• Als 1918 in Oberschlema das Kurbad seinen Betrieb aufnahm, gab es bereits eine Sparkasse vor Ort. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Buchbinderei Karl Eger in Schneeberg, versendet 1918; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Sparkasse in Bad Schlema

In Bad Schlema befindet sich heute eine BeratungsFiliale der Erzgebirgssparkasse. Bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es hier Sparkassenstandorte. Zu dieser Zeit hatten viele kleine Gemeinden ein eigenständiges Geldinstitut. Flächensparkassen mit Zweigstellen gab es im damaligen Königreich Sachsen nicht. Gemeindeverbandssparkassen waren kaum verbreitet. In Niederschlema eröffnete am 2. Januar 1903 eine Sparkasse. Am 20. Oktober 1904 folgte die Sparkasse Oberschlema. Das Motiv einer vor 100 Jahren versandten Postkarte zeigt uns ihren damaligen Sitz. 1918 ist ein bemerkenswertes Jahr in der Ortsgeschichte. Damals wurde in Oberschlema ein Radiumbad eröffnet. Die Entwicklung zu einem renommierten Badeort begann.

  • Besuchte etwa König Friedrich August III. die Gemeindesparkasse Reichenau? (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte unbekannter Verlag; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Ab 1904 hieß der Ort offiziell Reichenau in Sachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu Polen. (Ansichtskarte Kunst- und Verlagsanstalt E. Wagner in Zittau, versendet 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Besuchte der König die Sparkasse?

Diese Frage stellt sich mir beim Betrachten des Motivs einer alten Foto-Postkarte aus unserem Archivbestand. Vielleicht können ja Sie bei der Beantwortung helfen. Schauen wir doch einmal gemeinsam genauer hin.

Die Fahnen sind gehisst. Herausgeputzt haben sich einige Herren, um besonderen Besuch in Reichenau im Königreich Sachsen zu begrüßen. Wahrscheinlich sind es die Vertreter der Oberlausitzer Gemeinde, die schon seit 1870 eine eigene Sparkasse besaß.

Nicht nur an den Fenstern des Gemeindeamtes, in dem auch das kommunale Geldinstitut seinen Sitz hatte, befinden sich Menschen und schauen. Im Mittelpunkt des Interesses steht ein Mann in militärischer Begleitung. Mich erinnert er stark an Friedrich August III., den letzten sächsischen König. Was meinen Sie? Kommentare sind gern gesehen.

Wann könnte die Aufnahme entstanden sein? Eine andere Ansichtskarte aus unserer Sammlung zeigt das ganze Gebäude, in identischem Zustand. Gedruckt wurde sie frühestens 1904. Der Postversand erfolgte 1912. Ich nehme an, dass der Empfang vor dem Ersten Weltkrieg fotografiert wurde. Während der Novemberrevolution 1918 nach der Kapitulation Deutschlands verzichtete Friedrich August III. auf den Thron.

Die Gemeindesparkasse bestand noch ein paar Jahre länger. Im Zweiten Weltkrieg verlor sie die Selbstständigkeit. Ab 1944 gab es eine Zweigstelle der Kreisspar- und Girokasse Zittau. Nach dem Ende dieses Krieges wurden die Landesgrenzen neu gezogen und Reichenau war nun polnisch. Seit 1947 heißt der Ort Bogatynia. Das gezeigte historische Gebäude steht dort immer noch. Sie finden es hier.

  • Damit die Gemeindesparkasse eröffnet werden konnte, musste eine Genehmigung des Statuts durch die königliche Regierung vorliegen. Am 17. Oktober 1865 erfolgte die Erlaubnis des Dresdner Innenministeriums per Dekret. : © Historisches Archiv der Sparkasse Mittelsachsen

  • Taler Koenig Johann Sachsen

    Während der Regentschaft König Johanns bekam Lichtenberg eine Sparkasse. Das Konterfei des Regenten zierte damals sächsische Taler. Rund 7.420 Taler betrugen die Gesamteinlagen bei der Gemeindesparkasse nach einem Jahr. : © Historisches Archiv des OSV

  • Siegelmarke Gemeinde Lichtenberg

    Eine alte Siegelmarke zeigt das Wappen der Sparkassengemeinde. Solche Marken dienten zum Verschließen von Briefen. Auch Sparkassen nutzten sie. : © Historisches Archiv des OSV

  • Damit "kleine Leute" sparen konnten, ließ die Gemeinde Einzahlungen ab fünf Neugroschen zu. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Sparkasse Lichtenberg 1940

    Die Postkarte zeigt das Gebäude, in dem sich heute die Gemeindeverwaltung befindet. Auch die Sparkasse Mittelsachsen ist hier vor Ort. In einem links angrenzenden Neubau wird die Kundschaft empfangen. (Ansichtskarte Verlag E. M. Arnold in Brand-Erbisdorf, vmtl. 1936; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 150 Jahren: Lichtenberg im Erzgebirge erhält eine Sparkasse

Genau 150 Jahre ist es her, dass in der Gemeinde Lichtenberg eine Sparkasse eröffnet wurde. Der 7. Januar 1866 war der erste Geschäftstag des kommunalen Geldinstituts. Das war ein Sonntag. Anfangs war immer am Sonntagmittag zwischen 11:00 und 13:00 geöffnet. Ja, die sächsische Regierung hatte solche Öffnungszeiten sogar empfohlen. So konnten Werktätige an ihrem oft einzigen freien Tag Geldgeschäfte erledigen. Es galt also schon damals, die Bedürfnisse der Kundschaft zu beachten.

