• Bereits 1880 trugen "Überschüsse" der Kreissparkasse Oschersleben zur Finanzierung der Heilanstalt bei. Dass Sparkassen bereits im 19. Jahrhundert gemeinnützig wirkten, wurde den Auszubildenden erklärt. (Abb. Ansichtskarte Verlag Hermann Wöhlke in Elmen, versendet 1918; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Sparkassengeschichte für Sparkassenazubis

Gestern war es wieder einmal soweit. Bei einem Einführungsseminar für Auszubildende an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam stand die Sparkassengeschichte auf dem Programm. Im Rahmen der Veranstaltung konnte ich auf die Historie von sogar sechs Instituten eingehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden selbstverständlich nicht nur mit den Wurzeln ihrer Sparkassen, sondern auch mit den wichtigsten Entwicklungen der deutschen Sparkassengeschichte vertraut gemacht. Dazu hatte ich eine reich bebilderte Präsentation vorbereitet.

Auch die Geldgeschichte war Thema – vom Taler zum Euro. Mit einigen Währungen hatten die Sparkassen schon zu rechnen. Da zu unserem Archivbestand auch allerhand Münzen gehören, gab es Geschichte zum Anfassen. So klimperten etwa Silbertaler aus Preußen und Sachsen in den Händen der Azubis. Verwiesen wurde auch auf die neue Wanderausstellung des Historischen Archivs des OSV, die noch mehr Interessantes bietet. Vielleicht macht sie ja demnächst in den Sparkassen, bei denen die junge Leute ihre Ausbildung absolvieren, Station?

Später wurden sogar 200 Millionen Mark herumgereicht. Eingezahlt hat diese ein Kunde im Inflationsjahr 1923 auf sein Sparkassenbuch. Auch dieses ist noch erhalten. Dass das Sparbuch das erste und lange das einzige Angebot der Sparkassen zur Geldanlage war, wurde thematisiert. Beleuchtet habe ich die Einführung verschiedener Produkte, beginnend mit dem Girokonto 1909 im damaligen Königreich Sachsen. Da durfte natürlich Dr. Johann Christian Eberle als bedeutendste Persönlichkeit der deutschen Sparkassengeschichte nicht unerwähnt bleiben.

Ein Geschichtsvortrag kann durchaus unterhaltsam sein. Wer hätte etwa gedacht, dass eine sächsische Spar- und Leihkasse laut Satzung von 1868 nicht nur Uhren oder die guten Kaffeetassen aus Porzellan, sondern auch Federbetten als Pfand annahm. Diese mussten in einem „reinlichen Inlet“ angeliefert werden.  Dann gab es ein kurzfristiges Darlehen. In Zeiten „epidemischer Krankheiten“ war aber aufgrund der Gefahr der Ansteckung die Annahme solcher Pfänder ausgeschlossen.

Auch noch andere Anekdoten aus 200 Jahren ostdeutscher Sparkassengeschichte konnte ich zum Besten geben. Ernst wurde es jedoch, als es um die schlechten Zeiten ging. Die Funktion der Sparkassen in zwei Weltkriegen und in zwei Diktaturen gehört ebenfalls zu unserer Geschichte. Wiederholt hat der Staat die kommunalen Geldinstitute für seine politischen Ziele genutzt. In dem Zusammenhang wurde  den Auszubildenden erklärt, dass die NS-Regierung die Kassen über deren Verbände anwies, jüdische Konten und Depots abzuwickeln.

Im zweiten Teil meiner Veranstaltungen widme ich mich immer der Entwicklung der Marke Sparkasse. Die Wandlung der Logos der Sparkassenorganisation ab 1925 wird erklärt. Wer es noch nicht wusste, weiss es nun. Der Punkt über dem S symbolisierte ursprünglich eine Pfennigmünze, die in eine Spardose = Sparkasse fiel. Auf den Beginn der Einheitswerbung wurde eingegangen, die Einführung einheitlicher Produkte am Beispiel des Sparkassenbuchs veranschaulicht. Vor der Herstellung roter Exemplare gab es nämlich eine bunte Vielfalt. Nicht nur in Farbe gab es am Schluss noch Werbefilme zum Anschauen.

Ich freue mich, wenn die gestern anwesenden Auszubildenden aus den vier OSV-Mitgliedsländern einiges Wissen mitnehmen konnten. Wichtig war mir die Vermittlung der Botschaft, dass Sparkassen schon sehr lange existieren. Sie haben gute und schlechte Zeiten erlebt. Sie haben sich und ihre Produkte weiterentwickelt. Zugleich blieben Grundsätze aus der Gründungszeit erhalten, so die kommunale Anbindung. Gemeinnützig wirkte man schon im 19. Jahrhundert. Das Wichtigste ist aber, dass die Gründungsidee, den Kundinnen und Kunden dabei zu helfen, ihr Leben durch Vorsorgen zu verbessern, auch im 21. Jahrhundert fortwirkt.

