• Luftschiff Luftschiffhalle Potsdam 1913

    Ein Zeppelin fährt über den Templiner See hin zum Luftschiffhafen. Im Hintergrund ist die Halle zu sehen. An den Toren stand aus Sicherheitsgründen: "Rauchen verboten". (Ansichtskarte unbek. Verlag, 1913) : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Halle bot Platz für zwei Schiffe. Schon vor Kriegsbeginn wurden hier Zeppeline einsatzfähig gemacht, zum Beispiel das Heeresluftschiff Z V (LZ 20). (Ansichtskarte Verlag W. Sanke in Berlin, 1914) : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Einfahrt der „Hansa" in die neue Halle zeigt diese Marke. : © Historisches Archiv des OSV

Die Eröffnung der Potsdamer Luftschiffhalle vor 110 Jahren

Bereits vor einigen Jahren hatten wir im Blog zur Geschichte des Luftschiffhafens berichtet. Auf dem Gelände im Südwesten Potsdams landete am 9. September 1911 der erste Zeppelin, die „Schwaben“. Damals stand dort aber noch keine Halle, in der das Schiff sicher geparkt werden konnte. Daher wurde es in einer Luftschiffhalle auf dem Flugplatz Johannistal in Berlin stationiert. Diese war aber nicht auf Dauer geeignet. Wegen der schwachen Konstruktion konnte ein Zeppelin, aus dessen Traggaszellen der Wasserstoff abgelassen war, in der hölzernen Garage nicht aufgehängt werden. Außerdem störten die Ein- und Ausfahrten den eigentlichen Betrieb des Flugplatzes.

Der Bau einer Luftschiffhalle an der Pirschheide begann trotz dieser Probleme und des Drängens des Potsdamer Oberbürgermeisters Kurt Vosberg erst mit einiger Verzögerung. Das ehrgeizige Stadtoberhaupt wollte unbedingt einen Luftschiffhafen haben, damit seine Stadt mehr Anerkennung bekam. Die Kommune investierte über eine Million Mark in Grundstückskäufe, um das Land verpachten zu können. Am 4. März 1911 wurde der Vertrag mit der Luftschiffbau Zeppelin GmbH (LZ GmbH) geschlossen. Nicht nur eine jährliche Pacht, auch ein Teil des Gewinns musste von ihr abgeführt werden. Die Firma musste ebenfalls viel Geld aufbringen. So war etwa der Landeplatz mit einem Bewässerungsystem, mit einer Humusschicht und einer Grasnarbe zu versehen, da der märkische Sandboden nicht für Landungen taugte.

Auch Wasserlandungen fanden hier statt. Das gepachtete Gelände war mit etwa 25 Hektar viel zu klein. So wurde die Luftschiffhalle in den Wald hineingebaut. Sie grenzte nur mit ihrem Tor an den Landeplatz. Im Frühjahr 1912 wurde ihr Fundament hergestellt und im Herbst in Rekordzeit eine Doppelhalle als stabile Eisenkonstruktion errichtet. Generalunternehmer des Baus war die Augsburg-Nürnberger Maschinenfabrik (MAN). Die Einzelteile der Halle wurden nach Potsdam gebracht, dort zusammengefügt und vernietet. Das Rattern der Presslufthämmer war bis in die Innenstadt zu hören. Alfred Colsman, Direktor der LZ GmbH und der Deutschen Luftschifffahrts-AG (DELAG), selbst soll den letzten Niet gesetzt haben.

Neben der Luftschiffhalle entstand ein Gasometer. Für die Anlieferung der Wasserstoffbehälter wurden Gleise hin zur Bahnlinie gelegt. Die Anlagen zum Auftanken mit Traggas sowie mit Benzin zum Antrieb der Motoren, welche die Luftschrauben (Propeller) bewegten, waren feuersicher. Bei der Einrichtung der elektrischen Beleuchtung in der Halle wurde darauf geachtet, dass sich eventuell austretender Wasserstoff nicht entzünden konnte. Selbstverständlich war auf dem Hallendach ein Blitzableiter angebracht. Es gab auch 300 Meter lange Laufbahnen mit beweglichen Wagen, an die Luftschiffe angekuppelt wurden, um sie gefahrlos vom Landeplatz in die Halle hinein und wieder heraus zu bugsieren. Die Potsdamer Doppelhalle maß 175 Meter in der Länge, 50 Meter in der Breite und 35 Meter in der Höhe. Sie war bei ihrer Fertigstellung die größte eiserne Luftschiffhalle der Welt.

