• Blick in das neu eingerichtete Historische Archiv der Sparkasse Oder-Spree in Beeskow: auf gut 85 m² werden ca. 120 laufende Meter Schrift- und Sammlungsgut verwahrt. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Das älteste Objekt im Archiv ist ein Kontenbuch der Sparkasse Müllrose aus dem Jahr 1857. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Das Foto des kriegszerstörten Sparkassengebäudes in Beeskow ist besonders eindrucksvoll. Heute ist die Filiale topsaniert und ein zentraler Anlaufpunkt im Herzen der Stadt. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Ein schönes Ausstellungsobjekt ist auch die gut erhalten gebliebene Registrierkasse. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Zahlreiche Schreib-, Buchungs- und Rechenmaschinen sowie Telefonapparate lagern in Beeskow. : © Sparkasse Oder-Spree

Auf dem Weg zum Jubiläum

Am 1. Oktober 2022 begeht die Sparkasse Oder-Spree ihr 200. Jubiläum. Aufgrund der Bedeutung dieses historischen Ereignisses wurde bereits 2016 beschlossen, sich intensiv und frühzeitig um die entsprechenden Vorbereitungen zu kümmern.

Begonnen hatte alles mit einer Willensbekundung, eine Festschrift bzw. Chronik zu erstellen. Auf der Suche nach Kooperationspartnern, die über umfängliche Erfahrungen bei der Aufarbeitung von Sparkassenhistorie verfügen, stieß die Sparkasse auf die „KLIO – Falk, Hauer GbR. Gesellschaft für historische Recherche und Bildung, Berlin“. Dahinter stehen Frau Dr. Beatrice Falk und Herr Dr. Friedrich Hauer.

Relativ kurzfristig wurde ein erstes Angebot für die Erstellung einer Festschrift eingeholt, wobei es zunächst auch nur darum ging, Umfang und Aufwand für ein derartiges Vorhaben abzuschätzen. Eine erste Bestandsaufnahme ergab zahlreiche Publikationen und Manuskripte, die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückreichen und die der Geschichte von Vorgängerinstituten der Sparkasse Oder-Spree gewidmet sind. Das sind z. B. Jubiläumsbroschüren, Festschriften und Chroniken. Was jedoch fehlt, ist eine Geschichte der jetzigen Sparkasse Oder-Spree einschließlich ihrer Vorgängersparkassen.

Um weitere Unterlagen zu finden, wurde eine Umfrage innerhalb der Sparkasse gestartet. Sie ergab, dass in nahezu allen Geschäftsstellen oder Bereichen historische Unterlagen und Objekte in unterschiedlichem Umfang lagerten. Daraus entstand die Aufgabe, sich einen vorläufigen Überblick über die Materialien zu verschaffen. Eine mühselige Kleinarbeit, wie sich schnell herausstellte.

Dann wurde diskutiert, alle vorhandenen Dokumente an einem zentralen Ort zu lagern. Im Ergebnis war die Idee für den Aufbau eines historischen Archivs geboren. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort wurde ein Archivraum mit Rollregalen im Untergeschoss der Sparkassengeschäftsstelle Beeskow ausgewählt.

Die Entstehung des historischen Archivs

Nach diesem Klärungsprozess erhielt „KLIO“ den Auftrag für die konkreten Arbeiten zum Aufbau des historischen Archivs. In der Folge wurden die Kolleginnen und Kollegen gebeten, die in ihren Bereichen vorhandenen historischen Unterlagen nach Beeskow bringen zu lassen.

Den Möglichkeiten entsprechend wurde in den Räumen des entstehenden historischen Archivs ein „spartanisches“ Büro eingerichtet, das „KLIO“ ermöglichte, vor Ort die vorhandenen zeitgeschichtlichen Dokumente zu sichten, zu bewerten und zu ordnen.

Sofern in den Geschäftsstellen oder Bereichen historische Bestände in größerem Umfang lagerten, wurden diese von „KLIO“ dort gesichtet sowie bewertet und erst dann erfolgte der Transport der aufzubewahrenden Unterlagen nach Beeskow.

