• Zwischen Brandenburg und Sachsen lag früher Schlesien. (Abb.: Ausschnitt Landkarte der preußischen Provinz Schlesien und der angrenzenden Länder und Staaten, 1887; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Zur schlesischen Sparkassengeschichte

Wie Sie auf der abgebildeten Landkarte erkennen können, war ein Teil des heutigen Freistaates Sachsen in früheren Zeiten nicht sächsisch. Gelb markiert ist das Gebiet der preußischen Provinz Schlesien, die bis 1945 existierte. Zu ihr gehörte der Norden der Oberlausitz, den das Königreich Sachsen 1815 abtreten musste. Sparkassen wurden auf beiden Seiten der Landesgrenze gegründet. So entstand etwa mit der Stadtsparkasse Zittau am 28. März 1825 die erste kommunale Sparkasse Sachsens.

Görlitz hingegen wurde am 1. Oktober 1830 Sitz der ständischen Provinzialsparkasse der Oberlausitz. Solch eine besondere Flächensparkasse, die in mehreren Kreisen wirkte, gab es in der preußischen Niederlausitz bereits seit 1824. Das Görlitzer Institut verfügte im Gründungsjahr über sogenannte Nebensparkassen unter anderem in Hoyerswerda, Muskau, Reichenbach und Rothenburg. Diese Agenturen mit noch begrenztem Angebot wurden meist von Geschäftsleuten, zum Beispiel Kaufmännern, betreut.

Eine weitere Besonderheit gab es im Preußen. Dort konnten, anders als in Sachsen, lange Zeit mehrere Sparkassen in einem Ort vorhanden sein. So eröffnete beispielsweise Hoyerswerda am 1. April 1880 eine Stadtsparkasse. Ab dem 1. Oktober 1887 bestand die Kreissparkasse Hoyerswerda. Nach einer Fusion wirkte ab dem 1. März 1934 die Kreis- und Stadtsparkasse Hoyerswerda. Sie übernahm dann die örtliche Kundschaft der Oberlausitzer Provinzialsparkasse, als diese Ende 1938 durch den Staat aufgelöst wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Grenze entlang der Neiße neu gezogen. Der westliche Teil der ehemaligen Provinz Schlesien kam zum Land Sachsen. Auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht wurden alle Sparkassen geschlossen und neue ohne Rechtsnachfolge eröffnet. So entstanden die Kreissparkasse Hoyerswerda und im westlichen Teil des ehemaligen Kreises Rothenburg die Kreissparkasse Weißwasser. Auch die Stadt Görlitz wurde geteilt. Es existierten dann eine Stadt- und eine Kreissparkasse Görlitz. In der DDR wurde die Sparkassenlandschaft erneut umstrukturiert.

  • Postkarte mit dem Markt und Rathaus von Zittau, postalisch gelaufen: 1917. : © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

  • Das Sparbuch Nr. 1 gehörte Therese Heuser. Sie zahlte am Eröffnungstag 5 Taler ein. : © Historisches Archiv des OSV

Die Geschichte der Sparkasse in Zittau

Im Bestand des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes befinden sich derzeit über 450 Akten mit einem Bezug zur Sparkasse Zittau. Im Rahmen meines Praktikums habe ich mit einigen dieser Akten gearbeitet und diese auch verzeichnet. Des Weiteren bin ich während meiner Arbeit auf einige Fotos gestoßen, welche u. a. die verschiedenen Geschäftsstellen der Kasse und Veranstaltungen wie eine Feier zum 175jährigen Bestehen oder eine Grundsteinlegung abbilden. Da die Sparkasse seit ihrer Gründung einigen Veränderungen unterlag, möchte ich Ihnen gerne etwas über die Entwicklung jener erzählen.

Der 28. März 1825: Ein Datum mit historischer Bedeutung, denn an diesem Tag wurde eine Sparkasse im Rathaus der Stadt Zittau eröffnet. Diese war die erste „stadtobrigkeitliche“, also die erste kommunale Sparkasse im Königreich Sachsen. Zwar wurden schon zuvor eine Sparkasse in Königsbrück im Jahr 1819 und die Dietrich`sche Spar- und Leihkasse in Annaberg im Jahr 1823 gegründet, jedoch waren dies keine Sparkassen der Kommunen, sondern Gründungen von Vereinen und Interessengemeinschaften. [1]

