• Standorte der Sparkasse des Markgraftums Niederlausitz im Jahr 1824 - Die Nebenkasse in Sorau im heutigen Polen ist nicht verzeichnet. (Ausschnitt Landkarte von Johann Walch, 1820; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

200 Jahre Sparkasse in der Niederlausitz

Im letzten Blogbeitrag wurde von der ersten Sparkassengründung im Geschäftsgebiet der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam berichtet. Es gibt noch andere brandenburgische Sparkassen, die 2024 gleichermaßen auf 200 Jahre Geschichte zurückblicken können. Konkret geht es um die Sparkasse Niederlausitz und die Sparkasse Spree-Neiße.

Die erwähnte Sparkasse des Markgraftums Niederlausitz verfügte über mehrere Nebenkassen. Eine eröffnete am 10. Oktober 1824 in Guben, eine andere am 16. Oktober in Calau. Selbst im heutigen Doberlug-Kirchhain gab es ab dem 9. Oktober eine Nebenkasse, allerdings nur bis Ende 1839. Als Gründungsjahr betrachtet die örtliche Sparkasse Elbe-Elster übrigens 1837, als in Herzberg (Elster) eine Kreissparkasse entstand.

Bemerkt werden soll an dieser Stelle, dass es sich beim jetzigen Hauptsitz einer Sparkasse nicht immer um den Ort mit der längsten Geschichte handelt. Das ist bei vielen Instituten im Ostdeutschen Sparkassenverband der Fall. Sitz der Sparkasse Spree-Neiße ist bekanntermaßen Cottbus. Eine eigenständige Sparkasse entstand hier ab 1828. Die Gründung der am Hauptsitz der Sparkasse Niederlausitz in Senftenberg ansässigen Stadtsparkasse ist hingegen ins Jahr 1852 zu datieren.

  • Grabstätte der Familie des Sparkassengründers - anlässlich des 100. Jubiläums der Niederlausitzer Sparkasse bezahlte das Institut 1924 die Restaurierung : © Thomas Einert

  • Grabstein Christoph Ernst von Houwalds - ab 1822 wohnte er in Steinkirchen und ab 1829 in der Hauptstadt Lübben : © Thomas Einert

Urlaubsgrüße aus der Niederlausitz

In meiner Freizeit komme ich „auf Schusters Rappen“ viel in der Mark Brandenburg herum. Neulich ging ich durch den Lübbener Ortsteil Steinkirchen. An der dortigen Kirche fand ich die Grabstätte der Familie von Houwald aus dem 19. Jahrhundert. Christoph Ernst von Houwald (Grabstein hinten rechts und zweites Bild) war als Landsyndikus der führende juristische Vertreter der Landstände des Markgraftums Niederlausitz und galt gewissermaßen als „Ministerpräsident“. Ihm gelang nach der Übernahme der sächsischen Niederlausitz durch Preußen 1815 die Sicherung der ständischen Verwaltung des Landes. Es behielt in Steuer- und Haushaltsangelegenheiten eine gewisse Autonomie.

Ohne diese wäre die Gründung einer bedeutenden Flächensparkasse nicht möglich gewesen. Die Anregung für ihre Errichtung kam indes vom Landessteuerkommissar Johann Georg Joseph Mothes. Am 24. Mai 1824 legte er der Landesdeputation des Markgraftums Niederlausitz, damit auch von Houwald, eine Denkschrift vor. Diese Deputation empfahl der Ständeversammlung am 28. Juni des Jahres die Gründung. Der Landtag setzte zunächst einen Ausschuss zur Prüfung der Sache ein, in den auch Christoph Ernst von Houwald als Landtagsmitglied gewählt wurde. Das Gutachten war positiv. Die Stände genehmigten die Einrichtung der Sparkasse für das Markgraftum Niederlausitz. Die Geschäftsaufnahme fand am 1. Oktober 1824 statt. Die Zentrale der Sparkasse war bei der Landesobersteuerkasse in der Hauptstadt Lübben.