In einer ersten Arbeitsphase stellte sich heraus, dass die Arbeiten so umfänglich waren, dass nicht alle Orte innerhalb der Sparkasse Oder-Spree aufgesucht werden konnten. Wer jetzt vielleicht denkt, ob der nun entstehende Mehraufwand nicht vorher hätte abgeschätzt werden können, dem sei der Vergleich mit seinem eigenen Boden oder Keller angeraten. Wer dort einmal anfängt aufzuräumen oder etwas zu suchen, verschätzt sich leicht, mit welchem Zeitaufwand diese Arbeiten am Ende verbunden sind. So erging es auch der Sparkasse. Unter dem Motto: „Wer A sagt muss auch B sagen“, entschloss sie sich im Interesse der Fortführung und des Abschlusses der Arbeiten für den Aufbau eines historischen Archivs, den Auftrag an „KLIO“ zu erweitern.

Im Sommer 2020 wurden die Arbeiten beendet. Auf einer Fläche von gut 85 m² ist ein zentrales „Historisches Archiv“ mit über 120 laufenden Metern an Schrift- und Sammlungsgut entstanden.

Wie bereits eingangs erwähnt, kam der Sparkasse Oder-Spree zugute, dass sie und ihre Vorgängerinstitute sich im Laufe der Zeit auf vielfältige Art und Weise ihrer Geschichte gewidmet haben. Das reicht vom bloßen Aufbewahren bis zum zielgerichteten Sammeln von Unterlagen, Materialien und Objekten aus der Alltagsarbeit, die als historisch relevant erachtet wurden. Sie bilden heute vor allem einen Teil des Sammlungsgutes. Besonders hilfreich war, das im Jahr 2007 von der Sparkasse Oder-Spree selbst eingerichtete Traditionskabinett, in dem bereits zahlreiches Archivmaterial aufbewahrt wurde.

Ein Ergebnis von unschätzbarem Wert

Das historische Archiv kann über zwei Findbücher erschlossen werden. Eines davon verzeichnet das Schriftgut, konkret den Aktenbestand. Es beginnt mit einem Abriss der Geschichte zur Sparkasse Oder-Spree und einer Bestandsbeschreibung. Das zweite mit dem Namen Inventar zur Sammlung „Chronik“ verzeichnet das Sammlungsgut. Es umfasst beispielsweise ausgewählte Dokumente, Kontenbücher und Kontenblätter, Stockregister, Banknoten, Münzen, Sparbücher, Fotos, Dias, Filme, Brigadetagebücher, Stempel, technische Geräte wie Rechen- und Saldiermaschinen, Registrierkassen, Taschenrechner, Geldzählmaschinen, Computer und auch den Nachbau eines Schreibpultes aus dem 19. Jahrhundert.

Jubiläumsbroschüre und Tafelausstellung

Nach Abschluss der Arbeiten zum Aufbau des „Historischen Archivs“ wurde mit der Erstellung der Jubiläumsbroschüre begonnen, die den Ausgangspunkt aller Überlegungen zur Vorbereitung des 200. Jubiläums im Jahr 2022 bildete.

Außerdem wird es im Jubiläumsjahr eine kleine historische Tafelausstellung geben, die gemeinsam von der Sparkasse, dem Museum Viadrina Frankfurt (Oder), „KLIO“ und der Werbeagentur Giraffe aus Frankfurt (Oder) erarbeitet wird. Präsentiert wird sie in den Geschäftsstellen in Beeskow, Eisenhüttenstadt, Erkner, Fürstenwalde und Müllrose sowie der Hauptstelle in Frankfurt (Oder)

Das Jahr 2022 soll für die Sparkasse Oder-Spree zu einem echten Höhepunkt werden. Mit dem „Historischen Archiv“, der zu Jahresbeginn vorliegenden „Jubiläumsbroschüre“ und der Ausstellung sind alle Voraussetzungen dafür geschaffen.

Holger Swazinna

Pressesprecher der Sparkasse Oder-Spree

  • von Charlotte Dietrich am 25. Juni 1838 verfasste Sparkassensatzung : © Historisches Archiv der Erzgebirgssparkasse

  • Die Zahl der Sparkassenbücher der Sparkasse nahm nicht nur zu. Wirtschaftliche und politische Faktoren bewirkten auch Rückgänge. Außerdem gab es ab 1857 die Konkurrenz der Stadtsparkasse Annaberg. : © Historisches Archiv des OSV

Die erste Sparkasse des Erzgebirges und ihre Geschäftsführerin

Vor 200 Jahren eröffnete die erste Sparkasse des Erzgebirges in Annaberg. Gegründet wurde sie nicht von der Bergstadt, sondern von zwei dort ansässigen Unternehmern als private Einrichtung. Das stellte zu dieser Zeit keine Besonderheit dar. Auch die Sparkassen in Königsbrück und Waldenburg 1819 und die in Dresden 1821 waren keine kommunalen Institute. Erst 1825 trat in Zittau die erste sächsische Stadtsparkasse ins Leben. Doch zurück nach Annaberg. Die Gründer waren die Kaufleute Julius August Köselitz und Friedrich August Dietrich. Letzterer übernahm die ehrenamtliche Verwaltung der Sparkasse.

