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Die Einführung der Rentenmark

Vor 100 Jahren wurde sie eingeführt, die Rentenmark. Ursprünglich waren Bezeichnungen wie Roggenmark, Neumark oder Bodenmark für die Währung im Gespräch. Es wurde schließlich die Rentenmark der neu gegründeten Deutschen Rentenbank, einer juristische Person des Privatrechts. Ihr Grundkapital und ihre Rücklage in Höhe von 3,2 Milliarden Rentenmerk sollten Forst- und Landwirtschaft sowie Industrie, Handel und Gewerbe aufbringen. Sie hatten dazu eine Grundschuld zu übernehmen beziehungsweise Schuldverschreibungen auszustellen.

Auf dieser Grundlage und maximal bis zu dem genannten Geldbetrag konnte die Bank auf mindestens 500 Goldmark lautende und verzinsliche Rentenbriefe ausstellen, die als Deckung der Banknoten dienten. Die Rentenbriefe waren aber nicht in Gold einlösbar. Die Rentenmark war der stabilen goldgedeckten Mark aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nur theoretisch gleichgestellt. Eine Rentenmark entsprach einer Goldmark, was 1/2790 Kilogramm Feingold bedeutete.

Die Rentenmark war im Gegensatz zur Mark, neben die sie trat, kein gesetzliches Zahlungsmittel. Sie wurde aber von öffentlichen Kassen angenommen. Münzen gab es zu 1, 2, 5, 10 und 50 Rentenpfennig. Die Rentenbank durfte Scheine zu 1, 2, 5, 10, 50, 100, 500 und 1.000 Rentenmark emittieren. Die Einführung verlief aber schleppend, was auch an einem vom 10. bis 18. November dauernden Buchdruckerstreik lag. Deswegen standen am 1. Dezember erst 680,4 Millionen Rentenmark zur Verfügung. Am Jahresende waren es dann 2,2 Milliarden.

Die Notenpresse für die Reichsregierung war indes stillgelegt, da die Reichsbank ab dem 15. November 1923 keine Schatzanweisungen des Reichs mehr diskontierte. Die Regierung bekam 196,5 Millionen Rentenmark als unverzinsliches Darlehen von der Rentenbank, um ihre Schatzanweisungen bei der Reichsbank abzulösen. Mit dem Geld kaufte die Reichsbank Markbestände auf und sorgte für eine Verknappung des heruntergewirtschafteten Zahlungsmittels. Schließlich konnte am 20. November der Kurs des Dollars auf 4,2 Billionen Mark festgelegt und ein Verhältnis eine Billion Mark = eine Rentenmark dauerhaft geschaffen werden. Damit endete die verheerende Inflation des Jahres 1923.

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Nach Millionen und Milliarden kamen Billionen

Vor 100 Jahren emittierte die damalige deutsche Zentralbank, die Reichsbank, immer höhere Banknotenwerte. Es war die Zeit der grassierenden Inflation. Auf Millionen- und Milliarden- folgten Billionen-Scheine, wie der abgebildete aus unserem Archivbestand. Reichsbanknoten zu einer, fünf und zehn Billionen Mark gab man am 1. November 1923 heraus. Der Geldschein mit dem höchsten Nominal war die 100-Billionen-Mark-Note. Diese wurde wohl nicht erst am 15. Februar 1924 in den Umlauf gebracht. Eine frühere Ausgabe datiert interessanterweise bereits auf den 26. Oktober 1923.* Noch lange nach dem Ende der Hyperinflation wurden übrigens Billionen-Scheine gedruckt. Im November 1923 wurde die stabile Rentenmark eingeführt und der Kurs der Mark stabilisiert. Vier Monate später erschien am 15. März 1924 mit fünf Billionen der letzte Mark-Schein. Diese 5.000.000.000.000 Mark entsprachen 5 Rentenmark.

* Vgl. Hoffmann, Dieter/ Reichenberger, Jörg: „Das Notenbuch“ – Katalog der deutschen Banknoten ab 1874, 6. Aufl, 1992, S. 76.

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Ein Werbegeschenk von der Sparkasse

In anderen Blogbeiträgen wurden Ihnen bereits interessante Werbemittel vorgestellt, mit denen die Stadtsparkasse in Halle (Saale) nach der Inflation 1923 das Sparen wiederbeleben wollte. Die Hyperinflation hatte die Sparguthaben von Generationen entwertet. 11,3 Billiarden Mark betrugen die Einlagen bei der Sparkasse. Dies entsprach lediglich 11.300 Reichsmark. Nur ein kleiner Teil des Kundenvermögens konnte gemäß gesetzlicher Vorschriften aufgewertet werden. Trotz des schweren Rückschlags sparten die Menschen wieder. Sie vertrauten auf eine neue stabile Währung und schufen sich Rücklagen.

Die Sparkassen indes versuchten, „der gesamten Bevölkerung die Notwendigkeit emsigen und nachhaltigen Sparens unablässig einzuhämmern“. Weiter schrieb zeitnah 1932 Erich Neuß als Chronist der Sparkasse in Halle: „Was vor dem Kriege so gut wie unbekannt war: die Sparkassenwerbung nach dem Muster händlerischer Warenanpreisung, das wurde nun weitverbreitete Übung [und] es gab keinen Weg warmherzigster Werbung, den die Sparkassen nicht gingen, sofern er die Grenzen des Taktes und des guten Geschmacks nicht überschritt.“ „Die Rettung des Sparsinns“ betitelte er das Kapitel seiner Chronik, das sich dem Wiederaufbau des Spargeschäfts widmete.

