• Dieser Briefkopf zeigt gleich zwei Umbenennungen des Verbandes. : © Historisches Archiv des OSV

Ein Verband und viele Namen

Bereits 1892 wurde im Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt ein Sparkassenverband gegründet. Er war für die preußische Provinz Sachsen, das Herzogtum Anhalt sowie die thüringischen Herzog- und Fürstentümer zuständig. Gegründet in Halle (Saale), hatte er dann in Magdeburg seinen Sitz. 1922 wurde er mit dem seit 1915 bestehenden Sparkassen-Giroverband Sachsen-Thüringen-Anhalt vereinigt. Der neue Sparkassen- und Giroverband für Provinz Sachsen, Thüringen und Anhalt erhielt wiederum 1938 den Namen Mitteldeutscher Sparkassen- und Giroverband. 1944 löste das NS-Regime die Provinz Sachsen auf. Aus dem dortigen Regierungsbezirk Merseburg wurde die Provinz Halle-Merseburg und aus dem Regierungsbezirk Magdeburg die Provinz Mageburg.

1945 befahl die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, die Provinzen Halle-Merseburg und Magdeburg sowie das bisherige Land Anhalt zur Provinz Sachsen zu vereinigen. Halle wurde Amtssitz. Gleichzeitig entstand das Land Thüringen, dessen Verwaltungssitz Weimar war. Der Verband war von beiden Orten aus tätig. 1946 wies die Besatzungsmacht an, dass der Mitteldeutsche Sparkassen- und Giroverband seine Arbeit auf die Provinz Sachsen zu beschränken hatte. Darum lautete die Bezeichnung fortan Sparkassenverband der Provinz Sachsen. Im Folgejahr gab es wieder eine Umbenennung, weil das Land Sachsen-Anhalt entstand. Wie der gleichnamige Verband existierte es nur bis 1952. Damals schaffte das SED-Regime die Länderstruktur in der DDR ab. Der Sparkassenverband Sachsen-Anhalt wurde aufgelöst. Erst seit 1990 haben die Sparkassen in Sachsen-Anhalt wieder einen Sparkassenverband.

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Verbandsprüfer gesucht I

Mit dieser in den Verbandsmitteilungen veröffentlichten Stellenanzeige suchte der regionale Sparkassen- und Giroverband in Magdeburg vor genau 90 Jahren Verstärkung. Der Verband hatte sage und schreibe 310 Mitglieder, vor allem Stadtgemeinden und Kreise. 1929 fanden insgesamt 326 Revisionen statt. Im Folgejahr sollten es sogar 446 sein. Nicht nur Sparkassen, sondern auch andere Kassen, Verwaltungen und Betriebe der kommunalen Mitglieder wurden gemäß der Verbandssatzung geprüft. Dazu zählten etwa Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke oder Krankenhäuser. Auf Wunsch von Sparkassenvorständen erfolgten 1930 sogar einige Prüfungen von Privatfirmen. Dies halft, ihre Kreditwürdigkeit richtig zu beurteilen.

Das Aufgabenspektrum eines Verbandsprüfers war umfangreich. Bei Sparkassen und Kommunalbanken fanden unvermutete Revisionen statt. Prüfungen von Jahresabschlüssen konnten zum Beispiel auch zentral in Magdeburg stattfinden, wenn die notwendigen Unterlagen dort eingesendet wurden. Wegen ihrer „Billigkeit und Bequemlichkeit“ nutzten die Verbandsmitglieder diese Möglichkeit gern. Ein besonderes Thema war damals die Prüfung der Aufwertungsbilanzen der Sparkassen, die eine Erstattung eines Teils der in der Inflation verlorenen Kundenguthaben ermöglichten. Die Prüfungsstelle hatte aber noch mehr zu bieten. So wurden die Sparkassen unter anderem bei der betrieblichen Rationalisierung und der Einführung moderner Technik beraten.

