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Alugeld vor 100 Jahren

Münzen aus Aluminium gab es bekanntlich nicht erst in der DDR, sondern schon während des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich. Auch in der Inflationszeit danach fand das Leichtmetall Verwendung. Vor genau 100 Jahren erschien im Reichsgesetzblatt eine Bekanntmachung des deutschen Finanzministers vom 8. Mai 1923. Demnach hatte der Reichsrat die Prägung von Ersatzmünzen zu 500 Mark aus Aluminium beschlossen. Die Stücke hatten einen Durchmesser von 27 Millimetern und waren 1 2/3 Gramm schwer beziehungsweise leicht.

Am 2. Februar 1923 war die genannte Länderkammer vom Reichstag gesetzlich ermächtigt worden, Notgeld im Nennwert bis zu 1.000 Mark in Münzform herstellen zu lassen. Wegen der rapiden Geldentwertung kam ein Großteil der tatsächlich produzierten Stücke aber gar nicht in den Umlauf. Diese abgebildete 500-Mark-Münze hatte am Tag der Bekanntmachung eine Kaufkraft von lediglich sechs Pfennigen der Vorkriegswährung. Bald war sie praktisch ohne Wert.

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Der Pfenning

Was steht denn da auf der Vorderseite? Hat sich der Münzmeister in Berlin etwa vertan? Pfennig sollte es doch heißen. Nein, es ist schon richtig so. Vor genau 200 Jahren wurde im Königreich Preußen im Rahmen einer Münzreform festgelegt, dass der Taler fortan aus 30 (Silber)Groschen beziehungsweise 360 Pfenni(n)gen bestehen sollte. Man nannte die Geldstücke wohl so, um sie von den alten zu unterscheiden. Vorher machten nämlich 24 Gute Groschen oder 288 Pfennige einen Taler. Im Münzgesetz Friedrich Wilhelms III. vom 30. September 1821 taucht interessanterweise die eigentümliche Bezeichnung Pfenning gar nicht auf. Jedoch wurde das Gewicht der neuen Kupfermünze genau festgelegt. Fünf Achtundvierzigstel Loth sollte sie wiegen. Das waren rund 1,5 Gramm. Dieses Leichtgewicht konnte man damals nicht zur einzigen preußischen Sparkasse in unserem heutigen Geschäftsgebiet bringen. Einzelne Sparpfennige nahm die Sparkasse eines Vereins in Halle an der Saale nämlich aus verwaltungstechnischen Gründen nicht an. Erst musste ein Taler als Mindesteinlage zusammengespart sein.

  • Münzgeld aus der DDR : © Historisches Archiv des OSV

Vor 30 Jahren: DDR-Lebensmittelpreise

Einzelhandelsverkaufspreise ausgewählter Nahrungs- und Genußmittel 1989*

Nahrungsmittel:
1 Liter Trinkmilch 0,68 Mark
1 kg Roggenmischbrot 0,52 Mark
1 kg Weißbrot 1,00 Mark
1 kg Salzheringe 1,20 Mark
1 kg Margarine 2,00 Mark
1 kg Schweineschmalz 3,10 Mark
1 kg Räucherspeck 4,00 Mark
1 kg Landleberwurst 6,20 Mark
1 kg Jagdwurst 6,80 Mark
1 kg Gouda-Käse 7,20 Mark
1 kg Hackepeter 7,60 Mark
1 kg Schweinekotelett 8,00 Mark
1 kg Tollenser-Käse 9,40 Mark
1 kg Tafelbutter 9,60 Mark
1 kg Rindfleisch, Schmorfleisch ohne Knochen 9,80 Mark

Genußmittel:
1 Filter-Zigarette 0,16 Mark
0,33 Liter helles Vollbier 0,48 Mark
100 g Vollmilch-Schokoladentafel 3,85 Mark
0,7 Liter Klarer mit Weinbrand „Goldbrand“ 14,50 Mark
1 kg Bohnenkaffee „Rondo“ 70,00 Mark

* Statistisches Jahrbuch der DDR 1990, S. 309

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Der Zwölfteltaler

Dieser Münze sieht man ihr Alter an. 200 Jahre ist sie mittlerweile alt und schon durch viele Hände gegangen. Es handelt sich um ein recht abgegriffenes Geldstück aus Silber, geprägt im Königreich Sachsen. Damals war es üblich, den Edelmetallgehalt augenscheinlich zu machen. „CLX Eine Feine Mark“ bedeutet schlichtweg, dass der 160. Teil des allgemeinen Münzgrundgewichts, der Mark zu 234 Gramm, enthalten sein musste. Für das 2,2 Zentimeter im Durchmesser große Geldstück wurden demnach rund 1,5 Gramm Silber verwendet. Zur Prägung ist weiterhin zu sagen, dass sie im Rahmen des Duodezimalsystems erfolgte. Der Taler war nicht nur in Sachsen in 24 Groschen unterteilt. Zwölf Pfennige ergaben einen Groschen. Der abgebildete Zwölfteltaler war also ein Doppelgroschen beziehungsweise entsprach 24 Pfennigen.

