• Fund in einer Akte der Gemeindeverbandssparkasse Leutersdorf in Sachsen : © Historisches Archiv des OSV/ Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

Fund der Woche

Seit über einem Jahr bin ich damit befasst, der Öffentlichkeitsarbeit der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien regelmäßig Beiträge zu historischen Themen zu liefern. Dies geschieht zur Einstimmung auf das 200. Jubiläum des Instituts 2025. Thematisiert wurden zum Beispiel die Anfänge beim Spar- und Kreditgeschäft sowie die Einführung des Giroverkehrs. Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung zum modernen Universalinstitut stellt der Beginn des Wertpapiergeschäfts dar. Dazu erscheint demnächst ein Beitrag im Blog der Sparkasse.

Zur Finanzierung des Ersten Weltkrieges führte das Deutsche Reich 1914 Kriegsanleihen ein. Diese Papiere sollten von den Kapitalsammelstellen selbst erworben und auch verkauft werden. Der Staat ließ die Sparkassen als Zeichnungsstellen zu. Sie waren weitverbreitet und betreuten Millionen Kundinnen und Kunden. Auf deren Geld wollte das Reich nicht verzichten. Bestehende Spareinlagen wurden umgeschichtet und neue Ersparnisse in die Wertpapiere investiert. Die Sparkasen durften diese dann für ihre Kundschaft verwalten, etwa in offenen Depots.

Die Kriegsanleihen waren als Volksanleihen gedacht. Mit viel Propaganda wurde an die patriotische Gesinnung appelliert. Außerdem brachten sie mehr Zinsen als das Sparbuch. Von 1914 bis 1918 gab es insgesamt neun Auflagen. Für den Staat kamen rund 97 Milliarden Mark zusammen. Das reichte nur für einen Teil der Kriegskosten. Die Reichsanleihen wurden als mündelsichere Anlage beworben. Die Rückzahlung war aber unsicher. Zunächst hoffte man, wie nach dem Sieg über Frankreich 1871, von Reparationszahlungen zu profitieren. Letztlich sollte die Wirtschaftskraft Deutschlands die Tilgung garantieren. Soweit die Propaganda.

Ich recherchiere nun konkret zu Vorgängerinstituten der oben genannten Sparkasse, um bei dem Thema einen regionalen Bezug herzustellen. Im Depositalbestand finden sich Akten einzelner Vorgängersparkassen. Doch nicht nur Fakten, sondern auch Abbildungen werden benötigt. Werbematerial ist besser geeignet als Schriftgut. Dieser Kriegsanleihe-Kalender liegt in einer Akte der Gemeindesparkasse Leutersdorf. Dargestellt ist der Andrang bei der Zeichnung der Kriegsanleihe im Herbst 1917. „Geld flüssig machen!“, „Bank zur Zeichnung beauftragen“, „Müller antelefonieren ob gezeichnet!“ „Hand Geld zur Schulzeichnung“ „7 h Stammtisch (Kriegsanleihe Abend)“ sowie „Zeichnung erhöhen!“ ist zu lesen. Denn am 18. Oktober war Zeichnungsschluss.

  • In der Ausgabe 7 1965 der Zeitschrift Deutsche Finanzwirtschaft, Ausgabe Geld und Kredit/Versicherung, des Finanzministeriums berichteten Leitungskräfte der Pilotsparkasse von der Einführung 1964. : © Historisches Archiv des OSV

  • Covermotiv eines Werbefaltblatts der DEWAG mit dem Spargiro-Logo, 1964 : © Historisches Archiv des OSV

Spargirokonten zuerst in Berlin

Vor 60 Jahren begann in der DDR die Einführung von Spargirokonten, um den Sparverkehr zu rationalisieren. Es galt, die Zahl der aufwendig zu betreuenden Buchsparkonten zu reduzieren. Mit dem modernen Konto wollte der SED-Staat die Konzentration der Geldmittel der Bevölkerung bei den Sparkassen vorantreiben. Die Gehälter und Renten der Menschen sollten per Zahlung über das Spargirokonto automatisch dort landen.

Einfacher, bequemer und besser wurde es für die Kundschaft. Wer ein Spargirokonto besaß, bekam wie der Sparer drei Prozent Zinsen. Statt eines klassischen Sparbuchs gab es ein Spargirobuch. In diesem wurden Kontoauszüge aufbewahrt, welche die Buchungen belegten. Per Scheck oder Überweisung konnte über das Guthaben verfügt werden. Mit dem Konto konnten auch Daueraufträge zur Abbuchung eingerichtet werden.

