sinne der Parteipolitik. Der Fokus lag nicht wie im anderen Deutschland auf der Nachfragesteuerung, sondern auf der Informations- und Erziehungsfunktion. Die 1960er Jahre lebten werbetechnisch vom „Erstarken des Einzelhandels“. Warenpräsentation und Schaufenstergestaltung mit Konsumgütern wurden wichtig. Der Deutsche Fernsehfunk DFF etablierte das Werbefernsehen mit kurzen TV-Spots.

Riediger ging mit der Zeit und versuchte, Gestaltungsspielräume zu nutzen, Lebenswirklichkeiten auf positive Art und Weise einzufangen. Seine Qualitätsansprüche waren hoch, die Arbeitsweise gewissenhaft. Er nahm Papier und Bleistift, skizzierte seine Ideen, fertigte Entwürfe an. Im Anschluss füllte er die Bleistiftzeichnungen mit Farbe. Riediger war sehr selbstkritisch, verwarf viel, sodass sich der Papierkorb füllte. Wenn es „noch nicht passte, was er im Kopf hatte“, begann die Arbeit von vorn, konnte die Tochter über den Vater berichten. Woran sie sich auch noch sehr gut erinnern konnte, sind seine Fahrten nach West-Berlin vor dem Bau der Mauer 1961. Denn er brauchte Farben, gute Pelikan-Farben. Die DDR-Produkte genügten seinen Ansprüchen nicht. Von „drüben“ schickte er kleine Päckchen nach Hause, so als kämen sie von einem guten Freund.

Zwischen 1964 und 1968 war Siegfried Riediger Kandidat im Bezirksverband Dresden, Sektion Gebrauchsgrafik. Im Jahr 1968 wurde die Kandidatur nicht mehr verlängert, er wurde als Mitglied nicht aufgenommen. Warum das so war, wissen wir nicht. Möglicherweise hatte das politische Gründe. Als Riediger im Jahr 2002 verstarb, gab es kein Werkverzeichnis. Im Familienarchiv schlummern noch Entwürfe und Arbeiten für viele andere Einrichtungen. Der gesamte Umfang seines Schaffens ist bis heute noch nicht vollständig dokumentiert. Eine Grabstätte mit seinem Namen gibt es nicht. Die Bestattung auf dem Heidefriedhof Dresden erfolgte anonym.

*Quellen: eigene Recherchen, Akademie der Künste Berlin, Interview mit der Tochter im Jahr 2016 sowie zur Geschichte der Werbung das Buch „Werbung: Lehr-, Studien- und Nachschlagewerk“ in seiner 3. Aufl. 2003 von Professor Ingomar Kloss

 

  • Otl Aichers Entwürfe begeisterten und überzeugten, sodass die Erarbeitung eines Regelwerks im September 1971 zur "vordringlichsten Aufgabe" erklärt wurde. Die Abnahme und Druckfreigabe erfolgte im April 1972 durch Aicher selbst. Herstellung und Verteilung an alle Sparkassen übernahm im Mai der Deutsche Sparkassenverlag. : © Historisches Archiv des OSV

  • Gestaltungsbeispiele für Drucksachen : © Historisches Archiv des OSV

  • Für Aicher eine bedeutende visuelle Konstante - das rote Sparkassen-S : © Historisches Archiv des OSV

  • „Fahnen sind Plakate, denen der Wind Leben einhaucht", so der Deutsche Sparkassenverlag. Kein Wunder also, dass Aicher diese mitdachte bei seinen Entwürfen für die Außenwerbung und dass sie heutzutage immer noch beliebtes Werbemittel sind. : © Historisches Archiv des OSV, photothek.net

  • Das alte Aicher-S schmückte den Eingang einer SB-Filiale in Bad Dürkheim seit 1993. Im März 2021 wurde es demontiert und ist nun sicher verwahrt im Historischen Archiv des OSV. : © Sparkasse-Rhein-Haardt

  • Seit 2004 haben wir in der S-Finanzgruppe ein schmaleres, modern anmutendes Sparkassen-S. Doch wenn man sich aufmerksam umschaut, findet man außen wie innen noch immer an davor sanierten Sparkassengebäuden das alte Aicher-S, wie hier in Finsterwalde im Januar 2022. : © Historisches Archiv des OSV