Wie in der Anweisung für die Teilnehmer in dem Zittauischen Sparkasseninstitut (siehe Bild Nr. 2) zu sehen ist, konnte jeder „minder bemittelte“ Bewohner der Stadt und der dazugehörigen Dörfer seine Ersparnisse zur Verzinsung in der Sparkasse abgeben. An zunächst einem Öffnungstag pro Woche kümmerten sich zwei Ratsmitglieder, zwei vertrauenswürdige, zu Kuratoren ernannte, Bürger und ein Kassierer um die Geschäfte in der Sparkasse. In Quittungsbüchern wurden alle Ein- und Auszahlungen sowie Zinsen dokumentiert (siehe Bild Nr. 3). Bereits am Eröffnungstag brachten 17 Einleger eine Summe von insgesamt 187 Talern und 12 Groschen zur Sparkasse. [2]

Im Jahre 1840 zog die bisher im Rathaus untergebrachte Sparkasse in das am Rathausplatz gelegene „Gewandhaus“ um, wo sie bis zum Jahr 1900 verblieb. Mit der Generalverordnung vom 28. Dezember 1860 nahm das Kreditgeschäft an Fahrt auf. Nun war es der Sparkasse u. a. möglich, Darlehen an Kunden auszureichen oder Geldanlagen durch städtische Obligationen zu bewilligen. Dieser Geschäftsbereich wurde zunehmend von der „Unterabteilung Girokasse“ und anschließend von der 1920 gegründeten Stadtgirokasse Zittau übernommen. [3]

Ein eigenes Gebäude erhielt die Sparkasse 1901. Das Haus „Neustadt Nr. 13“ steht heute noch. Bereits 23 Jahre später zog sie jedoch erneut um. Dieses Mal in den „Handelshof“ in der Frauenstraße, da größere und dem Geschäftsbetrieb angemessenere Räumlichkeiten benötigt wurden. [4] Nur ein Jahr später wurde die Sparkasse 100 Jahre alt. Dieser Anlass wurde nicht nur mit einer Festschrift gewürdigt, sondern auch gebührend im Rahmen einer Erinnerungsfeier mit über hundert geladenen Gästen gefeiert. [5]

Noch ausschweifender wurde wohl das 175jährige Bestehen der Sparkasse im Jahr 2000 begangen. Bis zu diesem Zeitpunkt durchlief die Sparkasse allerdings noch einige Veränderungen. So wurde sie 1931 infolge der Sächsischen Sparkassen-Verordnung eine Anstalt des öffentlichen Rechts. [6] 1944 verschmolzen Sparkasse und Girokasse zur Kreisspar- und Girokasse Zittau. [7] Im Zuge der sowjetischen Besatzung nach dem II. Weltkrieg schloß die Kasse wiederum nur ein Jahr später gezwungenermaßen durch den sogenannten „Befehl 01“. [8] Stattdessen wurden neue Sparkassen errichtet. In Zittau war dies die Stadtsparkasse Zittau mit Sitz im Handelshof. Gleichzeit kam es zur Gründung der Kreissparkasse Zittau, welche aus den bisherigen Instituten in Zittau und Großschönau gebildet wurde und ihren Sitz in Seifhennersdorf hatte, bevor sie nach Zittau in das Gebäude am Thälmannring 8 ziehen konnte. Mit Wirkung vom 1. Januar 1950 fusionierten die Stadtsparkasse und die Kreissparkasse. [9] Dies sollte jedoch nicht die letzte Veränderung gewesen sein. Im Zuge der Kreisreform 1994 fusionierten die Kreissparkassen aus Zittau und Löbau zu der Kreissparkasse Löbau-Zittau mit Sitz in Zittau. [10] Der letzte größere Höhepunkt der Geschichte der Sparkasse stellte die Fusionierung mit der Niederschlesischen Sparkasse zur Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien am 31. August 2005 dar. [11]

Das 175jährige Gründungsjubiläum 2000 wurde u. a. im Bürgersaal des Zittauer Rathauses mit zahlreichen Festreden wie vom damaligen Vorstandsvorsitzenden Andreas Manschott gefeiert. [12] Bereits nächstes Jahr feiert die Sparkasse Zittau ihren 200sten Geburtstag. Wie wird wohl dieses Jubiläum gefeiert werden?

Anna-Lena Hofmann, Praktikantin Historisches Archiv des OSV

Quellen:

[1] Kreissparkasse Löbau-Zittau [Hrsg.]: 175 Jahre Sparkasse Zittau, Ein Sparkassenmann erzählt, Kreissparkasse Löbau-Zittau, 2000, S. 14.

[2] Ebd. S. 24.

[3] Ebd. S.28 f..

[4] Ebd. S. 41.

[5] Ebd. S. 68.

[6] Ebd. S. 73.