  • © Historisches Archiv des OSV

Das Wappentier der Niederlausitz

Dieses schicke Wappen fand sich in einem Sparkassenbuch, das vor 100 Jahren bei der Drebkauer Zweigstelle der Hauptsparkasse der Niederlausitz ausgestellt wurde. 400 Mark gelangten am 9. März 1922 zur Einzahlung. In Lübben befand sich die Zentrale der Flächensparkasse, die bereits seit dem 1. Oktober 1824 existierte. Schon damals verwendete das Institut das Signet der Niederlausitzer Stände. Das Huftier auf dem Wappenschild fällt sofort ins Auge. Auf farbigen Abbildungen ist der Stier immer rot dargestellt. Bereits 1363 bekam das Markgrafentum Niederlausitz sein Wappentier. 1378 gab es die erste Darstellung in Rot. Dass es sich eigentlich um einen Ochsen handelt, liest man öfters. Das ist ein kastrierter, daher gutmütigerer Stier, welcher besser für den Arbeitseinsatz taugt. Vielleicht gibt es wappenkundige Leserinnen und Leser, die für Aufklärung sorgen können? Stier oder Ochse?

  • Hier gab es nicht nur frischen Kaffee, sondern auch Sparkassendienstleistungen. : © Historisches Archiv des OSV

Lausitzer Sparkassen-Agenturen

Vor 100 Jahren existierten im preußischen Teil der Lausitz zwei besondere Flächensparkassen mit Hauptsitz in Lübben und Görlitz. Sie hatten jeweils in mehreren Landkreisen Nebenstellen. Diese Einrichtungen für die örtliche Bevölkerung waren aber keine mit Beamten besetzten Geschäftsstellen. Vielmehr boten angesehene und Vertrauen genießende Privatleute einen Sparkassenservice an. Unter diesen fanden sich, zeittypisch, noch wenige weibliche Personen. Im heutigen Verbandsgebiet waren das 1919 Frau Johanne Krügel geb. Gossert in Sonnewalde und Frau Philomena Rittermann in Wittichenau sowie Fräulein Martha Becker in Dobrilugk.

Die Männer waren in den unterschiedlichsten Berufen tätig, ob nun als Handwerksmeister, Apotheker beziehungsweise Drogist, Postagent oder Gastwirt. Häufig übten Kaufmänner nebenberuflich das Amt des Rendanten aus, so zum Beispiel Otto Lehmann in Calau, Max Thiers und Ferdinand Ziegler in Görlitz, Emil Wolf in Hoyerswerda, Alfred Rätze in Kreba, Eugen Floeder in Lübbenau, Oskar Bernhardt in Melaune, Gerhard Menzel in Niesky, Hermann Jurk in Ortrand, Felix Bellmann in Reichenbach, Ernst Schneider in Ruhland, Friedrich Müller in Spremberg, Hermann Bärow in Straupitz und Gustav Braecker in Weigersdorf.

Der Service der Neben-Sparkassen beschränkte sich vor allem auf die Abwicklung von Ein- und Auszahlungen. Dazu mussten die Kundinnen und Kunden ihre Sparkassenbücher vorlegen. Sorgfältig wurden die Buchungen quittiert. Manchmal gab es auch Schutzhüllen für die Sparbücher. Sehr praktisch waren diese für die großformatigen Exemplare der Oberlausitzer Provinzial-Sparkasse zu Görlitz. Diese dünnen Hefte konnte man, in der Mitte gefaltet, darin verstauen. Die abgebildete Hülle und das zugehörige Sparkassenbuch gehörten einem Kunden, den August Marschner und danach Ferdinand Ziegler als Geschäftsinhaber betreuten.

