• Auszug aus einem Brigadebuch der Stadtsparkasse Dresden von 1983 : © Historisches Archiv des OSV

Weihnachtsfeiern in der DDR – Arbeiten (und Feiern) im Kollektiv

Weihnachtsfeiern sind heutzutage in den allermeisten Firmen und Betrieben ein fester Bestandteil des Jahreskalenders. Jeden Dezember aufs Neue sind die Restaurants und Festsäle durch Firmengruppen ausgebucht. Von kleinen Teams bis hin zu ganzen Abteilungen trifft man sich, um ein leckeres Weihnachtsessen zu genießen.

Doch wie wurde dies in der ehemaligen DDR gehandhabt? Einen Einblick geben uns die sogenannten Brigadebücher der Betriebe und Verwaltungen, hier beispielhaft das Brigadebuch des Arbeitskollektivs Gewerkschaftsgruppe M12 der Stadtsparkasse Dresden. Dieses Brigadebuch ist zusammen mit vielen weiteren als Depositum der Ostsächsischen Sparkasse Dresden in das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes gelangt und von uns Praktikanten in der Datenbank verzeichnet und erschlossen worden.

Für mich, der in Bayern geboren und aufgewachsen ist, waren Brigadebücher neu und unbekannt. Auch im Geschichtsunterricht in der Schule habe ich nichts darüber erfahren. Brigadebücher waren in der DDR ab 1960 bis 1989 in Betrieben und der Verwaltung in Verwendung. Die Führung eines Brigadetagebuchs war Voraussetzung zur Erlangung des staatlichen Ehrentitels „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“, für den die Brigade eine Urkunde und eine Kollektivprämie erhielt. Das Tagebuch spiegelte die gemeinsamen Anstrengungen zur Planerfüllung und die Zusammengehörigkeit des Arbeitskollektivs wider.[1] Es enthielt Verpflichtungserklärungen des Kollektivs, Zielvereinbarungen, Kultur- und Reisebeiträge, aber auch Berichte über Geburtstags- und Faschingsfeiern sowie Urlaubsgrüße.

Die Gewerkschaftsgruppe M12 veranstaltete ihre Weihnachtsfeiern sowohl in den eigenen Filialräumen als auch auswärts, wie im Interhotel Astoria in Dresden oder der Gaststätte Waldesruh in der Waldmaxbaude. Zu jeder Weihnachtsfeier wurde eine Verlosung von Weihnachtsgeschenken organisiert. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin durfte zuvor ein oder mehrere Dinge zu einem bestimmten maximalen Wert auf einen Wunschzettel notieren. Während der Feier wurden dann die Lose gezogen und ein „Weihnachtsmann“ verteilte die Geschenke. Die Mitarbeiter, welche die Geschenke ihres Wunschzettels erhielten, freuten sich natürlich am meisten. Für das leibliche Wohl wurde entweder von der Gaststätte oder von den Mitarbeitern selbst gesorgt. Zur weiteren Unterhaltung kamen häufig Gesellschaftsspiele oder Quizze zum Einsatz. 1983 trat sogar der anlässlich zur Weihnachtsfeier ins Leben gerufene „Chor der alten Sparkassen-Vokalisten“ auf.

Im Jahr 1982 hatten sich zwei Kolleginnen besonders Mühe gegeben und eine kleine satirische Festzeitung verfasst. Sie enthielt Beiträge wie das „Sparkassen-ABC“, mit Einträgen wie zum Beispiel:

„B – Beratung: Zeit fehlenden Schlaf nachzuholen            
C – Chaos: Zustand, wenn 2 Kunden auf einmal kommen            
U – Urlaub: Ziel allen Schuftens“.

Aber auch Witze und selbstgeschriebene Gedichte und Verse über die eigenen Arbeitskollegen:             

„Es tönt die Frage – wer will zum Frühstück was haben
Kollegin G. ruft, ich möchte an 3 Brötchen mich laben  
Und hört sie den Preis, erschrickt sie – so viel? 
Trotzdem sind morgen 4 Semmeln ihr Ziel“        

„Für Kollegin W. bringt die Winterzeit   
wieder sehr viel Zeitvertreib.    
Die Straßen sind voll Schnee und Eis      
und Straßenbahn fährt keine meist.      
Nach Papperitz, den Berg hinauf,            
da macht die Luft schon ganz schön schnauf.    
Doch abwärts hat Glatteis den Vorteil dann,      
dass sie zur Arbeit rollen kann.“

Daniel Müller

Praktikant des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes


[1] https://saxarchiv.hypotheses.org/11802; zulsetzt abgerufen im Dezember 2024

  • Schön gestaltetete und gesammelte Urlaubserinnerungen der 1960er bis 1980er Jahre : © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

„Herzliche Urlaubsgrüße…“ – Urlaubserinnerungen mal anders!