  • Vorder- und Rückseite zweier Alupfennige aus Muldenhütten : © Historisches Archiv des OSV

Alugeld aus Muldenhütten

Vielleicht kennen Sie es noch? Die Rede ist vom Aluminiumgeld der DDR. Bereits vor der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik wurde im April 1949 in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und im Sowjetsektor Berlins erstes neues Kleingeld aus dem Leichtmetall ausgegeben. Es ersetzte Münzen der Währung des untergegangenen Deutschen Reichs. Im März 1950 erfolgte dann auch der Umtausch der kleinsten Stücke, der Reichspfennige.

Aluminiummünzen wurden damals in Berlin mit dem Buchstaben „A“ und in Muldenhütten bei Freiberg mit dem „E“ hergestellt. Seit 1887 im Deutschen Reich bis 1953 in der DDR befand sich in Muldenhütten eine staatliche Prägestätte. Die dortige Münzherstellung während des Kaiserreichs begann aber nicht etwa mit Alu, sondern mit Kupfer und Nickel. Diese beiden Metalle wurden dann im Ersten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie benötigt. Ersatzgeld bestand aus Eisen, Zink und eben Aluminium.

Die erste deutsche Aluminiummünze war das 1-Pfennig-Stück, das vor allem 1917 geprägt wurde. Es ersetzte den Kupferpfennig. In der Inflationszeit wurde Aluminium etwa 1923 für Ersatzmünzen genutzt, die aber praktisch wertlos waren. Im Zweiten Weltkrieg ließ dann das NS-Regime Münzmetalle austauschen. Wieder wurden Nickel und Kupfer eingezogen, Zink und Aluminium ausgegeben. Aufgrund des Einsatzes in Notzeiten hatte Alu also schon vor der Ostwährung einen gewissen Ruf.

  • Notgoldmark

    Vorderseite einer Bielefelder Notgoldmark aus dem Jahr 1923. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ordnerkassette Muenzen

    Die Münzsammlung wurde in eine Ordnerkassette umgebettet. : © Historisches Archiv des OSV

„Haste mal ‘ne Mark?“

Immer geht es ums Geld. Erst recht bei der Sparkasse. Das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes beherbergt derzeit um die 450 Münzen und andere Zahlungsmittel sowie münzähnliche Gegenstände.

Mit Geld schuf sich der Menschen ein dringend benötigtes Austausch- und Rechensystem für Waren und Dienstleistungen. Dieses hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte stets weiterentwickelt und verändert, wie auch das Aussehen, Material und die Größe der Zahlungsmittel.

Die Münzsammlung des Archivs umfasst einen Zeitraum von der Antike über das alte China bis hin zu den gegenwärtigen Euromünzen. Doch es gibt nicht nur runde, aus Metall gefertigte Münzen. Zu finden ist neben Goldnugget und Goldbarren, auch sogenanntes Kaurigeld. Dieses besteht aus dem Gehäuse der Kaurischnecke und war von ca. 2000 v. Chr. bis ins 19. Jahrhundert ein anerkanntes Zahlungsmittel in Afrika und Südostasien. Eine weitere Besonderheit ist das Notgeld. Dieses bot in Krisenzeiten einen Ersatz für das fehlende, gesetzliche Zahlungsmittel. Da gerade in Kriegszeiten das Metall knapp war, behalf man sich mit anderen Materialien. Notgeld aus Keramik, Leder, Alufolie oder Seide war vor allem für Sammler gedacht.

Meine Aufgabe als Praktikantin war es, die Münzen archivgerecht umzubetten. Jede Münze wurde mit einer Inventarnummer versehen, um die schnelle Wiederauffindbarkeit zu gewährleisten. Gleichermaßen habe ich die Münzen digitalisiert und pflege sie zurzeit in die Digital-Asset-Management-Software FotoWare ein. Zudem habe ich mich auch der Verzeichnung der Münzen in der hauseigenen Notes-Datenbank gewidmet und durch Recherchen Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Zahlungsmitteln zusammengetragen.

Mein persönliches Highlight war eine Notgoldmark aus Bielefeld von 1923. Diese weist einige gestalterische Raffinessen und versteckte Hinweise auf. Zur Aufklärung war eine aufwändige Recherche nötig. Dies zeigt jedoch, wie faszinierend und aussagekräftig eine einzelne Münze sein kann. Die Vorderseite zeigt beispielsweise das Portrait von Otto von Bismarck, der durch die Schlafmütze als „Deutscher Michel“, also als eine Art Witzfigur dargestellt wird. Ihn umgibt der Spruch „Michel unbesiegt aber betrogen“. Mit „unbesiegt“ ist die „Dolchstoßlegende“ gemeint, die heute durch geschichtliche Fakten als Lüge aufgeklärt ist. Für ausführlichere und zusätzliche Informationen ist folgender Blog zu empfehlen.

(Autorin: Sabrina Klaaßen, derzeit Praktikantin im Historischen Archiv des OSV.)