• Schön gestaltetete und gesammelte Urlaubserinnerungen der 1960er bis 1980er Jahre : © Historisches Archiv des OSV

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„Herzliche Urlaubsgrüße…“ – Urlaubserinnerungen mal anders!

Sonne, weite Strände und ein unendlich himmelblaues Meer. Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Urlaub hören? Noch ist es weit hin, bis zum langersehnten jährlichen Sommerurlaub mit viel Spaß und Sonne. Aber vielleicht unterbrechen Sie diese Zeit auch mit einem kurzen Winterurlaub ins Gebirge zum Skifahren.

Im Rahmen meines Studiums, Archivwissenschaften B.A., ist ein Praxissemester in einem Archiv zu absolvieren. Als Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes zählte es zu meinen Aufgaben, verschiedene Archivalien aus dem Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien zu erfassen, um sie anschließend zu erschließen und verzeichnen zu können. Dabei begegneten mir während der Erschließung verschiedene Arten von Archivalien, von der Akte bis zum Tresorschlüssel. Ebenfalls stieß ich dabei auch auf eine Postkartensammlung aus der Kreissparkasse Zittau, welche ich Ihnen gerne in diesem Blogbeitrag näher vorstellen möchte.

Bei der Sammlung handelt es sich um ein, in braunes Kunstleder gebundenes, Fotobuch mit dem Titel „Urlaubserinnerungen“, in welchem Postkarten von Sparkassenmitarbeitern aufbewahrt und auf einigen Seiten zu Collagen zusammengestellt wurden. Die Postkarten schickten die Mitarbeiter während ihres Urlaubs an die eigene Filiale.

Die Postkartensammlung, welche vor allem Postkarten aus den 1960er Jahren beinhaltet, gibt somit einen kleinen Einblick in die Reisekultur der Bürger in der DDR wieder. So fanden vor allem Reisen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik statt. Viele der Mitarbeiter reisten auch in andere Länder, welche von den DDR-Bürgern besucht werden konnten, wie etwa nach Ungarn oder Bulgarien. Hier sticht die Hochzeitsreise einer Mitarbeiterin heraus, welche ihre Flitterwochen in Varna verbrachte und sich dabei, laut Postkarte, einen Sonnenbrand holte.

Besonders im Inland beliebt waren Sommerurlaubsreisen an die Ostsee, etwa nach Hiddensee oder Warnemünde. Aber auch im Winter wurde bei den Sparkassenmitarbeitern zum Skifahren Urlaub gemacht. Hier waren vor allem die Regionen des Erzgebirges und der Sächsischen Schweiz besonders beliebt. Eine Reise der Sparkassenmitarbeiter führte sogar nach Oberhof in das Interhotel Panorama. Auch lassen sich zwei Postkarten von Angestellten aus Reisen in die damalige BRD finden.

Neben all diesen unterschiedlichen Reisen stechen aber auch in regelmäßigen Abständen Kurbesuche heraus und unterbrechen die vielzähligen Urlaubsreisen, so zum Beispiel eine Doppelseite mit der Überschrift „LIEBE GRÜSSE VON KURDAMEN“. Die Patientinnen berichteten hierbei von ihrem ruhigen, aber manchmal auch anstrengenden Tagesablauf in den Einrichtungen. Des Weiteren verrät einem die Sammlung auch die letzten gesendeten Urlaubsgrüße des damaligen Sparkassendirektors aus Wurzbach in Thüringen.

Neben all den klassischen Urlaubsreisen gab es jedoch auch etwas ausgefallenere Fahrten. So kann man in der Sammlung eine Wandertour und deren Raststellen in und um Spindlermühle in Tschechien nachverfolgen. Ein mutiges Pärchen wagte sich sogar nur mit dem Motorrad, seine Urlaubsreise nach Tschechien anzutreten.

Kommen wir aber nun zu meiner persönlichen Lieblingsreise innerhalb der Postkartensammlung: Die Silberhochzeitsreise eines Sparkassenmitarbeiters mit seiner Frau nach Tschechien auf den Autocampingplatz in Zamberk, welcher heute noch existiert. Neben der Postkarte des Paares und weiteren Bildern des Campingplatzes, welche collageartig auf der Seite miteinander arrangiert sind, sind auch kleine silberne Blättchen des Kopfschmuckes der Braut aufgeklebt, wodurch die Seite besonders hervorsticht.