Sonne, weite Strände und ein unendlich himmelblaues Meer. Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Urlaub hören? Noch ist es weit hin, bis zum langersehnten jährlichen Sommerurlaub mit viel Spaß und Sonne. Aber vielleicht unterbrechen Sie diese Zeit auch mit einem kurzen Winterurlaub ins Gebirge zum Skifahren.

Im Rahmen meines Studiums, Archivwissenschaften B.A., ist ein Praxissemester in einem Archiv zu absolvieren. Als Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes zählte es zu meinen Aufgaben, verschiedene Archivalien aus dem Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien zu erfassen, um sie anschließend zu erschließen und verzeichnen zu können. Dabei begegneten mir während der Erschließung verschiedene Arten von Archivalien, von der Akte bis zum Tresorschlüssel. Ebenfalls stieß ich dabei auch auf eine Postkartensammlung aus der Kreissparkasse Zittau, welche ich Ihnen gerne in diesem Blogbeitrag näher vorstellen möchte.

Bei der Sammlung handelt es sich um ein, in braunes Kunstleder gebundenes, Fotobuch mit dem Titel „Urlaubserinnerungen“, in welchem Postkarten von Sparkassenmitarbeitern aufbewahrt und auf einigen Seiten zu Collagen zusammengestellt wurden. Die Postkarten schickten die Mitarbeiter während ihres Urlaubs an die eigene Filiale.

Die Postkartensammlung, welche vor allem Postkarten aus den 1960er Jahren beinhaltet, gibt somit einen kleinen Einblick in die Reisekultur der Bürger in der DDR wieder. So fanden vor allem Reisen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik statt. Viele der Mitarbeiter reisten auch in andere Länder, welche von den DDR-Bürgern besucht werden konnten, wie etwa nach Ungarn oder Bulgarien. Hier sticht die Hochzeitsreise einer Mitarbeiterin heraus, welche ihre Flitterwochen in Varna verbrachte und sich dabei, laut Postkarte, einen Sonnenbrand holte.

Besonders im Inland beliebt waren Sommerurlaubsreisen an die Ostsee, etwa nach Hiddensee oder Warnemünde. Aber auch im Winter wurde bei den Sparkassenmitarbeitern zum Skifahren Urlaub gemacht. Hier waren vor allem die Regionen des Erzgebirges und der Sächsischen Schweiz besonders beliebt. Eine Reise der Sparkassenmitarbeiter führte sogar nach Oberhof in das Interhotel Panorama. Auch lassen sich zwei Postkarten von Angestellten aus Reisen in die damalige BRD finden.

Neben all diesen unterschiedlichen Reisen stechen aber auch in regelmäßigen Abständen Kurbesuche heraus und unterbrechen die vielzähligen Urlaubsreisen, so zum Beispiel eine Doppelseite mit der Überschrift „LIEBE GRÜSSE VON KURDAMEN“. Die Patientinnen berichteten hierbei von ihrem ruhigen, aber manchmal auch anstrengenden Tagesablauf in den Einrichtungen. Des Weiteren verrät einem die Sammlung auch die letzten gesendeten Urlaubsgrüße des damaligen Sparkassendirektors aus Wurzbach in Thüringen.

Neben all den klassischen Urlaubsreisen gab es jedoch auch etwas ausgefallenere Fahrten. So kann man in der Sammlung eine Wandertour und deren Raststellen in und um Spindlermühle in Tschechien nachverfolgen. Ein mutiges Pärchen wagte sich sogar nur mit dem Motorrad, seine Urlaubsreise nach Tschechien anzutreten.

Kommen wir aber nun zu meiner persönlichen Lieblingsreise innerhalb der Postkartensammlung: Die Silberhochzeitsreise eines Sparkassenmitarbeiters mit seiner Frau nach Tschechien auf den Autocampingplatz in Zamberk, welcher heute noch existiert. Neben der Postkarte des Paares und weiteren Bildern des Campingplatzes, welche collageartig auf der Seite miteinander arrangiert sind, sind auch kleine silberne Blättchen des Kopfschmuckes der Braut aufgeklebt, wodurch die Seite besonders hervorsticht.

Aber nicht nur Postkarten mit schönen Erlebnissen und Geschichten lassen sich im Album finden, sondern auch die Teilnahmebedingungen für Reiseleistungen von 1985 und Programmhefte des Reisebüros der Deutschen Demokratischen Republik aus den 1980er Jahren. In blauer Schrift gesetzte Häkchen neben den unterschiedlichen Reiseangeboten verraten einem hierbei, welche Reisen möglicherweise durchgeführt wurden, wie etwa zur Festung Königsstein. Als empfohlen vermerkt wurde dabei die Spreewaldfahrt und eine weitere Reise in den „Spreewald mit Kahnfahrt“ für Juni 1981 geplant. Ob die Reise ausgeführt wurde, ist ungewiss, da der Zeitraum mit einem Fragezeichen markiert wurde und es keine weiteren Unterlagen dazu gibt. Dafür ging eine andere Fahrt am 22.10.1986 nach Burg Stolpen und dem Barockschloss Rammenau.

