• Titelbild der Mitarbeiterzeitung der Kreissparkasse Naumburg, 1995 : © Historisches Archiv des OSV

Frohe Weihnachten

Liebe Leserinnen und Leser,

wir wünschen Ihnen wundervolle Festtage in Saus und Braus und im Kreise Ihrer Liebsten.

Bleiben Sie gesund und seien Sie gespannt auf viele neue Sparkassengeschichten im nächsten, hoffentlich friedlicheren, Jahr.

Britta Weschke, Thomas Einert & Claudia Wöhnl

  • Das älteste Objekt im Archivbestand der Berliner Sparkasse ist dieses Sparbuch. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse/ Historisches Archiv des OSV

Das Älteste der Berliner Sparkasse

Heute war Archivtermin bei der Berliner Sparkasse, die wir nun bei der fachlichen Betreuung ihrer Überlieferung unterstützen. Dabei interessiert natürlich auch, welche Schätze dort aufbewahrt werden. Das älteste Objekt* im Bestand ist laut Klaus-Dieter Marten dieses Quittungs-Buch, das am 5. Oktober 1874 für Fräulein Martha Pausstian ausgestellt wurde. Sie wohnte in der Großen Frankfurter Straße, der heutigen Karl-Marx-Allee.

Eingezahlt wurden 20 und am 21. Dezember 1874 nochmals 20 Taler. Dies war gemäß Statut der maximale Betrag, der monatlich eingelegt werden durfte. Außerdem waren Sparguthaben auf insgesamt 200 Taler begrenzt. Denn die Sparkasse wollte den nicht bemittelten Einwohnern Berlins beim Sparen helfen und deren Gelder sicher und zinsbar unterbringen. So steht es in Paragraf 1 der Satzung, die im Sparbuch eingebunden ist.

Sie legte drei und ein Drittel Prozent jährliche Sparzinsen fest. Zum Jahresende 1874 erhielt die Kundin demnach drei Silbergroschen und vier Pfennige Zinsen gutgeschrieben. Gleichzeitig fand die Umstellung auf die Reichswährung Mark statt. Für Fräulein Pausstian ergaben sich 120 Mark und 33 Pfennige Guthaben. Dieses Sparkassenbuch stellt also nicht nur das älteste Sammlungsstück dar, sondern dokumentiert auch die erste Währungsumstellung in der Berliner Sparkassengeschichte. Es ist daher von besonderem Wert.

* Durch die Kriegseinwirkungen 1945 sind viele, auch ältere Gegenstände vernichtet worden.

  • Im Archiv des Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrums des DSGV - von links nach rechts: Richard Hedrich-Winter (Sparkasse KölnBonn), Thomas Einert (OSV), Dr. Thorsten Wehber (DSGV), Claudia Wöhnl (OSV), Britta Weschka (OSV) : © Gregor Mauer, DSGV

Klausurtagung beim Dachverband

In den letzten Tagen war das Team des Historischen Archivs des OSV auf Dienstreise in Bonn. Dort fand unsere diesjährige Klausurtagung statt. Zu Gast waren wir im Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrum des DSGV bei Dr. Thorsten Wehber. Dort wurde sich unter anderem über Geschichtsdienstleistungen ausgetauscht, insbesondere was die Jubiläen von Sparkassen betrifft. Anwesend war auch Richard Hedrich-Winter, der das Archiv der örtlichen Sparkasse KölnBonn betreut. Der 200. Geburtstag dieser Großsparkasse steht 2026 an.

Auch das Thema Aufarbeitung der NS-Zeit war auf der Agenda. Diesbezüglich lieferte unter anderem der „Historikerstreit“ um die Chronik der Frankfurter Sparkasse 1822 eine aktuelle Vorlage. Die öffentliche Auseinandersetzung um die korrekte Behandlung dieses Kapitels der Sparkassengeschichte ist nach der kürzlich erfolgten Veröffentlichung der Jubiläumsschrift nicht beendet. Sogar das Fritz Bauer Institut beschäftigt sich mittlerweile im Auftrag der Sparkasse mit dem Thema.

