• Bis 1922 behielten 1.000 Mark ihr Äußeres aus der Vorkriegszeit. Dann wurden Scheine in neuem Design gedruckt. : © Historisches Archiv des OSV

Marthas Tausend

Schon wieder ein Sparbuch. Diesmal sehen Sie das Innenleben. Ausgestellt wurde das Exemplar von der Gemeinsparkasse Zschorlau im Erzgebirge für die achtjährige Martha. Gemäß der Satzung von 1907 waren dabei 30 Pfennige Gebühr fällig. Der Kassierer Max Neubert machte dazu eine Notiz. Vergleichsweise hoch fiel die Einzahlung aus. Tausend Mark.

Zum Vergleich: Im benachbarten Aue kostete damals beispielsweise ein Kinderkleid 80 Mark, ein Pfund Weizengrieß 6,50 und ein Pfund Apfelmus 5,50 Mark. Ein Pfund Kernseife machte elf Mark. Wegen der fortschreitenden Inflation hatte die Währung leider nur noch einen Teil ihres Vorkriegswertes. Durch die Hyperinflation 1923 wurde sie vollkommen ruiniert.

Die Sparkassenkundschaft konnte jedoch auf eine Entschädigung hoffen. Sparbücher waren zur Aufwertung anzumelden. In Marthas Fall geschah das vor genau 100 Jahren. 1.000 „Papiermark“ entsprachen am 4. Januar 1922 lediglich 25,20 „Goldmark“. Die Kundin bekam letztlich 7,70 Reichsmark gutgeschrieben. Dies lag daran, dass die Sparkasse nur einen Teil ihrer durch die Inflation entwerteten Geldanlagen wiederherstellen konnte.

  • © Historisches Archiv des OSV

Heimgekehrt

Heute ist es heimgekehrt. Zusammen mit der Wanderausstellung „Ein Buch weckt Erinnerungen“. Die Rede ist vom ältesten Sparkassenbuch, das im Rahmen des 200. Jubiläums der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam in den Filialen Lübben und Luckau zu sehen war. Sein Äußeres ist schlicht. Außergewöhnlich erscheint das Schleifchen zum Verschluss.

Zwei Aufkleber befinden sich auf dem Deckel. Ausgestellt wurde das Quittungsbuch 1890 bei der Geschäftsstelle der Hauptsparkasse der Niederlausitz in Lübben. Das war die Neben-Sparkasse A. Zwei Jahre später erfolgte auf Grundlage eines Amtsgerichtsbeschlusses ein vorübergehender Sperrvermerk für Auszahlungen.

Zu lesen ist, dass Kunden ihren Kontostand kontrollieren sollten. Für jede Zweigstelle druckte die Sparkasse nämlich nach dem Jahresende eine Kontenliste mit Angabe der Nummern und zugehörigen Guthaben inklusive der Zinsen. Diese erhielt der Kunde damals in Lübben beim Rendanten, dem Hauptsparkassenbuchhalter Julius Rumpel.

Differenzen mussten fristgerecht zum Beispiel beim Kurator angezeigt werden. Diese Aufsichtsperson der Filiale war hier der sogenannte Landesbestallte Florentin Schneider. In Paragraph 15 der Satzung, die Bestandteil jedes Sparbuchs war, steht dazu:

„Geschieht dies nicht vor Ablauf des Kalenderjahres, so geht der Einleger seines Rechtes auf den Mehrbetrag, den sein Quittungsbuch gegen die gedruckte Nachweisung und das Contobuch der Kasse ergibt, verlustig, jedoch mit Vorbehalt seines Regresses an den betreffenden Rendanten.“

  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

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  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

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  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

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  • © Sparkasse Mansfeld-Südharz

  • © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

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100 Jahre Weltspartag

!!! Sparkassengeschichtsblog seit 10 Jahren online !!!

Zwei Jubiläen auf einmal! Yippie! Jeder Weltspartag ist für uns tatsächlich ein doppelter Grund zum Feiern. Denn mit ihm wird auch unser Blog stets ein Jahr älter. Zum 90. Geburtstag gingen wir online. Mit ersten Beiträgen aus der vielschichtigen Welt der Sparkassengeschichte und Einblicken in die abwechslungsreiche Archivarbeit. Inzwischen sind mehr als 600 Beiträge erschienen. Auch Gastautoren kamen zu Wort. Spannend wird es in den nächsten Jahren weitergehen; der Wissensspeicher zur Entwicklung der Sparkassenorganisation weiter anwachsen. Versprochen.

