• Barrikadenkampf in Berlin am 18. März 1848 (Ausschnitt Stich von C. Becker; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Auf die Barrikaden!

In mehreren Beiträgen ist bereits thematisiert worden, dass Ereignisse vor 175 Jahren zu Angstabhebungen von Sparkassenkunden führten. In Preußen war es unter anderem die Nachricht von der Erhebung in Berlin, welche viele Menschen verunsicherte. Nach Erfolgen der revolutionären Bewegungen in Paris und Wien heizte sich die Stimmung in Berlin im März auf. Bei Volksversammlungen im Tiergarten vor der Stadt wurden zum Beispiel Forderungen nach Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit sowie politischer Mitsprache laut. Insbesondere Menschen aus der Unterschicht radikalisierten sich. Sie wollten auch ihre sozialen Bedingungen verbessern. Ein Arbeitsministerium, in dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichberechtigt vertreten sein sollten, war eine Forderung.

Es kam zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Demonstranten. Immer mehr Militär wurde nach Berlin befohlen, was die Lage noch verschärfte. Der König Friedrich Wilhelm IV. musste sich letztlich kompromissbereit zeigen und kündigte politische Reformen an. Unter anderem sollte die Pressezensur aufgehoben und eine Verfassung mit Volksvertretung eingeführt werden. Doch viele der Menschen, die sich am Nachmittag des 18. März 1848 zu einer Demonstration vor dem Stadtschloss versammelten, wussten das noch nicht. Oder es war ihnen nicht genug. Die tumultartigen Zustände auf dem Platz führten zur Auflösung der Veranstaltung. Der König gab den Befehl. Die Soldaten nutzten auch Waffen. Die Menge flüchtete. Die Aufständischen bewaffneten sich mit dem was sie in die Hände bekamen und errichteten Barrikaden. Es tobte ein blutiger Straßen- und Häuserkampf. Von Dächern und aus Fenstern flogen Wurfgeschosse. Schusswaffen hatten die Rebellen aus Lagern erbeutet. Auch einige Kanonen nutzten sie.

Das Militär ging mit großer Brutalität vor. Sogar mit Schrot (Kartätschen) geladene Kanonen wurden eingesetzt, um die Straßen zu säubern. Doch ganz Berlin ließ sich nicht erobern. Die Soldaten waren zwar zahlenmäßig weit überlegen, jedoch mit der Kriegsführung in einer Stadt überfordert. So empfahl der örtliche Befehlshaber General Karl von Prittwitz schließlich dem König, die Berliner durch schweren Artilleriebeschuss aus der Distanz zur Kapitulation zu zwingen. Der ließ jedoch in der Nacht seine Truppen die Kämpfe einstellen. Am Vormittag des Folgetages erfolgte eine Übereinkunft, die Barrikaden zu beseitigen, wenn das Militär abzog. Aufständische trugen ihre Toten in den Schlosshof und Friedrich Wilhelm IV. musste ihnen die Ehre erweisen. Diese 183 sogenannten Märzgefallenen wurden schließlich am 22. März bei einer Trauerfeier mit riesiger Anteilnahme der Bevölkerung auf den Gedarmenmarkt und dann zum Stadtschloss gebracht, später in Friedrichshain vor den Toren der Stadt bestattet.

  • Kassenraum im Mühlendammgebäude 1894 nach einer Zeichnung von Albert Kiekebusch/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Blick auf das Mühlendammgebäude, Postkartenmotiv um 1910/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Mühlendammgebäude mit Fischerinsel um 1930/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Stiller Winkel am Mühlendammgebäude (Gebäuderückseite) und Blick aus dem Mühlendammgebäude auf Marstall, Schloss und Berliner Dom um 1935/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Von Spreewasser umspült: Die alte Berliner Sparkassenzentrale im Mühlendammgebäude

An der Stelle in Berlin-Mitte, wo heute zwischen Gertrauden- und Grunerstraße die Mühlendammbrücke die Spree überspannt, stand einst das Mühlendammgebäude. Dieser imposante Bau beherbergte für vier Jahrzehnte den zentralen Sitz der Städtischen Sparkasse zu Berlin.

