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Ein Werbegeschenk von der Sparkasse

In anderen Blogbeiträgen wurden Ihnen bereits interessante Werbemittel vorgestellt, mit denen die Stadtsparkasse in Halle (Saale) nach der Inflation 1923 das Sparen wiederbeleben wollte. Die Hyperinflation hatte die Sparguthaben von Generationen entwertet. 11,3 Billiarden Mark betrugen die Einlagen bei der Sparkasse. Dies entsprach lediglich 11.300 Reichsmark. Nur ein kleiner Teil des Kundenvermögens konnte gemäß gesetzlicher Vorschriften aufgewertet werden. Trotz des schweren Rückschlags sparten die Menschen wieder. Sie vertrauten auf eine neue stabile Währung und schufen sich Rücklagen.

Die Sparkassen indes versuchten, „der gesamten Bevölkerung die Notwendigkeit emsigen und nachhaltigen Sparens unablässig einzuhämmern“. Weiter schrieb zeitnah 1932 Erich Neuß als Chronist der Sparkasse in Halle: „Was vor dem Kriege so gut wie unbekannt war: die Sparkassenwerbung nach dem Muster händlerischer Warenanpreisung, das wurde nun weitverbreitete Übung [und] es gab keinen Weg warmherzigster Werbung, den die Sparkassen nicht gingen, sofern er die Grenzen des Taktes und des guten Geschmacks nicht überschritt.“ „Die Rettung des Sparsinns“ betitelte er das Kapitel seiner Chronik, das sich dem Wiederaufbau des Spargeschäfts widmete.

Betrugen die Einlagen bei der Stadtsparkasse 1924 lediglich 1,3 Millionen Reichsmark, so waren es 1927 bereits 17,2 Millionen Reichsmark. Zu diesen gehörten auch zwei Reichsmark dieses besonderen Sparkassenbuchs. Es ist ein Geschenksparbuch, das eine Schülerin 1927 erhielt. „Liebes Kind! Wir überreichen Dir heute dieses Sparbuch über RM 2.- als Geschenk und verbinden damit den Wunsch, daß es den Sparsinn in Dir wecken und Dich zum festen Sparen anregen möge, damit Du, wenn Du dereinst ins praktische Leben trittst, ein kleines Kapital Dein Eigen nennen kannst – Dir und den Deinen zum Nutzen und zur Erleichterung!“ Der eingedruckte Wunsch der Sparkasse erfüllte sich. Von Hilde kamen 1927 noch fünf Reichsmark dazu. Bis 1935 waren 120 Reichsmark beisammen.

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Der Pfenning

Was steht denn da auf der Vorderseite? Hat sich der Münzmeister in Berlin etwa vertan? Pfennig sollte es doch heißen. Nein, es ist schon richtig so. Vor genau 200 Jahren wurde im Königreich Preußen im Rahmen einer Münzreform festgelegt, dass der Taler fortan aus 30 (Silber)Groschen beziehungsweise 360 Pfenni(n)gen bestehen sollte. Man nannte die Geldstücke wohl so, um sie von den alten zu unterscheiden. Vorher machten nämlich 24 Gute Groschen oder 288 Pfennige einen Taler. Im Münzgesetz Friedrich Wilhelms III. vom 30. September 1821 taucht interessanterweise die eigentümliche Bezeichnung Pfenning gar nicht auf. Jedoch wurde das Gewicht der neuen Kupfermünze genau festgelegt. Fünf Achtundvierzigstel Loth sollte sie wiegen. Das waren rund 1,5 Gramm. Dieses Leichtgewicht konnte man damals nicht zur einzigen preußischen Sparkasse in unserem heutigen Geschäftsgebiet bringen. Einzelne Sparpfennige nahm die Sparkasse eines Vereins in Halle an der Saale nämlich aus verwaltungstechnischen Gründen nicht an. Erst musste ein Taler als Mindesteinlage zusammengespart sein.

