• Flussbäder in der Elbe zeigt diese Ansichtskarte von Dresden um 1910. (Ansichtskarte Verlag Römmler & Jonas in Dresden) : © Historisches Archiv des OSV

Badespaß dank der Sparkasse

Draußen hat die Badesaison begonnen. Die Temperaturen ermuntern geradezu zum ersten Schwimmen in 2022. Mancherorts gibt es zu diesem Zweck sogar naturnahe Freibäder in Flüssen. In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden bestand eine Tradition des Flussbadens von 1826 bis 1947. Auf der Elbe schwammen Anfang des 20. Jahrhunderts diverse Plattformen mit Schwimmbereich im Inneren. Da kam beim Baden der Dampfer nicht in die Quere. Mitfinanziert wurden Flussbadeanstalten und Volksbäder damals von der Städtischen Sparkasse, über deren Gewinne Dresden zu bestimmten Zwecken verfügen durfte. Von 1904 bis 1908 wurden dafür 22.609 Mark ausgegeben. Insgesamt konnte die Kommune in dieser Zeit über 1,8 Millionen Mark Sparkassenüberschüsse verwenden. Auch Krankenhäuser, Feuerwehren sowie gemeinnützige und wohltätige Vereine erhielten Geld. Parkanlagen wurden verschönert. Damit der Dresdner nicht hinter den Baum musste, richtete die Stadt sogenannte Bedürfnisanstalten ein. Dafür gab es 28.775 Mark von der Sparkasse.

  • Vor 110 Jahren wurde diese Postkarte verschickt. Sie zeigt die von der Sparkasse mitfinanzierte Stadthalle. (Ansichtskarte Verlag Silesia in Görlitz, versendet 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Kredite nicht nur für die Kultur

1851 gründete die Stadt Görlitz eine Sparkasse. Nach Anlegung ausreichender Reserven konnte sie ab 1872 Geld für öffentliche gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellen. 20.000 Taler wurden in diesem Jahr für den Bau einer Gewerbeschule verwendet. Ab 1883 trug die Sparkasse auch mit Krediten zur Entwicklung der Kommune bei. Das erste Darlehen an die Stadt über 73.000 Mark diente der Errichtung von vier Generatorenöfen und eines Kohlenschuppens in der Gasanstalt. Später gab es Kommunalkredite an die Trägerin unter anderem für das Wasser- und das Elektrizitätswerk. Auch in den Schlachthof wurde investiert, um die Versorgung der wachsenden Einwohnerschaft zu gewährleisten. Die Bevölkerung von Görlitz hat sich zwischen 1871 und 1910 verdoppelt.

Dass Kommunen Geld von ihren Sparkassen liehen, um notwendige Aufgaben der Daseinsvorsorge zu erfüllen, war in der Zeit der Hochindustrialisierung typisch. Im Rahmen der Modernisierung der Industriestadt Görlitz wurde auch für Kultur gesorgt. Es fehlte nämlich eine passende Räumlichkeit für die Schlesischen Musikfeste. 300.000 Mark betrug 1906 der Sparkassenkredit für den Stadthallenbau. Außerdem gab es einen Zuschuss von 100.000 Mark. Leider glückte das Vorhaben erst im zweiten Anlauf, da die Hallendecke 1908 einstürzte. Schließlich eröffneten 1910 die Berliner Philharmoniker die Konzerthalle feierlich.

  • Das Denkmal für die im Krieg gegen Frankreich 1870/71 gefallenen Kirchhainer bezuschusste die Stadtsparkasse mit 500 Mark. (Ansichtskarte Verlag Carl Menze in Boxhagen-Rummelsburg, versendet 1913; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vom Straßen- und Denkmalbau

Bei der mittlerweile abgeschlossenen Erforschung und Verschriftlichung der Geschichte der Sparkasse Elbe-Elster für eine Chronik stellte das gesellschaftliche Engagement in früheren Zeiten ein wichtiges Thema dar. Ermittelt wurde unter anderem, für welche Vorhaben der Kreis Schweinitz bereits vor der Reichsgründung Überschüsse seiner 1837 gegründeten Sparkasse verwenden konnte. So wurden zum Beispiel im Jahr 1869 stattliche 20.000 Taler für den Bau einer Chaussee von Kolochau über Lebusa bis zur Kreisgrenze bei Dahme/Mark genehmigt. Diese Information fand sich in Unterlagen der damaligen Aufsichtsbehörde der Sparkasse im Landesarchiv Sachsen-Anhalt in Merseburg. Es handelt sich dabei wohl um die heutigen Landesstraßen L 704 und L 70.