[7] Ebd. S. 94.

[8] Ebd. S. 96.

[9] Ebd. S. 100 f..

[10] Ebd. S. 168.

[11] Neumann, Ullrich: Jung geblieben: 190 Jahre Sparkasse in Zittau., online verfügbar: https://blog.spk-on.de/jung-geblieben-190-jahre-sparkasse-in-zittau/ [letzter Zugriff am 04.01.2024].

[12] Kreissparkasse Löbau-Zittau [Hrsg.]: 175 Jahre Sparkasse Zittau, Ein Sparkassenmann erzählt, Kreissparkasse Löbau-Zittau, 2000, S. 183.

  • Schön gestaltetete und gesammelte Urlaubserinnerungen der 1960er bis 1980er Jahre : © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

„Herzliche Urlaubsgrüße…“ – Urlaubserinnerungen mal anders!

Sonne, weite Strände und ein unendlich himmelblaues Meer. Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Urlaub hören? Noch ist es weit hin, bis zum langersehnten jährlichen Sommerurlaub mit viel Spaß und Sonne. Aber vielleicht unterbrechen Sie diese Zeit auch mit einem kurzen Winterurlaub ins Gebirge zum Skifahren.

Im Rahmen meines Studiums, Archivwissenschaften B.A., ist ein Praxissemester in einem Archiv zu absolvieren. Als Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes zählte es zu meinen Aufgaben, verschiedene Archivalien aus dem Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien zu erfassen, um sie anschließend zu erschließen und verzeichnen zu können. Dabei begegneten mir während der Erschließung verschiedene Arten von Archivalien, von der Akte bis zum Tresorschlüssel. Ebenfalls stieß ich dabei auch auf eine Postkartensammlung aus der Kreissparkasse Zittau, welche ich Ihnen gerne in diesem Blogbeitrag näher vorstellen möchte.

Bei der Sammlung handelt es sich um ein, in braunes Kunstleder gebundenes, Fotobuch mit dem Titel „Urlaubserinnerungen“, in welchem Postkarten von Sparkassenmitarbeitern aufbewahrt und auf einigen Seiten zu Collagen zusammengestellt wurden. Die Postkarten schickten die Mitarbeiter während ihres Urlaubs an die eigene Filiale.

Die Postkartensammlung, welche vor allem Postkarten aus den 1960er Jahren beinhaltet, gibt somit einen kleinen Einblick in die Reisekultur der Bürger in der DDR wieder. So fanden vor allem Reisen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik statt. Viele der Mitarbeiter reisten auch in andere Länder, welche von den DDR-Bürgern besucht werden konnten, wie etwa nach Ungarn oder Bulgarien. Hier sticht die Hochzeitsreise einer Mitarbeiterin heraus, welche ihre Flitterwochen in Varna verbrachte und sich dabei, laut Postkarte, einen Sonnenbrand holte.

Besonders im Inland beliebt waren Sommerurlaubsreisen an die Ostsee, etwa nach Hiddensee oder Warnemünde. Aber auch im Winter wurde bei den Sparkassenmitarbeitern zum Skifahren Urlaub gemacht. Hier waren vor allem die Regionen des Erzgebirges und der Sächsischen Schweiz besonders beliebt. Eine Reise der Sparkassenmitarbeiter führte sogar nach Oberhof in das Interhotel Panorama. Auch lassen sich zwei Postkarten von Angestellten aus Reisen in die damalige BRD finden.

Neben all diesen unterschiedlichen Reisen stechen aber auch in regelmäßigen Abständen Kurbesuche heraus und unterbrechen die vielzähligen Urlaubsreisen, so zum Beispiel eine Doppelseite mit der Überschrift „LIEBE GRÜSSE VON KURDAMEN“. Die Patientinnen berichteten hierbei von ihrem ruhigen, aber manchmal auch anstrengenden Tagesablauf in den Einrichtungen. Des Weiteren verrät einem die Sammlung auch die letzten gesendeten Urlaubsgrüße des damaligen Sparkassendirektors aus Wurzbach in Thüringen.

Neben all den klassischen Urlaubsreisen gab es jedoch auch etwas ausgefallenere Fahrten. So kann man in der Sammlung eine Wandertour und deren Raststellen in und um Spindlermühle in Tschechien nachverfolgen. Ein mutiges Pärchen wagte sich sogar nur mit dem Motorrad, seine Urlaubsreise nach Tschechien anzutreten.