Als erstes Schiff zog am 19. November 1912 die „Hansa“ in das neue Gebäude ein. Zunächst wurde mit ihr, bald auch mit den beiden anderen DELAG-Zeppelinen „Viktoria Luise“ und „Sachsen“ der Fahrbetrieb aufgenommen. Die Luftschiffe konnten jeweils 20 Passagiere befördern. Ein Ausflug in der Passagiergondel war allerdings purer Luxus. Eine zweistündige Fahrt kostete um die 200 Mark, was in etwa dem Monatsgehalt eines brandenburgischen Sparkassenbeamten entsprach. Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich nicht ein, weil der Luftschiffhafen viel zu weit von der Reichsshauptstadt entfernt lag und auch der Kaiser nicht vorbeikam, was mehr Besucher angezogen hätte. Anzumerken ist, dass die beförderten Passagiere in der Mehrzahl zum Ausbildungspersonal von Heer und Marine gehörten. Es wurde auch erste Granatenabwurfversuche unternommen. Für das Militär wollte die LZ GmbH in der Potsdamer Halle Luftschiffe zusammenbauen. Bereits am 4. Dezember 1912 reichte sie ihre geheimen Pläne der dafür notwendigen Werkstattgebäude bei der zuständigen Bauaufsicht ein.

Die wohl bedeutendste Veranstaltung während des zivilen Betriebs des Luftschiffhafens vor dem Ersten Weltkrieg fand schließlich am 22. Juni 1913 statt. Ferdinand Graf von Zeppelin kam höchstpersönlich nach Potsdam, um mit der „Sachsen“ zur Eröffnung des Leipziger Luftschiffhafens zu fahren. Dort stand mittlerweile eine noch größere Halle. Beinahe hätte sich die Abfahrt verzögert, weil das Automobil, in dem der berühmte Mann zusammen mit Direktor Colsman anreiste, in der Nauener Straße mit einem anderen Wagen kollidierte. Der Schaden war gering. Aber die Polizei erkannte den greisen Grafen nicht und verzögerte seine Weiterfahrt durch umständliche und aufsehenerregende Feststellungen zum Unfall. Am Zielort wurde von Zeppelin dann von einer begeisterten Menschenmenge gefeiert und sein Aufstieg in den Himmel bejubelt.

  • Die Halle bot Platz für zwei Schiffe. Schon vor Kriegsbeginn wurden hier Zeppeline einsatzfähig gemacht, zum Beispiel das Heeresluftschiff Z V (LZ 20). (Ansichtskarte Verlag W. Sanke in Berlin, 1914) : © Historisches Archiv des OSV

  • Graf Zeppelin

    Luftfahrtpionier Ferdinand Graf von Zeppelin (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Dr. Trenckler in Leipzig, versendet 1908; Bestand Historisches Archiv des OSV)

  • Standort Luftschiffhalle

    Hier stand bis Anfang 1922 die riesige Doppelhalle, in der Luftschiffe montiert wurden. Direkt an die Halle grenzte das Verwaltungsgebäude der Zeppelinwerft (links im Bild). : © Historisches Archiv des OSV

  • Shedhalle Luftschiffhafen

    Die ehemaligen Werkstätten sind heute Bestandteil eines Kongresshotels. Hier befinden sich Seminarräume. : © Historisches Archiv des OSV

Der Potsdamer Luftschiffhafen vor 100 Jahren

Am Luftschiffhafen 1 lautet die Adresse des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes in Potsdam. Hier, am Rande des Waldgebietes Pirschheide, befinden sich „unter Tage“ die Archivräume und im zweiten Stockwerk ein Büro. Dort gehen wir unserer Arbeit nach. Vor 100 Jahren wuchsen auch an dieser Stelle noch Bäume. Doch einige Meter entfernt wurde fleißig gewerkelt.