Die zahlreichen Anfragen zeigen uns, dass die Inhalte auf großes Interesse stoßen. Insbesondere zu besonderen Anlässen wird unsere Expertise geschätzt. Unsere Bildsammlung erweist sich mit zunehmender Digitalisierung als ausgesprochen lohnende Ressource. Für die Praxis – und das freut uns zum Jubiläum sehr – war die damalige Entscheidung für einen Blog, der die über 200-jährige Geschichte unserer Sparkassen im Fokus hat, goldrichtig.

Dank ihm können wir Sie an dieser Stelle auf eine kurzweilige Zeitreise anlässlich des 100. Weltspartages mitnehmen – selbstverständlich auf Basis unserer umfangreichen Sammlungen in Bildern.

  • Fund in einer Akte der Gemeindeverbandssparkasse Leutersdorf in Sachsen : © Historisches Archiv des OSV/ Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

Fund der Woche

Seit über einem Jahr bin ich damit befasst, der Öffentlichkeitsarbeit der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien regelmäßig Artikel zu historischen Themen zu liefern. Dies geschieht zur Einstimmung auf das 200. Jubiläum des Instituts 2025. Thematisiert wurden zum Beispiel die Anfänge beim Spar- und Kreditgeschäft sowie die Einführung des Giroverkehrs. Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung zum modernen Universalinstitut stellt der Beginn des Wertpapiergeschäfts dar. Dazu erscheint demnächst ein Beitrag im Blog der Sparkasse.

Zur Finanzierung des Ersten Weltkrieges führte das Deutsche Reich 1914 Kriegsanleihen ein. Diese Papiere sollten von den Kapitalsammelstellen erworben und auch verkauft werden. Der Staat ließ die Sparkassen als Zeichnungsstellen zu. Sie waren weitverbreitet und betreuten Millionen Kundinnen und Kunden. Auf deren Geld wollte das Reich nicht verzichten. Bestehende Spareinlagen wurden umgeschichtet und neue Ersparnisse in die Wertpapiere investiert. Die Sparkasen durften diese dann für ihre Kundschaft verwalten, etwa in offenen Depots.

Die Kriegsanleihen waren als Volksanleihen gedacht. Mit viel Propaganda wurde an die patriotische Gesinnung appelliert. Außerdem brachten sie mehr Zinsen als das Sparbuch. Von 1914 bis 1918 gab es insgesamt neun Auflagen. Für den Staat kamen rund 97 Milliarden Mark zusammen. Das reichte nur für einen Teil der Kriegskosten. Die Reichsanleihen wurden als mündelsichere Anlage beworben. Die Rückzahlung war aber unsicher. Zunächst hoffte man, wie nach dem Sieg über Frankreich 1871, von Reparationszahlungen zu profitieren. Letztlich sollte die Wirtschaftskraft Deutschlands die Tilgung garantieren. Soweit die Propaganda.

Ich recherchiere nun konkret zu Vorgängerinstituten der oben genannten Sparkasse, um bei dem Thema einen regionalen Bezug herzustellen. Im Depositalbestand finden sich Akten einzelner Vorgängersparkassen. Doch nicht nur Fakten, sondern auch Abbildungen werden benötigt. Werbematerial ist besser geeignet als Schriftgut. Dieser Kriegsanleihe-Kalender liegt in einer Akte der Leutersdorfer Sparkasse. Dargestellt ist der Andrang bei der Zeichnung der siebten Kriegsanleihe im Herbst 1917. „Geld flüssig machen!“, „Bank zur Zeichnung beauftragen“, „Müller antelefonieren ob gezeichnet!“ „Hand Geld zur Schulzeichnung“ „7 h Stammtisch (Kriegsanleihe Abend)“ sowie „Zeichnung erhöhen!“ ist zu lesen. Denn am 18. Oktober war Zeichnungsschluss.

  • Sparki - das Maskottchen der Berliner Sparkasse - liebt den Geschichtsstrahl, teilte uns Katja Holzer von der Unternehmenskommunikation mit. : © Berliner Sparkasse

  • Auf dem Weg vom Foyer zu Besprechungsräumen und zur Kantine können sich Interessierte die Entwicklung der Berliner Sparkasse zwischen 1818 und 2024 anschauen. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Informationen zur Entwicklung der Werbung in der Hauptstadt finden sich im Schulungsbereich. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Ein Blick von der S-Bahn auf das neue Haus: Auch auf dem Einweihungsfest am 27. September 2024 fand unser Zeitstrahl großen Anklang, was uns sehr freut. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Punktlandung – Kooperation mit Leben erfüllt

Vor 14 Tagen erhielt unser Team im Rahmen der Kooperation offiziell die Schlüssel für das Archiv am neuen Standort der Berliner Sparkasse in Johannisthal. Die historischen Sammlungen zogen mit in ein Gebäude, das für die Beschäftigten eine moderne Arbeitswelt mit Wohlfühl-Flair bietet. Auf einem Rundgang konnten wir die Zufriedenheit der gerade erst eingezogenen Belegschaft förmlich spüren.

