• Siegelmarke des Bitterfelder Landrats - Die Gründung der Kreissparkasse 1843 ist dem Engagement des Landrats Georg Adolph Moritz von Leipziger zu verdanken. : © Historisches Archiv des OSV

175 Jahre Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld

Vor genau 175 Jahren wurde in Bitterfeld eine Kreissparkasse eröffnet. Dies war die erste Sparkassengründung im Geschäftsgebiet der heutigen Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld. Dieses Institut ist erst 2008 durch eine Fusion entstanden. Die Traditionslinien reichen jedoch weit zurück. Zur Erinnerung erscheint hier der Text der Bekanntmachung zur Eröffnung, die wiederholt im Nachrichts-Blatt für den Delitzscher und Bitterfelder Kreis veröffentlicht wurde. Die Zeitung befindet sich mit der Signatur Ztg 99 in der Staatsbibliothek zu Berlin, Standort Westhafen.

Bekanntmachung
über die Errichtung einer Sparkasse im Bitterfelder Kreise
Um den weniger bemittelten Einwohnern des Bitterfelder Kreises und insbesondere denen der dienenden und arbeitenden Klasse eine passende Gelegenheit zu verschaffen, kleine Geld-Ersparnisse sicher und zinsbar anzulegen, und dadurch nach und nach ein kleines Capital zu sammeln, welches sie bei eintretendem Bedürfniß entweder sofort oder doch sehr bald zurückempfangen und benutzen können, auf diese Weise aber zur Ordnung und Sparsamkeit aufzumuntern, soll nach dem Beschluß der Kreisstände und unter Genehmigung der höhern Behörden und Sr. Majestät des Königs, vom 1. Januar 1843 an für den Bitterfelder Kreis eine Sparkasse errichtet werden.

Dieses Institut steht unter der Garantie des ganzen Bitterfelder Kreises, muß daher von dem letzteren in allen Stücken vertreten werden und gewährt sonach für die richtige Rückzahlung der Einlagen und Berichtigung der Zinsen die vollkommenste Sicherheit, weshalb denn auch in Folge einer Allerhöchsten Cabinets-Ordre vom 4. Mai 1839 Gelder, welche Mündeln oder milden Stiftungen gehören, bei demselben zinsbar angelegt werden können.

Obwohl die Anstalt vorzugsweise für die Bewohner des Bitterfelder Kreises bestimmt ist, so soll doch die Benutzung derselben auch Andern freigelassen werden. Einlagen werden von 1/2 Thaler an in allen beliebigen Summen angenommen, jedoch die überschießenden Groschen nicht mit verzinst.

Bei dem im Allgemeinen kürzlich verminderten Zinsfuß, kann die Sparkasse nicht mehr als Drei Procent Zinsen zahlen, welche jedesmal im Monat Januar für das zunächst vergangene Jahr berichtigt werden. Wenn die Zinsen in diesem Zeitraum unerhoben bleiben, so werden sie zum Capital geschlagen und demnächst ebenfalls mit verzinset.

Auf Verlangen der Interessenten werden Einlagen bis zum Betrage von 12 Thlr. sofort ohne Kündigung, von 13 bis 50 Thlr. nach einmonatlicher, von 51 bis 199 Thlr. nach dreimonatlicher und von 200 Thlr. nach sechsmonatlicher Kündigung zurückgezahlt.

Über die erfolgten Einlagen werden den Einlegern von dem unterzeichneten Curatorium vollzogene Sparkassenbücher ausgefertigt und ausgehändigt, in welchen jedoch noch außerdem über die erfolgten Einlagen von dem Sparkassen-Rendanten und einem Mitglied des unterzeichneten Curatorii oder dem Herrn Kreis-Secretair quittiert werden muß, wobei zugleich bevorwortet wird, daß Sparkassenbücher, welchen eines dieser Erfordernisse mangelt, keine Gültigkeit haben.