50 Jahre rotes Sparkassen-S

Ende Mai 1972 war es geschafft: Alle Sparkassen der alten Bundesrepublik hatten nun das Handbuch zum neuen Erscheinungsbild der Sparkassenorganisation auf dem Tisch. Und natürlich ging es nicht nur um ein strahlendes rotes Sparkassen-S. Es ging um viel mehr. Denn zum ersten Mal war ein allumfassendes Regelwerk für einen einheitlichen, modernen Auftritt der S-Finanzgruppe realisiert worden. Jede Kundin, jeder Kunde sollte sofort und vor allem überall erkennen: Aha, da ist sie ja, meine Sparkasse.

Was Otl Aichers kreatives Wirken hervorbrachte, war zukunftsweisend. Mit ihm hatte die Organisation einen Designer an ihrer Seite, der internationale Anerkennung genoss, bereits für die Lufthansa oder die Olympischen Spiele 1972 schöpferisch tätig war. Bis heute bilden seine Ideen die Grundlage für Modifizierungen und Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen. Zur Entwicklung des Logos haben wir an dieser Stelle bereits ausführlich informiert. Auch dort zu finden ist die Antwort zu einer kürzlich eingetroffenen, sehr interessanten Anfrage, warum 1981 das Sparkassen-S in der eigenen Heimatstadt noch blau war. Die Gründe sind tatsächlich vielfältig und wurden am 19. April 2022 im Kommentar zum Blog ausführlich dargestellt.

Werfen wir an dieser Stelle noch einmal einen genaueren Blick auf das, wofür die örtlichen Sparkassen sich vor 50 Jahren entscheiden konnten. Einerseits wurden visuelle Konstanten definiert. Dazu gehörten insbesondere das rote Sparkassen-S, der Schriftzug „Sparkasse“, die Hausfarbe „Sparkassenrot“ HKS 13 sowie die Hausschrift Helvetica und natürlich auch der bekannte Sparkassen-Slogan. Im Detail wurden Musterlayouts für Geschäftsvordrucke, wie Briefpapier, Visitenkarten oder das Sparkassenbuch, für Hausbroschüren, wie Geschäftsberichte, Jubiläumsschriften oder Hauszeitschriften, für die Außenwerbung, für Anzeigen, Bildschirmtext und für die Verbundfirmierung kreiert.

Der Werbedienst führte aus, dass nun ein Erscheinungsbild vorliege, „mit dem die Sparkassen – wie das überall positive Echo zeigt – sich voll identifizieren können; dies um so mehr, als im Neuen die positiven Werte es Alten, Traditionsgebundenen optimal integriert sind.“ Prägnanz und Kontinuität standen als Leitbegriffe im Vordergrund. Gleichzeitig wurde betont, dass mit dem Regelwerk kein Gesetzbuch, sondern vielmehr ein Handbuch vorliege, das „auf lange Sicht konzipiert worden“ sei. Ein „übereiltes Umstülpen bisheriger Formen“ sei nicht bezweckt. Vielmehr sollten die Sparkassen wohlüberlegt vorgehen, da alle Bereiche von den Neuerungen betroffen seien. Auch die Kosten mussten im Blick bleiben. Schlussendlich war allen Beteiligten bewusst, dass „für eine gewisse Zeit ein Nebeneinander von altem und neuem Erscheinungsbild“ präsent sein werde.

In der Einleitung zur Neuauflage des Regelwerks 1989 wird Bilanz gezogen und herausgestellt:

1972 wurde für die Sparkassenorganisation zum Jahr des Aufbruchs. Erstmals setzte eine Veröffentlichung des Deutschen Sparkassenverlages Design-Maßstäbe: der rote Ordner „Sparkasse – Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild“. Die Neuorientierung im Sparkassenlager ließ nicht lange auf sich warten. Der Weg von den ersten Anfängen bis zur breiten Anwendung des optimierten Sparkassen-S, der Hausfarbe und -schrift war beeindruckend kurz. Nur zehn Jahre nach seiner Einführung lag das neue Signet in seiner korrekten Zuordnung zur Sparkasse bei 85 %, einem Wert, den sonst nur der Mercedes-Stern annähernd erreicht.