Am 10. Februar 1821 wurde in einem Raum seiner Wohnung am Benediktplatz 1 das erste Sparkassenbuch ausgestellt. Dessen Einlage betrug einen Groschen. 4 1/6 % Zinsen bekamen die Sparenden. Die Annahme und Rückzahlung von Spargeldern fand damals immer am Sonntag nach dem Gottesdienst statt. Bis 16:00 Uhr war geöffnet. Das Geld der Kundschaft wurde unter anderem in Hypothekenkredite in der näheren Umgebung investiert. Die Nutzung der Spargelder sollte der Region vorbehalten bleiben, aus der sie hervorgegangen waren. Man konnte aber auch wertige Pfänder beleihen und so einen Kredit bekommen. Außerdem erfolgte der Erwerb von Staats- und Kreditpapieren.

Am 4. Juli 1836 verstarb der Kaufmann und Kramermeister Dietrich. Nun übernahm seine Witwe die Geschäftsführung. Bereits in den letzten, von Krankheit geprägten, Lebensjahren ihres Mannes hatte Charlotte sich um die Sparkasse gekümmert, „bemächtigte sie sich der ihr jetzt gestellten Aufgabe mit eisernem Fleiß und der treuesten Pflichterfüllung, verbunden mit der humansten Geschäftsbehandlung“*. Es gab allerhand zu tun. 985 Sparkassenbücher bestanden 1836 bereits. Wie sich ihre Zahl in 30 Jahren entwickelte, können Sie der zweiten Abbildung dieses Beitrags entnehmen. Es folgten aber nicht nur Zeiten des Wachstums. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bewirkten in manchen Jahren einen Rückgang bei den Einlagen und auch bei den Sparbüchern.

So schädigte etwa der Krimkrieg ab 1853 die sächsische Wirtschaft. Dies wirkte sich auch auf die Spartätigkeit aus. 1866 holten sich die Kunden ihre Taler, als Preußen Sachsen den Krieg erklärte und das Königreich besetzte. Genau in dieser Zeit, am 19. Juni 1866, ist Charlotte Dietrich gestorben. 30 Jahre lang war sie Geschäftsführerin der ersten erzgebirgischen Sparkasse. Ihre Nachfolge trat der Schwiegersohn an. Der Kaufmann Friedrich Brodengeyer war schon seit dem 13. April 1859 Mitinhaber. Mit Rücksicht auf die am 1. Mai 1857 eröffnete Stadtsparkasse hatten beide an dem Tag auch den Institutsnamen von Spar- und Leihkasse zu Annaberg in Dietrich’sche Spar- und Leihkasse, Ch. Dietrich geändert.

* Petermann, Theodor: Die Sparkassen des Königreichs Sachsen in den Jahren 1868-71, in: Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Bureau’s, 1874, S. 101

  • Im Neuen Rathaus feierte die Sparkasse vor 100 Jahren in bescheidenem Rahmen ihren Geburtstag. (Ansichtskarte Kunstverlag Rudolf Brauneis in Dresden, versendet 1911; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Jubiläumsfeier der Dresdener Sparkasse

Gestern wurde die Sparkasse in Dresden 200 Jahre alt. Solch ein runder Geburtstag ist ein Anlass, zurückzublicken. So tat es die damalige Stadtsparkasse Dresden vor 100 Jahren. Aufgrund der schwierigen Zeiten schien eine festliche Begehung des Jubiläums nicht angebracht. Es fand lediglich eine schlichte Gedenkstunde im großen Ratssitzungssaal des Neuen Rathauses statt. Eine Festschrift hatte man aufgrund der inflationsbedingten Teuerung nicht angefertigt. Jedoch lagen Akten zur Entstehung der Sparkasse, Sparkassenbücher aus verschiedenen Zeiten, die ersten Kontenbücher und Namensverzeichnisse aus dem Jahr 1821 sowie Flugblätter aus der Gründungszeit im Saal aus. Die Gäste konnten diese historischen Dokumente besichtigen.