Auch wir dürfen diese inspirierende Umgebung in Zukunft nutzen, wenn es darum geht, die Bestände der Berliner Sparkasse weiter aufzuarbeiten, zu digitalisieren und für die Nachwelt wesentliche Dokumente und Objekte fachgerecht zu erhalten.

Wie sinnstiftend ein funktionsfähiges Unternehmensarchiv ist, können Gäste und Angestellte schon jetzt live erleben. Bereits Monate vor dem Umzug war klar, auch die 200-jährige Geschichte des Hauses darf am neuen Standort nicht fehlen. Eine optimale Kombination aus Tradition und Moderne wurde diskutiert. Ein Baustellenbesuch im November 2023 verdeutlichte: Die Präsentation der Geschichte als umfangreich bebilderter Zeitstrahl, der die wichtigsten Etappen in der Entwicklung der Sparkasse kurzweilig beleuchtet, sollte in einem viel frequentierten Bereich umgesetzt werden. Der Gang zur Kantine schien aus Archivsicht ein hervorragender Platz zu sein.

Dieser Vorschlag fand Anklang, sodass zu Beginn dieses Jahres Recherchen für Texte und Bilder einen Großteil unserer Arbeit für die Berliner Sparkasse ausmachten. Die grafische Umsetzung durch die Agentur Susanne Philippson Interior Design brachte es im wahrsten Sinne des Wortes auf den Punkt. Das Haus strahlt in jedem Bereich „Sparkassenmoderne“ aus und setzt neben Corporate-Design- auch historisch gelungene Akzente. So kann man vor Ort auf den Spuren Berliner Stadt- und Sparkassengeschichte wandeln und bekommt im Schulungsbereich darüber hinaus auch einen Einblick in die Entwicklung der Sparkassenwerbung in der Hauptstadt. Auch für dieses Vorhaben standen wir mit Rat und Tat zur Seite, lieferten Ideen und Bildmaterial.

  • In der Ausgabe 7 1965 der Zeitschrift Deutsche Finanzwirtschaft, Ausgabe Geld und Kredit/Versicherung, des Finanzministeriums berichteten Leitungskräfte der Pilotsparkasse von der Einführung 1964. : © Historisches Archiv des OSV

  • Covermotiv eines Werbefaltblatts der DEWAG mit dem Spargiro-Logo, 1964 : © Historisches Archiv des OSV

Spargirokonten zuerst in Berlin

Vor 60 Jahren begann in der DDR die Einführung von Spargirokonten, um den Sparverkehr zu rationalisieren. Es galt, die Zahl der aufwendig zu betreuenden Buchsparkonten zu reduzieren. Mit dem modernen Konto wollte der SED-Staat die Konzentration der Geldmittel der Bevölkerung bei den Sparkassen vorantreiben. Die Gehälter und Renten der Menschen sollten per Zahlung über das Spargirokonto automatisch dort landen.

Einfacher, bequemer und besser wurde es für die Kundschaft. Wer ein Spargirokonto besaß, bekam wie der Sparer drei Prozent Zinsen. Statt eines klassischen Sparbuchs gab es ein Spargirobuch. In diesem wurden Kontoauszüge aufbewahrt, welche die Buchungen belegten. Per Scheck oder Überweisung konnte über das Guthaben verfügt werden. Mit dem Konto konnten auch Daueraufträge zur Abbuchung eingerichtet werden.

Den Anfang machte die Sparkasse in Ost-Berlin. Die größte Sparkasse der Republik erprobte das neue Produkt, das die anderen Institute ab dem Folgejahr einführen konnten. So wollte es das Finanzministerium. Die Hauptstadtsparkasse bewarb die damals modernste Sparform mit Plakaten sowie mit Anzeigen und Artikeln in der Presse. Sparende erhielten verschiedene Informationsschreiben. Hauptsächlich wurde aber beim persönlichen Kontakt am Schalter geworben.

Im Ergebnis konnten vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1964 schon 4.368 Spargirokonten eingerichtet werden. Die Zahl der Sparkonten ging damals zwar zurück, doch nicht im erhofften Umfang. Das klassische Buchsparen wurde weiterhin gern genutzt, noch lange Zeit. Letztlich überstieg bei der Sparkasse der Stadt Berlin erst 1984 die Zahl der Spargirokonten die der Buchsparkonten. Zwei Jahre später lag dann auch mehr Geld auf den erstgenannten Konten.