• Die Ameise. Lithographie von F. Elias bei Pobuda, Rees & Cie., um 1830

    Die Ameise. Lithographie von F. Elias bei Pobuda, Rees & Cie., um 1830 : © Historisches Archiv des OSV

„Die Ameise“ – Das älteste Spottbild mit Sparkassenbezug?

Friedrich Bernhard Elias war ein deutscher Porträtmaler und Lithograph. Er lebte von 1813 bis 1845 und wirkte in Stuttgart, wo bereits 1818 durch König Wilhelm I. die Errichtung der Württembergischen Sparkasse „zum Wohle der ärmeren Volksklasse“ genehmigt wurde. Fleiß und Sparsamkeit bekamen in der Landespolitik eine bedeutende Rolle zugewiesen. Besonders vor dem Hintergrund einer Berufszählung im Jahr 1817. Diese hatte ergeben, dass 8,4 % der registrierten Einkommensbezieher „in Almosen Stehende“ waren.

Bis 1829 waren im gesamten Königreich Württemberg 73 kommunale und private Hilfs-, Spar-, und Leihkassen entstanden.* Das hier abgebildete Spottbild „Die Ameise“ von Elias wird auf das Jahr 1830 datiert. Zu dieser Zeit waren Sparkassen nicht nur vorhanden, sondern auch durchaus von der Bevölkerung sehr gut angenommen worden. Das Bild belegt dies eindrucksvoll. Interessant ist für uns die Persiflage auf die beiden hochgelobten Tugenden „Fleiß“ und „Sparsamkeit“. Statt einer glücklichen und schaffensfrohen „Ameise“ läuft uns ein vollkommen ausgezehrter Mann über den Weg. Der prall gefüllte Geldbeutel scheint eher eine Last denn eine Freude zu sein. Er wird umklammert mit beiden Händen, so als müsse man ihn schützen. Die gesamte Haltung der „Ameise“ erinnert sehr an Ebenezer Scrooge. Also den Mann, den Charles Dickens in der „Weihnachtsgeschichte“ trotz seines Fleißes und Sparens als einen unsympathischen, geizigen und habgierigen, ja hartherzigen Menschen vorstellt. Auch wenn diese Geschichte erst 1843 erschien, so waren Menschen dieses Schlages wohl keine Seltenheit …

Tierkarikaturen gibt es seit der Antike. Sie haben und hatten auch stets eine soziale Funktion. Denn das Lustigmachen über Wesenszüge bestimmter Leute, Gesellschaftsschichten oder Berufsgruppen half schon damals, die eigene Identität und damit einen Platz in der Gesellschaft zu finden. So ist es nicht verwunderlich, dass es von Elias noch weitere „tierische“ Spottbilder gibt, wie z. B. „Die Bulldogge“ oder  „Eine Katze ertrinkt! Die arme Katze!“

In unserer Sammlung nimmt „Die Ameise“ einen besonderen Platz ein. Denn das Bild gehört vorerst zu den ältesten Karikaturen mit Sparkassenbezug im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Wenn Sie weitere Bilder dieser Art kennen, dann schreiben Sie uns und ergänzen Sie diesen Blogbeitrag. Wir würden uns freuen.

*Quellen: Boelcke, Willi A.: Geschichte der Sparkassen in Baden-Württemberg. In: Regionalgeschichte der Sparkassen-Finanzgruppe. Band 2. Stuttgart, 2010. S. 241ff sowie Artikel (sda) vom 31.5.2013: Forscherin erkundet antike Tierkarikaturen.