Der Mühlendamm war seit Jahrhunderten ein befestigter Spreeübergang mit Geschäften und Wassermühlen. Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute man auf dem Mühlendamm nach Entwürfen von Ludwig Persius einen Gebäudekomplex im Stil einer normannischen Burg, in den eine Getreidemühle einzog. Um 1890 wurden diese Bauten weitgehend abgerissen. Nur einige Seitenwände von den beiden mittleren Gebäuden blieben stehen. Sie wurden durch einen gemeinsamen Vorbau verbunden und durch einen Mittelturm ergänzt. Für dieses neue Mühlendammgebäude, das sich im Baustil an seinen Vorgängerbau anlehnte, war der Architekt und Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein verantwortlich.

Seit der Reichsgründung 1871 stieg die Bevölkerung Berlins rasant an. Lebten 1875 erst knapp eine Million Einwohner in der Stadt, so waren es 1905 bereits über zwei Millionen. Auch der Kundenzuwachs bei der Sparkasse war erheblich. Die Anzahl der Sparkassenbücher nahm im Zeitraum von 1866 bis 1900 von rund 67 000 auf knapp 700 000 Stück zu. Daher reichten die Räumlichkeiten im bisherigen Sitz der Sparkasse im Palais Podewils in der Klosterstraße nicht mehr aus.

Am 16. Dezember 1893 erfolgte der Umzug der Sparkasse in das neue Mühlendammgebäude. Die Berliner Gerichts-Zeitung berichtete am 19. Dezember 1893 über das Ereignis vom vorangegangenen Sonnabend, „dass dieser Wohnungswechsel keine geringe Arbeit machte, wird jeder verstehen, der die große Menge von Arbeitsmaterial der Städtischen Sparkasse kennt. Möbelwagenweise wurden die Geschäftsbücher befördert; in Kisten und Kasten verpackt war das wertvolle Inventar, bis das schwere Geschütz der großen Schränke und Repositorien zuletzt verladen wurde“.

Zeitgenössische Zeichnungen vermitteln einen guten Eindruck vom regen Treiben im Kassenraum. Er war im Erdgeschoss untergebracht, sehr großzügig angelegt und auch bereits mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Insgesamt elf Kassen fanden hier Platz. Zudem war das Gebäude zentral gelegen und von allen Stadtteilen gut erreichbar.

Im neuen Gebäude arbeitete die 1. Abteilung der Sparkasse, die die Sparbücher mit den Kontonummern 1 bis 500 000 betreute. Aufgrund des starken Kundenzuwachses gab es seit Oktober 1886 eine 2. Abteilung, die für die Sparbücher mit den Kontonummern über 500 000 zuständig und im Vordergebäude der Markthalle III in der Zimmerstraße 90/91 beheimatet war. Daneben gab es damals noch rund 90 Annahmestellen für Spargelder, die ehrenamtlich von Geschäftsleuten betreut wurden.

Wenige Jahre nach dem Einzug ins neue Gebäude gab es in der Öffentlichkeit aber bereits Klagen über den zuweilen sehr starken Kundenandrang und über lange Wartezeiten bei der Abfertigung in der Kassenhalle der Sparkassenzentrale. Ein Bericht in der Zeitschrift Sparkasse vom 15. Oktober 1897 beschreibt die Situation sehr anschaulich: „Versuche, durch Einstellung eines größeren Beamtenpersonals ein günstiges Resultat zu erzielen, haben nicht den gewünschten Erfolg gehabt, und man ist zu der Überzeugung gelangt, dass man derart bedacht sein müsse, namentlich an den verkehrsreichen Tagen beim Quartalswechsel, an welchen der Andrang zuweilen einen lebensgefährlichen Charakter annimmt, die Einzahlungen zeitweise von der Zentrale am Mühlendamm auszuschließen und an die über die ganze Stadt verbreiteten Annahmestellen zu verweisen.“ Erst Jahre später verbesserte sich durch die Einrichtung weiterer Kassenstellen im gesamten Berliner Stadtgebiet die Situation für die Kunden. Zwischen 1911 und 1914 eröffneten neun größere Geschäftsstellen und in den Jahren 1917 und 1918 kamen 40 kleinere Zweigkassen hinzu.

Im Mühlendammgebäude erlebte die Berliner Sparkasse 1914 den Beginn des Ersten Weltkriegs. Noch kurz vor Kriegsende fand im Juni 1918 im Gebäude eine Ausstellung zum einhundertjährigen Bestehen der Berliner Sparkasse statt. Es folgten das Ende des Kaiserreichs 1918 und die ereignisreichen Jahre der Weimarer Republik mit der Bildung von Groß-Berlin 1920, der Inflation 1923 und der Weltwirtschaftskrise seit 1929. Zu dieser Zeit entsprach das Mühlendammgebäude nicht mehr den zeitgemäßen Erfordernissen. Man suchte nach einem neuen Quartier und zog im Juli 1933 zum Alexanderplatz ins neuerbaute Alexanderhaus. Der Mühlendamm wurde ab 1936 erneut umgestaltet, das Mühlendammgebäude dabei abgerissen.