Akten im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam gaben hingegen Aufschluss über die erste Gewinnverwendung für öffentliche Zwecke in Kirchhain. Dort wurde 1854 die erste Stadtsparkasse im Geschäftsgebiet der Sparkasse Elbe-Elster eröffnet. Belegt sind für das Jahr 1887 insgesamt 10.550 Mark. Im Stadtarchiv in Doberlug-Kirchhain war Schriftgut zu einem Verwendungszweck vorhanden. 500 Mark aus dem Reservefonds der Sparkasse konnte die Kommune demnach zur Errichtung eines Denkmals für die im Deutsch-Französischen Krieg gefallenen Kirchhainer beisteuern. 2.500 Mark hatte bereits ein Verein gesammelt. Am 11. September 1887 wurde das sogenannte Kriegerdenkmal vor dem Rathaus feierlich eingeweiht. Noch heute steht es dort.

  • Für die Sanierung des historische Rathausportals links gab es bereits 1870 Geld von der Sparkasse. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Graph. Verlags-Anstalt Dresden, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Das gemeinnützige Engagement der Sparkasse in Wittenberg

Nicht nur im Rahmen ihrer jüngsten Geburtstage engagieren sich Sparkassen für die Gesellschaft und geben Geld für Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Soziales, Sport, Bildung und Wissenschaft sowie Umwelt. Interessant ist immer wieder, das Wirken der Sparkassen bis zu den Anfängen zurückzuverfolgen. Heute habe ich zum Beispiel in eine Festschrift geschaut, welche die Stadtsparkasse Wittenberg zum 100. Jubiläum herausgegeben hat. Diese 1825 eröffnete Sparkasse war die erste Gründung im Geschäftsgebiet der Sparkasse Wittenberg.

Belegt sind Zuweisungen für gemeinnützige Zwecke schon ab 1864, nachdem ausreichende Sicherheitsreserven aufgebaut waren. In diesen Zeiten durfte die Stadt als Träger mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden die Verwendung verfügen. Mit 6.000 Talern wurde in dem Jahr der Zustand von Straßen verbessert. Immer wieder sind Beträge für Pflasterarbeiten ausgegeben worden. Auch Bürgersteige wurden erneuert. Diese nannte man damals Trottoirs. Bemerkenswerter sind Zuschüsse beim Bau anderer Einrichtungen für die Menschen in der Lutherstadt. Hier einige Beispiele aus dem 19. Jahrhundert: 1874 Bau einer Bade- und Schwimmanstalt, 1876 Bau der Schule in der Schlossvorstadt, 1877/79 Bau des Bürgerhospitals, 1884 Anlegung eines Springbrunnens im Kreisgarten, 1886 Bau einer Bade- und Bedürfnisanstalt und 1897 Bau eines Spritzenhauses für die Feuerwehr. Weil wir beim Thema Wasser sind: Zur Versorgung der Stadtbevölkerung brauchte es am Ende des Jahrhunderts neue Leitungen und einen Umbau des Wasserwerks. Damit Wasser fließen konnte, floss Geld der Sparkasse.