Etwa 1.800 Einwohner hatte das Dorf zu der Zeit. Die Absicht des sächsischen Staates und der Lichtenberger Gemeindeväter war es, insbesondere den minderbemittelten, also nichtvermögenden Menschen eine Gelegenheit zum Sparen zu bieten. Zum Beispiel arbeitstätige Männer und Frauen konnten, im Rahmen ihrer sicher oft begrenzten Möglichkeiten, durch kleine Beträge etwas vorsorgen. In Lichtenberg wurden Einzahlungen ab fünf Neugroschen angenommen. Soviel kostete Anfang 1866 etwa ein 15-Liter-Eimer Kartoffeln. Nur zehn Neugroschen betrug Ende des Jahres der Stand des kleinsten Kontos.

Zu jedem Konto gehörte ein Einlagenbuch, in dem nicht nur Name und Wohnort, sondern auch der Stand beziehungsweise das Gewerbe verzeichnet werden sollten. Nach Ablauf des ersten Geschäftsjahres existierten 223 solcher Sparbücher, mit insgesamt 7.419 Talern, 27 Neugroschen und zwei Pfennigen Guthaben. Und wie wurde das Geld von der Sparkasse angelegt? Es gab damals nicht nur hypothekarisch, sondern auch durch Pfand oder Bürgschaft gesicherte Darlehn. Und wenn das regionale Kreditgeschäft genug einbrachte, wurden nach Füllung der Sicherheitsreserven gemeinnützige Vorhaben finanziert. Auch so konnte die Bevölkerung von ihrer Sparkasse profitieren.

Stetig wuchs die Gemeindesparkasse. Nach 30 Jahren wurden bereits mehr Sparbücher als Einwohner gezählt. Auch die Einwohnerschaft des Umlandes konnte die Einrichtung nutzen. Dort verbreiteten sich ebenfalls Sparkassen, etwa 1888 in Mulda oder 1898 in Weißenborn. Im Folgejahr entstand schließlich im heutigen Lichtenberger Ortsteil Weigmannsdorf eine Kasse. Beide Institute wirkten 44 Jahre nebeneinander und wurden dann auf die Kreisspar- und Girokasse Freiberg überführt. Heute hat in der sächsischen Bergstadt die Sparkasse Mittelsachsen ihren Sitz. Sie unterhält nicht nur in Lichtenberg eine Filiale.

  • © Historisches Archiv des OSV

  • Deutscheinsiedel und seine Nachbarorte an der Grenze zu Böhmen (Ausschnitt Königlich Sächsische Generalstabskarte, 1902; Privatbestand Thomas Einert)

  • Ansichtskarte Deutscheinsiedel Winter 1916

    So sah der kleine Ort vor 100 Jahren aus. (Ansichtskarte Verlag Bruno Böhm in Frankenberg, versendet 1916; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Gemeindesparkasse Deutscheinsiedel

    Bis 1937 bestand in Deutscheinsiedel eine Gemeindesparkasse. (Foto aus dem Jubiläumsbuch für Dr. Johann Christian Eberle anlässl. 25 Jahre Giroverkehr in Sachsen, 1933; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die kleinen Sparkassengemeinden in Sachsen

Derzeit arbeiten zwölf Sparkassen mit zahlreichen Geschäftsstellen im Freistaat Sachsen. Früher war das anders. So gab es 1919 in dem Land sogar 369 Sparkassen. Mehr Institute haben in der fast 200-jährigen Sparkassengeschichte Sachsens niemals existiert. Es bestanden 199 Zweig- beziehungsweise Annahmestellen. Vergleichsweise viele Geschäftsstellen unterhielten die Großstadtsparkassen. So hatte etwa die Sparkasse in der Landeshauptstadt Dresden neben der Hauptstelle 18 Zweigstellen.

Aber die großen Institute sollen hier gar nicht Thema sein. Denn die Anlaufstellen der Kundinnen und Kunden in Sachsen waren damals vor allem die vielen kleineren Sparkassen in Städten und Landgemeinden. Kreissparkassen, wie zum Beispiel im Nachbarland Preußen, gab es nicht. Verbandssparkassen verbreiteten sich nur langsam. Im Freistaat dominierten die eigenständigen Gemeindesparkassen.

Das ist heute schwer vorstellbar. Sogar Orte mit geringer Bevölkerungszahl hatten 1919 eine eigene Sparkasse. Die zehn kleinsten Gemeinden habe ich hier für Sie zusammengefasst. Sie sind nach der Einwohnerzahl geordnet. Auffällig ist die Verbreitung in der Amtshauptmannschaft Freiberg. Dies war der untere Verwaltungsbezirk, der die meisten Sparkassen in Sachsen aufwies. So kam hier eine Kasse auf durchschnittlich 23 km² oder 2.809 Einwohner, was weit über dem Landesdurchschnitt lag.

Die kleinste Sparkassengemeinde im Bezirk hieß Deutscheinsiedel. Dort wirkte seit 1898 ein kommunales Geldinstitut. 1919 gab es erst 417 Sparbücher, im Juni 1937 Einlagen von nur 39.646 Reichsmark. Die Kasse wurde zu dieser Zeit aufgelöst und ein benachbartes Institut zuständig. Nachbarschaft meinte nicht nur in diesem Fall lediglich wenige Kilometer.

Auch die Selbstständigkeit der anderen aufgeführten Sparkassen endete bald, nämlich Ende 1943. Während des Zweiten Weltkriegs fanden in Sachsen sehr viele angeordnete Zusammenlegungen statt, weil das Reichswirtschaftsministerium „Konzentration und Leistungssteigerung“ forderte.