In den Werkstatthallen, deren Reste heute saniert in den Komplex eines Kongresshotels integriert sind, bearbeiteten Männer und Frauen die Einzelteile von Zeppelinen. Für den Einsatz im Ersten Weltkrieg wurden riesige Luftschiffe gefertigt. Die Endmontage fand in einer Halle statt, die bei ihrer Einweihung im November 1912 als größte der Welt galt. Im Dezember 1915 waren bei der Potsdamer Zweiganstalt der Luftschiffbau Zeppelin GmbH unter anderem 769 Arbeiter und auch 174 Arbeiterinnen beschäftigt. Die Frauen nähten zum Beispiel die Außenhüllen der Luftschiffe oder vernieteten Gerüstteile.

Zeppeline waren sogenannte Starrluftschiffe. Sie hatten ein Innengerüst aus Duraluminium. In den Potsdamer Werkstätten stanzte man Streben aus den angelieferten Metallbändern und vernietete diese zu Trägern. In der Doppelhalle wurde ein Gerippe zusammengefügt und dieses mit Draht verspannt. Im Metallskelett waren mit Wasserstoff gefüllte Traggaszellen untergebracht. Unten gab es einen Laufgang zur Aufnahme der Betriebs- und Nutzlasten sowie zur Verbindung der Gondeln. Eine Außenhaut aus imprägniertem Baumwollstoff formte den Umriss des Zeppelins.

Ferdinand von Zeppelin hieß der Mann, der sich der Produktion dieser Luftschiffe verschrieben hatte. Er befand sich sogar selbst mit an Bord, als im November 1914 das erste Heeresluftschiff die Potsdamer Werft verließ. In Friedenszeiten hatte der greise Graf vor Ort Menschenmassen bei Luftfahrtevents begeistern können. Vor 100 Jahren dienten seine Schiffe allerdings nur noch als Aufklärer, Transporter oder Bomber. Dabei richtete sich ihr Einsatz nicht nur gegen militärische Ziele. Im Ersten Weltkrieg trafen Angriffe deutscher Zeppeline auch die Zivilbevölkerung.

  • Ansichtskarte Luftschiffhafen, vor 1922 (K.H.B. Verlag)

    Eingangsgebäude zum Gelände des Luftschiffhafens, auf dem im September 1911 der erste Zeppelin, die „Schwaben“, landete (Ansichtskarte Luftschiffhafen, vor 1922, K.H.B. Verlag, Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Der ehemalige Eingang zum Luftschiffhafen führt heute zum "Sportpark Luftschiffhafen".

    Der ehemalige Eingang zum Luftschiffhafen führt heute zum "Sportpark Luftschiffhafen". : © Historisches Archiv des OSV

„Zeppeline über der Havel“

Unser Historiker, Thomas Einert, geht wieder einmal auf Vortragstour. Diesmal wird er im Rahmen des 11. Industriekulturabends des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs e.V. das Thema „Luftschiffhafen und Luftschiffwerft an der Pirschheide“ beleuchten.

Sie wollen wissen, was das Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes mit Luftschiffen zu tun hat? Ganz einfach: Ein Standort des Verbandes ist das Gelände des ehemaligen Luftschiffhafens in Potsdam. Auch unser Archiv befindet sich dort. Die Adresse „Am Luftschiffhafen 1“ erinnert noch heute an die Geschichte des Areals, wo an der Stadtgrenze Potsdams zwischen 1911 und 1912 ein Luftschiffhafen mit einer riesigen Doppelhalle für Zeppeline entstand. Es wurden auch Werkstätten eingerichtet, um einen Werftbetrieb aufzunehmen und Luftschiffe für das Militär zu bauen. 1916 musste die Produktion eingestellt werden, da die Halle mittlerweile zu klein geworden war. Ihr Abriss erfolgte schließlich 1922 infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrages.

Sie wollen mehr wissen? Dann schauen Sie vorbei!

Wo? Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall, Am Neuen Markt 9, in 14467 Potsdam.
Wann? Am 27. Februar 2015 um 18.00 Uhr.