Klaus-Dieter Marten
Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Danksagung: Mein Dank gilt dem Verein für die Geschichte Berlins e.V. für die Nachforschungen zum genauen Einzugstermin der Sparkasse ins Mühlendammgebäude.

Quellen:

  • Bericht zum Neubau des Mühlendammgebäudes, in: Sparkasse, Nr. 228, 01.09.1891, S. 6.
  • Bericht zum Umzug der Städtischen Sparkasse, in: Sparkasse, Nr. 284, 01.01.1894, S 6.
  • Bericht zur Situation des Kundenverkehrs bei der Städtischen Sparkasse, in: Sparkasse, Nr. 375, 15.10.1897.
  • Hundert Jahre Berliner Sparkasse 1818 bis 1918. Berliner Sparkasse (Hg.), Broschüre zum Jubiläum 1918.
  • Jahresbericht der Sparkasse der Stadt Berlin 1918.
  • Thiele, L., Die Städtische Sparkasse zu Berlin in ihrer Einrichtung und Geschäftsführung, Berlin: 1887.
  • Umzug der Städtischen Sparkasse, in: Berliner Gerichts-Zeitung, Nr.148, 19.12.1893.
  • Geschäftsstellenübersicht der Sparkasse der Stadt Berlin von 1924; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Hauptkasse der Sparkasse der Stadt Berlin im Mühlendammgebäude in Berlin-Mitte, 1918; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Briefkopf der Bezirkssparkasse Lichtenberg, Anfang der 1920 Jahre; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Vor 100 Jahren: Die Groß-Berliner Sparkasse entsteht

Das Jahr 1920 ist für Berlin und seine Sparkasse ein denkwürdiges Jahr. Mit dem „Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ vom 27. April 1920, das am 1. Oktober 1920 in Kraft trat, wurde Groß-Berlin geschaffen. In Folge dieses Gesetzes fusionierten 14 Sparkassen der Vorortgemeinden mit der Sparkasse der Stadt Berlin.

Aufgrund der starken Bevölkerungszunahme Berlins seit der Reichsgründung 1871 befassten sich die zuständigen Stellen bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit der weiteren städtebaulichen Entwicklung Berlins. Mit dem Zweckverbandsgesetz für Groß-Berlin vom 19. Juli 1911 und seinem Inkrafttreten am 1. April 1912 entstand ein lockerer Kommunalverband, dem neben Berlin mehrere Städte und zwei Landkreise im Umland der Hauptstadt angehörten. Damit sollte eine einheitliche städtebauliche Entwicklung und Verkehrsplanung gewährleistet werden. Da jedoch die Nachbargemeinden auf ihrer Eigenständigkeit beharrten und weiterhin zwischen ihnen Konkurrenzdenken vorherrschte sowie konservative Kreise ein erstarktes Berlin verhindern wollten, konnte sich die Idee, ein Groß-Berlin als Einheitsgemeinde zu schaffen, noch nicht durchsetzen. Erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs gab es die notwendige Zustimmung für eine umfassende Lösung und am 27. April 1920 votierten die Abgeordneten in der preußischen Landesversammlung für die Bildung von Groß-Berlin.

Im Rahmen dieser Verwaltungsreform wurden im Oktober 1920 in die bisherige Stadtgemeinde Berlin mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern die Städte Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke aus den umliegenden Kreisen Niederbarnim, Osthavelland und Teltow eingemeindet. Hinsichtlich der Einwohnerzahl war Berlin nach der Bildung von Groß-Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern nach London (7,3 Millionen Einwohner) und New York (5,6 Millionen Einwohner) die drittgrößte Stadt der Welt.

Im Jahre 1920 konnte die Berliner Sparkasse als älteste preußische Sparkasse bereits auf über einhundert und die Spandauer Sparkasse auf fast siebzig Geschäftsjahre zurückblicken. Einige Berliner Umlandsparkassen hatten in den letzten Jahren eine sehr erfolgreiche Geschäftsentwicklung genommen und waren recht einlagenstark. Allerdings verschlechterte sich nach dem Ersten Weltkrieg die allgemeine Situation aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage und der zunehmenden Inflation erheblich.

