• © Historisches Archiv des OSV

Geschichte bei der Fachtagung Personal

Gestern und heute fand an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam die Fachtagung Personal statt. Rund um das Thema Arbeitgeberattraktivität wurden Vorträge und Workshops angeboten. Ich referierte zur einzigartigen Unternehmensgeschichte der Sparkassen. Vorbereitet hatte ich mich inhaltlich auf alle bei der Tagung vertretenen Institute. Geschichte gehört zur Unternehmenskultur und kann bei der Mitarbeiterbindung nützlich sein. Auch wenn die moderne Sparkasse nicht mehr die von gestern ist, so sollten die Wurzeln nicht vergessen werden, denn „Zukunft braucht Herkunft“. Sparkassen sind Traditionsunternehmen.

Auszubildenden erkläre ich bei Einführungsseminaren gern, sie sollten mindestens im Kopf behalten, seit wann es ihre Sparkasse vor Ort gibt und was das Sparkassenlogo mit dem Punkt bedeutet. Es gibt aber noch viel mehr wichtige Inhalte, etwa das gesellschaftliche Engagement, das Sparkassen seit jeher auszeichnet. Von Anfang an ging es um mehr als Geld. Die Kundschaft konnte mit Hilfe der Sparkassen schon früher kleine und große Träume verwirklichen. Das machte ich heute besonders deutlich.

Erspartes brauchte man zum Beispiel für eine Hochzeit. Einen schnellen Kredit konnten Heiratswillige vor 200 Jahren nicht von der Sparkasse bekommen, da diese die Spareinlagen absolut sicher anlegen musste, wobei meist Hypothekenkredite in Frage kamen. Also hieß es, rechtzeitig Spargroschen zu sammeln. Nicht nur für die Feier. Üblicherweise hatte die Braut beziehungsweise ihre Familie eine Aussteuer mit in die Ehe zu bringen. Der Hausrat wollte finanziert sein. So warb etwa die in Calau wirkende Niederlausitzer Sparkasse 1824 für das Sparziel.

Dass beim Historischen Archiv des OSV nicht nur Quellenmaterial, Objekte und Bilder lagern, sondern auch die Fachkompetenz für die zielgerichtete Verarbeitung und Präsentation vorhanden ist, war eine meiner Botschaften. Als Dienstleister für die Sparkassen im Verband bereiten wir Historisches individuell auf und bringen es auf verschiedenen Wegen an den Mann und die Frau. Gern biete ich beispielsweise Schulungen mit „Geschichte zum Anfassen“ an. Wer möchte nicht einen Silbertaler, der einstmals über den Sparkassentresen ging, in der Hand wiegen?

  • © Historisches Archiv des OSV

Von Spreewaldgurken und Girokonten

Nicht nur saure Gurken verkaufte vor über 90 Jahren die Firma Robert Eckhardt, Inhaber Carl Boschan. Es handelte sich um eine Gurkeneinlegerei und Sauerkohl-Fabrik sowie Zwiebel- und Gemüsegroßhandlung in Vetschau in der Niederlausitz. In Tonnen, Blechkübeln und -eimern wurden der Kundschaft zum Beispiel leckere Salzdill-, Pfeffer- oder Senfgurken ausgeliefert. Und natürlich war auch der bekannte Spreewälder Meerrettich im Sortiment.

Die fälligen Rechnungsbeträge für die Waren wollte das Unternehmen gern überwiesen bekommen. Auch der Konsumverein für Spremberg und Umgebung war damals Kunde und bezahlte seine Rechnungen per Überweisung. In Zeiten ohne Internet, PCs und Smartphones wurde der Empfänger per Benachrichtigungskarte informiert, dass eine Gutschrift aufs Girokonto erfolgt war. Schon seit 1916 bot die Stadtsparkasse Vetschau den bargeldlosen Zahlungsverkehr an, der nicht nur Geschäftsleuten von Nutzen war. Heute ist in Vetschau die Sparkasse Niederlausitz vor Ort und betreut zahlreiche Girokonten der Menschen in der Region.