• Im Rathaus eröffnete vor 175 Jahren die Stadtsparkasse Wernigerode. (Abb. Ansichtskarte Verlag Louis Glaser in Leipzig, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

175 Jahre kommunale Sparkasse in Wernigerode

Eröffnung der städtischen Sparkasse zu Wernigerode

Nachdem in gesetzlicher Weise die Errichtung einer öffentlichen Sparkasse in Wernigerode genehmigt worden ist, bringen wir hiermit Folgendes zur öffentlichen Kenntnis:

1) die Sparkasse wird am Sonnabend den 23. des Mts. Nachmittags 3 Uhr eröffnet, und ist für jetzt jeden Sonnabend Nachmittag von 3 bis 7 Uhr offen.
2) Das Lokal der Sparkasse befindet sich auf dem Rathhause.
3) Einlagen werden von 5 Silbergroschen an bis zu 25 Tahler in einer Zahlung angenommen. Das Guthaben jedes Einlegers kann durch Nachzahlungen bis auf 250 Thaler erhöhet werden.
4) Die Einlagen werden, sobald sie einen Thaler erreicht haben und zwar für jeden vollen Thaler und vom ersten Tage des folgenden Monats ab, mit jährlich einem Silbergroschen pro Thaler oder 3 1/3 vom Hundert verzinset.

5) Die Rückzahlung der Einlagen findet statt:
a) bei Summen bis zu 5 Thaler an jedem Kassentage,
b) bei Summen von 5 bis zu 20 Thaler, nach 14tägiger, und
c) bei größeren Summen nach zweimonatlicher Kündigung.
6) Die Sparkasse wird beaufsichtigt von einem Curatorium, für jetzt bestehend aus:
dem Bürgermeister Hertzer
dem Kaufmann Struck
dem Kaufmann Krumbhaar und
dem Oberlehrer Kallenbach.

Zum Rendanten der Sparkasse ist der Kaufmann Schwanecke jun. ernannt.
7) Quittungs-Bücher über die Einzahlungen sind an den Kassentagen gegen Zahlung von zwei Silbergroschen zu haben.
8) Die für die Sparkasse errichteten und genehmigten Grund-Gesetze sind auf dem Rathhause zu haben.
9) Die Stadt Wernigerode leistet für die Sicherheit der Einlagen Gewähr.


Wir bitten, dieses gemeinnützige Institut durch zahlreiche Betheiligung zu fördern.

Wernigerode, den 17. Juni 1849

Der Magistrat

Eröffnungsanzeige im Wernigerödischen Intelligenz-Blatt, 25stes Stück, Montag, den 18. Juni 1849

  • Ab 1913 hatte die Stadtsparkasse ein eigenes Gebäude. (Abb. Ansichtskarte Verlag R. Lederbogen in Halberstadt, 1917; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Zur Geschichte der Sparkasse in Halberstadt

Halberstadt ist nach derzeitigem Forschungsstand der älteste Standort einer Sparkasse im Geschäftsgebiet der Harzsparkasse. Am 3. Juni 1833 eröffnete eine Stadtsparkasse im Untergeschoss des Halberstädter Rathauses. 1868 wurde sie mit der Stadtkasse vereinigt und 1891 wieder von ihr getrennt. Der Geschäftsraum befand sich dann im ehemaligen Standesamt im Rathaus. 1903 zog die Sparkasse ins nahegelegene Domprobsteigebäude. Auch dort waren die Verhältnisse sehr beengt. Es gab lediglich ein Zimmer. 1913 konnte die Stadtsparkasse dann in ein eigenes Haus einziehen, das die Stadt errichtet hatte.

Dieses können Sie auf der schmucken Ansichtskarte erkennen. So sah Halberstadt einstmals aus. Von der bedeutsamen historischen Stadt mit zahlreichen Fachwerkhäusern ist leider nicht mehr viel übrig. Der Ort wurde bei einem US-Luftangriff 1945 fast komplett zerbombt. Nach der Beseitigung der Trümmer fand sozialistischer Städtebau statt. Die Lücken füllte man mit Neubauten. Die Stadtsparkasse Halberstadt ließ die sowjetische Besatzungsmacht neu gründen, ohne Rechtsnachfolge. Mit der Verwaltungsreform 1952 entstand die Kreissparkasse Halberstadt. Bis 1993 lautete ihre Adresse Westendorf 37, danach Domplatz 12. Dort finden Sie heute eine Zweigstelle der Harzsparkasse, die am 1. Januar 2008 durch eine Fusion gegründet wurde.

