• Dank der Gewinne der Zwickauer Stadtsparkasse konnte die Schwimmhalle 1904 eröffnet werden. (Ansichtskarte, 1930er Jahre - Verlag Kunstanstalt Franz Landgraf in Zwickau; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Auszug der Jahresrechnung der Stadtsparkasse für 1894: Aufteilung des Reingewinns für die Schulkasse, den Bürgerhospitalfonds und die Dr. Schlobig Stiftung. Der größte Teil der Sparkassengewinne verwendete die Stadt damals für Schulzwecke, etwa für den Bau von Schulgebäuden. : © Historisches Archiv des OSV

Das gemeinnützige Engagement der Zwickauer Sparkasse

Die Sparkasse Zwickau wird heute genau 180 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums stellt sie besondere Spendentöpfe zur Verfügung und fördert Projekte und Vereine. Die Sparkasse engagiert sich vielseitig aktiv für das gesellschaftliche Leben und investiert so in die Zukunft der Region. Dies gehört zu ihrer Identität. Zum 175. Geburtstag widmete sich bereits ein Blogbeitrag den Anfängen der 1845 von der Stadt Zwickau gegründeten Sparkasse. Erwähnt wurde darin auch, dass 1864 die Förderung wohltätiger und gemeinnütziger Projekte begann.

In der Chronik, die der Heimatforscher Norbert Peschke zum 150. Jubiläum verfasste, finden sich wichtige Informationen zum historischen Engagement. So erzielte die Zwickauer Sparkasse ab 1847 einen Reingewinn und legte zunächst einen Reservefond zum Ausgleichen von Verlusten an. Schließlich konnte die Trägerkommune 1856 erstmals von ihrem Geldinstitut profitieren. Beträge flossen in die Stadtkasse. 1864 begann dann die Einrichtung eines separaten Fonds für den Bau und die Unterhaltung eines Waisenhauses. Es wurde später in den Komplex des Stadtkrankenhauses am Schlobigplatz integriert. Auch das Bürgerhospital in der Talstraße förderte die Sparkasse. Die Einweihung war 1895. Wenn Sie wissen wollen, wie viel Geld die Sparkasse in diesem Jahr zur Verfügung stellte, so gehen Sie doch gern zu Bild 2 dieses Beitrags.

Das Hauptbild des Artikels ist eine der Einwohnerschaft wohlvertraute Schwimmhalle, die 2000 wiedereröffnet wurde. Der Armenarzt Dr. Julius Schlobig war es, der 1869 eine orthopädische Heilbadeanstalt in Zwickau eröffnete. Nach seinem Tod übernahm die Stadt die Anlage. Zur Verwaltung des Nachlasses gab es eine Stiftung. Die Kommune beziehungsweise ihre Sparkasse investierte dann viel Geld. Der Zuschuss für die Umbaumaßnahmen betrug 408.000 Mark. 1904 war das Hallenbad fertig und die Bevölkerung konnte fortan auch im Winter schwimmen. Hier können sie mehr über die Geschichte der Einrichtung erfahren.

  • Ansichtskarte Verlag Bruno Jenzig in Görlitz, vers. 1909; Bestand: Historisches Archiv des OSV : © Historisches Archiv des OSV

Was die Sparkasse mit der Görlitzer Muschelminna zu tun hat …

Unweit des Beratungscenters der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien in der Berliner Straße finden Sie auf dem Postplatz eine außergewöhnliche Brunnenanlage. Oben steht eine weibliche Bronzefigur, die eine überdimensionale Muschel trägt. Diese spendet manchmal Wasser. Die Frau soll die Natur verkörpern. Im Volksmund avancierte sie zur Muschelminna. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Statue für Rüstungszwecke eingeschmolzen und erst 1994 ersetzt. Umgeben ist sie von vier Marmorfiguren. Das sind ein Fischer, ein Jäger, eine Nymphe und eine Nixe.

Seit 1887 gibt es den Springbrunnen schon. Seine Errichtung folgte einer Anregung des Oberpräsidenten der preußischen Provinz Schlesien. Das preußische Kultusministerium stellte dafür 75.000 Mark bereit. Durch Spenden kamen 15.000 Mark zusammen. Die Kommune beteiligte sich 1878 zunächst mit 30.000 Mark. Das Geld stammte aus den Überschüssen ihrer Sparkasse. Bereits seit 1872 stellte sie regelmäßig Geld zur Verfügung, das zum Beispiel die Stadt verschönern half. Wenn Sie sich für weitere historische Finanzierungen interessieren, so schauen Sie gern in den Blog der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien. Für diese hat der Autor wieder einen Beitrag zugearbeitet.