Zum Sparkassen-Rendanten ist der bisherige Rent-Amts-Expedient Beschnidt jun. ernannt worden, und wird derselbe vorläufig seine Geschäfte in demselben Local betreiben, in welchem sich das landräthliche Büreau befindet. Nur Dienstags, Donnerstags und Sonnabends früh von 9 bis 1 Uhr können Einlagen gemacht und diese, sowie die Zinsen, in Empfang genommen werden.

Die nähern Bestimmungen über dieses Kreis-Sparkassen-Institut enthalten die Statuten, wovon 1 Exemplar bei den Wohllöbl. Stadt-Magisträten und den Ortstrichtern zu Jedermanns Einsicht niedergelegt ist, und auch den Sparkassenbüchern beigedruckt werden sollen. Außerdem sind diese Statuten für den Preis von 2 Sgr. 6 Pf. bei dem Sparkassen-Rendanten Beschnidt zu haben.

Indem wir nun die Errichtung einer Sparkasse für den Bitterfelder Kreis hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringen, fordern wir auf: dieses gewiß sehr gemeinnützige Institut recht häufig zu benutzen.

Bitterfeld, den 27. Dezember 1842

Das Curatorium der Bitterfelder Kreis-Sparkasse
v. Leipziger, Landrath     I.D. Schmidt sen.     Atenstädt     Römmling

  • Die NGZ 9004 war das erste Bargeld – Abrechnungssystem, das von der Firma NGZ produziert wurde. Dieses schwere, großformatige (20 H x 33 B x 40 T cm) Modell wurde in den 1980er-Jahren entwickelt und ist ein Aushängeschild für die NGZ als innovatives Branchenunternehmen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Banknotenzählmaschine NGZ 403 LF - ebenfalls in den 80er-Jahren entwickelt. : © Historisches Archiv des OSV

Geldzählmaschinen im Sparkassengeschäft

Im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes werden unter anderem Bücher, Akten, Karten und Werbeartikel aufbewahrt und gepflegt. Außerdem ist eine nicht geringe Anzahl von Rechen- und Büromaschinen, die ehemals in den Sparkassen genutzt wurden, vorhanden. Erst vor Kurzem konnte das Archiv zwei weitere Maschinen in seinen Bestand aufnehmen. Dies war Anlass, um zu den technischen und historischen Hintergründen der Maschinen zu recherchieren. Sie wurden dem Archiv von der Sparkasse Lüneburg überlassen, die zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung Partnersparkasse der Kreissparkasse Köthen (heute Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld) war.

Partnerschaften zwischen ost- und westdeutschen Sparkassen wurden 1990 vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband im Rahmen eines Betreuungskonzeptes beschlossen. Die ostdeutschen Sparkassen hatten es nach der Wende schwer, auf dem deutschen Finanzmarkt zu bestehen. Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion im Sommer 1990 brachte zahlreiche Umstrukturierungen mit sich. Es fehlte den ostdeutschen Sparkassen vor allem moderne Technik, um die Prozesse zu beschleunigen. Zur Unterstützung wurden Geräte, wie zum Beispiel die Rechenmaschinen der NGZ, an die Sparkassen in Ostdeutschland geschickt.

Bei den Maschinen handelt es sich um Geldzählmaschinen der Firma NGZ, die in den 1980er-Jahren hergestellt wurden. Auf den Abbildungen im Blogbeitrag sehen Sie das Bargeld – Abrechnungssystem (NGZ 9004) und die Banknotenzählmaschine (NGZ 403 LF). Die Herstellerfirma war bis 1993 in Berlin-Tempelhof und München ansässig. Seit dem Frühjahr 1994 ist ihr Hauptsitz in Dahlewitz.

Zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung hatte es sich das Unternehmen zur Hauptaufgabe gemacht, die Sparkassen der neuen Bundesländer zu betreuen. Dies war der Grundstein für viele spätere Geschäftsbeziehungen zu den ostdeutschen Sparkassen, die noch heute bestehen. Vor der deutschen Wiedervereinigung waren die NGZ, ihre Geräte und die betreuenden Mitarbeiter nur in den westdeutschen Bundesländern vertreten.

