• Die Freiberger Sparkasse gründete 1907 eine Stiftung, um das Sparen zu fördern. (Ansichtskarte Verlag Bruno Richter in Freiberg, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die Freiberger Breitfeld-Stiftung

Fünf Stiftungen hat die Sparkasse Mittelsachsen und fördert durch sie seit Jahren Kunst, Kultur, Bildung, Umwelt, Forschung, Sport und soziale Projekte. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Sparkasse in Freiberg eine Stiftung gegründet. Zu Ehren des um das Armenwesen hochverdienten Stadtrats Karl Wilhelm Breitfeld, der am 14. November 1906 verstorben war, entstand am 15. März 1907 die Breitfeld-Stiftung. Man orientierte sich bei der Gründung an der Spareinrichtung des Kaisers Wilhelm II. auf seinem Gut Cadinen in Ostpreußen. Unter sparenden Landarbeitern wurden dort am Kaisergeburtstag 1907 erstmals 500 Mark Prämien verlost.

Der Stiftungszweck in Freiberg war die Förderung des Sparsinns bei Minderbemittelten, also von Menschen, die über wenig finanzielle Mittel, kein nennenswertes Vermögen verfügten. In der Stadt wohnhafte oder beschäftigte Arbeiter, die innerhalb eines Jahres durch mindestens drei Einzahlungen mindestens zehn Mark auf das Sparbuch einzahlten, konnten Geldprämien gewinnen. Auch Tagelöhnern, Dienstboten und anderen in Arbeits- und Dienstverhältnissen stehenden Personen wurde angeboten, unter den genannten Bedingungen teilzunehmen. Ihr Jahreseinkommen durfte aber 1.500 Mark nicht übersteigen.

Bei der Beantragung der Teilnahme musste die Nummer des Sparkassenbuchs mitgeteilt werden. Die Verteilung der Prämien erfolgte jährlich am 1. Dezember durch Auslosung. Die Sparbuchnummern wurden gezogen. Vor 115 Jahren standen erstmals 750 Mark zur Belohnung der Sparer bereit. Es gab letztlich 1 x 50, 2 x 25, 10 x 10, 20 x 5 und 113 x 3 Mark. Bis auf 1.200 Mark sollte die Gewinnsumme gebracht werden. Für die Verteilung waren der kommunale Sparkassenausschuss sowie zwei Arbeitgeber und zwei Arbeitnehmer zuständig. Der Stadtrat verwaltete die Stiftung. Die Sparkasse überwies 1907 bis 1912 jährlich 5.000 Mark vom Reingewinn, bis 30.000 Mark erreicht waren. Für den Stiftungszweck konnten die Zinsen und das Stammvermögen genutzt werden.

  • Martin Luther Relief

    Zu den ersten durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und eine Sparkasse erworbenen Kunstwerken gehörte ein Luther-Relief. (Albert von Soest, Brustbild Dr. Martin Luther, 1560/70, Relief, Buchsbaumholz auf Eichenholz, Foto: G. Bröcker) : © Staatliches Museum Schwerin

20 Jahre Ostdeutsche Sparkassenstiftung

„Die Sparkassen im OSGV sind ostdeutsche Unternehmen, die sich der Aufbausituation an ihren Standorten in Ostdeutschland stellen. Ihr Selbstverständnis ist auch von dem Bewußtsein geprägt, in Regionen tätig zu sein, die zu den ältesten und gleichzeitig innovativsten Kulturlandschaften Deutschlands zählen. Beim Stolz auf ein außerordentliches Kulturerbe zwischen Tradition und Avantgarde wollen sie es nicht belassen, sondern an den Anstrengungen teilhaben, die kulturelle Substanz des Überlieferten und eine lebendige Gegenwartskunst ebenso zu erhalten und weiterzuentwickeln.“ (Rainer Voigt, 1998)

Heute vor genau 20 Jahren war es soweit. Der Prozess zur Gründung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung (OSS) war abgeschlossen. Die Idee zur Einrichtung dieses Förderinstruments hatte Rainer Voigt, Geschäftsführender Präsident des damaligen Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (OSGV, ab 2006 Ostdeutscher Sparkassenverband = OSV). Auf der Verbandsversammlung am 5. November 1993 fassten dann die anwesenden Sparkassen- und Kommunalvertreter mehrheitlich den Beschluss zur Gründung. Mit einer Stiftungsurkunde errichtete der OSGV am 14. November 1995 die Ostdeutsche Sparkassenstiftung als Gemeinschaftswerk aller Mitgliedssparkassen. Bis zum 11. Juli 1996 wurden sämtliche Gremien besetzt. Der Hallenser Oberbürgermeister Dr. Klaus Rauen war zum Beispiel Vorsitzender des Stiftungsrats, Rainer Voigt Vorsitzender des Vorstandes und Friedrich-Wilhelm von Rauch Geschäftsführer. Er leitet bis heute die Geschäftsstelle der OSS in Berlin.