  • Markt Ketzin Havel

    Dank der Sparkasse bekamen die Ketziner Kinder eine neue Schultoilette. (Ansichtskarte Verlag Emil Fricke in Ketzin an der Havel, versendet 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Wie die Ketziner Kinder zu ihrer neuen Schultoilette kamen

Seit dem 19. Jahrhundert engagieren sich die Sparkassen im Verbandsgebiet des OSV gemeinnützig. Einige Beispiele dafür sind bereits hier im Blog vorgestellt worden. Auch die Sparkasse in Ketzin an der Havel, gegründet 1880, stellte in guten Zeiten Überschüsse bereit. Sie wurden mit Genehmigung der Regierungsbehörden zu verschiedenen öffentlichen Zwecken verwendet.

Die Trägerin der Sparkasse, die Stadt Ketzin, beschloss etwa vor 100 Jahren, 8.000 Mark als Zuschuss für ein neues „Schulabortgebäude“ einzusetzen. Dies war die Hälfte des vom Geldinstitut bereitgestellten Gewinns aus dem Geschäftsjahr 1915. Der Bau konnte mit Hilfe der Sparkasse vollendet werden. So kamen die Schulkinder zu einem neuen „stillen Örtchen“.

Dass Sparkassengelder in früheren Zeiten auch zum Bau von öffentlichen „Bedürfnisanstalten“ oder „Pissoirs“ genutzt wurden, ist übrigens keineswegs „anrüchig“. Vielmehr stellte deren Einrichtung eine wichtige Maßnahme der kommunalen Gesundheitsvorsorge dar. Auch für Kanalisationen oder Badeanstalten flossen zum Beispiel Überschüsse von Sparkassen.

  • Ansichtskarte Marienberg Brandenburg 1914

    Auf dem Marienberg stand früher ein Kriegerdenkmal. An der Stelle des Bismarckwarte befindet sich heute die Friedenswarte. (Ansichtskarte Verlag Carl H. Odemar in Magdeburg, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Auf ins Grüne …

In der Stadt Brandenburg an der Havel ist die Sparkasse seit nunmehr 185 Jahren zu Hause. 1830 wurde in der Stadt ein kommunales Geldinstitut gegründet. Der Stadtsparkasse war es bereits im 19. Jahrhundert möglich, in guten Geschäftsjahren und nach Füllung der Sicherheitsrücklagen Gelder für gemeinnützige Zwecke bereitzustellen. Rund eine halbe Million Mark war bis 1900 ausgegeben. Auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte die Allgemeinheit auf vielfältigste Weise von ihrer Sparkasse profitieren.

So beteiligte sich das Institut beispielsweise 1903 mit 40.000 Mark am Ausbau des sogenannten Leue-Parks auf dem Marienberg. Der Naturpark war damals ein beliebtes Ausflugsziel der Stadtbevölkerung, die sich im Grünen erholte. 50.000 Mark lautete der Betrag, den die Witwe des brandenburgischen Fabrikanten Robert Leue 1899 nach dem Willen ihres Mannes gestiftet hatte, um das Areal zu gestalten. Auf dem Berg erinnert heute ein Denkmal an den Geldgeber. An die Sparkasse erinnert dieser Blogbeitrag.

Wenn Sie im Rahmen eines Besuchs der Bundesgartenschau in der Havelregion auch am Standort Brandenburg an der Havel weilen sollten, so schauen Sie doch einmal am Marienberg vorbei. Die Schau wird übrigens von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam unterstützt, die unter anderem in Brandenburg an der Havel und drei weiteren BUGA-Orten präsent ist. Auch die Kreissparkasse Stendal und der Ostdeutsche Sparkassenverband sind Hauptsponsoren.

  • Rathaus Aschersleben

    Im Rathaus befand sich ab 1835 der Sitz der Sparkasse. Hundert Jahre später konnte das Institut in einen Anbau umziehen. (Ansichtskarte Verlag Buchdruckerei Krömer in Aschersleben, 1920; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Gustav Douglas

    Der Bürgermeister Gustav Douglas engagierte sich für die Einrichtung einer Sparkasse in Aschersleben. : © Stadtarchiv Aschersleben

  • Tabelle Preise 1835

    Die Mindesteinlage betrug 15 Silbergroschen. Aber was hatte denn das Geld damals für einen Wert? Was für „Victualien“ (Lebensmittel) konnten sich die Einwohner damit kaufen? (Zwölf Pfennige waren ein Silbergroschen.) : © Historisches Archiv des OSV

  • Herrenbreite Aschersleben

    1867 wurde die Herrenbreite mit Sparkassenüberschüssen zum Park ausgebaut. (Ansichtskarte Verlag A.K.A., um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Flusswasserstollen Zippelmarkt

    Am Zippelmarkt wurde 2014 ein Teil des historischen Flusswasserstollens freigelegt, berichtet Dr. Stephan vom Askanischen Geschichtsverein in Aschersleben. : © Dr. Udo W. Stephan