  • Östlich von Cottbus liegt die Stadt Forst, die vor 170 Jahren eine eigene Sparkasse gründete. (Abb. Ausschnitt Landkarte der preuß. Provinz Brandenburg; Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau, 1844) : © Historisches Archiv des OSV

Vor 170 Jahren – Gründung einer Stadtsparkasse in Forst (Lausitz)

Pressemeldung +++++ Pressemeldung +++++ Pressemeldung

Nachdem nunmehr die Errichtung einer Sparkasse seitens des Staates für unsere Stadt genehmigt und der Herr Kaufmann Hackenschmidt zum Rendanten derselben gewählt und als solcher bestätigt ist, wird dieselbe am 1. Juli cr. eröffnet werden. Indem wir dies hierdurch zur öffentlichen Kenntnis bringen, bemerken wir zugleich, daß das Sparkassenbüro in der Wohnung des Herrn Hackenschmidt am Markt 111 sich befindet und daselbst für jetzt Dienstags und Sonnabends vormittags von 10 bis 12 Uhr Einlagen von 5 Silbergroschen bis 100 Reichstaler angenommen und mit 3 1/3 % jährlich verzinst werden.
Den Sparkassenbüchern sind die genehmigten Statuten und eine Tabelle, aus welcher die Verzinsung jeder Einlage von 1 rtl. bis 600 rtl. nach den Bestimmungen des Grundgesetzes zu ersehen ist, vorgedruckt und sind wir außerdem gern bereit, jede sonst gewünschte Auskunft zu jeder Zeit zu erteilen.
Und so emfehlen wir dies neugegründete Institut allen Einwohnern unserer Stadt und Umgegend mit dem herzlichsten Wunsche, daß aus demselben für sie wahrhaft der Segen erblühen werde, den die städtischen Behörden bei der Errichtung derselben dadurch zu erzielen gehofft haben.

Forst (Lausitz), den 6. Juni 1847

Der Magistrat

 

(abgedruckt ist die Bekanntmachung in: Monographien deutscher Städte. Band XXIV Forst (Lausitz), 1927, S. 143)

  • © Historisches Archiv des OSV

Die Anfänge des Scheckverkehrs in der Niederlausitz

Als Abbildungen dieses Artikels sehen Sie die Vorder- und Rückseite eines Scheckheftes der Haupt-Sparkasse des Markgraftums Niederlausitz. Dieses in mehreren Landkreisen wirkende Institut wurde am 1. Oktober 1824 eröffnet und hatte zahlreiche Nebenstellen. Eine befand sich in Luckau. Von dort stammt das 100 Jahre alte Heft, das mehrere Währungen erlebt hat. Dies lässt sich aus dem Vordruck und den Stempeleinträgen schlussfolgern.

Am 1. Oktober 1912 führte die Flächensparkasse den Scheckverkehr ein. Ursprünglich waren Sparkassen als reine Sparinstitute gedacht. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu Universalinstituten mit vielfältiger Produktpallette. So wurde ihnen zum Beispiel im Reichsscheckgesetz vom 11. März 1908 die passive Scheckfähigkeit zugestanden. Diesbezüglich folgte dann im Königreich Preußen am 20. April 1909 ein Erlass. Der Staat wollte damals aus volkswirtschaftlichen und politischen Gründen erreichen, dass nicht mehr soviel mit Goldmünzen, sondern bargeldlos gezahlt wurde.

Auch zur Überweisung konnten die Schecks der Haupt-Sparkasse genutzt werden. In diesem Fall musste quer über den Text der Vermerk „Nur zur Verrechnung“ geschrieben werden. Jeder Scheck war sorgfältig dem Vordruck entsprechend auszufüllen. Es gab Sicherheitsvorkehrungen. So waren unter anderem von der Zahlenreihe an der rechten Seite diejenigen Zahlen abzutrennen, die den Betrag überstiegen. Die deutlich mit Tinte geschriebene Unterschrift musste mit der bei der Sparkasse hinterlegten übereinstimmen. Radierungen waren untersagt.

Nach Feststellung der Ordnungsmäßigkeit, was damals gewöhnlich drei bis vier Tage dauerte, wurde der Scheck eingelöst, nicht nur von sämtlichen Zweigstellen der Haupt-Sparkasse des Markgraftums Niederlausitz, sondern auch von fast allen anderen deutschen Sparkassen sowie weiteren Geldinstituten. Auch die Girozentrale der Provinz Brandenburg war zuständig. Dem Giroverband der kommunalen Verbände der Provinz Brandenburg selbst sollte das Markgraftum Niederlausitz mit seiner Haupt-Sparkasse erst ab 1921 als Mitglied angehören.