Am 7. Juni 1920 trafen sich auf Einladung des Berliner Sparkassendirektors Schmitt erstmals die Sparkassenleiter der Vorortsparkassen Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf, Schöneberg, Steglitz, Lichterfelde, Neukölln, Treptow, Köpenick, Lichtenberg, Weißensee, Pankow, Reinickendorf und Tegel zu einer Besprechung. Danach fanden die Treffen regelmäßig statt. Zudem wurden zur Bearbeitung spezieller Themen Unterausschüsse gebildet. Die Zusammenarbeit der einzelnen Sparkassen verlief, obwohl einigen Instituten die Aufgabe der Selbständigkeit nicht leichtfiel, recht harmonisch und konstruktiv. Zunächst mussten die je nach Sparkasse unterschiedlichen Arbeitsabläufe vereinheitlicht und eine zentrale Verwaltung aufgebaut werden. Zudem sollten durch Einsparungen die Wirtschaftlichkeit erhöht sowie die Aus- und Fortbildung der Sparkassenmitarbeiter verbessert werden. Hinzu kam die Erstellung einer den neuen Verhältnissen angepassten Satzung.

Am 1. Oktober 1920 wurde das Ausscheiden der eingemeindeten Vorortsparkassen aus dem Brandenburgisches Sparkassenverband in die Wege geleitet, da sie in den für Berlin bestehenden Sparkassenverband Berlin aufzugehen hatten. Zudem verloren sie ihre Mitgliedschaft beim Brandenburgischen Giroverband. Am 25. November 1920 beschloss die Stadtverordnetenversammlung von Berlin auf Vorlage des Magistrats die zentrale Verwaltung der Sparkasse. 1921 folgten zwei weitere Versammlungen der Sparkassenleiter sowie die Einrichtung eines Organisationsausschusses, der sich aus den Sparkassenleitern und höheren Beamten der Zentrale zusammensetzte.

Mit dem Inkrafttreten der neuen Satzung am 12. Dezember 1921 verloren die bisherigen Satzungen der zu fusionierenden Sparkassen ihre Geltung. Gleichzeitig erfolgte ihre Vereinigung zur Sparkasse der Stadt Berlin, die sich in zwei Abteilungen gliederte. Die Abteilung A, die Sparkassenzentrale der Stadt Berlin, bestand aus dem Geschäftsbereich allgemeiner Sparverkehr und unterhielt in Berlin als Geschäftsstellen die Bezirks- und Zweigsparkassen. Die Abteilung B, die Girozentrale der Stadt Berlin, führte die Geschäfte der Berliner Girozentrale und war auch neben sonstigen bankmäßigen Aufgaben für den kommunalen Giroverkehr zuständig. Im Stadtgebiet war sie mit eigenen Geschäftsstellen, den Girokassen, vertreten. Geführt wurde die Sparkasse der Stadt Berlin vom Vorstand. Hinzu kam als Kontrollgremium der Aufsichtsrat, der zudem auch die Grundsätze der Geschäftsführung bestimmte.

Die in den einzelnen Bezirken gelegenen Sparkassen wurden fortan als Bezirkssparkassen bezeichnet, von denen es insgesamt 14 Stück gab. Die Bezirkssparkasse Berlin war für sämtliche Bezirke des alten Berlins vor 1920 zuständig. Zu ihr gehörten auch die in diesen Stadtteilen bereits vorhandenen Kassen A bis L der Berliner Sparkasse. Mit Ausnahme von Tempelhof hatte jeder Bezirk eine Bezirkssparkasse. Die bisher selbständige Sparkasse Lichterfelde wurde zur einer Zweigkasse der Bezirkssparkasse Steglitz, die Sparkasse Tegel in die Bezirkssparkasse Reinickendorf eingegliedert und im Juni 1921 die Bezirkssparkasse Zehlendorf neu eröffnet. Alle diese Bezirkssparkassen gaben eigene Sparbücher aus und führten auch die Konten. Daneben standen den Kunden im Berliner Stadtgebiet 72 Zweigkassen, die mit weniger Personal ausgestattet waren, zur Verfügung. Sie stellten ebenfalls eigene Sparbücher aus, wobei aber die Kontenführung überwiegend bei der zugehörigen Bezirkssparkasse lag. Zur Erleichterung des Sparverkehrs existierten im Stadtgebiet zudem 212 von Kaufleuten in ihren Ladengeschäften betriebene Nebenstellen sowie 20 Nebenstellen bei städtischen bzw. staatlichen Behörden für die dort tätigen Beamte. Die Nebenstellen konnten ebenfalls Sparbücher ausgeben, sie führten aber generell keine Konten.

