• Rechts steht das Rathaus (großes, braunes Gebäude), in dem sich die Sparkasse bis 1916 befand. (Ansichtskarte Verlag Ottmar Zieher in München, versendet 1908; Bestand Historisches Archiv des OSV)

Die Wurzeln der Rhön-Rennsteig-Sparkasse

Am Einführungsseminar für Auszubildende an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam nehmen diese Woche nicht nur Azubis aus dem Gebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes teil. Daher gilt es für mich, die „Geschichtsstunde“ inhaltlich anzupassen und auch auf die Historie der Rhön-Rennsteig-Sparkasse einzugehen. Eine wichtige Information, welche die Teilnehmenden in Erinnerung behalten sollten, ist das Alter ihrer Sparkasse. In diesem Fall sind es schon fast 200 Jahre.

Die erste Einrichtung einer Sparkasse im Gebiet der Rhön-Rennsteig-Sparkasse erfolgte nach meinen Recherchen am 1. April 1826 in Meiningen, der Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Die Satzung dieses staatlichen Instituts datiert auf den 15. März 1826. Am 20. Januar 1836 wurde sie aufgehoben und sieben Tage später die Satzung der Stadtsparkasse Meiningen beschlossen. Die Kommune übernahm die Sparkasse. Ihr Sitz befand sich lange Zeit im Rathaus.

Wie bei fast allen Sparkassen, so handelt es sich auch bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse um ein Fusionshaus. Zum 1. Januar 1995 ist sie aus den Kreissparkassen Meiningen und Schmalkalden sowie der Sparkasse Suhl entstanden. Daher erscheint es an dieser Stelle angebracht, auch auf die beiden anderen Wurzeln des heutigen Instituts einzugehen. Suhl lag im Geschäftsgebiet der ersten deutschen Kreissparkasse, die Anfang 1831 im preußischen Schleusinger Kreis ihre Geschäftstätigkeit aufnahm. Schmalkalden wiederum gehörte zur Landgrafschaft Hessen-Kassel, als hier am 23. November 1859 eine Stadtsparkasse eröffnete.

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Billiardengewinne in Demmin

Ab dieser Woche besuchen Auszubildende von Sparkassen wieder Einführungssemiare an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam. Wie seit Jahren üblich, bekommen sie von mir einen Einblick in die Geschichte(n) ihrer Institute. Anhand von Beispielen werden wichtige Ereignisse in der deutschen Sparkassenhistorie veranschaulicht. So kursierten in der Zeit der Hyperinflation 1923 Millionen-, Milliarden- und Billionen-Mark-Scheine. Diese unglaublichen Geldwerte zeigt eine Bilder-Präsentation. Sogar mit Billiarden rechneten die Sparkassen damals.

In der Zeitschrift Sparkasse, Nummer 1150 vom 3. April 1924, ist die Bilanz der Kreissparkasse Demmin für 1923 abgedruckt. Dank dieser Quelle aus unserem Archiv kann ich insbesondere die Teilnehmenden aus der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin erstaunen. Der Reingewinn der Kreissparkasse betrug nämlich 22 Billiarden und 350 Billionen Mark. Er entstand fast ausschließlich durch Zinsgewinne von 26,547 Billiarden Mark. Die Verwaltungskosten beliefen sich auf 1,906 Billiarden Mark. 2,374 Billiarden Mark waren abzuschreiben. Der scheinbar riesige Gewinn wurde komplett der Sicherheitsrücklage zugeführt. In der neuen Währung waren das nach dem Ende der Inflation 1924 lediglich 22.350 Reichsmark. Eine Billion Mark entsprach einer Reichsmark.

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Geschichte bei der Fachtagung Personal

Gestern und heute fand an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam die Fachtagung Personal statt. Rund um das Thema Arbeitgeberattraktivität wurden Vorträge und Workshops angeboten. Ich referierte zur einzigartigen Unternehmensgeschichte der Sparkassen. Vorbereitet hatte ich mich inhaltlich auf alle bei der Tagung vertretenen Institute. Geschichte gehört zur Unternehmenskultur und kann bei der Mitarbeiterbindung nützlich sein. Auch wenn die moderne Sparkasse nicht mehr die von gestern ist, so sollten die Wurzeln nicht vergessen werden, denn „Zukunft braucht Herkunft“. Sparkassen sind Traditionsunternehmen.