Auch eine Führung durch die Bonner Archivräume stand auf dem Programm. Schon seit 1977 dokumentiert das Zentrum unseres Dachverbandes die Sparkassengeschichte. Neben vielen Publikationen und Papierquellen, vor allem zur Historie des DSGV, beherbergt das Archiv zahlreiche Bild-, Film- und Tondokumente sowie Objekte verschiedenster Art. Dazu zählen zum Beispiel allerlei Werbeartikel, Spardosen sowie Sparkassenbücher. Das älteste Exemplar wurde übrigens 1826 ausgestellt.

  • Das Plakat, das nie hängen durfte. (Deutsches Hygiene Museum Dresden, 1966) : © Historisches Archiv des OSV

Viel Ärger um ein Plakat

Heute zum Weltnichtrauchertag können wir ein ganz besonderes Plakat aus unserer umfangreichen Sammlung vorstellen. Es ist aus dem Jahr 1966 und wurde von dem Grafiker Jochen Fiedler für das Deutsche Hygiene Museum Dresden gestaltet.

Mit dem provokanten Plakattitel „Dein Geld verraucht“ wollte das Hygienemuseum eine Aktion gegen das Rauchen starten. Insgesamt wurden 50 000 Exemplare bestellt, die unter anderem an Kreisärzte geliefert werden sollten. Doch es kam anders.

Da auf dem Plakat ein Sparbuch mit dem Symbol der DDR-Sparkassen zu sehen war, schrieb im März 1967 Dr. Dietrich, der stellvertretende Finanzminister der DDR, einen Brief an den Direktor des Deutschen Hygiene Museums. In diesem stellte er klar, dass die Verwendung des Symbols ohne Zustimmung des Ministeriums der Finanzen nicht erlaubt sei. Außerdem kritisierte er die Aussage des Plakates, da auch der Eindruck entstehen könne, dass das Geld der Sparkassenkunden in der DDR verbrannt würde.

Die Sparkassen der DDR unterstanden bis 1972 dem Ministerium der Finanzen der DDR, danach der Staatsbank der DDR. Von beiden Institutionen verwahren wir einen erheblichen Teil an Akten und Sammlungsgut. Damit gelangte das Plakat in unser Archiv.

Das Museum musste daraufhin alle Plakate zurückrufen und vernichten. Außerdem wurden die verantwortlichen Mitarbeiter mit einem Verweis bestraft. Eine materielle Strafe kam noch hinzu, nachdem der Finanzminister Siegfried Böhm einen Brief an den Gesundheitsminister Max Sefrin schrieb und dies forderte. Der Gesundheitsminister bemängelte in seinem Antwortschreiben an Böhm zusätzlich, dass die „propagandistischen Einrichtungen der DDR die politisch-negativen Auslegungsmöglichkeiten des Plakates erkennen hätten müssen“. Zudem kündigte er an, „die politische Arbeit des Deutschen Hygiene-Museums einer kritischen Prüfung zu unterziehen“.*

*Quelle: Historisches Archiv des OSV, HA-49/2004a

  • Tischläufer und Handtuch der Sparkasse Obercunnersdorf von 1933 : © Historisches Archiv des OSV

Waschtag im Archiv

Pflege ist angebracht. Denn diese Textilien sind nicht im besten Zustand. Entstanden sind sie anlässlich des 50. Jubiläums der Sparkasse Obercunnersdorf in der Oberlausitz am 1. April 1933, als gerade die nationalsozialistische Gleichschaltung der kommunalen Geldinstitute stattfand. Ihre Herstellung erfolgte in der Region, die für ihre Textilindustrie bekannt war. Zum Glück gibt es in unserem Historischen Archiv zeitgenössische Hinweise zur Säuberung solcher Objekte. So werden sich die Verfärbungen gewiss entfernen lassen. Da die Sachen aus Sachsen stammen, kann es sich nur um Kaffee handeln. Die verlinkte Fleckenuhr empfiehlt, ältere Kaffeeflecken über Nacht in konzentriertem Glycerin einzuweichen und dann in warmem Wasser mit Borax nachzuwaschen.