Aber nicht nur Postkarten mit schönen Erlebnissen und Geschichten lassen sich im Album finden, sondern auch die Teilnahmebedingungen für Reiseleistungen von 1985 und Programmhefte des Reisebüros der Deutschen Demokratischen Republik aus den 1980er Jahren. In blauer Schrift gesetzte Häkchen neben den unterschiedlichen Reiseangeboten verraten einem hierbei, welche Reisen möglicherweise durchgeführt wurden, wie etwa zur Festung Königsstein. Als empfohlen vermerkt wurde dabei die Spreewaldfahrt und eine weitere Reise in den „Spreewald mit Kahnfahrt“ für Juni 1981 geplant. Ob die Reise ausgeführt wurde, ist ungewiss, da der Zeitraum mit einem Fragezeichen markiert wurde und es keine weiteren Unterlagen dazu gibt. Dafür ging eine andere Fahrt am 22.10.1986 nach Burg Stolpen und dem Barockschloss Rammenau.

Wie man merkt, können Archivalien sehr viel mehr Informationen beinhalten, als man zuerst meint, was die Arbeit eines Archivars umso schöner und interessanter macht. Wenn Sie vielleicht noch keine Ideen für Ihr nächstes Reiseziel haben oder schon bei der Planung sind, kann Ihnen vielleicht eine Archivale dazu weiterhelfen. Und wenn Sie schon dabei sind zu verreisen, kann ich Ihnen nur sagen: „Auf die Koffer! Fertig! Los!“.

Jette Schmidt

Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Die Ansichtskarte zeigt die Straßenpartie mit Sparkasse und Rathaus. (Verlag Georg Mugler, Papierhandlung, Oberlungwitz 1906; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Die Ansichtskarte zeigt das Rathaus und die Sparkasse mit älteren Fahrzeugen vor dem Nachbargebäude. (Verlag Max Franke, Oberlungwitz, 1919; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ansichten von Oberlungwitz

Vor 146 Jahren, im Jahre 1870, war der Startschuss für das Postkartenwesen in Deutschland. Alles begann mit der Amtseinführung des Generalpostdirektors Heinrich Stephan im April und dem Inkrafttreten der „Verordnung über die Einführung der Correspondenzkarte“ am 1. Juli 1870.  Unterzeichnet wurde dieser Erlass vom damaligen preußischen Ministerpräsidenten und Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes Otto von Bismarck.  Damals noch „Correspondenzkarte“ getauft, wurde sie zwei Jahre später in Postkarte umbenannt.

Im Jahre 1906 gelaufen – nur 110 Jahre jung – ist eine unserer ältesten Postkarten hier im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes mit einem Sparkassengebäude-Motiv.  Sie zeigt in schlichtem Schwarz-Weiß die Straßenpartie mit Rathaus und integrierter Gemeindesparkasse im sächsischen Oberlungwitz. Das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes beherbergt zurzeit über 500 Post- und Ansichtskarten mit Sparkassenmotiven.

Und nun zu ein paar kleinen Eckdaten der Sparkasse in Oberlungwitz: Sie wurde 1893 gegründet. Ab 1943 endete bereits die Eigenständigkeit des Institutes. Die Sparkasse Oberlungwitz wurde am Jahresende in die Spar- und Girokasse Hohenstein-Ernstthal eingegliedert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Sparkassen in der sowjetischen Besatzungszone neu gegründet. In Oberlungwitz gab es ab dann eine Zweigstelle der Kreissparkasse Glauchau. Mit der großen Verwaltungsreform 1952 in der DDR bestand hier nun eine Zweigstelle der Kreissparkasse Hohenstein-Ernstthal. Seit 1996 gehört Oberlungwitz zum Geschäftsgebiet der Sparkasse Chemnitz.  Das Oberlungwitzer Rathaus mit Stadtverwaltung befindet sich heute noch in der Hofer Str. 203.  Die Sparkasse ist nicht mehr in diesem Gebäude untergebracht, sondern in der Hofer Str. 211.

Unsere zweite Postkarte mit dem Oberlungwitzer Rathaus ist dagegen eine „kleine Schönheit“ mit ihrer Farbigkeit und aufwendigen Ausführung. Der Gestalter der Postkarte hat sogenannte „Goldfenster“ am Rathaus und dessen Nachbargebäuden aufbringen lassen. Kippt man die Karte, erweckt es den Eindruck von an- und ausgehendem Licht. Dezent koloriert bis ins kleinste Detail ist die 1919 gelaufene Postkarte. Dieses Schmuckstück gehört zu den Lieblingsmotiven der Praktikantin.

Caroline Ludwig (Studentische Praktikantin im Archiv des OSV)