 

Kathrin Oppenkowski (Studentische Hilfskraft in Archiv und Bibliothek des OSV)

 

  • Museum Karlshorst

    Das Offizierskasino einer ehemaligen Wehrmachtsschule in Berlin-Karlshorst war der Ort der deutschen Kapitulation und dann Sitz der Sowjetischen Administration. Heute ist das Gebäude ein Museum. : © Thomas Einert, 2015

  • Arbeitszimmer des Chefs der SMAD im Deutsch-Russischen Museum, 2013 : © Foto: Thomas Bruns, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst

  • Liste Sparkassen

    Aufgelistet sind die neuen Sparkassen in der Provinz Sachsen. "St. Sp." steht für Stadtsparkasse, "Gem. Sp." für Gemeindesparkasse und "K. Sp." für Kreissparkasse. : © Historisches Archiv des OSV

  • Sparbuch Eilenburg

    Auch Eilenburg gehörte damals zur Provinz Sachsen. Das Sparbuch zeigt Vermerke zur Auszahlung 1946 und zur Guthabenbescheinigung bei der neuen Stadtsparkasse. Am 1. September 1945 war das Institut eröffnet worden. : © Historisches Archiv des OSV

Die Neuordnung des Sparkassenwesens im Sommer 1945

Heute vor 70 Jahren war es soweit. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) unter Marschall Georgi Konstantinowitsch Schukow erließ einen Befehl zur Neuorganisation der Finanz- und Kreditorgane im sowjetischen Besatzungsgebiet. Dies war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum sozialistischen Wirtschaftssystem, das Moskau in seinem neuen Herrschaftsgebiet aufbauen wollte.

Am 23. Juli 1945 ordnete Schukow unter anderem die Schließung aller Sparkassen sowie ihre Neugründung an. Dabei sollte es zwar eine Funktions-, aber keine Rechtsnachfolge geben. Auszahlungen auf Guthaben, die vor der Kapitulation NS-Deutschlands entstanden waren, waren verboten, „falls die Mittel der Sparkassen durch den faschistischen Staat erschöpft sind“. Zum Stichtag 8. Mai 1945 wurden also die Konten eingefroren.

Auch im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt sind die Sparkassen geschlossen und neue eröffnet worden. Dies geschah aber nicht auf einen Schlag. So erfolgte die erste Schließung am 3. August 1945 bei der Kreissparkasse Bitterfeld und die letzte am 12. September 1945 bei der Stadtsparkasse Jerichow. Insgesamt 84 Institute enstanden im Herbst dieses Jahres in der Provinz Sachsen. Die neuen Spareinlagen bei ihnen betrugen dann Ende 1945 bereits 227 Mio. Reichsmark (RM). Aber was geschah mit den alten Guthaben der Kundinnen und Kunden? Waren diese verloren?

Nein, nicht gänzlich. So befahl die SMAD 1946, Inhabern dieser Altsparguthaben (bis 3.000 RM) davon 300 RM und in besonderen Fällen 400 RM in Raten auszuzahlen. Besonders notleidende Menschen in der sowjetischen Besatzungszone erhielten das Geld auf einmal. Den Frauen von vermissten oder in Kriegsgefangenschaft geratenen Kleinsparern wurde erlaubt, sich als Unterstützung 300 beziehungsweise 400 RM vom Sparbuch des Mannes auszahlen zu lassen.

Im Zuge der Währungsreform 1948 im Osten sollten die bis Kriegsende entstandenen „Uraltguthaben“ dann im Verhältnis 10:1 umgerechnet werden. Inhaber von Altkonten konnten Anträge auf Ausstellung von Guthabenbescheinigungen stellen und erhielten Anteile einer Ablösungs-Anleihe, die in Raten getilgt wurde. Die Fristen zur Anmeldung der Guthaben für Bürgerinnen und Bürger erfuhren in der DDR mehrmals eine Verlängerung.