  • Anto Machowicz

    Von 1916 bis 1932 war Anton Machowicz Verbandsvorsteher. (Abb. in: Zehn Jahre Deutsche Kommunal- Giroorganisation, Denkschrift von Hermann Jursch, Direktor der Deutschen Girozentrale - Deutsche Kommunalbank, 1926; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der Präsident des Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverbandes

Vor längerer Zeit ist im Blog über den Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverband berichtet worden, der seinen Sitz in Berlin hatte. Der Mitbegründer und langjährige Präsident des Verbandes hieß Anton Machowicz (1864-1951). Machowicz war Stadtrat, Bürgermeister, zeitweise auch Kämmerer der Stadt Schöneberg bei Berlin. Er wirkte ab 1916 als Vorsteher des 1914 gegründeten Giroverbandes der kommunalen Verbände der Provinz Brandenburg. 1922 wurde dieser mit dem Brandenburgischen Sparkassenverband zusammengelegt. Es entstand der Brandenburgische Sparkassen- und Giroverband, dem er bis 1932 vorstand.

Die Satzung definierte die Aufgaben des Verbandschefs so: „Der Verbandsvorsteher vertritt den Verband nach außen und vollzieht die den Verband verpflichtenden Erklärungen, stellt die Verbandsbeamten und das sonstige Personal an und übt die Dienstgewalt über sie aus.“ Verdienste erwarb sich Anton Machowicz durch seine Bemühungen zur Verbreitung des Giroverkehrs in Brandenburg. Auch an der Gründung der deutschen Sparkassen- und Giroorganisation war er maßgeblich beteiligt. Erster Präsident des DSGV wurde 1924 aber nicht er, sondern sein Stellvertreter, der frühere Seelower Landrat Dr. Ernst Kleiner.

  • Brandenburgischer Sparkassen- und Giroverband

    1924 bis 1945 brandenburgischer Verbandssitz in Berlin (Ansichtskarte unbek. Verlag, 1924; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein brandenburgischer Verbandssitz in Berlin

Im Wilhelminischen Kaiserreich führten die Sparkassen in Deutschland den bargeldlosen Zahlungsverkehr in Form des Giroverkehrs ein. Zunächst wurde 1908 im Königreich Sachsen ein kommunaler Giroverband gegründet, dessen Mitglieder ab 1909 Überweisungen möglich machten. Die Girozentrale zur Abwicklung des sächsischen Überweisungsverkehrs befand sich in der Landeshauptstadt Dresden.

Weitere Länder folgten. So wurde zum Beispiel für die preußische Provinz Brandenburg am 23. März 1914 ein Giroverband der Kommunalverbände eingerichtet. Ehrenamtlicher Verbandsvorsteher war der Bürgermeister von Forst in der Niederlausitz. Bei der dortigen Stadtsparkasse eröffnete am 26. August 1914 die brandenburgische Girozentrale.

Der Umfang des Überweisungsverkehrs nahm stetig zu und die Verwaltung von der Provinzstadt aus war recht umständlich. Daher wurde der Verbandssitz am 1. September 1916 verlegt, nicht etwa nach Potsdam, sondern in die Reichshauptstadt. Die Geschäftsstelle und die Girozentrale befanden sich fortan in der Kronenstraße 61/63.

Im Frühjahr 1922 wurden der Giroverband und der bereits 1884 gegründete Brandenburgische Sparkassenverband zum Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverband vereint. Zwei Jahre später bezog er sogar ein eigenes Geschäftsgebäude, in der  Alten Jakobstraße 130/132. Das hier abgebildete Objekt wurde am 11. Januar 1924  von der Lebensversicherungsgesellschaft „Viktoria“ erworben. Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen der brandenburgischen Giroorganisation war der Umzug abgeschlossen.

Wie viele andere historische Bauten in Berlin, so wurde leider auch dieses repräsentative Haus im Zweiten Weltkrieg zerstört. Spreng- und Brandbomben ließen am 3. Februar 1945 lediglich den Tresor unversehrt. Eine erste Notunterkunft fand der Verband damals bei der Stadtsparkasse in Potsdam. Mit der Neugründung als Brandenburgischer Sparkassenverband am 1. August 1945 wurde schließlich die brandenburgische Landeshauptstadt offizieller Verbandssitz.

  • Grabow Sparkasse 1927

    Nicht nur die Sparkasse in Grabow schloss sich 1916 dem Hannoverschen Sparkassenverband an. (Ansichtskarte Verlag W.B. Levy in Hamburg, versendet 1927; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Diese mecklenburgischen Sparkassen gehörten dem "Westverband" Ende 1916 an. : © Historisches Archiv des OSV

Die mecklenburgischen Sparkassen und ihre ersten Verbände

Sparkassenverbände gibt es im Gebiet des OSV schon seit 1883. Bis 1900 bekamen die Sparkassen im Königreich Sachsen, in den preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien, Sachsen und Pommern sowie im Herzogtum Anhalt Verbände. Mit der Verbreitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Form des Giroverkehrs entstanden dann zwischen 1908 und 1915 dort auch regionale Giroverbände.

