• Zuerst werden die Akten nach Provenienzen sortiert. Das heißt, die verschiedenen Entstehungsorte der Akten werden klar voneinander getrennt. : © Historisches Archiv des OSV

  • Einer von vielen bisher entdeckten Hypothekenbriefen aus dem 19. Jahrhundert. : © Historisches Archiv des OSV

  • Diese Kiste wird uns noch einige Zeit beschäftigen: Sie ist sehr schwer und bislang haben wir noch keinen Schlüssel gefunden ...

  • Neben den Fotos von Sparkassengebäuden entdeckten wir viele Brigadebücher aus der DDR-Zeit. Die "Brigaden der sozialistischen Arbeit" bestanden als kleinste organisatorische Einheit ab 1958/59 in den industriellen, landwirtschaftlichen und Handwerksbetrieben der DDR. Über alle Aktivitäten einer Brigade wurde Tagebuch geführt - oft mit Bild.

44 „Schatzkisten“ der Sparkasse Meißen eingetroffen

Anfang dieser Woche war es endlich so weit. Die ersehnte Lieferung der Sparkasse Meißen ist in unserem Archiv angekommen und wartet nun auf Begutachtung und Bearbeitung.

Zu den Dienstleistungen des Historischen Archivs des OSV gehört unter anderem die Übernahme von überlieferten Dokumenten und Objekten der Sparkassen sowie deren fachgerechte Verzeichnung und Lagerung. Neben den Sparkassen Oberlausitz-Niederschlesien und Burgenlandkreis ist der Bestand der Sparkasse Meißen mit seinen 44 prall gefüllten Umzugskartons der größte.

Mit den Häusern werden jeweils Depositalverträge geschlossen. Das heißt, die Sparkassen bleiben stets Eigentümer des Bestandes. Der Verband sichert die Erhaltung unwiederbringlicher Archivalien und kann im Gegenzug diese zur Forschung und für Ausstellungen nutzen.

Wie erhofft, entlockt den Archivmitarbeitern derzeit jede neu geöffnete Kiste der Sparkasse Meißen ein freudiges „Oh“ und „Ah“. Angefangen von Hypotheken-Pfandbriefen, zum Beispiel aus den 1850er-Jahren, über Bürobedarfsgegenstände wie Tintenfässchen bis hin zu zeitgeschichtlich wertvollen Fotosammlungen. All das lässt das Herz der Archivarin und ihres Praktikanten höher schlagen – zumal wir bei unserer Entdeckungsreise erst ganz am Anfang stehen …

  • Albrechtsburg Meissen

    In der Albrechtsburg befand sich die bekannte Porzellanmanufaktur von 1710 bis 1863. (Ansichtskarte Verlag F. Schmuck in Dresden, versendet 1905; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Johann Gottfried Miersch Meissen

    Johann Gottfried Miersch war einer der Gründer der Sparkasse in Meißen (Abb. in: 100 Jahre Städtische Sparkasse Meißen, bearb. von Arthur Thessel, 1928; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Personal Porzellanmanufaktur Meissen 1827

    Insbesondere für die Arbeiter des bedeutenden Staatsbetriebes wurde die Sparkasse in Meißen 1828 eröffnet. : © Historisches Archiv des OSV

Von der Porzellanmanufaktur und der Sparkasse in Meißen

Fortschrittlich denkende Bürger waren es, denen Meißen die Gründung einer Sparkasse vor fast 190 Jahren zu verdanken hat. Die wohltätige Gesellschaft „zu Rath und Tath“ rief nämlich kurz vor Weihnachten 1827 „alle Freunde des Guten und Nützlichen“ zur Gründung eines Sparkassen-Vereins auf. In der Anfangszeit des sächsischen Sparkassenwesens waren es vor allem Privatpersonen, die die Initiative ergriffen.*

Unter anderem tüchtige Meißener Kaufleute engagierten sich und steuerten Geld zu einem Sicherheitsfonds bei. Nachdem eine Satzung die Genehmigung der königlichen Regierung in Dresden erhalten hatte, konnte der Verein bei einer Versammlung am 21. Mai 1828 die Posten in Geschäft und Verwaltung der Sparkasse besetzen.

Dem Verwaltungsorgan des Instituts gehörten zum Beispiel Johann Gottfried Miersch und Johann Gottlieb Lommatzsch an. Sie waren im Bereich Malerei der bekannten Porzellanmanufaktur tätig. Dort wurden die Produkte kunstvoll gestaltet, etwa mit Blumen, Landschaften oder Figuren versehen. Christian Gottlob Steuer, der Kassierer der Manufaktur, übernahm das Ehrenamt des Kontrolleurs und Protokollführers der Sparkasse.

Für die Einwohner Meißens und der näheren Umgebung war sie gedacht, und speziell für die Arbeiter des Staatsbetriebes. Sie wurden in den Statuten konkret angesprochen. Ende 1827 waren bei der Manufaktur 354 Personen beschäftigt, davon allein 121 in der Porzellanmalerei. Betriebliche Versicherungseinrichtungen für die Pension, den Krankheits- oder Todesfall kannten sie bereits. Nun erhielten sie mit der Sparkasse des Vereins eine Möglichkeit zum individuellen und universellen Vorsorgen.

Ab dem 11. Juni 1828 konnte gespart werden. Die Eröffnung fand im Geschäftshaus der beiden Kassierer, zweier Kaufleute, am Heinrichsplatz statt. Zum 1. Januar 1837 ging dann die Verwaltung der Sparkasse auf die Stadt Meißen über. Damals betrugen die Einlagen 30.603 Taler, 10 Groschen und 6 Pfennige. Wie viel wohl die Beschäftigten der Porzellanmanufaktur schon gespart hatten? Mittlerweile arbeiteten dort 371 Menschen.

 

* Mehr dazu können Sie lesen in: Handschuh, Georg Andreas: Der öffentliche Auftrag der sächsischen Sparkassen. Von der Inpflichtnahme Privater über die Reglementierung als öffentliche Aufgabe bis zur Geschäftstätigkeit nach eigentümergeprägten Oberzielen, Baden-Baden, 2010