Aufgabe der Stiftung ist die Förderung und Unterstützung künstlerischer, kultureller und wissenschaftlicher Zwecke im Verbandsgebiet. 1996 wurden bereits 68 Projekte und Fördermaßnahmen bewilligt. Man ergriff selbst die Initiative, organisierte Veranstaltungen und lobte einen Preis sowie zwei Stipendien aus. Auch erste Kunstwerke und andere Kulturgüter wurden angekauft, um sie Museen, Kultureinrichtungen oder Archiven als Leihgaben zur Verfügung zu stellen. So konnte etwa Martin Luther, der vor fast 500 Jahren seine Thesen zur Kirchenreform veröffentlichte, ins Schloss Güstrow heimkehren. Das Renaissance-Bildnis war 1945 kriegsbedingt abhanden gekommen und wurde über den Kunstmarkt zurückerworben. Dies ermöglichte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung zusammen mit der OstseeSparkasse Rostock. Projektbezogene Zusatzspenden gab es schon 1996. Zur Förderung nutzt die OSS seit damals die Erträge des Stiftungsvermögens. Außerdem erhält sie einen Teil des Zweckertrags des PS-Lotterie-Sparens, erstmalig aus dem Jahr 1995.

„Die neue Stiftung hat breite öffentliche Beachtung gefunden. So haben die Ministerpräsidenten aller vier Bundesländer, in denen die Ostdeutsche Sparkassenstiftung tätig ist, der Chef des Bundespräsidialamtes und das Bundeskanzleramt die Stiftungserrichtung als einen wichtigen Impuls der ostdeutschen Sparkassen für eine konzeptionell und langfristig angelegte Kulturförderung in den neuen Ländern gewürdigt.“ (Tätigkeitsbericht der Ostdeutschen Sparkassenstiftung 1995/96)

Schnell entwickelte sie sich zu einer sehr bedeutenden nichtstaatlichen Fördereinrichtung in Ostdeutschland. Die Stiftung hilft seit zwei Jahrzehnten, die kulturelle Infrastruktur zu sichern und dadurch unsere Heimat für Bevölkerung und Gäste attraktiver zu machen. Die OSS pflegt die Kulturlandschaft, erhält ostdeutsche Kulturgüter. In den Landeshauptstädten, den größeren Städten und dezentral wurden und werden von und mit ihr viele Projekte verwirklicht – bis Ende 2015 über 1.800. Schon in der Anfangszeit hatte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung keine Solistenrolle. Es fand eine Zusammenarbeit mit Sparkassen, Landesverwaltungen, Kreisen und Kommunen statt. Es gab projektbezogene Allianzen mit anderen Stiftungen. Seit 2002 kooperiert die OSS sogar mit dem World Monuments Fund. So wird gemeinsam zum Erhalt ausgewählter Baudenkmäler mit herausragender kulturhistorischer Bedeutung im Verbandsgebiet beigetragen.

  • Denkmal für Bienert in Dresden Plauen

    Im Dresdner Stadtteil Plauen wurde sogar ein Denkmal für Bienert errichtet. : © Folkard Wunderlich

  • Sparbuch Dresden 1909

    Das älteste Dresdner Sparbuch, das sich im Historischen Archiv des OSV befindet, wurde 1909 ausgestellt. Der Name des Kunden wurde retuschiert. : © Historisches Archiv des OSV

Bienerts Dresdner Sparbücher

Dies ist Gottlieb Traugott Bienert (1813-1894), ein in Dresden sehr bekannter Mann. Er betrieb unter anderem die Hofmühle im Stadtteil Plauen und schaffte es, in der sächsischen Landeshauptstadt zum Großindustriellen aufzusteigen. Bienert war zu Lebzeiten sozial engagiert. Auch noch nach seinem Tod wollte er Gutes bewirken, verfügte dies in seinem Testament. Dazu fand sich in der Zeitschrift des Deutschen-Sparkassenverbandes, „Die Sparkasse“, vom 1. Januar 1895 eine interessante Meldung.

Demnach vermachte er der Stadt Dresden eine Million Mark für wohltätige Zwecke. Ein Teil der Zinsen dieses Stiftungsgeldes sollte dazu verwendet werden, jährlich bis zu 20 armen Waisenkindern Sparbücher über 500 Mark auszustellen. Diese Jungen und Mädchen sollten sich aber durch Fleiß und Sittlichkeit ausgezeichnet haben. Da Bienert selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, wollte er den jungen Menschen den Start ins Leben erleichtern und sie zum weiteren Sparen motivieren. Zusammen mit den Sparkassenbüchern wurde den Kindern seine Autobiografie überreicht. Während der Minderjährigkeit durften sie nur über die Zinsen und erst mit Erreichen des 25. Lebensjahres über das Startkapital sowie das selbst gesparte Geld verfügen.

Durch Bienerts Vermächtnis bekam also die Sparkasse der Stadt Dresden einige neue junge Kundinnen und Kunden, die ihr dann hoffentlich auch als Erwachsene treu geblieben sind. Insgesamt gab es 1895 bei der Großstadtsparkasse 224.706, zehn Jahre später bereits 329.679 und 1915 sogar 401.494 Sparbücher. Nur sehr wenige Dresdner Sparkassenbücher aus dieser Zeit sind im Historischen Archiv des OSV vorhanden. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden verfügt jedoch über eine umfangreiche Überlieferung. Vielleicht sind dort auch einige der gestifteten Sparkassenbücher erhalten?