Diese Erfolgsgeschichte setzte sich mit der Wende 1990 auch in Ostdeutschland in einem rasanten Tempo fort. Im Ergebnis waren die ehemaligen Sparkassen der DDR schneller auf das einheitliche Erscheinungsbild umgestellt, als so manches altehrwürdige westdeutsche Haus.

  • Altes Sparbuch, deformiert durch Flucht und Vertreibung während des Zweiten Weltkrieges; mit deutlichen Spuren der Vergangenheit - einem Fußabdruck, der mahnt, warnt, zum Nachdenken zwingt. : © Historisches Archiv des OSV

  • Im Rahmen der Ausstellung „Sparen – Geschichte einer deutschen Tugend“ im Jahr 2018 wurde das Sparbuch erstmals einem internationalen Publikum im Deutschen Historischen Museum in Berlin zugänglich gemacht. : © Historisches Archiv des OSV

  • Es gehörte der kleinen Charlotte. Sie wurde 1931 in Danzig geboren, ging in Danzig-Ohra zur Schule und führte ein ganz normales Leben, bis der Krieg ausbrach ... : © Historisches Archiv des OSV

Wenn das Leben aus den Fugen gerät

Krieg, Flucht, Vertreibung – diese Begriffe würde wohl jeder von uns gern aus seinem Wortschatz streichen. Wie fragil der Frieden sein kann und dass er nicht selbstverständlich ist, das erleben wir seit nunmehr zwei Monaten unmittelbar und bedrohlich nah.

Unsere Welt ist kein sicherer Ort. Mehr als 20 Kriege werden derzeit geführt. Das bedeutet auch Gewalt, Zerstörung, Not und Elend. Leidtragende sind stets unschuldige Zivilisten und unter ihnen vor allem die Kinder. Für sie und ihre Zukunft sind wir als Erwachsene im besonderen Maße verantwortlich. Nichts ist in diesem Zusammenhang zu entschuldigen, zu rechtfertigen oder gar mit irgendetwas zu erklären.

Was können wir, die wir täglich mit unserer Geschichte, mit Informationen und Archivalien umgehen, tun? Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Ja. Aber: Wir können sorgsam mit Sprache umgehen, uns stets mit der Darstellung von  Rechercheergebnissen der Wahrheit verpflichtet fühlen. Mit Publikationen, Ausstellungen, Schulungen, Filmen und vielem mehr tragen wir in der Öffentlichkeit dazu bei, dass auch die Schrecken von Kriegen in Erinnerung bleiben. Wir als Deutsche stehen noch immer in einer besonderen Verantwortung. Diese versuchen wir durch unsere Arbeit wahrzunehmen. Denn was zwei Weltkriege angerichtet haben, wie Menschen nicht nur gelitten, sondern millionenfach zu Tode gekommen sind, das darf weder in Vergessenheit geraten noch verharmlost werden.

So begreifen wir es als wichtige Aufgabe, auch Kriegserlebnisse zu bewahren. In Gesprächen mit älteren Zeitzeugen aus unseren Sparkassen kommt gerade dieses Thema immer wieder zur Sprache. Wir zeichnen persönliche Erinnerungen auf, sammeln Objekte, die für sich genommen, einzigartig sind und der Dokumentation dienen. Besonders berührende Zeitzeugnisse von Müttern und Kindern auf der Flucht konnten wir zum Beispiel für die Nachwelt sichern, als wir vor einigen Jahren eine Wanderausstellung rund um das Sparbuch – dem ersten Produkt der Sparkassen – konzipierten. Sehe ich heute Kriegsbilder, Kinder auf der Flucht, dann habe ich stets auch das Sparbuch der kleinen Charlotte vor Augen. Für mich das eindrucksvollste, mit vielen Emotionen verbundene Objekt in unserem Archiv.