Erschienen waren Mitglieder des Rates, der Stadtverordneten und eine große Anzahl Ehrengäste, darunter Vertreter des Innenministeriums, der Kreishauptmannschaft, des Sächsischen Sparkassenverbandes, der Reichsbank und der Privatbanken. Auch Abordnungen der Beamten und Angestellten der Sparkasse waren zugegen. Oberbürgermeister Curt Blüher begrüßte die Anwesenden und sprach der Stadtsparkasse die Glückwünsche des Rates aus. Er dankte dem Personal für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit. Blüher gab bekannt, dass die städtischen Körperschaften beschlossen hatten, für 100.000 Mark Geschenksparbücher auszustellen. Die Betriebsüberschüsse der Sparkasse machten dies möglich. Je 250 Mark Einlage waren für Kriegswaisen und Kinder von Kriegsbeschädigten, die Ostern 1921 die Schule verließen, bestimmt.

Es folgten weitere Ansprachen. Zuletzt war Sparkassendirektor Dr. jur. Graupner an der Reihe. Er hielt einen Vortrag über die Entwicklung der Dresdener Sparkasse. Sie gehörte mittlerweile zu den größten Sparkassen im Deutschen Reich. Auch den Ersten Weltkrieg, in dem die Sparkassen durch den Erwerb und Vertrieb von Reichsanleihen zur Finanzierung der Kriegsführung beigetragen hatten, thematisierte er. Nun galt es, die Geschäfte zeitgemäß zu gestalten. Damit meinte er den Wandel zum Universalinstitut, der schrittweise vonstatten ging. Der Direktor beendete seine Rede mit dem Wunsch, dass es der Stadtsparkasse auch in Zukunft gelingen möge, Tradition und Moderne zu vereinen, also bei der notwendigen Weiterentwicklung die Wurzeln nicht zu vergessen.

  • Der sächsische König Friedrich August I. genehmigte nicht nur die Sparkassengründung, sondern gewährte auch einen jährlichen Zuschuss von 100 Talern zu den Verwaltungskosten. (Lithographie von Maximilian Knäbig, 1840; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Der erste Standort der Dresdner Sparkasse war "am Seethor, dem Wachhaus gegenüber [...]". Sie ist die älteste der heute noch bestehenden Sparkassen in Sachsen. Ihre Satzung wurde Vorbild für viele der danach gegründeten sächsischen Sparkassen.

  • Ein- und Auszahlungen in Konventionsgeld wurden 1821 noch in sog. Quittungsbüchern, den späteren Sparkassenbüchern, vermerkt. Jeder Kunde erhielt ab der ersten Einlage so ein Buch, das bares Geld wert war. Denn Rückzahlungen erfolgten laut Regulativ "unweigerlich an den Ueberbringer des Quittungsbuches; und die Kasse ist jedenfalls nur für den in diesem Buche angemerkten Betrag verantwortlich". : © Sparbuch von 1909, Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Der Dresdner Schriftsteller Friedrich August Schulze, alias Friedrich Laun, schrieb 1822 den Roman "Die Sparkasse". Er verwendete so viele Details seiner Heimatsparkasse, dass wir uns heute ein sehr realistisches Bild von den Anfängen des damaligen Betriebs machen können.

Für die Menschen vor Ort: Vor 200 Jahren wurde die Dresdner Sparkasse eröffnet

Am 3. Februar 1821, einem Sonnabend, öffnete in Dresden erstmals eine Sparkasse ihre Türen. Zugutekommen sollte diese neue Anstalt den ärmeren Einwohnern der Stadt, „besonders denen der dienenden und arbeitenden Klasse“. Kleine Ersparnisse „sicher und gegen Zinsen“ anlegen zu können, war das erklärte Ziel. Auf diese Weise sollte für schlechte Zeiten vorgesorgt werden. Daher waren Einzahlungen schon ab acht Groschen möglich und durften 30 Taler nicht überschreiten. Für jeden „vollen Thaler“ gab es monatlich einen Pfennig an Zinsen – und zwar schon ab dem ersten Tag des folgenden Monats.