Ab 1878 profitierten gemeinnützige Anstalten beziehungsweise Institute von den Überschüssen der Stadtsparkasse. Die einzelnen Einrichtungen sind nicht namentlich erwähnt, wenngleich insgesamt erhebliche Beträge gegeben wurden, etwa 46.201,45 Mark im Jahr 1895. Im 20. Jahrhundert setzte sich das Engagement fort. Selbst während des Ersten Weltkriegs gab es Geld für gemeinnützige Zwecke. Mit der Inflation nach Kriegsende waren die wirtschaftlich guten Zeiten aber erst einmal vorbei. Überliefert ist, dass die Stadtsparkasse Wittenberg von 1864 bis 1918 insgesamt mehr als 1,5 Millionen Mark an Überschüssen bereitstellte. Eine stattliche Summe!

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser in unseren Mitgliedssparkassen, auch gern erfahren möchten, was Ihr Institut in früheren Zeiten schon bewirkt hat, so stellen Sie gern eine Rechercheanfrage an Ihr Historisches Archiv des OSV. Das gesellschaftliche Engagement gehört nämlich zur DNA der Sparkassen. Damit hebt man sich von Wettbewerbern ab. Es geht um mehr als Geld. Gutes tun und darüber reden war auch schon früher angesagt. Deswegen finden sich nicht nur in zu transkribierenden Quellentexten, sondern auch in leicht zugänglichen Publikationen viele Hinweise, wie die Allgemeinheit von den Gewinnen der kommunalen Sparkassen profitierte.

  • Geschäftsdaten von Sparkassen, hier der Stand des Reservefonds 1900, die insgesamt seit der Gründung und im Jahr 1900 (rechts) für öffentliche Zwecke verwendeten Gelder, enthält diese Nachweisung über den Geschäftsbetrieb und die Ergebnisse der Sparkassen im Regierungsbezirk Merseburg für das Rechnungsjahr 1900. Ausschnitt /Landesarchiv Sachsen-Anhalt, C 20 I, Ib Nr. 838, Bd. 8

  • Auf Grundlage der Akten konnten zum Beispiel für 1900 Geschäftsdaten der historischen Sparkassen im Geschäftsgebiet der Sparkasse Elbe-Elster ermittelt werden. : © Historisches Archiv des OSV

Von Archivterminen und Überschüssen

Normalerweise würde ich gerade im Brandenburgischen Landeshauptarchiv sitzen und für die Sparkasse Elbe-Elster Akten fotografieren. Sie werden als Quelle für die Aufarbeitung der Geschichte benötigt, die im Auftrag des Vorstandsvorsitzenden erfolgt. Der heutige, langfristig geplante, Termin fällt zwar nicht, wie zunächst befürchtet, der „Osterruhe“, aber letztlich der „Notbremse“ zum Opfer, da die Inzidenz wieder über 100 liegt. In Corona-Zeiten ist das Arbeiten in öffentlichen Archiven schwierig. Auch wenn kein Lockdown ist, kann wegen der Sicherheitsvorschriften nur eine begrenzte Zahl von Nutzern im Lesesaal Platz nehmen. Daraus resultieren längere Wartezeiten. Ich hoffe, dass der nächstmögliche Ersatztermin Ende Mai 2021 nicht ausfällt, wir dann die „dritte Welle“ hinter uns haben.

Glücklicherweise konnte ich bei meinen Recherchen 2020 schon eine Menge Material digitalisieren, das ich auswerte. Ein wichtiges Thema beim Projekt ist das gemeinnützige Engagement. Sparkassen sind seit jeher am Gemeinwohl orientierte Kreditinstitute. In den Unterlagen der Sparkassenaufsichtsbehörden im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und im Landesarchiv Sachsen-Anhalt fanden sich zahlreiche Belege aus der Zeit des Deutschen Reichs vor dem Ersten Weltkrieg. Die Vorgängerinstitute der Sparkasse Elbe-Elster mussten nämlich damals ihre „Nachweisungen über den Geschäftsbetrieb und die Ergebnisse“ in Frankfurt (Oder) oder Merseburg abliefern. Die Aufsicht erfasste die Daten aller Sparkassen in Tabellen. Die Übersichten geben unter anderem Aufschluss über die Gelder, die für öffentliche Zwecke zur Verfügung gestellt wurden. (Bild 1) Sie stammten aus den Überschüssen (Reingewinn) der Rechnungsvorjahre beziehungsweise den Reservefonds.