Und Mecklenburg? Dort gab es zunächst keinen eigenen Verband. Die mecklenburgischen Sparkassen schlossen sich nämlich ab 1916 dem Hannoverschen Sparkassenverband an. Von ihm hatten sie Hilfe zur notwendigen Reformierung des Sparkassenwesens erhalten. Seine Einrichtung wurde als fortschrittlich erachtet.

Welche Institute als erstes beitraten, können Sie auf den Abbildungen sehen. Auch der Sparkassen-Giroverband Hannover erhielt neue Mitglieder aus Mecklenburg. 1926 fusionierten die beiden Verbände schließlich zum Hannoverschen Sparkassen-und Giroverband.

Es gab aber auch noch einen Landesverband Mecklenburgischer Sparkassen. Er wurde am 5. November 1918 in Güstrow gegründet. Die in ihm zusammengeschlossenen Sparkassen waren zugleich dem Hannoverschen Sparkassenverband angehörig. In dessen Vorstand und Ausschüssen war der Landesverband vertreten. Zu seinen Aufgaben zählten die Vertretung der Interessen und die Beratung der Mitglieder.

  • Hotel Stadt Hamburg in Halle

    Im Hotel "Stadt Hamburg" in Halle wurde der Mehrländerverband 1892 gegründet und anschließend gespeist. (Ansichtskarte unbek. Verlag, ca. 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Buergermeister Schmidt Halle

    Der Hallenser Bürgermeister Dr. Hermann Schmidt wurde zum ersten Vorstandsvorsitzenden des Sparkassenverbandes für Sachsen, Thüringen und Anhalt gewählt. (Abb. in: Neuss, Erich: Geschichte der Stadtsparkasse zu Halle 1857-1932, Tafel IX; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Landkarte Thueringen 1898

    Auch für die thüringischen Kleinstaaten, acht Herzog- und Fürstentümer, war der Verband zuständig. (Ausschnitt Lithografie von O. Simon und U. Basler, vermutlich in: Andrees Allgemeiner Weltatlas, 1899; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Gründung eines länderübergreifenden Sparkassenverbandes

Im heutigen Gebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes sind erste Regionalverbände bereits in den 1880er-Jahren entstanden, zuerst 1883 im Königreich Sachsen. Dann folgten preußische Landesteile: Brandenburg 1884 und Schlesien 1885. Ein erster Mehrländerverband wurde ein paar Jahre später gegründet.

In der Stadt Halle an der Saale trafen sich dazu am 2. November 1892 Sparkassenvertreter aus der preußischen Provinz Sachsen, dem Herzogtum Anhalt sowie aus den thüringischen Herzog- und Fürstentümern. Im Saal des Hotels „Stadt Hamburg“ fand die Versammlung statt. Geleitet wurde sie vom Hallenser Bürgermeister Dr. Hermann Schmidt. Er war einer der Initiatoren der Verbandsgründung.

Man beschloss an jenem Tag die Einrichtung eines länderübergreifenden Verbandes, der das Sparkassenwesen und die gemeinsamen Interessen der Mitgliedsinstitute fördern wollte. Dem Deutschen Sparkassenverband, Sitz in Berlin, sollte er angehören. Der Entwurf der Satzung wurde beraten und genehmigt, dann der Vorstand gewählt. Ihm gehörten an:

Bürgermeister Schmidt/ Halle an der Saale
Stadtrat Fischer/ Magdeburg
Landrat von Richter/ Weißenfels
Oberbürgermeister am Ende/ Rudolstadt
Kreissparkassendirektor Hagemann/ Bernburg
Oberbürgermeister Funk/ Dessau
Bürgermeister Knoppe/ Teuchern

Nach der mehrstündigen Sitzung konnten sich die Anwesenden bei einem gemeinsamen Mittagessen im Hause stärken. Ob wohl dabei auch auf die Gründung des besonderen Verbandes angestoßen wurde? Bürgermeister Hermann Schmidt hatte sicher Grund zum Feiern. Es war Vorsitzender des Vorstandes und Halle erster Verbandssitz.