Auszubildenden erkläre ich bei Einführungsseminaren gern, sie sollten mindestens im Kopf behalten, seit wann es ihre Sparkasse vor Ort gibt und was das Sparkassenlogo mit dem Punkt bedeutet. Es gibt aber noch viel mehr wichtige Inhalte, etwa das gesellschaftliche Engagement, das Sparkassen seit jeher auszeichnet. Von Anfang an ging es um mehr als Geld. Die Kundschaft konnte mit Hilfe der Sparkassen schon früher kleine und große Träume verwirklichen. Das machte ich heute besonders deutlich.

Erspartes brauchte man zum Beispiel für eine Hochzeit. Einen schnellen Kredit konnten Heiratswillige vor 200 Jahren nicht von der Sparkasse bekommen, da diese die Spareinlagen absolut sicher anlegen musste, wobei meist Hypothekenkredite in Frage kamen. Also hieß es, rechtzeitig Spargroschen zu sammeln. Nicht nur für die Feier. Üblicherweise hatte die Braut beziehungsweise ihre Familie eine Aussteuer mit in die Ehe zu bringen. Der Hausrat wollte finanziert sein. So warb etwa die in Calau wirkende Niederlausitzer Sparkasse 1824 für das Sparziel.

Dass beim Historischen Archiv des OSV nicht nur Quellenmaterial, Objekte und Bilder lagern, sondern auch die Fachkompetenz für die zielgerichtete Verarbeitung und Präsentation vorhanden ist, war eine meiner Botschaften. Als Dienstleister für die Sparkassen im Verband bereiten wir Historisches individuell auf und bringen es auf verschiedenen Wegen an den Mann und die Frau. Gern biete ich beispielsweise Schulungen mit „Geschichte zum Anfassen“ an. Wer möchte nicht einen Silbertaler, der einstmals über den Sparkassentresen ging, in der Hand wiegen?

  • eine historische Landkarte aus dem Archivbestand im Einsatz - bei der Schulung der Auszubildenden der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin : © Historisches Archiv des OSV

Das Historische Archiv beim Forum Bau – Orga – Sicherheit

In zwei Wochen ist es soweit. Beim Forum Bau – Orga – Sicherheit 2021 an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam werde ich den Teilnehmenden unser Historisches Archiv und seine Dienstleistungen vorstellen. Das Archiv versteht sich nicht nur als das „Gedächtnis“ des Verbandes sowie seiner Mitglieder und bewahrt die historische Überlieferung. Wir zeigen außerdem, was man mit alten Dokumenten oder Objekten alles anfangen kann. Der Nutzen von Sparkassengeschichte wird beim Vortrag am 4. November 2021 verdeutlicht.

Die einzigartige Unternehmensgeschichte hebt die Sparkassen von anderen Kreditinstituten ab. Dies lässt sich nicht nur nach außen, sondern auch nach innen kommunizieren. So bringe ich seit nunmehr fünf Jahren Auszubildenden die Geschichte ihrer Sparkassen näher, um die Verbundenheit zum Unternehmen zu stärken. Neben in Quellen recherchierten Inhalten, bedarf es dazu viel Anschauungsmaterial. Bei meinen Veranstaltungen kann ich auf die umfangreichen Bestände des Verbandsarchivs zurückgreifen, etwa alte Landkarten, Sparbücher, Spardosen, Münzen und Geldscheine, Werbematerialien, Postkarten sowie Fotos einsetzen. Und immer gibt es „Geschichte zum Begreifen“. Wer möchte nicht einmal einen Silbertaler in der Hand wiegen?

Auch die Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes können Taler, Mark, Reichsmark, DDR-Mark und viel mehr von uns bekommen, im Rahmen unserer Wanderausstellung „Geldgeschichte(n)“. Wir versorgen sie auf Anfrage auch gern durch unseren Bilderdienst. So nutzen zum Beispiel 2021 die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin und die Ostsächsische Sparkasse Dresden unsere Abbildungen, um anlässlich ihrer 200. Jubiläen online einen Blick zurück auf die Geschichte zu werfen.