Es erzählt davon, wie ein kleines Mädchen sich mit der Mutter während des Zweiten Weltkrieges auf den Weg gen Westen macht. Fort aus Danzig. Besonders tragisch: Schon im Kindesalter verliert Charlotte bei einer der vielen Luftschutzübungen durch eine Fehlzündung das rechte Augenlicht. Auch eine Operation kann ihr nicht helfen. So bekommt das Kind eine Entschädigung von 1000 Reichsmark, mündelsicher auf einem Sparkassenbuch von der Versicherung gutgeschrieben. Es soll ihre Zukunft sichern. Beim Packen der Sachen für die Flucht rettet die Mutter natürlich auch das Büchlein, versteckt es als Einlegesohle im Schuh. Beide überleben. Zum Glück. Doch durch Flucht und Vertreibung ist das Geld auf dem Sparbuch wertlos geworden. Es kommt auch später zu keiner Auszahlung oder Umwertung.

„Nie wieder Krieg!“ – ein schöner Gedanke, den wir nicht aufgeben dürfen. Privilegiert in den Frieden hineingeboren werden und in ihm leben? Das sollte im Sinne der bereits 1948 verfassten Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu den Menschenrechten eigentlich selbstverständlich sein. Dass wir inzwischen davon weiter entfernt sind, als für das 21. Jahrhundert erhofft, dass Kinder heutzutage – auch in Europa – wieder in derselben Situation sind, wie die kleine Charlotte damals, macht fassungslos und sehr nachdenklich. Gerade den Kindern sind wir alle eine friedliche, eine gewaltfreie Zukunft schuldig. Die Mächtigen dieser Welt müssen daran erinnert werden und entsprechend agieren: Deeskalieren, im respektvollen Gespräch bleiben, verhandeln und natürlich auch weiter abrüsten – gibt es tatsächlich eine andere Alternative, um gut mit- und nebeneinander leben zu können?

  • Schauen Sie doch heute einfach einmal beim Ostdeutschen Sparkassenverband auf Instagram vorbei und entdecken Sie unser Archiv-#Flashbackfriday-Angebot. : © Historisches Archiv des OSV

Der Weltspartag ist für mich …

eine never-ending story. Allen Unkenrufen zum Trotz ist dieser rhythmisch wiederkehrende, ganz besondere Aktions- und Marken-Tag Ende Oktober nach wie vor präsent. Mit großen Schritten steuert er nun auf sein Hundertjähriges im Jahr 2024 zu. Zweifel an seinem Fortbestehen kommen nicht auf, blickt man auf seine interessante Rezeptionsgeschichte.

Inhaltlich gesehen, war er über die Jahrzehnte mehr als erfolgreich. Denn der Spargedanke ist tief verankert in der Bevölkerung. Insbesondere in Krisenzeiten werden Rücklagen verstärkt gebildet, was die Zahlen zur Entwicklung der Spareinlagen eindrucksvoll belegen. Allein im „Coronajahr“ 2020 stieg die Sparquote in Deutschland laut Statistischem Bundesamt auf 16,3 Prozent. Dass von 100 Euro Einkommen mehr als 16 Euro auf die „hohe Kante“ gelegt wurden, hat Rekordniveau. Betrachtet man Europa insgesamt, so ist festzuhalten, dass die Menschen sparen und mit etwa 27,3 Billionen Euro im Jahr 2020 sogar „so reich wie nie“ waren. Wenn auch die Vermögenslage auf den Einzelnen bezogen unbedingt differenziert zu betrachten ist, bleibt doch ein allgemeingültiges Fazit: „Sorge um die Zukunft“ bedeutet in ihrer Konsequenz „Sparen“ und damit Vorsorgen für schlechte Zeiten.

Aber auch formal gesehen, das heißt mit reinem Bezug zum Wort, oft verbunden mit allerlei Kindheitserinnerungen, hat der Weltspartag viel zu bieten. Ja, er hat nicht nur Einzug in die Fachliteratur gehalten und wurde mit einer Dissertation* bedacht, die – nebenbei erwähnt – auch Zahlen korrigierte, die lange fälschlicherweise im Umlauf waren, sondern ihm wurde und wird in der Gegenwartsliteratur auch ein schönes, die Zeiten überdauerndes Denkmal gebaut. So nimmt uns zum Beispiel Claus Hant als Erfinder des „Bullen von Tölz“ in seinem kurzweiligen Krimi „Weltspartag“ von 2007 mit in die Welt der Banker. Ein Mord ist aufzuklären, denn der Leiter der Kreditabteilung der örtlichen Genossenschaftsbank wurde erschossen. Mutter Resi fürchtet um ihr Erspartes. Es gibt also viel zu tun für den Polizisten.