Den Anfang machte die Sparkasse in Ost-Berlin. Die größte Sparkasse der Republik erprobte das neue Produkt, das die anderen Institute ab dem Folgejahr einführen konnten. So wollte es das Finanzministerium. Die Hauptstadtsparkasse bewarb die damals modernste Sparform mit Plakaten sowie mit Anzeigen und Artikeln in der Presse. Sparende erhielten verschiedene Informationsschreiben. Hauptsächlich wurde aber beim persönlichen Kontakt am Schalter geworben.

Im Ergebnis konnten vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1964 schon 4.368 Spargirokonten eingerichtet werden. Die Zahl der Sparkonten ging damals zwar zurück, doch nicht im erhofften Umfang. Das klassische Buchsparen wurde weiterhin gern genutzt, noch lange Zeit. Letztlich überstieg bei der Sparkasse der Stadt Berlin erst 1984 die Zahl der Spargirokonten die der Buchsparkonten. Zwei Jahre später lag dann auch mehr Geld auf den erstgenannten Konten.

  • Bei der Währungsreform 1948 fand eine gestaffelte Umstellung von Sparguthaben statt. : © Historisches Archiv des OSV

1 zu 1, 5 zu 1, 10 zu 1

Sparkassengeschichte ist Geldgeschichte. Mit was für verschiedenen Währungen man schon zu tun hatte, erfuhren auch heute wieder Auszubildende bei einem Einführungsseminar an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie. Einige Umstellungen haben die Sparkassen schon erlebt. Die Relationen wurden dabei üblicherweise vom Staat vorgegeben. 1948 war es die sowjetische Besatzungsmacht, die für die Ostzone Deutschlands Festlegungen traf. Die Vorgabe lautete, Spareinlagen bis 100 Reichsmark 1 zu 1 umzustellen. 5 zu 1 lautete der Satz für die nächsten 900 Reichsmark. Für Geldbeträge über 1.000 Reichsmark galt sogar 10 zu 1. Und das nur, wenn das Sparguthaben maximal 5.000 Reichsmark betrug.

In einem Sparbuch der Kreissparkasse Wittenberg fand ich einen Beleg der Umrechnung und der Einführung der Deutschen Mark der Deutschen Notenbank im Sommer 1948. Diesen konnte ich dann Auszubildenden der Sparkasse Wittenberg präsentieren. Dank unseres Archivbestandes ist eine individuelle Vorbereitung auf teilnehmende Institute möglich. Für Erstaunen sorgte, dass es diese Mark zunächst nur aus Papier und erst ab 1956 aus Metall gab. Anhand des Originalobjekts aus unserer Sammlung wurde das Münzmetall (Aluminium) erraten. Natürlich sollen sich die Teilnehmenden nicht sämtliche Währungen merken. Hängenbleiben kann zumindest, dass die Sparkassen schon viel erlebt haben.

  • © Historisches Archiv des OSV

Die Einführung der Reichsmark

Vor 100 Jahren erfolgte in Deutschland eine neue Währungsgesetzgebung. Die Reichsbank wurde eine souveräne, von der Regierung unabhängige Zentralnotenbank. Nicht ein Münzgesetz, wie das vom 4. Dezember 1871, sondern ein Bankgesetz führte neues Geld ein. Die Noten der Reichsbank sollten die Währungsbezeichnung Reichsmark tragen. Anders als bei der Einführung der Mark nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 ging es nicht mehr um eine Münz-, sondern um eine Papierwährung. Ihre bisher ausgegebenen Mark-Scheine sollte die Reichsbank im Verhälnis eine Billion zu eins in Reichsmark umtauschen. Reichsmark-Scheine ware künftig das einzige unbeschränkt gültige gesetzliche Zahlungsmittel.

Wirksam wurde das Bankgesetz aber erst zum 11. Oktober 1924. Die Reichsdruckerei stellte die ersten neuen Geldscheine im Herbst fertig. Das waren Werte von 10, 20, 50 und 100 Reichsmark. Um sie fälschungssicherer zu machen, verwendete man Hadernpapier aus textilen Rohstoffen. Zwar musste die Reichsbank 30 Prozent des Notenumlaufs durch Goldreserven decken. 1.392 Reichsmark entsprachen dabei einem Pfund Feingold. Die Scheine konnten aber nicht, wie in der Zeit der Mark vor dem Ersten Weltkrieg, in Gold eingelöst werden. Am 11. Oktober trat auch ein neues Münzgesetz vom 30. August 1924 in Kraft. Aber erst im Folgejahr wurden nach einer Bekanntmachung vom 17. April 1925 Geldstücke zu einer Reichsmark aus Silber geprägt.

