• von Charlotte Dietrich am 25. Juni 1838 verfasste Sparkassensatzung : © Historisches Archiv der Erzgebirgssparkasse

  • Die Zahl der Sparkassenbücher der Sparkasse nahm nicht nur zu. Wirtschaftliche und politische Faktoren bewirkten auch Rückgänge. Außerdem gab es ab 1857 die Konkurrenz der Stadtsparkasse Annaberg. : © Historisches Archiv des OSV

Die erste Sparkasse des Erzgebirges und ihre Geschäftsführerin

Vor 200 Jahren eröffnete die erste Sparkasse des Erzgebirges in Annaberg. Gegründet wurde sie nicht von der Bergstadt, sondern von zwei dort ansässigen Unternehmern als private Einrichtung. Das stellte zu dieser Zeit keine Besonderheit dar. Auch die Sparkassen in Königsbrück und Waldenburg 1819 und die in Dresden 1821 waren keine kommunalen Institute. Erst 1825 trat in Zittau die erste sächsische Stadtsparkasse ins Leben. Doch zurück nach Annaberg. Die Gründer waren die Kaufleute Julius August Köselitz und Friedrich August Dietrich. Letzterer übernahm die ehrenamtliche Verwaltung der Sparkasse.

Am 10. Februar 1821 wurde in einem Raum seiner Wohnung am Benediktplatz 1 das erste Sparkassenbuch ausgestellt. Dessen Einlage betrug einen Groschen. 4 1/6 % Zinsen bekamen die Sparenden. Die Annahme und Rückzahlung von Spargeldern fand damals immer am Sonntag nach dem Gottesdienst statt. Bis 16:00 Uhr war geöffnet. Das Geld der Kundschaft wurde unter anderem in Hypothekenkredite in der näheren Umgebung investiert. Die Nutzung der Spargelder sollte der Region vorbehalten bleiben, aus der sie hervorgegangen waren. Man konnte aber auch wertige Pfänder beleihen und so einen Kredit bekommen. Außerdem erfolgte der Erwerb von Staats- und Kreditpapieren.

Am 4. Juli 1836 verstarb der Kaufmann und Kramermeister Dietrich. Nun übernahm seine Witwe die Geschäftsführung. Bereits in den letzten, von Krankheit geprägten, Lebensjahren ihres Mannes hatte Charlotte sich um die Sparkasse gekümmert, „bemächtigte sie sich der ihr jetzt gestellten Aufgabe mit eisernem Fleiß und der treuesten Pflichterfüllung, verbunden mit der humansten Geschäftsbehandlung“*. Es gab allerhand zu tun. 985 Sparkassenbücher bestanden 1836 bereits. Wie sich ihre Zahl in 30 Jahren entwickelte, können Sie der zweiten Abbildung dieses Beitrags entnehmen. Es folgten aber nicht nur Zeiten des Wachstums. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bewirkten in manchen Jahren einen Rückgang bei den Einlagen und auch bei den Sparbüchern.

So schädigte etwa der Krimkrieg ab 1853 die sächsische Wirtschaft. Dies wirkte sich auch auf die Spartätigkeit aus. 1866 holten sich die Kunden ihre Taler, als Preußen Sachsen den Krieg erklärte und das Königreich besetzte. Genau in dieser Zeit, am 19. Juni 1866, ist Charlotte Dietrich gestorben. 30 Jahre lang war sie Geschäftsführerin der ersten erzgebirgischen Sparkasse. Ihre Nachfolge trat der Schwiegersohn an. Der Kaufmann Friedrich Brodengeyer war schon seit dem 13. April 1859 Mitinhaber. Mit Rücksicht auf die am 1. Mai 1857 eröffnete Stadtsparkasse hatten beide an dem Tag auch den Institutsnamen von Spar- und Leihkasse zu Annaberg in Dietrich’sche Spar- und Leihkasse, Ch. Dietrich geändert.

* Petermann, Theodor: Die Sparkassen des Königreichs Sachsen in den Jahren 1868-71, in: Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Bureau’s, 1874, S. 101

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