Ähnliche, am Gemeinwohl orientierte, Initiativen hatte es im Königreich Sachsen bisher nur von Standesherren in Königsbrück und Waldenburg gegeben. Beide richteten bereits 1819 örtliche Sparkassen ein und sorgten mit ihrem Privatvermögen für die Absicherung der getätigten Einlagen. Die dritte sächsische Sparkassengründung in der königlichen Haupt- und Residenzstadt hob sich von diesen beiden Unternehmungen deutlich ab. Denn sie ging auf das große Engagement lokaler Kaufleute und Bankiers zurück. Vorbilder dafür gab es lediglich außerhalb des Königreichs.

Einen Denkanstoß für die Entwicklung einer solchen Bürgerinitiative haben wir Polizeirat Johann Daniel Merbach zu verdanken. Er beschäftigte sich 1818 – also bevor es überhaupt Sparkassen in Sachsen gab und zu einer Zeit, da in der Stadt das Armenwesen neu organisiert wurde – ernsthaft mit der Gründungsidee für Dresden. Für ihn war es wichtig, „dem gänzlichen Verarmen und insbesondere den gefährlichen Folgen entgegenzuwirken“. In einem Vortrag vor dem Stadtpolizei-Kollegium unterstrich er, „daß die Sparkassen unter die Verhütungs- und Sicherheits-Anstalten gegen die Gefahr der Armuth, mithin ebenso mit Recht unter die Kategorie der Polizei-Anstalten gehören.“

Der armenpflegerische Hintergrund trug ganz wesentlich zur Entstehung der Sparkasse in Dresden bei. Polizeipräsident von Rochow war derart angetan von dem Gedanken, so eine Anstalt in seiner Stadt zu haben, dass er vertiefende Informationen zu Gründungen in anderen Staaten einholte und Umsetzungsmöglichkeiten in Dresden direkt im Stadtpolizei-Kollegium beraten ließ. Zwei Wege kamen in Betracht: Eine Kopplung an das seit 1768 bestehende Leihhaus oder aber die Inanspruchnahme des Wohltätigkeitsvereins „Zu Rath und That“. Da die Stadt der ersten Variante eine Absage erteilte, blieb noch der Verein. Dieser war bereits seit 1803 in Dresden tätig und hatte sich auf die Fahnen geschrieben, „der Verarmung der Einwohner hiesigen Orts entgegen zu arbeiten.“ Der ideale Partner also für ein altruistisches Projekt wie die Sparkassengründung. Von Rochow war selbst Vereinsmitglied und konnte sich der Offenheit für dieses neuartige Vorhaben sicher sein. Das Problem, das sich jedoch herauskristallisierte, war die Unterbringung und die gewünschte Verzinsung der Sparkassengelder in Höhe von fünf Prozent.

Fast wäre die Gründungsoffensive daran gescheitert. Doch nun traten eben die erwähnten Bankiers und Kaufleute in Erscheinung. Wohlhabende und angesehene Bürger der Stadt, manch einer Mitglied im Verein „Zu Rath und That“ und alle interessiert daran, Gutes zu tun. Sie ersuchten den König, die Sparkassengründung zu genehmigen, boten die ehrenamtliche Übernahme des Betriebs an, zahlten die Zinsen für Sparkassengelder in Höhe von fünf Prozent und garantierten die Sicherheit der Einlagen. Ihr Einsatz wurde belohnt. Drei Tage vor seinem 70. Geburtstag, am 20. Dezember 1820, stimmte Friedrich August I. der Eröffnung der ersten sächsischen Vereinssparkasse zu. Das Regulativ wurde von ihm am 1. Februar 1821 genehmigt. Zusätzlich unterstützte der Monarch das Vorhaben mit 100 Talern pro Jahr zur Deckung der Verwaltungskosten.

Auch die ersten Räumlichkeiten „am Seethor, dem Wachhaus gegenüber“ gehen auf das königliche Wohlwollen zurück. Denn im September 1820 bezog bereits die Schützesche Unterrichts- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde das ehemalige Akzisehaus (Zollhaus) vor dem Seetor. Der König hatte es Heinrich Ferdinand Schütze überlassen, der sich als gut situierter Kaufmann nicht nur für diese Anstalt unermüdlich einsetzte, sondern auch selbst zu den aktiven Sparkassengründungsmitgliedern gehörte. Ab 1821 beherbergte das Gebäude dann zwei wohltätige Einrichtungen für die Stadt Dresden.

