• Ansichtskarte Markt Zossen

    Im Haus am Markt Nummer 16 in Zossen (hinter den beiden Jungen) befand sich die Sparkassennebenstelle der Guerckes. (Ansichtskarte Verlag Buch- und Papierhandlung des Zossener Stadt- und Landboten, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Nur wenige Frauen verwalteten damals Nebenstellen, wie z. B. Hedwig Ancker (Inhaberin einer Drogen-, Farben- und Parfümeriehandlung) und Marta Holtfeuer (Weinhändlerin). (Abb. in: Petersilie, Erich: Die Sparkasse des Kreises Teltow von 1858-1908, Berlin, 1908; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Pfarrhaus Woltersdorf

    Vor 100 Jahren war Betty Lamprecht die Verwalterin der Sparkasse, im Pfarrhaus an der Bahnhofstraße 3 in Woltersdorf. : © Thomas Einert, 2015

  • Ansichtskarte Schleuse Woltersdorf

    Das idyllische Woltersdorf war damals und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Im Ort befindet sich jetzt eine Geschäftsstelle der Sparkasse Oder-Spree. (Ansichtskarte Verlag Hermann Kemnitz in Woltersdorf, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Altbewährt: Sparkassenagenturen

In Zeiten anhaltender Niedrigzinsen suchen einige Sparkassen aus wirtschaftlichen Gründen nach neuen Möglichkeiten, um die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld zu gewährleisten. So kommt es zum Beispiel zur Eröffnung von Agenturen bei Geschäftsleuten. Solche Nebenstellen, die gegen ein Entgelt von Einheimischen betreut werden, sind aber kein neues Phänomen. Weil sich nicht in jedem kleinen Städtchen eine Filiale rentierte, gab es sie etwa in Preußen schon vor 100 Jahren.

Bei den Nebenstellen von Kreissparkassen konnte Geld eingezahlt und abgehoben werden. Für die Flächensparkassen waren damals vielerorts Privatpersonen tätig, vor allem Kaufleute. Im brandenburgischen Zossen hieß der Geschäftsmann beispielsweise Paul Otto Guercke. Am Marktplatz 16 befand sich seine Fouragehandlung (für Tierfutter), ab 1910 die Nebenstelle einer Sparkasse. Nach dem Tod des Inhabers 1915 übernahm seine Frau für mehr als fünf Jahre die Verantwortung.

Dass Frauen die Kundinnen und Kunden in Agenturen bedienten, war damals noch eine Seltenheit. So gab es bei einem anderen Institut, das vor 100 Jahren sogar die meisten Nebenstellen in Brandenburg aufwies, lediglich eine weibliche Kontaktperson. Betty Lamprecht war ihr Name. In Woltersdorf bei Berlin betreute das „Fräulein“ ab 1909 für zehn Jahre die Sparkassenagentur in der Bahnhofstraße 3. Dort befindet sich seit 1907 das Pfarrhaus, im Besitz der Kirchengemeinde, heute mit der Adresse Ethel-und-Julius-Rosenberg-Straße 4. Ob es sich bei Betty um die Tochter des beliebten Woltersdorfer Pfarrers Julius Lamprecht handelte? Er selbst übernahm übrigens 1919 die Nebenstelle und war einige Jahre für diese verantwortlich.

Weil sich dann der Überweisungsverkehr immer mehr verbreitete und die Kreissparkassen ihr Geschäft ausweiten konnten, traten in Zossen (14. Februar 1921) und Woltersdorf (21. Oktober 1925) Nebenkassen an die Stelle der Nebenstellen. Diese wurden von Beamten verwaltet, die auch für den Giroverkehr zuständig waren. Andernorts in Brandenburg bestanden Nebenstellen aber weiterhin. Engagierte Geschäftsleute, Männer und Frauen, waren dort noch lange für Sparkassen tätig.