Wie man merkt, können Archivalien sehr viel mehr Informationen beinhalten, als man zuerst meint, was die Arbeit eines Archivars umso schöner und interessanter macht. Wenn Sie vielleicht noch keine Ideen für Ihr nächstes Reiseziel haben oder schon bei der Planung sind, kann Ihnen vielleicht eine Archivale dazu weiterhelfen. Und wenn Sie schon dabei sind zu verreisen, kann ich Ihnen nur sagen: „Auf die Koffer! Fertig! Los!“.

Jette Schmidt

Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Die adrette Belegschaft der Stadtsparkasse Bad Schmiedeberg 1931 in ihrer neuen Geschäftsstelle. Im Hintergrund: Blumenschmuck. (Ansichtskarte ohne Verlagsangabe; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Sparkassengebäude und seine Architekten? (Ansichtskarte ohne Verlagsangabe; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Einzug ins Sparkassengebäude

Das sind sie, die Männer von der Stadtsparkasse Bad Schmiedeberg. Anlässlich der Eröffnung ihres neuen Sparkassengebäudes hatten sie sich am Neujahrstag 1931 zu dieser Fotoaufnahme versammelt, von der auch gleich Postkarten angefertigt wurden. In den Jahren 1929/1930 war das neue Heim des Geldinstituts entstanden, weil die bisherigen Räumlichkeiten unter anderem wegen der steigenden Kundenzahl nicht mehr ausreichend waren.

Im Stile des Bauhauses hatte das Architektenbüro Zerbe aus Hamburg das Gebäude entworfen. Auf die moderne Außen- und Innenarchitektur konnte die Sparkassenbelegschaft wahrlich stolz sein. Wenn auch Sie sich für das Gebäude interessieren, so klicken sie einfach zum nächsten Bild oder schauen Sie doch einmal bei der Sparkasse Wittenberg vorbei. In der heutigen Luisenstraße 43 befindet sich nämlich derzeit ihre Geschäftsstelle in Bad Schmiedeberg.

Ich bedanke mich herzlich beim Stadtchronisten von Bad Schmiedeberg, Herrn Felix Saul, für Informationen zum historischen Sparkassengebäude.

  • Stifte über Stifte - die meisten so rot wie die Sparkassen. Sie wurden zur Sammelleidenschaft unserer Mitarbeiterin. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Sammlungsbegründerin und der "Erbe" unterhalten sich über außergewöhnliche oder seltene Stifte. : © Historisches Archiv des OSV

Stift um Stift – Was Mitarbeiter sammeln und bewahren

Oft weiß man gar nicht mehr, wie eine Sammlung einst entstand. Meist fängt es ganz harmlos an: Mit einem Porzellanelefanten, Bierdeckel oder Kugelschreiber, den man als besonders schön oder außergewöhnlich den Verwandten und Freunden präsentiert. Wenn man hierbei zu euphorisch ist, bleibt das im Gedächtnis der schenkfreudigen Lieben hängen und ehe man sich versieht, sind Regale zu kurz, Schränke zu klein und der Keller wird ausgebaut.

Zum Glück war das Anwachsen der Sammlung von Dr. Sibylle Marsch, einer ehemaligen Mitarbeiterin unserer Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie, erwünscht und wird bis heute durch „Vererbung“ gepflegt. In ihrem Fall waren und sind es Kugelschreiber. Natürlich nicht alle Kugelschreiber, sondern nur welche, die von Sparkassen, deren Partnern oder Verbundunternehmen als Werbegeschenke ausgeben wurden. Kurz und gut – sie müssen zur großen Sparkassenfamilie gehören.

Besonders lieb waren unserer Kollegin, die privat übrigens Eulen sammelt, die Stifte von Fusionssparkassen. D. h. von Instituten, die es heute so nicht mehr gibt, deren Namen verschwunden sind. Über 200 Stifte hat die Sammlung bereits, die um 1994/95 an dem ersten Akademiestandort in Berlin-Rahnsdorf ihren Anfang nahm. Die ersten Stifte wurden sogar als dekoratives Element mittels Schnur in ihrem Büroraum aufgehängt. Das führte natürlich zu einem weiteren Sammlungszuwachs, da viele Kollegen und Dozenten fortan sehr motiviert waren, ihren Beitrag zu leisten.

Auch ihr damaliger Chef ließ sich anstecken und lobte sogar einen Überraschungspreis aus, wenn die Anzahl der Stifte mit der Anzahl der damals existenten Sparkassen in unserem Verbandsgebiet gleichzog. Diese Herausforderung wurde locker gemeistert und der Preis in Form von Naturalien dankbar entgegengenommen.

Nach Verabschiedung unserer Kollegin in den Ruhestand vor drei Jahren, traf die Sammlung jedoch kein herrenloses Schicksal. Randolf Müller, einer ihrer engsten Mitarbeiter, trat mit Freuden und Sammlerehrgeiz das Erbe an. Mal sehen, wann die 300er-Marke geknackt wird.