Durch die Eingliederung der Vorortsparkassen entstand in Berlin mit rund 1,9 Millionen Kunden (1 903 902 ausgegebene Sparbücher) und fast zwei Milliarden Mark Spareinlagen „die größte Sparkasse der Welt“, wie Sparkassendirektor Schmitt in der Zeitschrift Sparkasse vom 30. November 1921 schrieb. Die Vorortsparkassen hatten daran mit rund 780 000 Sparbüchern und 772 Millionen Mark Spareinlagen einen Anteil von 41 Prozent. Fast 200 000 Sparbücher kamen von der größten Vorortsparkasse, der Sparkasse Charlottenburg, und nur 1 356 Sparbücher von der erst am 1. Oktober 1919 gegründeten Sparkasse Treptow.

Klaus-Dieter Marten

Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Anto Machowicz

    Von 1916 bis 1932 war Anton Machowicz Verbandsvorsteher. (Abb. in: Zehn Jahre Deutsche Kommunal- Giroorganisation, Denkschrift von Hermann Jursch, Direktor der Deutschen Girozentrale - Deutsche Kommunalbank, 1926; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der Präsident des Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverbandes

Vor längerer Zeit ist im Blog über den Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverband berichtet worden, der seinen Sitz in Berlin hatte. Der Mitbegründer und langjährige Präsident des Verbandes hieß Anton Machowicz (1864-1951). Machowicz war Stadtrat, Bürgermeister, zeitweise auch Kämmerer der Stadt Schöneberg bei Berlin. Er wirkte ab 1916 als Vorsteher des 1914 gegründeten Giroverbandes der kommunalen Verbände der Provinz Brandenburg. 1922 wurde dieser mit dem Brandenburgischen Sparkassenverband zusammengelegt. Es entstand der Brandenburgische Sparkassen- und Giroverband, dem er bis 1932 vorstand.

Die Satzung definierte die Aufgaben des Verbandschefs so: „Der Verbandsvorsteher vertritt den Verband nach außen und vollzieht die den Verband verpflichtenden Erklärungen, stellt die Verbandsbeamten und das sonstige Personal an und übt die Dienstgewalt über sie aus.“ Verdienste erwarb sich Anton Machowicz durch seine Bemühungen zur Verbreitung des Giroverkehrs in Brandenburg. Auch an der Gründung der deutschen Sparkassen- und Giroorganisation war er maßgeblich beteiligt. Erster Präsident des DSGV wurde 1924 aber nicht er, sondern sein Stellvertreter, der frühere Seelower Landrat Dr. Ernst Kleiner.

  • Das Gebäude Gertraudenstraße 16/17 wurde später von der Bankanstalt erworben und es wurde noch angebaut. (Abb. in: Zehn Jahre Deutsche Kommunal- Giroorganisation, Denkschrift von Hermann Jursch, Direktor der Deutschen Girozentrale - Deutsche Kommunalbank, 1926; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus schwer beschädigt. In den 1960er-Jahren erfolgte der Abriss. Hier unter der Fahrbahn der Gertraudenstraße werden Reste der Grundmauern und Keller des Gebäudes vermutet. : © Historisches Archiv des OSV

100 Jahre DekaBank Deutsche Girozentrale

Vor genau 100 Jahren war es soweit. In der Berliner Gertraudenstraße 16/17, unweit der heutigen Geschäftsstelle des OSV, eröffnete die Deutsche Girozentrale (DGZ). Sie war das Bankinstitut des Deutschen Zentral-Giroverbandes. In den Jahren seit 1908 waren bereits regionale Giroverbände und Girozentralen im Deutschen Reich entstanden. Zur Abwicklung des Fernüberweisungsverkehrs fehlte jedoch ein gesamtdeutsches Institut. Federführend bei seinem Gründungsprozess war Dr. Johann Christian Eberle, der sich bereits mit der Einführung des Giroverkehrs in Sachsen Verdienste erworben hatte.