  • Nach dem Festakt ging es zum Schloss Wildeck, zur Eröffnung der Sonderausstellung. : © Historisches Archiv des OSV

  • In historischen Gemäuern ist die Ausstellung zu finden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Horst Möckel (links) führte Landrat Frank Vogel (Mitte) und Wolfgang Zender, Verbandsgeschäftsführer des OSV (rechts), durch die Ausstellung. : © Historisches Archiv des OSV

  • Gut besucht war die Ausstellung am Abend des 3. August. Ab heute ist sie der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ein Kleinod in der Sammlung ist die Genehmigung einer Sparkasse durch die königliche Regierung in Dresden Mitte des 19. Jahrhunderts. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ausstellungstafel mit historischen Werbemitteln des Bauspar- und Versicherungsgeschäftes : © Historisches Archiv des OSV

Ausstellung zur Sparkassengeschichte in Zschopau eröffnet

175 Jahre nach Gründung der ersten Sparkasse im Gebiet des heutigen Erzgebirgskreises hatte das dort ansässige Institut zum Festakt geladen. So fanden sich in der Zschopauer Geschäftsstelle der Erzgebirgssparkasse am gestrigen Abend zahlreiche Gäste ein. An diesem Ort konnten sie bereits einen Vorgeschmack auf die Ausstellung zur Sparkassengeschichte bekommen, die später feierlich eröffnet werden sollte. Bei einem kühlen Getränk, das an diesem heißen Sommertag besonders gut tat, gab es bereits Historisches zu betrachten. Als Dekorationsmittel dienten etwa Reproduktionen alter Werbeplakate aus dem Archiv der Sparkasse.

Bald füllte sich der Festsaal. Roland Manz, Vorstandsvorsitzender der Erzgebirgssparkasse, begrüßte die Gäste und führte in den Abend ein. Festliche Redebeiträge, geschmückt mit unterhaltsamen Anekdoten aus der älteren und jüngeren Vergangenheit, folgten. Manz erinnerte etwa an die aufregende Zeit der Wende vor 25 Jahren, als er erstmals zur Kreissparkasse Zschopau in die DDR kam. Renate Finke, damals Direktorin, später Mitglied des Vorstandes, dankte er herzlich für die vielen schönen Jahre der Zusammenarbeit.

Auf die Wurzeln der Sparkasse im Erzgebirge, die Verwirklichung des Sparkassengedankens sowie das früher und heute fruchtbare Wirken des Kreditinstituts in der Region ging unter anderem der Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel, ein. Wolfgang Zender, Geschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, überbrachte Glückwünsche zum Jubiläum. Er hob die Bedeutung des Instituts in der ostdeutschen Sparkassenorganisation hervor. Auch Zender thematisierte, dass die Sparkasse in 175 Jahren schon viele schwierige Zeiten erlebt und Herausforderungen stets gemeistert hat. Mit Zuversicht blickte er in die Zukunft.

Nach dem Ende des Festaktes wurden die Gäste zum Schloss Wildeck geführt, das für den zweiten Teil des Abends eine stimmungsvolle Atmosphäre bot. Die Menschen strömten zunächst in den Grünen Saal des Schlosses. In diesem Raum waren zahlreiche Ausstellungstafeln und Vitrinen mit unterschiedlichsten Exponaten zu sehen, zum Beispiel Hartgeld und Banknoten aus dem Deutschen Kaiserreich, uralte Sparbücher und Werbematerialien. Eine wahre Wunderkammer.

Ja, selbst ein Sparautomat aus den 1930er-Jahren stand bereit und konnte unter Anleitung bedient werden. Ein Blickfang war auch der funktionsfähige Fernschreiber aus DDR-Zeiten, dessen Inbetriebnahme für Stimmung sorgte. Hier traten Horst Möckel, der seit vielen Jahren das historische Archiv der Erzgebirgssparkasse in Schwarzenberg betreut, und seine Tochter Constanze in Aktion. Herr Möckel führte dann durch die Ausstellung. Dicht gedrängt bestaunten die Besucherinnen und Besucher die vielen Ausstellungsstücke, die ihren Weg aus dem Archiv ins Schloss gefunden hatten.

Wer im Schloss Wildeck persönlich von Horst Möckel in die Geschichte der Sparkasse im Erzgebirge eingeweiht werden möchte, kann bis Ende August unter 03774 10-1452 Termine für Gruppenführungen erfragen.