  • Der erste Standort des Botanischen Gartens befand sich in Schöneberg. (Ansichtskarte Verlag S. & G. Saulsohn in Berlin, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Vom Botanischen Garten zum Kleistpark

Im Rahmen der Kooperation mit der Berliner Sparkasse erarbeiten wir derzeit historische Ausstellungsinhalte. Interessante Fakten werden recherchiert. Aussagekräftiges Bildmaterial wird beschafft. Das gemeinnützige Engagement ist eines der Themen. So stellte die Stadtsparkasse zum Beispiel 1853 mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde 50.000 Taler für den Baufonds des geplanten Arbeits-, Siechen-, Waisen- und Irrenhauses bereit. In der ersten Hälfte der 1880er Jahre wurde die Verwendung von Überschüssen in Höhe von 887.306 Mark zum Bau von Gemeindeschulhäusern erlaubt.

Schließlich gab die Sparkasse der Stadt 1909 ganze zwei Millionen Mark zum Ankauf des alten Botanischen Gartens in Schöneberg. Belegt ist das durch einen Bericht der Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin. Seit 1679 befand sich dort ein königlicher Garten, unter anderem für die Küchenbedürfnisse des Hofes. Ab 1718 trug er offiziell den Namen Botanischer Garten. Das abgebildete Victoria-Regia-Haus wurde 1882 erbaut. Weil das Gelände zu klein war und nicht vergrößert werden konnte, zog der Botanische Garten 1910 nach Dahlem. Der ehemalige Schöneberger Garten wurde zum Park umstrukturiert. Anlässlich des 100. Todestags Heinrich von Kleists erhielt er den Namen des Schriftstellers.

  • Marktplatz und Rathaus in Finsterwalde (Ausschnitt Ansichtskarte Kunstdruckerei Gebrüder Isenbeck in Wiesbaden, vers. 1907; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die ersten Überschüsse der Stadtsparkasse Finsterwalde

Die Sängerstadt Finsterwalde ist Hauptsitz der Sparkasse Elbe-Elster, mit deren Geschichte wir uns in der Vergangenheit viel beschäftigt haben. Für die Erstellung einer Chronik sind umfangreiche Recherchen in Archiven erfolgt, die sich natürlich auch den Anfängen des gesellschaftlichen Engagements widmeten. Einen Beitrag zum Standort Kirchhain finden Sie beispielsweise hier im Blog.

Auch bei der Stadtsparkasse Finsterwalde dauerte es eine Weile – zwei Jahrzehnte – ehe sie der Kommune Geld zur Verfügung stellen konnte. Für die Überschüsse des Geschäftsjahres 1905 in Höhe von 7.200 Mark genehmigte die Aufsichtsbehörde 1906 die Verwendung. Damit konnte dann ein Bebauungsplan für die Stadt finanziert werden.

Diese Informationen lieferte die „Acta des Magistrats der Fabrikstadt Finsterwalde betreffend: die Verwaltung der Sparkasse“ im Kreisarchiv in Herzberg (Elster). Ein Glücksfall, denn zu vielen Vorgängerinstituten der Sparkasse Elbe-Elster gibt es keine regionale Überlieferung vor Ort. In der Akte, die von 1899 bis 1911 geführt wurde, fanden sich der Jahresabschluss der Sparkasse (Blatt 100) sowie das Genehmigungsschreiben des Regierungspräsidenten (Blatt 131).

Im Vorbericht zum Jahresabschluss steht, dass der Garantieverband erstmals Geld erhielt. Dies wurde verifiziert. Das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam verwahrt die „Nachweisung über den Geschäftsbetrieb und die Ergebnisse der Sparkassen im Regierungsbezirke Frankfurt a./Oder für das Kalenderjahr 1905″ aus dem Jahr 1906. Die Statistik belegt, dass die Stadtsparkasse Finsterwalde tatsächlich zum ersten Mal Überschüsse von 7.200 Mark bereitstellte.

  • Die Freiberger Sparkasse gründete 1907 eine Stiftung, um das Sparen zu fördern. (Ansichtskarte Verlag Bruno Richter in Freiberg, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die Freiberger Breitfeld-Stiftung

Fünf Stiftungen hat die Sparkasse Mittelsachsen und fördert durch sie seit Jahren Kunst, Kultur, Bildung, Umwelt, Forschung, Sport und soziale Projekte. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Sparkasse in Freiberg eine Stiftung gegründet. Zu Ehren des um das Armenwesen hochverdienten Stadtrats Karl Wilhelm Breitfeld, der am 14. November 1906 verstorben war, entstand am 15. März 1907 die Breitfeld-Stiftung. Man orientierte sich bei der Gründung an der Spareinrichtung des Kaisers Wilhelm II. auf seinem Gut Cadinen in Ostpreußen. Unter sparenden Landarbeitern wurden dort am Kaisergeburtstag 1907 erstmals 500 Mark Prämien verlost.