Die Gründung der Stadtsparkasse in Aschersleben und ihr gemeinnütziges Wirken

„Um die Ordnung und Sparsamkeit aufzumuntern, Gelegenheit zur sicheren und zinsbaren Unterbringung kleiner Geldersparnisse zu geben, und dadurch behuelflich zu sein, ein kleines Capital zu sammeln, welches bei Verheirathung bei Etablirung oder Erweiterung eines Gewerbes, im Alter oder im Fall der Noth benutzt werden kann, ist für die Stadt Aschersleben und die Umgebung eine Sparkasse errichtet, für deren Einlagen das gesammte städtische Vermögen haftet.“

Mit diesen Worten kündigte der Magistrat am 28. Juli 1835 im Wochenblatt für die Kreise Aschersleben, Calbe und Mansfeld die Eröffnung der Sparkasse am Folgetag um 10:00 Uhr an. In der Kämmereistube im Rathaus konnten sich interessierte Menschen heute vor 180 Jahren einfinden und erstmals Sparbeträge ab 15 Silbergroschen einzahlen. Als Rendant betreute sie der Stadtkämmerer Karl Heinrich Wenzel. Vor Ort befanden sich am Eröffnungstag auch die Männer vom Verwaltungsausschuss der Sparkasse, dem sogenannten Curatorium. Ein Vertreter des Magistrats war der Bürgermeister Gustav Douglas, der die Gründung angeregt hatte.

Douglas? Ein außergewöhnlicher Name! Von einem schottischen Adelsgeschlecht stammte er ab. Einige Familienmitglieder waren 1772 nach Aschersleben gezogen und hatten dort später ein Bergbauunternehmen gegründet. Auch Gustav Douglas brachte die Braunkohle Geld ein. In der Grube „Georg“ (Umgebung der Wilsleber Straße) wurde ab 1828 im Untertagebau gefördert. Vier Jahre später war der erfolgreiche Unternehmer Bürgermeister und engagierte sich für die Einrichtung der Sparkasse. Nach längerem Schriftverkehr schickte er schließlich am 28. März 1835 das, auf Wunsch der Regierung modifizierte, Statut nach Magdeburg. Dort wurde es dann am 3. Juni 1835 genehmigt.

Bald konnte die Stadtsparkasse ihr Geschäft beginnen. Am Ende des Jahres betrugen die Einlagen der Kundinnen und Kunden 326, Ende 1836 bereits 1.069 Taler. Mit der Zeit wuchs der Guthabenbestand. 1874 war die erste Million (Taler) erreicht. Weil das Institut das Geld gut anlegte, konnten mittlerweile schon einige „Überschüsse“ zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden. Dazu musste immer die Erlaubnis der Aufsichtsbehörde in der Landeshauptstadt eingeholt werden.

Unterstützt wurden in den 1860/70er-Jahren etwa die Gestaltung der Parkanlage Herrenbreite, die Pflasterung des Marktplatzes und die Einrichtung sicherer Bürgersteige. Verwendungszwecke fanden sich sogar unter Tage. Als Infrastrukturmaßnahme erfolgte zum Beispiel der Ausbau der Flusswasserstollen, die die örtlichen Industriebetriebe mit Brauchwasser versorgten. Sparkassenüberschüsse flossen damals auch in den Bau eines Systems von Trinkwasserleitungen.

  • Ansichtskarte Feuerwehrleute

    Lausitzer Feuerwehrleute posieren 1913 in Göda bei Bautzen für ein Foto. (Ansichtskarte: Verlag Rich. Fritzsching, Bischofswerda; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Freiwillige Feuerwehren und Sparkassen

Schon seit langer Zeit stellen Sparkassen Geld für gemeinnützige Zwecke bereit. Mit Taler-, Mark- und Euro-Beträgen sind verschiedenste Vorhaben unterstützt worden. Wie die Bevölkerung vor Ort auf diese Weise von ihrer Sparkasse profitierte und noch immer profitiert, soll auch ein Thema dieses Blogs sein.

So wurde mancherorts bereits im 19. Jahrhundert ein Teil des erwirtschafteten „Überschusses“ (Gewinns) dazu verwendet, Freiwilligen Feuerwehren Ausrüstungsgegenstände zu beschaffen. Dadurch unterstützten kommunale Sparkassen die ehrenamtlichen Helfer, die nicht nur bei Bränden zur Stelle waren. Dieses Engagement wird zum Beispiel in älteren und neueren Festschriften von Sparkassen hervorgehoben.

Auch in heutiger Zeit gibt es Kassen, die Freiwilligen Feuerwehren Geld zur Verfügung stellen oder Anschaffungen finanzieren. Und es lässt sich zum Teil leicht nachweisen, dass bereits ihre Vorgängerinstitute auf gleiche Weise Gutes taten. So zeigt sich ganz konkret, wie Sparkassen das Leben der Menschen in den Regionen immer wieder verbessern. In diesem Falle: sicherer machen.