Betrugen die Einlagen bei der Stadtsparkasse 1924 lediglich 1,3 Millionen Reichsmark, so waren es 1927 bereits 17,2 Millionen Reichsmark. Zu diesen gehörten auch zwei Reichsmark dieses besonderen Sparkassenbuchs. Es ist ein Geschenksparbuch, das eine Schülerin 1927 erhielt. „Liebes Kind! Wir überreichen Dir heute dieses Sparbuch über RM 2.- als Geschenk und verbinden damit den Wunsch, daß es den Sparsinn in Dir wecken und Dich zum festen Sparen anregen möge, damit Du, wenn Du dereinst ins praktische Leben trittst, ein kleines Kapital Dein Eigen nennen kannst – Dir und den Deinen zum Nutzen und zur Erleichterung!“ Der eingedruckte Wunsch der Sparkasse erfüllte sich. Von Hilde kamen 1927 noch fünf Reichsmark dazu. Bis 1935 waren 120 Reichsmark beisammen.

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Alugeld vor 100 Jahren

Münzen aus Aluminium gab es bekanntlich nicht erst in der DDR, sondern schon während des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich. Auch in der Inflationszeit danach fand das Leichtmetall Verwendung. Vor genau 100 Jahren erschien im Reichsgesetzblatt eine Bekanntmachung des deutschen Finanzministers vom 8. Mai 1923. Demnach hatte der Reichsrat die Prägung von Ersatzmünzen zu 500 Mark aus Aluminium beschlossen. Die Stücke hatten einen Durchmesser von 27 Millimetern und waren 1 2/3 Gramm schwer beziehungsweise leicht.

Am 2. Februar 1923 war die genannte Länderkammer vom Reichstag gesetzlich ermächtigt worden, Notgeld im Nennwert bis zu 1.000 Mark in Münzform herstellen zu lassen. Wegen der rapiden Geldentwertung kam ein Großteil der tatsächlich produzierten Stücke aber gar nicht in den Umlauf. Diese abgebildete 500-Mark-Münze hatte am Tag der Bekanntmachung eine Kaufkraft von lediglich sechs Pfennigen der Vorkriegswährung. Bald war sie praktisch ohne Wert.

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Wer wäre gerne Millionär?

Diese Frage stelle ich gern als Referent bei Bildungsveranstaltungen und drücke Interessierten einen Schein aus unserem Bestand in die Hand. Natürlich geschützt in einer Archivfolie. Vor genau 100 Jahren kamen sie in Umlauf, die ersten einseitig bedruckten Eine-Million-Mark-Noten der Reichsbank. Die Zentralnotenbank gab in der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg immer höhere Geldwerte heraus. So datierten beispielsweise auf den 1. Februar 1923 erste Scheine zu 100.000 Mark. Am 20. Februar folgte schon die Million. Die Kaufkraft des Geldes sank immer mehr.

Diese Million Parpiermark entsprach am Ausgabetag lediglich noch 180,64 Goldmark der Vorkriegszeit. Die massive Staatsverschuldung führte zu einer enormen Geldschöpfung und zu krassen Preiserhöhungen. Nach dem Ende der Hyperinflation konnte man dann mit solchen „kleinen“ Scheinen gar nichts mehr anfangen. Denn eine Billion Mark enstprach einer Rentenmark oder Reichsmark. Und wie viele Millionen sind eine Billion? Wer war dann gern nur Papiermark-Millionär? Auch Milliarden- und Billionen-Scheine gab es übrigens 1923. Aber davon wird in einem anderen Blog die Rede sein.

  • Motiv eines Werbeplakates, das am 4. Oktober 1922 in der Zeitschrift Sparkasse veröffentlicht wurde

Werbung vor 100 Jahren

Vor 100 Jahren gab es noch keine einheitliche Sparkassenwerbung. In der Zeitschrift des Deutschen Sparkassenverbandes, der Sparkasse, wurden immer wieder vorbildliche Maßnahmen einzelner Institute vorgestellt. Unter der Rubrik „Zur Praxis“ ging es zum Beispiel am 4. Oktober 1922 um ein Werbemittel der Girozentrale-Kommunalbank für die Provinz Sachsen-Thüringen-Anhalt in Magdeburg. „Ausgehend von dem Grundsatz, daß das wichtigste Mittel zur Erfüllung der sozialen Zweckbestimmung der Sparkassen die persönliche Werbung Sparwilliger, unterstützt durch wirkungs-, aber taktvolle Reklame, ist, hat die Girozentrale das vorstehende, gediegene und allgemeinverständliche Werbeplakat anfertigen lassen.“ Das in Grün und Schwarz gedruckte Werbemittel konnte zum Aufkleben sowie zum Aushängen geordert werden. Der Preis der 34 x 47 Zentimeter großen Plakate betrug vier beziehungsweise sechs Mark. Dies sei ungewöhnlich niedrig. Zum Vergleich: ein Kilogramm Rogenbrot kostete in Magdeburg im Oktober 1922 inflationsbedingt 24 Mark. Zur umfangreicheren Bestellung wurde geraten. „Der Aushang einiger Exemplare in den eigenen Kassenräumen dürfte ohne große Wirkung sein; nur eine großzügige Reklame durch weitgehendste Verbreitung der Plakate in allen Bevölkerungsschichten bietet Gewähr für einen guten Erfolg.“