Kommen wir aber nun zu meiner persönlichen Lieblingsreise innerhalb der Postkartensammlung: Die Silberhochzeitsreise eines Sparkassenmitarbeiters mit seiner Frau nach Tschechien auf den Autocampingplatz in Zamberk, welcher heute noch existiert. Neben der Postkarte des Paares und weiteren Bildern des Campingplatzes, welche collageartig auf der Seite miteinander arrangiert sind, sind auch kleine silberne Blättchen des Kopfschmuckes der Braut aufgeklebt, wodurch die Seite besonders hervorsticht.

Aber nicht nur Postkarten mit schönen Erlebnissen und Geschichten lassen sich im Album finden, sondern auch die Teilnahmebedingungen für Reiseleistungen von 1985 und Programmhefte des Reisebüros der Deutschen Demokratischen Republik aus den 1980er Jahren. In blauer Schrift gesetzte Häkchen neben den unterschiedlichen Reiseangeboten verraten einem hierbei, welche Reisen möglicherweise durchgeführt wurden, wie etwa zur Festung Königsstein. Als empfohlen vermerkt wurde dabei die Spreewaldfahrt und eine weitere Reise in den „Spreewald mit Kahnfahrt“ für Juni 1981 geplant. Ob die Reise ausgeführt wurde, ist ungewiss, da der Zeitraum mit einem Fragezeichen markiert wurde und es keine weiteren Unterlagen dazu gibt. Dafür ging eine andere Fahrt am 22.10.1986 nach Burg Stolpen und dem Barockschloss Rammenau.

Wie man merkt, können Archivalien sehr viel mehr Informationen beinhalten, als man zuerst meint, was die Arbeit eines Archivars umso schöner und interessanter macht. Wenn Sie vielleicht noch keine Ideen für Ihr nächstes Reiseziel haben oder schon bei der Planung sind, kann Ihnen vielleicht eine Archivale dazu weiterhelfen. Und wenn Sie schon dabei sind zu verreisen, kann ich Ihnen nur sagen: „Auf die Koffer! Fertig! Los!“.

Jette Schmidt

Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

Die Milliarden im Sparbuch

Heute werde ich Ihnen zwei besondere Sparkassenbücher aus dem Archivbestand vorgestellen. Beide stammen aus den 1920er Jahren. In dieser Zeit, genauer im November 1923, erreichte die Hyperinflation in der Weimarer Republik den Höhepunkt. Auch in den Sparbüchern der Kunden hatte sich diese bemerkbar gemacht. Die beiden Bücher stammen von der Städtischen Sparkasse zu Zittau und befinden sich im Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien im Historischen Archiv des OSV. Der Verlauf der Inflation lässt sich in diesen beiden gut nachvollziehen.

Das erste Sparbuch hatte im August 1922 ein Guthaben von knapp 5 000 Mark. Ein Jahr später waren bereits 10 000 Mark daraus geworden, nach einer Abhebung waren davon noch rund 6 000 Mark übrig. Aufgrund der im Herbst 1923 stark ansteigenden Inflationsrate wurden daraus am 19. November, aufgrund einer weiteren Einzahlung, über 200 Millionen Mark. Am 15. November erfolgte auch die Einführung der Rentenmark, um die Hyperinflation zu stoppen. Der Kurs war dabei eine Rentenmark gleich eine Billion Papiermark. Durch die Aufwertung wurden aus den 200 Millionen Mark 305 Goldmark.

Das zweite Sparbuch wurde 1921 eröffnet und startete mit einem Guthaben von 600 Mark. Durch Einzahlungen und Zinsen stieg die Einlage bis Anfang 1923 auf rund 2 800 Mark an. Während im Februar und März noch Einzahlungen von 1 500 bzw. 2 000 Mark vom Besitzer getätigt wurden, waren es am 23. Oktober schon 500 000 Mark. Einen Monat später, am 29. November, erfolgte eine Einzahlung von rund 1,5 Milliarden Mark. Was sich wie viel anhört, war in der Realität wenig. So kostete ein Kilogramm Brot Ende Oktober 680 Millionen Mark, Ende November bis zu 580 Milliarden Mark. [1]

Der ausgeschriebene Betrag des neuen Guthabens wurde im Sparbuch vermerkt. Dabei reichte der Platz für die Zahl nicht aus, da für die Guthabenspalte ein maximal fünfstelliger Betrag eingeplant war. Schließlich wurde auch dieses Sparbuch aufgewertet. 76,43 Goldmark blieben nach der Aufwertung übrig.

Lukas Kirmse, Studentischer Mitarbeiter


[1] Sprenger, Bernd; Das Geld der Deutschen, Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, Paderborn, 2002, S. 206.