  • Dieser Briefkopf zeigt gleich zwei Umbenennungen des Verbandes. : © Historisches Archiv des OSV

Ein Verband und viele Namen

Bereits 1892 wurde im Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt ein Sparkassenverband gegründet. Er war für die preußische Provinz Sachsen, das Herzogtum Anhalt sowie die thüringischen Herzog- und Fürstentümer zuständig. Gegründet in Halle (Saale), hatte er dann in Magdeburg seinen Sitz. 1922 wurde er mit dem seit 1915 bestehenden Sparkassen-Giroverband Sachsen-Thüringen-Anhalt vereinigt. Der neue Sparkassen- und Giroverband für Provinz Sachsen, Thüringen und Anhalt erhielt wiederum 1938 den Namen Mitteldeutscher Sparkassen- und Giroverband. 1944 löste das NS-Regime die Provinz Sachsen auf. Aus dem dortigen Regierungsbezirk Merseburg wurde die Provinz Halle-Merseburg und aus dem Regierungsbezirk Magdeburg die Provinz Mageburg.

1945 befahl die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, die Provinzen Halle-Merseburg und Magdeburg sowie das bisherige Land Anhalt zur Provinz Sachsen zu vereinigen. Halle wurde Amtssitz. Gleichzeitig entstand das Land Thüringen, dessen Verwaltungssitz Weimar war. Der Verband war von beiden Orten aus tätig. 1946 wies die Besatzungsmacht an, dass der Mitteldeutsche Sparkassen- und Giroverband seine Arbeit auf die Provinz Sachsen zu beschränken hatte. Darum lautete die Bezeichnung fortan Sparkassenverband der Provinz Sachsen. Im Folgejahr gab es wieder eine Umbenennung, weil das Land Sachsen-Anhalt entstand. Wie der gleichnamige Verband existierte es nur bis 1952. Damals schaffte das SED-Regime die Länderstruktur in der DDR ab. Der Sparkassenverband Sachsen-Anhalt wurde aufgelöst. Erst seit 1990 haben die Sparkassen in Sachsen-Anhalt wieder einen Sparkassenverband.

  • Der Eingang zur Tourist-Information weist eine besondere Gestaltung auf. : © Thomas Einert

  • Das Gebäude 2018 ..... : © Thomas Einert

  • .... und kurz nach seiner Fertigstellung. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Carl Friedrich Fangmeier in Magdeburg, um 1940; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Fachwerksparkasse im Harz

Vor ein paar Tagen war ich per pedes im Harz unterwegs. Von Ilsenburg auf den winterlichen Brocken und dann hinunter nach Wernigerode führte die Wanderung. Am Ende gab es noch eine kleine Tour durch die „Bunte Stadt am Harz“ mit ihren schmucken Fachwerkhäusern. Auch am Marktplatz bin ich vorbeigekommen. Dort steht ein jahrhundertealtes Rathaus, das sicherlich alle Besucher beeindruckt.

In einem Seitenflügel befindet sich die Tourist-Information. Verwundert hat mich die Gestaltung des hölzernen Eingangsportals. Dort findet sich, flankiert von einer Frau mit Sparbüchse und einem Mann mit dicker Geldbörse, ein Sinnspruch des Barockdichters Friedrich von Logau zum Thema Reichtum. Aber lesen Sie selbst. Der Hintergrund: es handelt sich um den Eingang zu einem ehemaligen Sparkassengebäude. Bis 1997 war hier der Hauptsitz der örtlichen Sparkasse.

Der Bau scheint sehr alt zu sein. Doch er entstand erst in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre im Rahmen eines Rathausumbaus. Der Anbau wurde in Fachwerkbauweise ausgeführt. Als historisches Element hat man sogar einen Renaissance-Erker in das Dach eingefügt. Darunter sind vier Holzfiguren in Harzer Trachten angebracht, die wie die anderen geschnitzten Schmuckelemente vom Bildhauer Otto Welte stammen. Auch das Hauptgebäude zieren solche interessanten Schnitzereien.