Bis die Sparkasse am 16. Mai 1828 von der Stadt Dresden übernommen wurde, entwickelte sie sich zu einem von Grund auf soliden Institut. Bereits im ersten Jahr waren 27.544 Taler auf insgesamt 1.275 Sparbüchern zu verzeichnen. Die Einlagenbestände wuchsen stetig weiter und betrugen 1828 insgesamt 82.435 Taler. Die Einwohner Dresdens nahmen die Möglichkeiten, die ihnen ihre örtliche Sparkasse bot, gern an. Die „Flure des Sparkassengebäudes [sind] voll von Leuten beider Geschlechter und jedes Alters“, führt der zeitgenössische Schriftsteller Friedrich August Schulze, alias Friedrich Laun, in seinem Roman „Die Sparkasse“ 1822 aus und weiter heißt es: „Der Sonnabend ist der Tag, wo die Kasse geöffnet wird […] der Zulauf [ist] so groß, daß das Institut ausdrücklich erklärt hat, Summen über dreißig Thaler nicht annehmen zu können.“

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Buchempfehlung!
Wysocki, Josef: Stadtsparkasse Dresden 1821-1996, Geschichte und Gegenwart, Stuttgart, 1996.

Bildquellen:
Seetor, in: Krause, Bruno:  Die geschichtliche Entwicklung der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden vom sorbischen Dorfe an bis zur jetzigen Großstadt, Dresden, 1893.
Portrait F. Laun, in: Friedrich Laun’s gesammelte Schriften, Stuttgart, 1843.

  • Die Sparkasse hatte von 1845 bis 1895 ihren Sitz im hier abgebildeten Rathaus. (Ansichtskarte Verlag F. Ullmann in Zwickau, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • König Friedrich August II. genehmigte die Sparkassengründung der Stadt Zwickau. : © Historisches Archiv des OSV

175 Jahre Sparkasse Zwickau

Heute hat die Sparkasse Zwickau ihren 175. Geburtstag. Zu diesem Anlass beglückwünschen wir die Mitgliedssparkasse des OSV und senden herzliche Grüße nach Westsachsen. Das Institut hat sich für das Jubiläumsjahr einige Aktionen einfallen lassen. Zum Beispiel erhalten heute in der Region geborene Kinder 175 Euro von der Sparkasse geschenkt. Als sie selbst vor 175 Jahren ins Leben trat, war noch der Taler Währung. Am 16. April 1845 um 14:00 Uhr eröffnete die Stadtsparkasse Zwickau. Dies war die erste Gründung im heutigen Geschäftsgebiet der Sparkasse Zwickau. Gleich neben der Kämmerei im Rathaus befand sich die Geschäftsstelle, die anfangs immer am Mittwochnachmittag besetzt war. Als Kassierer tat hier Christian Friedrich Klösel Dienst. Er war der einzige Angestellte und erhielt für jeden Öffnungstag einen Taler als „Remuneration“, also als Vergütung.

Klösel war aber nicht allein. Bei den wöchentlichen „Expeditionen“ der Sparkasse hatte auch ein Mitglied der kommunalen Sparkassenverwaltung, der sogenannten „Deputation“, anwesend zu sein und den Tagesabschluss mit seiner Unterschrift zu bestätigen. Die staatlich genehmigte Satzung des Geldinstituts beinhaltete noch andere Sicherheitsvorkehrungen. So musste der Kassierer eine Kaution leisten. Die Tageseinnahmen durfte er nur vom einen zum anderen Mittwoch selbst verwahren. Dann kamen sie in eine Kasse, zu der er nicht allein Zugang hatte. Überliefert ist, dass im ersten Jahr 366 Einzahlungen über insgesamt 3.025 Taler und 5 Neugroschen stattfanden. 182 Sparkassenbücher wurden ausgestellt und mit Name und Wohnort der Kundinnen und Kunden versehen.

Vornehmlich für die „unbemittelten“ Einwohner des Stadtbezirks Zwickau wurde die Sparkasse gegründet. Es konnten sogar vermögende Bürger abgewiesen werden. Bei Ersparnissen von Kindern war die gesellschaftliche Herkunft hingegen nicht ausschlaggebend. Grundsätzlich waren Einlagen ab 10 Neugroschen bis 25 Taler möglich. Die Sparkassensatzung machte klar, dass die kommunale Einrichtung nicht zur „sicheren und bequemen Unterbringung […] zufällig müßig liegender Kapitalien missbraucht“ werden durfte. Bei 100 Talern Guthaben war Schluss. Wenn der Kunde das Konto nicht leerte und sich um eine andere Anlage kümmerte, kaufte die Sparkasse selbst sichere Wertpapiere für das Geld und händigte diese aus.