Eine, wie ich finde, der schönsten Anekdoten rund um den Weltspartag stammt von Wladimir Kaminer. In seinem Buch „Ich bin kein Berliner: Ein Reiseführer für faule Touristen“ von 2010 beschreibt er in „Berliner Musik“ das Unterwegssein „an einem besonderen Tag“ – dem Weltspartag. Mit seinem so typischen, unverwechselbar lakonischen Humor bringt er die konträren Lebenswirklichkeiten in West und Ost auch bei diesem Thema wunderbar auf den Punkt. So erfährt der Leser, wie wichtig dieser Tag „schon immer“ in Westdeutschland und Westberlin war, und wie anders es sich doch in der DDR oder der Sowjetunion damit verhielt:

In Ostdeutschland gab es immer mehr Geld als Waren, deswegen war die gesamte Geschichte der DDR ein einziger langer Weltspartag. Bei uns in der Sowjetunion gab es weder Geld noch Waren, also blieb uns dieser Festtag des Sparens erspart.

Mit derbem Witz wartet auch der Kabarettist und Autor Stephan Franke auf. In „Der Kenner stirbt im Frühling, eine fantastische Bestattersatire“ wird unter anderem von einem überforderten Filialleiter berichtet, der mit den Werbemaßnahmen zum Weltspartag so gar nichts anzufangen weiß, von der Zentrale und ihren Vorgaben einfach nur genervt ist. Er soll sich um nichts weniger kümmern als um die zwei Geldsäcke tragenden Sparzwerge Dispo und Giro. Beide sollen jeweils ein rotes bzw. grünes Zipfelmützchen tragen. Doch die fehlen in der Lieferung des Werbematerials und müssen nun mühsam gebastelt werden. Am Ende erinnern die Zwerge jedoch eher an ständig in sich zusammensackende Mafiosi, die „mit ihren grimmigen Mienen sicher nicht dazu beitrugen, dass unsere Jüngsten zum frohen Befüllen ihrer Spardosen animiert werden können.“

Selbstverständlich gibt es auch zahlreiche Autoren, die von ihren Kindheitserlebnissen am Weltspartag ganz neutral, manchmal sogar etwas melancholisch in ihren Geschichten berichten. Auf diese Weise lässt sich, auch wenn man den Weltspartag als Kind nie selbst erlebt hat, etwas vom Flair dieses besonderen Tages erahnen: Geschmückte Filialen mit gut gelaunten Angestellten und fröhlicher Kundschaft, aufgeregte Kinder, die ihre vollen Sparschweine leeren und vielleicht ihr erstes Sparbuch erhalten, Münzzählmaschinen im Dauereinsatz und Geschenke über Geschenke. 

Wo darf der Weltspartag natürlich auch nicht fehlen? Ganz klar in Ratgebern rund um allerlei Spartipps und in Unterrichtsmaterialien, wo zum Beispiel Lückentexte in Deutsch auszufüllen oder Aufgaben zu Guthaben, Zinsen, Ausgaben und mehr in Mathe zu lösen sind.

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*Lesetipp, wenn man das Thema „Weltspartag“ in all seinen Facetten kennenlernen möchte: Belvederesi-Kochs, Rebecca Raffaela: Zwischen „moralischer Anstalt“ und vertriebsorientiertem Finanzdienstleister. Die Organisationskultur der Sparkassen unter besonderer Berücksichtigung des Weltspartags. Aachen, 2010. Zugl.: Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2010 | Erster Internationaler Sparkassenkongress 1924 in Mailand – Teilnahmezahlen (S. 68): ca. 7.260 Sparkassen aus 27 Nationen, überwiegend aus Europa, mit insgesamt 352 Delegierten.