  • Der Bienenkorb war ein beliebtes Werbemotiv deutscher Sparkassen, symbolisierte er doch das Vorsorgen. : © Historisches Archiv des OSV

Eichhörnchen vs. Biene

Das Vorsorgen für die Zukunft symbolisiert ein putziges Eichhörnchen in der neuen Markenkampagne der deutschen Sparkassen. Sicherlich weiß jede/r mit dem Tier, das emsig Vorräte für den Winter anlegt, etwas anzufangen. Aus diesem Grund trägt es übrigens die Caisse d’Epargne als Logo. 1818 wurde sie in Paris als erste französische Sparkasse gegründet. Die erste deutsche Sparkasse ist vierzig Jahre älter. Die Bürgervereinigung, welche sie 1778 in Hamburg eröffnete, hatte einen Bienenkorb im Emblem. Und hat ihn noch. Die Patriotische Gesellschaft engagiert sich seit jeher für das Gemeinwohl. Die gesellschaftliche Verantwortung wird auch in der neuen Sparkassenwerbung thematisiert. Diese gehört meiner Auffassung nach zur „historischen DNA“ der Sparkassen. Im Blog ist das Engagement in früheren Zeiten schon oft thematisiert worden.

Doch zurück ins Tierreich. Weniger bekannt ist sicherlich, dass Eichhörnchen einen Teil ihrer an vielen Orten versteckten Vorräte nicht mehr wiederfinden. Unbewusst bewirken sie so einen Nachwuchs an Bäumen. Die Biene ist zwar nicht ganz so possierlich wie das Nagetier. Doch auch das fleißige Bienenvolk, früher ein beliebtes Werbemotiv der Sparkassen, sorgt nicht nur für sich selbst. Angelockt von Nektar und Pollen, bestäuben die Insekten jetzt im Frühling die Blüten. Diese Leistung ist auch für die Landwirtschaft sehr bedeutend. Bienen zählen daher zu den wichtigsten Nutztieren. Es geht um mehr als Honig. Es gibt sogar Sparkassen, die sich mit Imkerei-Projekten engagieren, um dem Bienensterben entgegenzuwirken. Dem Waldsterben wird mit Baumpflanzaktionen begegnet, wie kürzlich bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.

  • Deckblatt der von einer sozialistischen Arbeitsgemeinschaft der Sparkassen des Bezirks Halle ausgearbeiteten Broschüre - Bestand: Historisches Archiv des OSV

Sozialistische Sparkassenarbeit

Auch in der DDR wurde Sparkassengeschichte geschrieben, zum Beispiel vor 50 Jahren von einer sozialistischen Arbeitsgemeinschaft der Sparkassen im Bezirk Halle. Sie veröffentlichte eine Erfolgsbilanz der Jahre seit 1945, die zeittypisch ideologisch geprägt ist. So wurde etwa der Begriff „Nationalsozialismus“ vermieden. Das Ende des Zweiten Weltkriegs und des „Faschismus“ markiere einen Neubeginn. Die Sparkassen wurden geschlossen, neue Sparkassen ohne Rechtsnachfolge gegründet. „Sie stellten etwas völlig Neues dar und hatten auch ihrem Wesen nach mit den bisherigen Sparkassen nichts gemeinsam.“ Außerdem habe sich der Spargedanke verändert. Vorsorgesparen sei im „ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat“ nicht mehr notwendig.

„Die Regierung der DDR garantierte von Anfang an den Bürgern die Sicherheit ihrer Spareinlagen. Sie konnten sich mit Optimismus und Zuversicht für ein Sparen aus neuen Motiven entscheiden. Die Beweggründe für das Sparen liegen nicht mehr in den Existenzsorgen und der Lebensunsicherheit kapitalistischer Verhältnisse begründet. Der für das kapitalistische System typische Werbespruch ‚Spare in der Zeit, so hast du in der Not‘ hat bei uns keine Berechtigung mehr. Die Bürger unserer Republik sparen, weil sie sich ihr persönliches Leben immer schöner gestalten wollen. Sie tun es im Bewußtsein, daß sich die sozialistische Wirtschaft krisenfrei und planvoll im Interesse aller Werktätigen entwickelt und damit alle Voraussetzungen hat, daß die Spareinlagen nicht mißbraucht werden.“