Interessant ist auch, dass die Sparkasse von Anfang an Wert darauf legte, die örtliche Wirtschaft mit Darlehen zu fördern. In der Eröffnungsanzeige in der Zeitung am 7. April 1845 machte die fürs Aktivgeschäft zuständige Sparkassendeputation klar, dass „sicheren Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten […] sehr gern laufende Credite bewilligt werden“. Auch über kleinere Summen dürften sie disponieren. Und wenn sich aus der Verwaltung der Stadtsparkasse Überschüsse ergaben, so sollte satzungsgemäß ein Reservefonds für schlechte Zeiten gebildet werden. 1847 war es soweit. 61 Taler, 27 Neugroschen und 2 Pfennige waren die erste Rücklage. Ab 1856 profitierte die Trägerkommune von ihrer Sparkasse. Bereits 1864 begann die Förderung wohltätiger und gemeinnütziger Projekte. Auch dieses wichtige gesellschaftliche Engagement weist die Sparkasse in ihrer Historie als Meilenstein aus.

  • Just zum Jubiläum zog Delfin Trixi ins Historische Archiv des OSV ein. Als Sparmaskottchen und Nachhaltigkeitssymbol begleitet er den Weltspartag 2019. : © Deutscher Sparkassenverlag

Wir feiern Geburtstag & bleiben am Puls der Zeit

— 5. Blogjahr — 95. Weltspartag — 5. Blogjahr — 95. Weltspartag —

Vor genau fünf Jahren sind wir mit unserem Blog und 19 fertigen Beiträgen online gegangen. Anlass war der 90. Weltspartag. Ein schönes Jubiläum, um mit spannenden Sparkassen- und Archivgeschichten zu starten. Und ein schöner Anlass, um exklusiv und regelmäßig für Sie interessante Sammlungsobjekte auszuwählen, diese für tolle Fotos in Szene zu setzen und Hintergrundinformationen zu liefern, oder aber, um Dokumente aus unseren Akten zu digitalisieren und über das Internet der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Der ursprüngliche Leitgedanke war, History-Marketing- und History-Communication-Instrumente einzusetzen. Wir wollten zeigen, was mit unseren facettenreichen Archivmaterialien öffentlichkeits- und werbewirksam alles möglich ist. Orientierung bot die Fachliteratur, die es wunderbar auf den Punkt bringt:

Es ist eine einfache Regel:
Wer sein System geschichtsbewusst vorantreibt
und korrespondierende Geschichten resonanzstark einsetzt,
signalisiert Klugheit, Erfahrung und Reife.
Er öffnet eine Schatzkiste.*

In Zeiten des Überangebots, gar der Austauschbarkeit von Produkten und Dienstleistungen wird die Geschichte eines Unternehmens zunehmend zum einzigen zeitlosen Alleinstellungsmerkmal. Da sind die Experten sich einig. Um jedoch mit der Unternehmensgeschichte arbeiten zu können, muss man sie auch kennen. So lag es für uns auf der Hand, die „Schatzkiste“ zu öffnen und das vorhandene Potential auch in der digitalen Welt zu nutzen. Kontinuierlich berichten wir seitdem unter anderem aus der wechselvollen 200-jährigen Geschichte der Sparkassenorganisation.

Inzwischen sind wir beim 353. Blogbeitrag angelangt und freuen uns monatlich über eine 5-stellige Anzahl an Besuchern, die hoffentlich auch alle den Blog lesen. Dass gelesen wird, zeigen die vielen Anfragen und Kommentare, die uns allerdings oft noch per E-Mail oder mündlich erreichen. An dieser Stelle möchten wir Sie gern ermuntern, die Kommentarfunktion unter jedem Beitrag aktiv zu verwenden. Wir lesen alles aufmerksam, beantworten gern Ihre Fragen und sind begeistert, wenn Sie noch Ergänzungen oder Anregungen zu unseren wöchentlichen Artikeln haben.