Beide Zutaten habe ich aus der örtlichen Apotheke besorgt und musste dabei seltsamerweise meine Ausweisdaten hinterlegen. Wofür ich denn solche Stoffe brauche? Da gestand ich, dass ich jetzt im Sinne der Gleichberechtigung im Historischen Archiv des OSV die Aufgabe der Textilpflege übernehmen muss. Dabei wurde ich im Rahmen des jährlichen Frühjahrsputzes gleich zum samstäglichen Waschtag verpflichtet. Nun sitze ich also hier in Potsdam mit einem Eimer Glycerin und einer Kanne Borax und hoffe auf gute Wirkung. Nebenbei kann ich aber auch gleich im Blog etwas für unsere Öffentlichkeitsarbeit tun. Vielleicht sind solche Waschhinweise ja auch für andere Archive interessant?

[ Nachtrag: Tatsächlich stimmen die historischen Fleckentipps. Und auch die Jubiläumswerbeartikel existieren. Der Rest aber wurde im Sinne eines Aprilscherzes frei erfunden. Bei uns muss der Historiker keine braune Wäsche waschen. 😉 ]

  • Kissi-Penny dienten nicht nur als Währung, sondern hatten auch einen spirituellen Zweck. So gab man zerbrochene Stäbe mit in die Gräber, damit die Seelen der Toten entweichen konnte. : © Historisches Archiv des OSV

  • Trotz der Alterungsspuren kann man die Form eines Delfins bei der Bronzemünze erkennen. Die Vorderseite ist plastisch ausgearbeitet und Ansätze der Flossen und das Auge sind erkennbar. : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Katanga-Kreuz aus dem OSV-Bestand wiegt 200 g. Damit konnte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Kongobecken ein Huhn kaufen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Noch heute werden die Perlenkette aus Pulverglas in Ghana hergestellt und als Schmuck verwendet. : © Historisches Archiv des OSV

  • In der Antike waren Pfeilspitzen ein weit verbreitetes Zahlungsmittel. Überlieferungsberichte gibt es aus Afrika und Europa; dort vor allem aus der Schwarzmeerregion. : © Historisches Archiv des OSV

Kissi-Penny & Delfingeld – neue Schätze im Historischen Archiv

Wenn wir heute an Geld denken, kommen uns vor allem Euromünzen und -geldscheine in den Sinn. Doch gab es Zeiten, in denen man an Stäbe, Kreuze, Ketten, Pfeile oder auch Delfine dachte. Denn es sind im Laufe der Geschichte unterschiedlichste Ideen entstanden, was als Zahlungsmittel im Warentausch dienen konnte.

Das Historische Archiv des OSV verfügt bereits über eine große Sammlung an Naturalgeld und anderen Zahlungsmitteln, die regelmäßig in den Wanderausstellungen bestaunt werden kann. Nun ist der Bestand in diesem Jahr um neue Schätze angewachsen. Auf einer Vertriebsveranstaltung für Sparkassen im November in Potsdam konnten Besucher die Neuzugänge zum ersten Mal bewundern.

In Rahmen meines Archivstudiums absolviere ich zurzeit ein Praktikum im Historischen Archiv. Dabei gehört es auch zu meinen Aufgaben, die neuen Zahlungsmittel zu verzeichnen, archivgerecht zu verpacken, Hintergrundinformationen zu recherchieren und Fotos zu machen. In diesem Beitrag möchte ich die neuen Objekte nun vorstellen.

Kissi-Penny

Das erste Objekt zog auf der Vertriebsveranstaltung die größte Aufmerksamkeit auf sich, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen Form. Die Kissi-Penny (auch Kilindi) bestehen aus dünnen, gedrehten Eisenstäben, die an einem Ende platt gedrückt und am anderen t-förmig sind. Die Stäbe wurden im eisenreichen Westafrika (heute Guinea, Sierra Leone und Liberia) bis ins 20. Jahrhundert als Zahlungsmittel verwendet. Ihre Ursprünge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das Wort Kissi leitet sich von dem gleichnamigen Volk ab, dass in dieser Region noch heute lebt.

Einzelne Kissi-Penny benutzte man wie Kleingeld. Für größere Beträge wurden Bündel mit bis zu 20 Stäben verwendet. 1920 bnötigte man für den Kauf einer Kuh 30 bis 40 Bündel [1]. Bei einer Hochzeit mussten etwa 240 Bündel als Brautpreis bezahlt werden. Auch konnten die Stäbe als Rohstoff genutzt werden, da sie bei Bedarf eingeschmolzen und weiterverarbeitet werden konnten.