Aufgabe der „volkseigenen“ Sparkassen war es, die „Arbeiterklasse“ entsprechend der ihr zugedachten Rolle in der Gesellschaft zum Hauptträger der Spartätigkeit „zu entwickeln“. Im Auftrag der „Partei der Arbeiterklasse“ und der Regierung wirkten die Sparkassen als sozialistische Geld- und Kreditinstitute der Bevölkerung, so heißt es in der Schrift. Ihre große volkswirtschaftliche Aufgabe war zunächst, „das Sparen bei den Bürgern unserer Republik zum Bedürfnis werden zu lassen“. Das wurde staatlich gefördert. Für die individuelle Spartätigkeit sei dabei die nur unter sozialistischen Verhältnissen mögliche Verankerung der Garantieerklärung der Regierung für die Einlagen im Statut der Sparkassen 1956 sehr wichtig gewesen. Mit verschiedenen Zwecksparformen und Werbemaßnahmen wurde das Sparen populär gemacht. 1970 war die Gewinnung von Sparern dann nicht mehr vordringlich.

„Die hochentwickelte Spartätigkeit der Bevölkerung in der DDR nimmt heute innerhalb des sozialistischen Lagers den führenden Platz ein. Das war möglich, weil das Bewußtsein der Bevölkerung, ihr Vertrauen zum Staat sowie zu den Sparkassen und Banken gewachsen war und sich das Realeinkommen aller Klassen und Schichten erhöhte.“

Aber was geschah mit den ganzen Spareinlagen? Das Geld wurde nicht wie zuvor „den Herrschaftsgelüsten des deutschen Imperialismus geopfert“, sprich zur Kriegsfinanzierung genutzt. Dass den Sparkassen 1958 die Finanzierung und die Kontrolle des gesamten Wohnungsbaus als Aufgabe übertragen wurde, beweise die Übereinstimmung der gesellschaftlichen mit den persönlichen Interessen. Im Sozialismus diene nämlich jedem einzelnen, was der Gesellschaft nütze. Im Bezirk Halle, der sich zum „Chemiezentrum“ der DDR entwickelte, erlebte der Wohnungsbau mit Hilfe der Sparkassen einen enormen Aufschwung. Die Bilanz war eindrucksvoll.

„Der Aufbau der Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt stellt einen besonderen Schwerpunkt dar. Um die für die Chemiegiganten Leuna und Buna notwendigen Arbeitskräfte zu konzentrieren, wurde 1964 mit dem Bau einer modernen, sozialistischen Wohnstadt begonnen. Die Zahlen der bis Ende 1969 gebauten und von der Sparkasse Halle finanzierten Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen zeigen die große Rolle der Spareinlagen als Finanzierungsquelle:

  • Wohnungsneubau 10 850 Wohnungen
  • Schulen 6 480 Plätze
  • Kindergärten 2 480 Plätze
  • Kinderkrippen 1 018 Plätze“
  • Der Teeziegel (Bildmitte) als Zahlungsmittel erstaunte so manchen Standbesucher. : © Historisches Archiv des OSV

  • Lehrreiches und Amüsantes aus der Geschichte des Naturalgeldes erfuhren die Tagungsteilnehmer beim Grübeln über unseren Quizfragen. : © Historisches Archiv des OSV

Tee ist zum Trinken da oder doch nicht?

Gestern fand in Potsdam der 45. Vertriebsring des Ostdeutschen Sparkassenverbandes statt. Als Praktikantin des Historischen Archivs des Verbandes habe ich an diesem Event teilgenommen und mir die Vorträge von diversen Referenten angehört. Zudem konnte ich mir die verschiedenen Stände der Vertriebspartner anschauen und selbst bei der Standpräsentation des Archivs dabei sein. Neugierige Blicke zog die neue Wanderausstellung „Geldgeschichte(n)“ des Archivs auf sich. Die ausgefallenen Zahlungsmittel, wie z. B. Schneckengehäuse und Samen, aus verschiedenen Epochen und Ländern waren hautnah zu betrachten. Ein kleines Fragespiel führte zur Interaktion mit den Standbesuchern.