  • © Historisches Archiv des OSV

Geldgeschichte für die Azubis

Letzte Woche haben an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam wieder die Einführungsseminare für Auszubildende begonnen. Seit fünf Jahren steht dabei auch die Sparkassengeschichte mit auf dem Programm. Bei meinen Veranstaltungen erfahren die Azubis unter anderem, wann ihre Sparkassen im 19. Jahrhundert gegründet wurden, seit wann es Girokonten gibt und was der Punkt im Sparkassenlogo eigentlich bedeutet. Auch die Geldgeschichte ist Thema. Denn so alt wie die Sparkassen sind, haben sie schon mit verschiedenen Währungen zu tun gehabt. Gegründet wurden sie in der Zeit der Taler-Währung. Heute erfahren neue Auszubildene aus Berlin (OSV), Brandenburg (Sparkasse Barnim) und Sachsen-Anhalt (Sparkasse Mansfeld-Südharz) etwas über diese Epoche.

Damals machten im Königreich Preußen zwar 30 Silbergroschen einen Taler. Aber 12 Pfennige ergaben einen Silbergroschen. 360 Pfennige waren also ein Taler. Kniffelig. Warum eigentlich 12 und nicht 10 Pfennige? Nun, die Zahl 12 erlaubte die Teilung in mehr einfache Zahlen ohne Bruch. König Friedrich Wilhelm III., den Sie auf dem Taler abgebildet sehen, wollte bei der Geldreform 1821 das alte 12er-System beibehalten. Und so blieb das Duodezimalsystem bis zur Einführung der Mark im Deutschen Reich bestehen. 1871 wurde die neue Währung festgelegt, die sich aus 100 Pfennigen zusammensetzte. Statt Silbergroschen gab es dann 10-Pfennige-Stücke. Zum 1. Januar 1875 musste überall in Deutschland auf Markrechnung umgestellt sein. Natürlich auch bei den Sparkassen. Das war die erste Währungsreform in ihrer Geschichte.

  • © Historisches Archiv des OSV/ Jahresbericht der Kreissparkasse Sangerhausen 2000

20 Jahre Internet-Filiale

Heute heißt sie Internet-Filiale. Bei ihrer Einführung vor 20 Jahren wurde sie Virtuelle Geschäftsstelle genannt. Als neuer Vertriebskanal für die Sparkassen in den vier Mitgliedsländern entwickelte sie der damalige Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband. Die neue Plattform im Internet zeichne sich durch eine besonders übersichtliche und kundenfreundliche Benutzerführung aus, schrieb der Verband im Jahresbericht 2000. Sie sei im Hinblick auf das Produktangebot ausbaufähig und bette sich gut in das Gesamtkonzept der Mehrkanalvertriebsstrategie der Sparkassen ein. Nicht etwa Selbstzweck oder Modetrend sei die „Internetschiene“, sondern ein zusätzlicher Service für die moderne Kundschaft, der die Dienstleistungen der Geschäftsstellen spürbar ergänze und abrunde.

Bei der Kreissparkasse Sangerhausen fand die Eröffnung des weiteren Vertriebsweges am 1. September 2000 im Rahmen des Altstadtfestes statt. Um sich für das Online-Banking fit zu machen, nutzten zu dieser Zeit viele Menschen die von der Sparkasse und der Kreisvolkshochschule gemeinsam angebotenen Kurse. Es ging nicht nur um die Verwaltung des Kontos von zu Hause aus. Man konnte zum Beispiel auf der Sparkassen-Homepage ein kostenloses Musterdepot führen und sein eigenes „Börsenspiel“ starten. Unter anderem bot die Seite einen großen Immobilienteil und Finanzierungsangebote. Als regionales Geldinstitut wollte die Sparkasse auf Veranstaltungen hinweisen, natürlich auch auf solche, die sie selbst unterstützte. Vielfältig war das Angebot, das noch ausgebaut wurde.

Zweifellos ist die Etablierung der Geschäftsstelle im Internet ein wichtiger Meilenstein in der jüngeren ostdeutschen Sparkassengeschichte. Heute ist sie wichtiger denn je. Von der Innovation vor 20 Jahren soll darum auch in diesem Jahr den Auszubildenden der Sparkassen berichtet werden, die an den Einführungsseminaren der Nord- Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam teilnehmen. Auf dem Stundenplan steht die Historie morgen für die Azubis der Sparkasse Mansfeld-Südharz. Die Kreissparkasse ging 2008 in ihr auf. Bestimmt interessiert die Teilnehmenden die Internet-Filiale, die wohl in den meisten Fällen älter ist als sie selbst.