Doch wir feiern nicht nur Bloggeburtstag. Vor allem und in erster Linie feiern wir in diesem Jahr den 95. Weltspartag! Seine Entwicklung von den Anfängen bis heute haben wir für Sie auf der Homepage des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) in Text & Bild zusammengefasst. Schauen Sie einfach einmal rein und entdecken Sie einmal mehr die Vielfalt unserer Sammlungen.

Dass der alljährliche Weltspartag kein bisschen angestaubt und altbacken daherkommt, verdankt er einer schönen Tradition. Zwar steht nach wie vor das frühzeitige Heranführen und das intensive Beschäftigen mit Geld und Sparen im Vordergrund. Daneben hat er aber stets auch ein aktuelles Thema im Gepäck. In diesem Jahr wenden sich Sparkassen in ihren Filialen mit Aktionen rund um die Nachhaltigkeit an Interessierte. Ein Thema, das uns alle angeht. Mit von der Partie ist Delfin Trixi. In Malwettbewerben und unterhaltsamen Spielen wird ein sauberer Lebensraum für ihn kreiert. Kinder können mit Trixi kuscheln und sich von ihm zum Nachdenken über Klima- und Umweltschutz inspirieren lassen. Bei dieser komplexen Aufgabe kommen auch Erwachsene auf ihre Kosten. Denn gemeinsam mit den Kleinen Überlegungen zum bewussten, ökologischen Handeln anzustellen, schafft einen generationenübergreifenden Erlebnistag.

„Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften ist eine der entscheidenden Zukunftsaufgaben“, stellt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Helmut Schleweis im „Bericht an die Gesellschaft 2018″ heraus. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Arbeit der Sparkassen von Beginn an im Dienste der Nachhaltigkeit stand. Finanzgeschäfte wurden stets im Sinne der Menschen und der regionalen Wirtschaft betrieben. Ziel war immer, dauerhaft eine hohe Lebensqualität und Wohlstand in der Region sicherzustellen. Davon zeugt bis heute das Bekenntnis zum öffentlichen Auftrag. Mit vorhandenen Ressourcen sorgsam und sparsam umzugehen, gehört seit Jahrzehnten zum Selbstverständnis. Ebenso wie die ganzheitliche Betrachtung der drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie – Ökonomie – Soziales. Ergebnisse diesbezüglich werden in Pressemitteilungen und Jahresberichten transparent gemacht. Regional erfahrbar sind für jedermann insbesondere die finanziellen Unterstützungen durch die Sparkassen, die sich stets am Gemeinwohl orientieren.

Gleichwohl zieht die Fridays-for-Future-Bewegung auch an den 385 deutschen Sparkassen nicht spurlos vorbei. Die Jugend fordert zu Recht eine lebenswerte Welt für sich und nachfolgende Generationen. Sparkassen und ihre Verbände setzen sich im gesamtgesellschaftlichen Kontext ebenfalls damit auseinander. In Arbeitsgruppen wird intensiv an zukunftsweisenden Konzepten im Sinne der Nachhaltigkeit gefeilt. „Investitionen verstärkt in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsprozesse“** sowie die Festlegung transparenter Nachhaltigkeitskriterien***, stehen auf der Agenda. Wie Firmen ihre Nachhaltigkeitsziele definieren und umsetzen, und wie Sparkassen mit ihren Kunden das beispielsweise im Kredit- und Anlagengeschäft besser prüfen und nachvollziehen können, wird ein wichtiges Thema sein. Nachhaltige Finanzprodukte zu gestalten, ohne „Greenwashing“ zu betreiben, ist notwendig und richtig im 21. Jahrhundert.

Mit großen Schritten bewegt sich also auch die Sparkassenorganisation in Richtung Zukunft und der Weltspartag auf sein großes rundes Jubiläum zu: Die 100. Wir werden dabei sein & feiern dann gemeinsam mit ihm unser 10. Versprochen.

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*Manfred Schmidt, S. 75. In: Die Bedeutung der Tradition für die Markenkommunikation. Hrsg. von Nicolai O. Herbrand, Stefan Röhrig. 1. Aufl. Stuttgart: Edition Neues Fachwissen, 2006.
** Schleweis, Helmut: Rede auf dem Bonner Akademischen Sommer. Bonn: DSGV, 2019.
*** Die Deutsche Bundesbank sieht hier insbesondere auch die Politik in der Pflicht.