Wussten Sie, dass Teeziegel ein gängiges Zahlungsmittel bis ins 20. Jahrhundert in China waren? Eine doch sehr umweltfreundliche Zahlungsmethode.

Nachhaltigkeit, Kommunikation, Digitalisierung und Niedrigzins – diese vier Schlagworte standen bei den Vorträgen im Mittelpunkt. Zudem wurde auch das Image der Sparkassen thematisiert und wie dieses durch neue Werbestrategien und verschiedene Maßnahmen verbessert werden könne.

Das Vorstandsmitglied der Saalesparkasse, Alexander Meßmer, präsentierte in seinem Vortrag „Wurzeln schlagen – Was unsere Sparkasse in der Region erfolgreich macht“ die Meilensteine seines Instituts. In den 30 Jahren nach der Wende hat sich die Saalesparkasse ein hohes Ansehen in der Region erarbeitet. Sie kaufte kürzlich Wohnungen eines Neubaugebietes, was sehr gut bei den Menschen ankam. Geschlossene Filialen wurden umfunktioniert, wie z. B. zu einem Kindergarten oder Konsum. Zudem unterstützt die Saalesparkasse die regionalen Sportvereine mit eigenen Bussen, damit diese ihre Auswärtsspiele mit wenig Aufwand antreten können. Dass der Sparkasse Nachhaltigkeit auch wichtig ist, zeigte die Baumpflanzaktion anlässlich ihres 200-jährigen Jubiläums in diesem Jahr.

Somit geht die Saalesparkasse als gutes Vorbild für andere Sparkassen voran und zeigt, dass selbst in schwierigen Zeiten regionales Engagement unentbehrlich ist und erfolgreich macht.

 

Stefanie Grützner

Praktikantin im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Halle Sparkasse Rendant 1819

    Christian Gottlieb August Runde wirkte vor 200 Jahren ehrenamtlich als Rendant der Sparkasse. (Abb. in: Neuss, Erich: Geschichte der Stadtsparkasse zu Halle 1857-1932, Tafel VI; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Gründung der Sparkasse in Halle (Saale)

Engagierten Bürgern ist die Eröffnung einer Sparkasse in der Stadt Halle vor 200 Jahren zu verdanken. Nicht als kommunales Institut, sondern als Einrichtung eines Vereins von Privatleuten ist sie entstanden. Die Planungen für das Projekt wurden ab dem Frühjahr 1819 vorangetrieben. Die Aufsichtsbehörden sahen das Vorhaben positiv. So lobte etwa die Regierung in Merseburg den „Beweis des wackeren Bürgersinnes“. Die Mitglieder der sogenannten „Sparkassen-Gesellschaft“ wollten nicht nur für eventuelle Verluste haften, sondern auch auf Gewinne verzichten. Diese sollten vielmehr gemeinnützigen Zwecken dienen.

Die Namen der 17 Gründerväter sind überliefert. Hervorzuheben ist etwa der Oberbergrat Friedrich August Ferdinand Meschker, der maßgeblich am Gründungsprozess beteiligt war. Zum Sparkassendirektor wurde der Professor für Nationalökonomie an der Universität Halle, Ludwig Heinrich von Jakob, gewählt. Als Rendant wirkte der Kaufmann Christian Gottlieb August Runde quasi ehrenamtlich. In seinem Haus in der Schmeerstraße Nummer 273 wurde die Sparkasse am 1. Juli 1819 eröffnet.

Laut Satzung vom 18. Juni 1819 bekamen die nichtvermögenden Einwohner Gelegenheit, ihre kleinen Ersparnisse zinsbar und sicher unterzubringen. An jedem Wochentag war von 11:00 bis 12:00 Uhr Kassenstunde. Wer mindestens einen und höchstens 50 Taler vorbeibrachte, erhielt einen nicht personalisierten Schuldschein als Beleg. Am Ende des ersten Geschäftsjahres betrugen die Kundeneinlagen bereits 2.976 Taler. Das Geld investierte man damals vor allem in Wertpapiere, vorrangig in Obligationen der Stadt Halle, um die Zinsen zu erwirtschaften.