Der Stiftungszweck in Freiberg war die Förderung des Sparsinns bei Minderbemittelten, also von Menschen, die über wenig finanzielle Mittel, kein nennenswertes Vermögen verfügten. In der Stadt wohnhafte oder beschäftigte Arbeiter, die innerhalb eines Jahres durch mindestens drei Einzahlungen mindestens zehn Mark auf das Sparbuch einzahlten, konnten Geldprämien gewinnen. Auch Tagelöhnern, Dienstboten und anderen in Arbeits- und Dienstverhältnissen stehenden Personen wurde angeboten, unter den genannten Bedingungen teilzunehmen. Ihr Jahreseinkommen durfte aber 1.500 Mark nicht übersteigen.

Bei der Beantragung der Teilnahme musste die Nummer des Sparkassenbuchs mitgeteilt werden. Die Verteilung der Prämien erfolgte jährlich am 1. Dezember durch Auslosung. Die Sparbuchnummern wurden gezogen. Vor 115 Jahren standen erstmals 750 Mark zur Belohnung der Sparer bereit. Es gab letztlich 1 x 50, 2 x 25, 10 x 10, 20 x 5 und 113 x 3 Mark. Bis auf 1.200 Mark sollte die Gewinnsumme gebracht werden. Für die Verteilung waren der kommunale Sparkassenausschuss sowie zwei Arbeitgeber und zwei Arbeitnehmer zuständig. Der Stadtrat verwaltete die Stiftung. Die Sparkasse überwies 1907 bis 1912 jährlich 5.000 Mark vom Reingewinn, bis 30.000 Mark erreicht waren. Für den Stiftungszweck konnten die Zinsen und das Stammvermögen genutzt werden.

  • Der städtische Schlachthof wurde 1899 auch mit Sparkassengewinnen finanziert. (Ansichtskarte Verlag Gustav Kabes in Grimma, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die Überschüsse der Grimmaer Sparkasse

Offenbar war man in Grimma mächtig stolz auf den Schlachthof. Zusammen mit patriotischem Dekor der Kaiserzeit fand er auf einer Ansichtskarte Platz. 1899 wurde die Einrichtung erbaut. An der Finanzierung war die Stadtsparkasse beteiligt. Überschüsse flossen auch in andere kommunale Infrastruktur. So erhielt die Stadt zum Beispiel eine elektrische Straßenbeleuchtung. Erstmals konnte Grimma 1884 von den Gewinnen der Sparkasse profitieren. 9.000 Mark sollten für die Pflasterung von Straßen und Anlegung von Bürgersteigen verwendet werden. 12.000 Mark waren für die Zinstilgung einer für die Errichtung der Schule aufgenommenen Anleihe vorgesehen. 4.000 Mark bekam die öffentliche Armenversorgung.

Für soziale Zwecke und Infrastrukturprojekte wurde auch in manch anderen Jahren Geld ausgegeben. Die Rahmenbedingungen änderten sich jedoch nach zwei Verordnungen des sächsischen Innenministeriums vom 29. Dezember 1899 und 11. Juni 1900. So galten nur noch freiwillige kommunale Ausgaben als gemeinnützig. Gesetzlich festgelegte Gemeindeaufgaben, wie etwa die Armenfürsorge, durften nicht mehr mit den Überschüssen der Sparkassen bezahlt werden. Bei der Verwendung für das Kirchen- und Schulwesen, das ebenfalls über Steuern finanziert wurde, konnte eine Fallprüfung erfolgen. Das Ministerium machte deutlich, dass ausschließlich gemeinnützige Sparkassen, die nicht als Erwerbsunternehmen der Gemeinden fungierten, keine Einkommensteuer bezahlen mussten. Nur bei Verwendung der Überschüsse für gemeinnützige und wohltätige Zwecke galt die Steuerbefreiung weiterhin.

Was die Verwendung des Reingewinns betraf, so konnte der Staat allerdings keine positive Definition geben, was nun gemeinnützig, also für die Allgemeinheit zum Nutzen, war. Die örtlichen Aufsichtsbehörden sollten dies entscheiden. Es schien zumindest unbedenklich, Parkanlagen einzurichten beziehungsweise zu erhalten, Straßen und Plätze zu verschönern oder die öffentliche Beleuchtung und Wasserversorgung zu errichten. Es gab dennoch zahlreiche Streitfälle und manchmal konnten die Entscheidungen der Behörden nur als Willkür empfunden werden. Die für Grimma zuständige Kreishauptmannschaft in Leipzig sah beispielsweise die Finanzierung der erwähnten Straßenbeleuchtung eher als eine Aufgabe der Ortspolizei und als nicht gemeinnützig an.