Es entstand eine Arbeitsgemeinschaft der regionalen Verbände, die am 26. Oktober 1916 den Deutschen Zentral-Giroverband gründete. Dessen Geschäftsstelle befand sich zunächst in Zimmern der Brandenburgischen Girozentrale, Kronenstraße 61/63. Genehmigt wurde die Satzung am 30. November 1917. Der Verwaltungsrat konstituierte sich wenige Tage später, am 8. Dezember, aus Vertretern der kommunalen Spitzenverbände und der Giroverbände. Der Charlottenburger Oberbürgermeister Dr. Ernst Scholz wurde Vorsitzender des Verwaltungsrats. Dr. Ernst Kleiner wurde zum Vorstandsvorsitzenden gewählt, Dr. Eberle zum Stellvertreter.

Nun galt es, die Eröffnung der Geschäftsstelle und der Bankanstalt vorzubereiten. Dazu mietete man Räume im Bankhaus Delbrück, Schickler & Co. an. Am 1. Februar 1918 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Die DGZ diente am Anfang vor allem als Geldvermittlungsstelle und förderte den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Bereits im Folgejahr erhielt sie das Recht, Inhaberschuldverschreibungen herauszugeben. Und sie bekam den Status einer mündelsicheren Körperschaft des öffentlichen Rechts. Mit der Erweiterung ihrer Kompetenzen wurde die Deutsche Girozentrale dann 1921 offiziell zur Kommunalbank.

Wie es danach weiterging, darüber können Sie sich hier informieren. Die heutige DekaBank Deutsche Girozentrale blickt auf ihre Geschichte zurück. Aus Anlass des 100. Jubiläums gibt es nicht nur einen Festakt. In einem ehemaligen Tresorraum in der Zentrale in Frankfurt am Main wurde sogar eine Ausstellung installiert. Zu deren inhaltlicher Vorbereitung konnte auch das Historische Archiv des OSV einen Teil beitragen. So wurden etwa Abbildungen und statistische Unterlagen zur DDR-Sparkassengeschichte zur Verfügung gestellt. Auch mit Bildmaterial zur Entwicklung des Sparkassenlogos konnte geholfen werden.

  • Brandenburgischer Sparkassen- und Giroverband

    1924 bis 1945 brandenburgischer Verbandssitz in Berlin (Ansichtskarte unbek. Verlag, 1924; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein brandenburgischer Verbandssitz in Berlin

Im Wilhelminischen Kaiserreich führten die Sparkassen in Deutschland den bargeldlosen Zahlungsverkehr in Form des Giroverkehrs ein. Zunächst wurde 1908 im Königreich Sachsen ein kommunaler Giroverband gegründet, dessen Mitglieder ab 1909 Überweisungen möglich machten. Die Girozentrale zur Abwicklung des sächsischen Überweisungsverkehrs befand sich in der Landeshauptstadt Dresden.

Weitere Länder folgten. So wurde zum Beispiel für die preußische Provinz Brandenburg am 23. März 1914 ein Giroverband der Kommunalverbände eingerichtet. Ehrenamtlicher Verbandsvorsteher war der Bürgermeister von Forst in der Niederlausitz. Bei der dortigen Stadtsparkasse eröffnete am 26. August 1914 die brandenburgische Girozentrale.

Der Umfang des Überweisungsverkehrs nahm stetig zu und die Verwaltung von der Provinzstadt aus war recht umständlich. Daher wurde der Verbandssitz am 1. September 1916 verlegt, nicht etwa nach Potsdam, sondern in die Reichshauptstadt. Die Geschäftsstelle und die Girozentrale befanden sich fortan in der Kronenstraße 61/63.

Im Frühjahr 1922 wurden der Giroverband und der bereits 1884 gegründete Brandenburgische Sparkassenverband zum Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverband vereint. Zwei Jahre später bezog er sogar ein eigenes Geschäftsgebäude, in der  Alten Jakobstraße 130/132. Das hier abgebildete Objekt wurde am 11. Januar 1924  von der Lebensversicherungsgesellschaft „Viktoria“ erworben. Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen der brandenburgischen Giroorganisation war der Umzug abgeschlossen.

Wie viele andere historische Bauten in Berlin, so wurde leider auch dieses repräsentative Haus im Zweiten Weltkrieg zerstört. Spreng- und Brandbomben ließen am 3. Februar 1945 lediglich den Tresor unversehrt. Eine erste Notunterkunft fand der Verband damals bei der Stadtsparkasse in Potsdam. Mit der Neugründung als Brandenburgischer Sparkassenverband am 1. August 1945 wurde schließlich die brandenburgische Landeshauptstadt offizieller Verbandssitz.