• Geschäftsdaten von Sparkassen, hier der Stand des Reservefonds 1900, die insgesamt seit der Gründung und im Jahr 1900 (rechts) für öffentliche Zwecke verwendeten Gelder, enthält diese Nachweisung über den Geschäftsbetrieb und die Ergebnisse der Sparkassen im Regierungsbezirk Merseburg für das Rechnungsjahr 1900. Ausschnitt /Landesarchiv Sachsen-Anhalt, C 20 I, Ib Nr. 838, Bd. 8

  • Auf Grundlage der Akten konnten zum Beispiel für 1900 Geschäftsdaten der historischen Sparkassen im Geschäftsgebiet der Sparkasse Elbe-Elster ermittelt werden. : © Historisches Archiv des OSV

Von Archivterminen und Überschüssen

Normalerweise würde ich gerade im Brandenburgischen Landeshauptarchiv sitzen und für die Sparkasse Elbe-Elster Akten fotografieren. Sie werden als Quelle für die Aufarbeitung der Geschichte benötigt, die im Auftrag des Vorstandsvorsitzenden erfolgt. Der heutige, langfristig geplante, Termin fällt zwar nicht, wie zunächst befürchtet, der „Osterruhe“, aber letztlich der „Notbremse“ zum Opfer, da die Inzidenz wieder über 100 liegt. In Corona-Zeiten ist das Arbeiten in öffentlichen Archiven schwierig. Auch wenn kein Lockdown ist, kann wegen der Sicherheitsvorschriften nur eine begrenzte Zahl von Nutzern im Lesesaal Platz nehmen. Daraus resultieren längere Wartezeiten. Ich hoffe, dass der nächstmögliche Ersatztermin Ende Mai 2021 nicht ausfällt, wir dann die „dritte Welle“ hinter uns haben.

Glücklicherweise konnte ich bei meinen Recherchen 2020 schon eine Menge Material digitalisieren, das ich auswerte. Ein wichtiges Thema beim Projekt ist das gemeinnützige Engagement. Sparkassen sind seit jeher am Gemeinwohl orientierte Kreditinstitute. In den Unterlagen der Sparkassenaufsichtsbehörden im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und im Landesarchiv Sachsen-Anhalt fanden sich zahlreiche Belege aus der Zeit des Deutschen Reichs vor dem Ersten Weltkrieg. Die Vorgängerinstitute der Sparkasse Elbe-Elster mussten nämlich damals ihre „Nachweisungen über den Geschäftsbetrieb und die Ergebnisse“ in Frankfurt (Oder) oder Merseburg abliefern. Die Aufsicht erfasste die Daten aller Sparkassen in Tabellen. Die Übersichten geben unter anderem Aufschluss über die Gelder, die für öffentliche Zwecke zur Verfügung gestellt wurden. (Bild 1) Sie stammten aus den Überschüssen (Reingewinn) der Rechnungsvorjahre beziehungsweise den Reservefonds.

Bevor Geld floss, mussten ausreichende Sicherheitsrücklagen angesammelt sein. Es dauerte also, bis die Bevölkerung auch auf diese Weise von ihrer Sparkasse profitierte. So wird bei der Auswertung der Geschäftsdaten aus den vor genau 120 Jahren erstellten Jahresabschlüssen deutlich, dass noch nicht alle im heutigen Geschäftsgebiet der Sparkasse Elbe-Elster bestehenden Institute 1900 Geld zur Verfügung stellten. Schon gar nicht die gerade erst eröffnete Stadtsparkasse Liebenwerda. Die älteren Kreissparkassen in Herzberg und Liebenwerda hingegen konnten hohe Beträge vermerken. Dass es nicht regelmäßig etwas gab, zeigt wiederum das Beispiel der alten Stadtsparkasse Kirchhain. Die in meiner Übersicht (Bild 2) dargestellten Abführungen erfolgten ausschließlich 1887/1888. Belegt sind in den Akten manchmal die Verwendungszwecke der von den Sparkassen zur Verfügung gestellten Überschüsse. So konnte etwa die Stadtsparkasse Mühlberg erstmals 1879 ausschütten. Nachgewiesen ist die Bewilligung von 5.727,74 Mark für den Bau eines Schulhauses am 23. Mai des Jahres. Gerade solche Informationen sind ein Glücksfall für den Historiker. So wird anschaulich, wie die Sparkassenüberschüsse früher zum Wohl der Allgemeinheit eingesetzt wurden.

  • © Historisches Archiv des OSV

Eine Reise aufs Land

Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) werden zahlreiche Unterlagen zu Sparkassen aufbewahrt, die ich für meine Arbeit nutze. Dort konnte ich zum Beispiel das Statut der ersten Sparkasse des Bundeslandes aus dem Jahr 1822 entdecken. Viele Male habe ich mich nun schon aufgemacht, um im BLHA in alten Akten zu recherchieren.

Nicht zentrumsnah, sondern auf dem Land und etwas versteckt im Wald befindet sich derzeit der Lesesaal des Archivs. Darum möchte ich den interessierten Leserinnen und Lesern eine kurze Wegbeschreibung geben. Um in den Ortsteil Bornim zu gelangen, kann zum Beispiel der stündlich vor dem Potsdamer Hauptbahnhof abfahrende Bus 612 genutzt werden. Seine Route führt unter anderem am Schloss Sanssouci vorbei. Aber auch sonst lohnt der Blick aus dem Fenster. Die Umgebung wird immer ländlicher. An der Haltestelle „Landeshauptarchiv“ muss der Bus dann verlassen werden.

Jetzt geht es auf dem Fußweg ein Stück die Golmer Chaussee zurück. Wir biegen ab und wandern eine Pflasterstraße bergan, zum Windmühlenberg. Die Clubgaststätte der SG Bornim wird rechts liegen gelassen. Linker Hand sieht man hier manchmal Pferde stehen oder Schafe grasen. Man merkt, dass man auf dem Dorf ist.

Der Weg führt an Sportplätzen vorbei. Sportliche Nutzerinnen und Nutzer des BLHA können danach einen steileren Pfad geradeaus durch den Wald wählen. Bald ist der Eingang des Archiv-Geländes erreicht. Immer noch geht es bergauf. Das Ziel ist aber schon sichtbar. Nur noch wenige Meter …

 

Nachtrag: Leider ist die Anfahrt ab Dezember 2014 etwas umständlicher. Der Lesesaal des Archivs soll außerdem ab Mitte 2015 für ein halbes Jahr geschlossen sein. Der Standort wird nach Golm verlagert.