  • Dieses Zittauer Sparkassenbuch erhielt die neue Institutsbezeichnung aufgestempelt. : © Historisches Archiv des OSV

Die Neuordnung der sächsischen Sparkassen und Girokassen

Im Sächsischen Verwaltungsblatt erschien vor 80 Jahren eine Verordnung des Reichswirtschaftsministers, welche die Zusammenlegung der Sparkassen und Girokassen sowie ihrer Verbände betraf. In Sachsen bestanden Institute für den Spar- und Giroverkehr seit mehr als drei Jahrzehnten nebeneinander. Es existierten Hunderte selbstständige Kassen, selbst in kleineren Gemeinden. Auf Wunsch der Regierung sollte die besondere sächsische Organisationsform an die in den anderen Teilen des Reiches angepasst werden. Konzentration und Leistungssteigerung waren die Ziele der Fusionen am 31. Dezember 1943.

Ausgenommen waren die großen Sparkassen der Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Meerane sowie die Stadtbank Dresden. Die Sparkasse des Plauenschen Grundes in Freital wechselte ihren Gewährträger und ihren Namen, weil an die Stelle des Zweckverbandes die Stadt Freital trat. Alle anderen Kassen hörten mit dem Jahresende auf zu bestehen, auch die 1825 gegründete Stadtsparkasse Zittau. An ihre Stelle trat die Kreisspar- und Girokasse Zittau. Auf sie gingen im Wege der Gesamtrechtsnachfolge die Sparkassen und Girokassen in Hirschfelde, Kurort Jonsdorf, Olbersdorf, Ostritz, Reichenau und Zittau über.

Insgesamt entstanden sieben Kreisspar- und Girokassen, bei denen Stadt- und Landkreis gemeinsam Träger waren. Bei weiteren 19 Kreisspar- und Girokassen war es der Landkreis. 42 Zweckverbandsspar- und Girokassen wurden gegründet. In sechs Fällen, nämliche Aue, Mittweida, Radebeul, Reichenbach, Riesa und Werdau, gehörten diesen auch Stadtkreise an. In den Städten Hainichen, Oelsnitz im Vogtland und Wurzen wurden nur die örtlichen Sparkassen und Girokassen zu Spar- und Girokassen zusammengelegt. Die Neuordnung brachte also 71 neue Institute, die aber erst kurz vor Jahresende die offizielle staatliche Durchführungsbestimmung mit Erläuterungen und Richtlinien erhielten.

  • Tischläufer und Handtuch der Sparkasse Obercunnersdorf von 1933 : © Historisches Archiv des OSV

Waschtag im Archiv

Pflege ist angebracht. Denn diese Textilien sind nicht im besten Zustand. Entstanden sind sie anlässlich des 50. Jubiläums der Sparkasse Obercunnersdorf in der Oberlausitz am 1. April 1933, als gerade die nationalsozialistische Gleichschaltung der kommunalen Geldinstitute stattfand. Ihre Herstellung erfolgte in der Region, die für ihre Textilindustrie bekannt war. Zum Glück gibt es in unserem Historischen Archiv zeitgenössische Hinweise zur Säuberung solcher Objekte. So werden sich die Verfärbungen gewiss entfernen lassen. Da die Sachen aus Sachsen stammen, kann es sich nur um Kaffee handeln. Die verlinkte Fleckenuhr empfiehlt, ältere Kaffeeflecken über Nacht in konzentriertem Glycerin einzuweichen und dann in warmem Wasser mit Borax nachzuwaschen.

Beide Zutaten habe ich aus der örtlichen Apotheke besorgt und musste dabei seltsamerweise meine Ausweisdaten hinterlegen. Wofür ich denn solche Stoffe brauche? Da gestand ich, dass ich jetzt im Sinne der Gleichberechtigung im Historischen Archiv des OSV die Aufgabe der Textilpflege übernehmen muss. Dabei wurde ich im Rahmen des jährlichen Frühjahrsputzes gleich zum samstäglichen Waschtag verpflichtet. Nun sitze ich also hier in Potsdam mit einem Eimer Glycerin und einer Kanne Borax und hoffe auf gute Wirkung. Nebenbei kann ich aber auch gleich im Blog etwas für unsere Öffentlichkeitsarbeit tun. Vielleicht sind solche Waschhinweise ja auch für andere Archive interessant?

[ Nachtrag: Tatsächlich stimmen die historischen Fleckentipps. Und auch die Jubiläumswerbeartikel existieren. Der Rest aber wurde im Sinne eines Aprilscherzes frei erfunden. Bei uns muss der Historiker keine braune Wäsche waschen. 😉 ]