In den Anbau zog dann die Wernigeröder Stadtsparkasse ein. Sie gab es schon seit 1849. Daneben bestand auch eine Kreissparkasse, die 1906 für das Gebiet der Grafschaft Wernigerode gegründet worden war. Nach einer Fusion 1951 bestand dann nur noch eine Kreissparkasse. Dieses Institut wiederum fusionierte zum Jahresbeginn 2008 mit den Kreissparkassen Halberstadt und Quedlinburg zur Harzsparkasse. Der Hauptsitz befindet sich heute einige Meter vom Markt entfernt, in der Gustav-Petri-Straße 8.

  • Ansichtskarte Blankenburg Harz

    In Blankenburg am Harz ist die Sparkasse seit 180 Jahren vor Ort. (Ansichtskarte Verlag C. Greve in Blankenburg, versendet 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Karte Braunschweig Blankenburg Provinz Sachsen

    Früher gehörte die Stadt zum Land Braunschweig. Heute liegt sie im Bundesland Sachsen-Anhalt. (Ausschnitt Landkarte von 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Ansichtskarte Herzog Wilhelm II. Braunschweig

    Der braunschweigische Herzog Wilhelm erließ 1834 ein Landessparkassengesetz. (Ansichtskarte Hildesia-Verlag/ E. Baxmann, versendet 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Eine braunschweigische Sparkasse in Blankenburg am Harz

Leihhäuser gelten als Vorgängerinstitute beziehungsweise den Sparkassen verwandte Einrichtungen. Sie waren nicht zum Vorsorgen gedacht, sondern halfen den Menschen in Notlagen, indem sie bei Hinterlegung eines Pfandes Geld liehen. Seit dem 16. Jahrhundert existieren diese Pfandleihen in Deutschland. Viele öffentliche Leihhäuser wurden im 18. Jahrhundert von Städten oder Landesherrn gegründet. Ein herzogliches „Leyhaus“ bestand etwa schon vor 250 Jahren im Land Braunschweig.

Das unter landesfürstlicher Aufsicht stehende Kreditinstitut wurde 1832 vom Staat übernommen. Es widmete sich nicht nur der Pfandleihe, sondern zum Beispiel auch dem Boden- und Kommunalkredit sowie der Staatsfinanzierung. Beim Leihhaus konnten Depositen, auch kleinere vorübergehend nicht benötigte Geldbeträge, untergebracht werden.
Ende 1834 bestimmte schließlich ein Sparkassengesetz des braunschweigischen Herzogs Wilhelm, dass zunächst in Verbindung mit den Filialen der Leihhausanstalt Kleinspareinrichtungen entstehen sollten.

„Um auch dem minder begüterten Theile unserer Unterthanen die Gelegenheit zu verschaffen, erübrigte geringfügige Geldsummen auf sichere Weise zu belegen, und durch Verzinsung nutzbar zu machen, haben Wir die Errichtung von Sparcassen beschlossen“, so steht es in dem Sparkassengesetz vom 20. Dezember 1834. Bald konnten die Kundinnen und Kunden in der Landeshauptstadt Braunschweig, in Helmstedt, Holzminden und in Blankenburg am Harz die Sparkassen nutzen.

Blankenburg? Ja, auch diese Stadt lag früher im Land Braunschweig, jedenfalls bis zum Sommer 1945. Gemäß einer Vereinbarung der Alliierten ist sie nach dem Zweiten Weltkrieg sowjetisches Besatzungsgebiet geworden. Die dortige Zweigstelle der Braunschweigischen Staatsbank (Landessparkasse) gab es bald nicht mehr. Es entstand vor 70 Jahren gemäß einem Befehl der Besatzungsmacht die neue Kreissparkasse Blankenburg. Sie hatte aber nur ein kurzes Leben, denn 1950 wurden im Land Sachsen-Anhalt die Kreisgrenzen neu gezogen. Blankenburg lag fortan im Kreis Quedlinburg und war Hauptzweigstelle der dortigen Kreissparkasse. Heute gibt es in Blankenburg eine Geschäftsstelle der Harzsparkasse und 180 Jahre Sparkassentradition. Die Braunschweigische Landessparkasse befindet sich derweil in ihrem 250. Jubiläumsjahr.