Bevor Geld floss, mussten ausreichende Sicherheitsrücklagen angesammelt sein. Es dauerte also, bis die Bevölkerung auch auf diese Weise von ihrer Sparkasse profitierte. So wird bei der Auswertung der Geschäftsdaten aus den vor genau 120 Jahren erstellten Jahresabschlüssen deutlich, dass noch nicht alle im heutigen Geschäftsgebiet der Sparkasse Elbe-Elster bestehenden Institute 1900 Geld zur Verfügung stellten. Schon gar nicht die gerade erst eröffnete Stadtsparkasse Liebenwerda. Die älteren Kreissparkassen in Herzberg und Liebenwerda hingegen konnten hohe Beträge vermerken. Dass es nicht regelmäßig etwas gab, zeigt wiederum das Beispiel der alten Stadtsparkasse Kirchhain. Die in meiner Übersicht (Bild 2) dargestellten Abführungen erfolgten ausschließlich 1887/1888. Belegt sind in den Akten manchmal die Verwendungszwecke der von den Sparkassen zur Verfügung gestellten Überschüsse. So konnte etwa die Stadtsparkasse Mühlberg erstmals 1879 ausschütten. Nachgewiesen ist die Bewilligung von 5.727,74 Mark für den Bau eines Schulhauses am 23. Mai des Jahres. Gerade solche Informationen sind ein Glücksfall für den Historiker. So wird anschaulich, wie die Sparkassenüberschüsse früher zum Wohl der Allgemeinheit eingesetzt wurden.

  • Halle Sparkasse Rendant 1819

    Christian Gottlieb August Runde wirkte vor 200 Jahren ehrenamtlich als Rendant der Sparkasse. (Abb. in: Neuss, Erich: Geschichte der Stadtsparkasse zu Halle 1857-1932, Tafel VI; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Gründung der Sparkasse in Halle (Saale)

Engagierten Bürgern ist die Eröffnung einer Sparkasse in der Stadt Halle vor 200 Jahren zu verdanken. Nicht als kommunales Institut, sondern als Einrichtung eines Vereins von Privatleuten ist sie entstanden. Die Planungen für das Projekt wurden ab dem Frühjahr 1819 vorangetrieben. Die Aufsichtsbehörden sahen das Vorhaben positiv. So lobte etwa die Regierung in Merseburg den „Beweis des wackeren Bürgersinnes“. Die Mitglieder der sogenannten „Sparkassen-Gesellschaft“ wollten nicht nur für eventuelle Verluste haften, sondern auch auf Gewinne verzichten. Diese sollten vielmehr gemeinnützigen Zwecken dienen.

Die Namen der 17 Gründerväter sind überliefert. Hervorzuheben ist etwa der Oberbergrat Friedrich August Ferdinand Meschker, der maßgeblich am Gründungsprozess beteiligt war. Zum Sparkassendirektor wurde der Professor für Nationalökonomie an der Universität Halle, Ludwig Heinrich von Jakob, gewählt. Als Rendant wirkte der Kaufmann Christian Gottlieb August Runde quasi ehrenamtlich. In seinem Haus in der Schmeerstraße Nummer 273 wurde die Sparkasse am 1. Juli 1819 eröffnet.

Laut Satzung vom 18. Juni 1819 bekamen die nichtvermögenden Einwohner Gelegenheit, ihre kleinen Ersparnisse zinsbar und sicher unterzubringen. An jedem Wochentag war von 11:00 bis 12:00 Uhr Kassenstunde. Wer mindestens einen und höchstens 50 Taler vorbeibrachte, erhielt einen nicht personalisierten Schuldschein als Beleg. Am Ende des ersten Geschäftsjahres betrugen die Kundeneinlagen bereits 2.976 Taler. Das Geld investierte man damals vor allem in Wertpapiere, vorrangig in Obligationen der Stadt Halle, um die Zinsen zu erwirtschaften.