  • Dieses Foto von Julius Dörr ist wahrscheinlich 1927 entstanden. : © Oderlandmuseum Bad Freienwalde

Der dichtende Sparkassenrendant

Julius Dörr kam am 23. Juni 1850 in Prenzlau auf die Welt. Seine Ausbildung absolvierte er im Büro des Magistrats der Stadt und dann beim Landratsamt in Angermünde.* Er wirkte zunächst ab 1. Januar 1875 als Kontrolleur der dortigen Kreiskommunalkasse und Kreissparkasse. Weil deren Rendant kränkelte, übernahm er dessen Arbeit ab Anfang 1877 mit. Nach seiner Beurlaubung wurde er am 1. Mai 1878 übergangsweise und nach Beschluss vom 16. Dezember 1878 fester Rendant. Doch Dörr blieb nicht in seiner uckermärkischen Heimat.

Weil er sein Gehalt bei einem größeren Institut verbessern wollte, wechselte er zum 1. Februar 1881 kurzfristig nach Freienwalde. Es gab eine freie Stelle, weil der Kassenführer der Oberbarnimer Kreiskommunal- und Kreissparkasse verstorben war. Dörr wirkte dort sehr erfolgreich als Rendant und leitete das Geschäft. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm der Kreis anlässlich des 25. Thronjubiläums des Kaisers im Juni 1913 den Titel Kreissparkassendirektor. Zum 1. April 1920 wurde er sogar noch offiziell als Direktor angestellt und damit ein letztes Mal höhergruppiert.

Nach über 40-jähriger Dienstzeit bei der Kreissparkasse Oberbarnim ging Dörr am 1. April 1921 in Pension. Er verstarb am 8. Juli 1930 und wurde in Bad Freienwalde begraben. Aber nicht als Sparkässler, sondern unter anderem als Mundartautor ist Julius Dörr heute besser bekannt. Er verfasste zum Beispiel Werke im Plattdeutsch der Uckermark, etwa dieses mit dem Titel „Ik reek nich rup“ (Ich reiche nicht rauf). Aus dem bäuerlichen Leben stammten viele Inhalte seiner Gedichte.

An’t Spinnrad sitt de schmuck Marie
Da schliekt sich sacht der Hans herbi
He fröggt nich lang, de Vagelbund
He püßt er midden up den Mund

Na töf, du Ströper, schellt Marie
Gliek biddst du’t af, dat segg ik di
Un nimm di’t ja nich wedder rut
Sünst is’t mit unse Fründschaft ut

Nu wes‘ man god und lat dat Grolln
Du brukst den Puß ja nich beholln
Fix giff’n mi torügg, Marie
Ik bün darüm nich bös mit di

Nu treckt Marie woll erst ne Schipp
Ach nä, se krüst de rode Lipp
un kiekt to Hansen fründlich up
Ik kann jo nich, ik reek nich rup

Da hett de Hans sich ielig bückt
Noch mänchen söten Puß sich plückt
Un schmuck Marie gaff Stück vör Stück
De Münz em ungetellt torügg

* Die Informationen zum beruflichen Werdegang sind der Personalakte im Brandenburgischen Landeshauptarchiv entnommen.

  • 1 Mark von 1914 als Geldstück und als Geldschein : © Historisches Archiv des OSV

Die Einführung der Papiermark

Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde die Mark als einheitliche deutsche Währung eingeführt. Gesetze regelten nicht nur die Auspägung von Münzen, etwa die Herstellung von 100 1-Mark-Stücken aus einem Pfund Feinsilber. Die Reichsbank wachte über die Sicherheit der zum Teil durch Goldreserven gedeckten Markwährung. Reichsbanknoten gab es zuerst nicht unter 100 Mark, ab 1906 auch zu 50 und 20 Mark. Erst ab 1910 galten ihre Geldscheine als gesetzliche Zahlungsmittel. Die Bevölkerung nutze jedoch lieber weiter Goldmünzen.

Die Reichsbank war verpflichtet, ihre Noten gegen Gold einzulösen. Dabei entsprachen 1392 Mark einem Pfund Feingold. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Einlösepflicht am 4. August 1914 gesetzlich abgeschafft. Das war das Ende des Goldstandards. Zugleich gründete der Staat sogenannte Darlehenskassen, die Handel und Gewerbe durch Kredite fördern sollten. Sie gaben Darlehenskassenscheine aus. Diese waren keine gesetzlichen Zahlungsmittel und mussten nur von den Reichskassen und öffentlichen Kassen der Bundesstaaten angenommen werden.

Der Gesamtbetrag der Scheine wurde zunächst auf 1,5 Milliarden Mark begrenzt. Beim Kriegsende 1918 waren schließlich 10 Milliarden vorhanden. Da die Reichsbank die Darlehenskassenscheine zur Deckung ihrer eigenen Noten verwenden durfte, trugen sie auch so zur Expansion der Geldmenge bei. Die Vergrößerung des Volumens bei begrenztem Warenangebot führte bereits während des Ersten Weltkrieges zur Inflation. Einem unkontrollierten Verlust des Geldwertes wirkte der Staat jedoch durch verschiedene Maßnahmen entgegen.