Delfingeld aus Olbia

Die nächste Neuanschaffung ist, mit einer Größe von 2 cm, auf dem ersten Blick wohl die unauffälligste, aber deswegen nicht weniger spannend.

Der kleine Bronzedelfin stammt aus der damals griechischen Schwarzmeerstadt Olbia (heutige Ukraine), wo er in der Antike als Zahlungsmittel verwendet wurde. Die Stadt hatte ihre Blütezeit zwischen ca. 425 und 350 v. Chr. und aus dieser Zeit kommt auch die Delfinmünze. Durch ihre Küstenlage war die Seefahrt in Olbia von zentraler Bedeutung. Auf ihren Schiffsreisen wurden die Seefahrer oft von Delfinen begleitet. So entwickelten sich diese zu positiven Symbolen, die schließlich auch für die Form von Münzen verwendet wurden [2].

Katanga-Kreuz

Das rot-lackierte Katanga-Kreuz (auch Handa oder Aspa genannt) war als Zahlungsmittel im Kongobecken gebräuchlich. Dieser x-förmige Kupferbarren hat einen Durchmesser von ca. 10 cm und wiegt etwa 200 g. Verwendet wurden die Kreuze hauptsächlich ab dem 15. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Name leitet sich von der Katanga-Region im Kongo ab, welche reich an Kupfer ist.

Hergestellt wurden die Kreuze in Tonformen, die nach dem Brennen zerstört wurden, um den Barren zu entfernen. Dies führte zu verschieden Gewichten und Größen. Für den Handel wurden auch in Europa Barren produziert, beispielsweise in Birmingham [3]. Das am häufigsten verwendete Kreuz hatte einen Durchmesser von etwa 20 cm und wog ca. 1 kg. Mit diesem konnte man 10 kg Mehl oder 5 Stück Geflügel kaufen. Es gab auch übergroße Kupferkreuze, die vermutlich mehr als Statusobjekt dienten und weniger als tatsächliches Zahlungsmittel.

Pulverglasperlenkette

Das nächste Zahlungsmittel kommt aus Afrika und besteht aus einer Kette mit 49 Perlen (auch als „Trade Beads“ bezeichnet) aus Pulverglas. Diese stammen aus Ghana von dem Volk der Krobo. Die Verwendung der Ketten lässt sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Ab dem 16. Jahrhundert waren die Glasperlen auch im Handel mit den Europäern gebräuchlich.

Die Perlen werden noch heute bei den Krobo hergestellt und als Schmuck verwendet [4]. Für das Pulverglas wird Glas gemahlen und in Tonformen langsam gebacken. Anschließend werden die Perlen bemalt und nochmal bei hohen Temperaturen kurz gebrannt.

Pfeilspitze

Pfeilspitzen waren in der Antike ein beliebtes Zahlungsmittel. Dabei waren diese meist stumpf und nicht für die Jagd oder den Kampf zu gebrauchen. Pfeilspitzen waren weit verbreitet, dadurch lässt sich der Entstehungszeitraum schwer ermitteln. Vermutlich stammt unsere aus der Bronzezeit (2200 – 800 v. Chr.).

Lukas Kirmse, Praktikant Historisches Archiv des OSV

Quellen:

[1] Money Museum: Liberia/Sierra Leone/Guinea, Volk der Kissi, 20 Kilindi, Online im Internet: URL: https://www.moneymuseum.com/de/muenzen?&id=2304 [letzter Zugriff am 06.12.2022].

[2] Money Museum: Sarmatien, Olbia, Delfinmünze, Online im Internet: URL: https://www.moneymuseum.com/de/muenzen?&id=191 [letzter Zugriff am 06.12.2022].

[3] MGM Münzlexikon: Katanga-Kreuz, Online im Internet: URL: https://www.mgmindex.de/index.php?title=Katanga-Kreuz [letzter Zugriff am 06.12.2022].

[4] YaleNews: Beads show European trade in African interior used Indigenous routes, Online im Internet: URL: https://news.yale.edu/2022/09/15/beads-show-european-trade-african-interior-used-indigenous-routes [letzter Zugriff am 08.12.2022].