  • Ansichtskarte Augustusburg

    Das Schloss Augustusburg im Hintergrund wurde im 16. Jahrhundert errichtet, der Ort Schellenberg 1899 in Augustusburg umbenannt. (Ansichtskarte Verlag Mohr & Dutzauer in Leipzig, versendet 1903; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Die Filialen der Sparkasse für den Amtsbezirk Augustusburg auf einen Blick: Zschopau, Schellenberg und Oederan. (Ausschnitt Landkarte Königreich Sachsen, vor 1899; Privatbestand Thomas Einert)

  • Ansichtskarte Markt Zschopau

    Sowohl im alten Rathaus (später "Deutsches Haus") als auch im neuen Rathaus (links) befand sich im Laufe der Geschichte die Stadtsparkasse Zschopau. (Ansichtskarte, unbekannter Verlag, versendet 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Tabelle Einlagen 1847

    © Historisches Archiv des OSV

  • Neugroschen

    Damals wurden unter anderem Neugroschen gespart. 10 Pfennige waren ein Neugroschen. 30 Neugroschen ergaben einen Taler. : © Historisches Archiv des OSV

Von der Augustusburger Bezirkssparkasse zur Erzgebirgssparkasse

Im Königreich Sachsen wurden ab 1819 verschiedene Sparkassen gegründet. Zumeist waren sie Einrichtungen von Bürgervereinen (zuerst 1821 in Dresden) oder Städten (zuerst 1825 in Zittau). Ihr Geschäftsgebiet war oft nur auf die Ortschaften, in denen sie ihren Sitz hatten, sowie das nähere Umland begrenzt. Ein Institut mit einem größeren Wirkungsgebiet, in dem mehrere Städte lagen, begann erst vor genau 175 seine Arbeit. Am 1. August 1840 eröffnete die Sparkasse für den Amtsbezirk Augustusburg.

In Schellenberg, Oederan und Zschopau befanden sich die lokal verwalteten Filialen. Zugleich gab es eine Zentralverwaltung. Der Justizamtmann des Augustusburger Bezirks, Carl Theophilius Weißbach, war deren Direktor. Er hatte bereits 1836 auf Weisung der ihm vorgesetzten Regierungsbehörde in Zwickau die Sparkassengründung angeregt und die kommunalen Verwaltungen in die Planungen einbezogen. Dabei war schon frühzeitig klar geworden, dass es drei Kassenabteilungen geben sollte.

Dort wurde allen Einwohnern des Bezirks, insbesondere „unbemittelten“ Personen, das Vorsorgen ermöglicht. Die Menschen konnten zu verschiedenen Zwecken, etwa für Notzeiten, das Alter oder bestimmte Lebensziele, etwas Geld beiseitelegen. In der industriell geprägten Region sollten zum Beispiel die Fabrikarbeiter sparen, da sie bei Konjunkturflauten ohne Erwerb waren. Zu viele mittellose Arbeitslose konnten die öffentlichen Armenkassen schlichtweg überlasten. Das Sparen bedeutete also auch eine Entlastung für die Kommunen. Mit Sparkassen allerhand Gewinn zu erzielen, war damals allerdings keine Absicht.

Die gemeinschaftliche Sparkasseneinrichtung erzielte, wie viele andere junge Kassen auch, zunächst kleine Erfolge. Wegen der komplizierten Verwaltung war ihr aber keine weitere Aufwärtsentwicklung beschieden. Vor allem Zschopau wollte eigene Wege gehen und eine eigene Sparkasse haben. Von vornherein sah die Stadtverwaltung den Augustusburger Sparkassenverband als ein zeitweiliges Projekt. Nach dem Tode Weißbachs wurde die Einrichtung dann aufgelöst. Am 1. Juli 1847 eröffneten schließlich Stadtsparkassen in Zschopau, Schellenberg und Oederan. Die Bestände der Bezirkssparkasse wurden von ihnen übernommen. Die Städte hafteten fortan für die Einlagen.

Heute sind in der Region sowohl die Sparkasse Mittelsachsen (Oederan und Augustusburg) als auch die Erzgebirgssparkasse vor Ort. Dieses Institut bezieht sich auf die Gründung im Jahr 1840 und feiert deswegen insbesondere in Zschopau sein Jubiläum. Viele Aktionen hat die Sparkasse 2015 nicht nur für ihre Kundinnen und Kunden geplant. So wurde zum Beispiel im Zschopauer Schloss Wildeck eine Sonderausstellung zur Sparkassengeschichte im Erzgebirgskreis aufgebaut. Diese kann vom 4. bis zum 30. August 2015 im Grünen Saal des Schlosses besichtigt werden.