• © Historisches Archiv des OSV/ Depositum der Sparkasse Burgenlandkreis

Ein Buch zur Kontrolle

Vor genau 150 Jahren, am 1. Februar 1873, griff der Weißenfelser Buchbindermeister Carl Friedrich Traugott Nixdorf zur Schreibfeder und signierte ein sogenanntes Controllbuch für die örtliche Kreissparkasse. Er war im Curatorium, dem Verwaltungsorgan des Instituts, tätig. Wahrscheinlich stammen auch die ersten Eintragungen von ihm. Bei anderen Sparkassen wurde dieses Dokument auch als Gegenbuch bezeichnet. In ihm waren alle Ein-und Auszahlungen, die im Journal auftauchten, gleichfalls mit fortlaufender Nummer zu notieren. So sehen wir zum Beispiel oben eine Einlage von Frau Michael aus Schkortleben über 25 Taler. Ihr Einlage- beziehungsweise Sparkassenbuch trug die Nummer 6140. Das Controllbuch hatte öffentliche Glaubwürdigkeit und diente in strittigen Fällen als Beweismittel. Rendant, also Rechnungsführer, der Kreissparkasse war übrigens seit der Eröffnung des Instituts am 15. November 1858 der Sekretär Friedrich Samuel Hemmann. Das Kassenlokal befand sich vor anderthalb Jahrhunderten noch in seiner Wohnung in der Jüdenstraße.

  • Stadtansicht von Weißenfels mit Schloss, Mitte 19. Jahrhundert : © Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg

Herzlichen Glückwunsch zum 190. Geburtstag

Die Stadt Weißenfels bekommt eine Sparkasse

„Da die Erfahrung lehrt, welchen höchst wichtigen Einfluß ein Sparkassen-Institut auf die Sittlichkeit, Ordnungsliebe und Häuslichkeit einzelner Personen und ganzer Familien an einem Orte äußert: so haben wir, der Magistrat, unter Zustimmung der hiesigen Kommunrepräsentanten, mit dem 1sten Januar 1825 eine Sparkasse für die Stadt Weißenfels zu errichten beschlossen […]“. So lautet der erste Absatz im Weißenfelser Sparkassenstatut vom 1. September 1824.

Sparkassen sollten damals nicht nur den ärmeren Bevölkerungsschichten die Möglichkeit bieten, für schlechtere Zeiten vorzusorgen, mit der Einrichtung solcher Institute wurden auch immer erzieherische Absichten verfolgt. Zu den ärmeren Bevölkerungsschichten zählten wohl auch die beiden Handwerker, die Mitte Februar 1824 im Weißenfelser Rathaus erschienen. Sie berichteten dem Bürgermeister Oelzen von der Gründung ihres Handwerker-Vereins. Die Mitglieder des Vereins hatten beschlossen, aus Teilen ihres Arbeitslohnes einen Fonds zu bilden. Damit wollte der Verein in Not geratene Handwerker unterstützen. Das bereits eingesammelte Geld wollte man nun dem Stadtrat zur treuhänderischen Verwahrung übergeben. Der Bürgermeister lehnte das Ansinnen der örtlichen Handwerker zwar ab, aber die Idee zur sicheren Unterbringung solcher Gelder wirkte weiter.

Was in anderen Städten manchmal Jahre gedauert hat, vollzog sich in Weißenfels recht schnell. Von der ersten Gründungsinitiative bis zur Eröffnung der Sparkasse vergingen nur wenige Monate.

Die Sparkasse Weißenfels teilt sich mit dem Wittenberger Institut somit den fünften Platz in der Reihe der ersten Sparkassen in der preußischen Provinz Sachsen. Zeitlich vor ihnen lagen nur noch die Sparkassen in Halle, Naumburg, Erfurt und Magdeburg.