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Die Anfänge des Scheckverkehrs in der Niederlausitz

Als Abbildungen dieses Artikels sehen Sie die Vorder- und Rückseite eines Scheckheftes der Haupt-Sparkasse des Markgraftums Niederlausitz. Dieses in mehreren Landkreisen wirkende Institut wurde am 1. Oktober 1824 eröffnet und hatte zahlreiche Nebenstellen. Eine befand sich in Luckau. Von dort stammt das 100 Jahre alte Heft, das mehrere Währungen erlebt hat. Dies lässt sich aus dem Vordruck und den Stempeleinträgen schlussfolgern.

Am 1. Oktober 1912 führte die Flächensparkasse den Scheckverkehr ein. Ursprünglich waren Sparkassen als reine Sparinstitute gedacht. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu Universalinstituten mit vielfältiger Produktpallette. So wurde ihnen zum Beispiel im Reichsscheckgesetz vom 11. März 1908 die passive Scheckfähigkeit zugestanden. Diesbezüglich folgte dann im Königreich Preußen am 20. April 1909 ein Erlass. Der Staat wollte damals aus volkswirtschaftlichen und politischen Gründen erreichen, dass nicht mehr soviel mit Goldmünzen, sondern bargeldlos gezahlt wurde.

Auch zur Überweisung konnten die Schecks der Haupt-Sparkasse genutzt werden. In diesem Fall musste quer über den Text der Vermerk „Nur zur Verrechnung“ geschrieben werden. Jeder Scheck war sorgfältig dem Vordruck entsprechend auszufüllen. Es gab Sicherheitsvorkehrungen. So waren unter anderem von der Zahlenreihe an der rechten Seite diejenigen Zahlen abzutrennen, die den Betrag überstiegen. Die deutlich mit Tinte geschriebene Unterschrift musste mit der bei der Sparkasse hinterlegten übereinstimmen. Radierungen waren untersagt.

Nach Feststellung der Ordnungsmäßigkeit, was damals gewöhnlich drei bis vier Tage dauerte, wurde der Scheck eingelöst, nicht nur von sämtlichen Zweigstellen der Haupt-Sparkasse des Markgraftums Niederlausitz, sondern auch von fast allen anderen deutschen Sparkassen sowie weiteren Geldinstituten. Auch die Girozentrale der Provinz Brandenburg war zuständig. Dem Giroverband der kommunalen Verbände der Provinz Brandenburg selbst sollte das Markgraftum Niederlausitz mit seiner Haupt-Sparkasse erst ab 1921 als Mitglied angehören.

  • Seit 1915 gibt es dieses Sparkassengebäude im brandenburgischen Jüterbog. Es befindet sich an der Ecke Markt (links)/ Große Straße (rechts). (Ansichtskarte Verlag S. & G. Saulsohn in Berlin, um 1915; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Der Kassenraum der Kreissparkasse vor 100 Jahren: vorn der Wartebereich, hinten die Schalter. (Abb. in: Zentralblatt der Bauverwaltung, hrsg. im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Nr. 15, 17.02.1917, S. 92; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Das historische Sparkassengebäude in Jüterbog

Am Markt 15-16 in Jüterbog befindet sich heute eine Filiale der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam. Dieses schmucke Gebäude ist über 100 Jahre alt. Im Dezember 1914 bezog es die Sparkasse des Kreises Jüterbog-Luckenwalde als neue Hauptstelle. Der Entwurf stammte von den Berliner Architekten Ernst Paulus und Olaf Lilloe. Zum Erscheinungsbild des 1913/14 errichteten Sparkassengebäudes sollen an dieser Stelle einige Worte verloren werden.

Die Fassade des Hauses entstand aus handgefertigten Ziegeln. Für die Eingänge und sonstigen Architekturteile wurde Muschelkalk verwendet. Ein besonderes Schmuckelement schuf der Bildhauer Prof. Fritz Heinemann aus Berlin-Dahlem. An der Gebäudeecke Markt/ Große Straße steht auch heute noch seine in Muschelkalkstein gehauene, jugendliche Frauengestalt des Flämings in Tracht. Sie soll die Sparsamkeit verkörpern. 2010 wurde sie restauriert. Die Sandsteinstatue ist wohl die einzige plastische Darstellung einer Frau in der historischen Tracht der Gegend, so Charles Koppehele, Vorsitzender des Mitteldeutschen Heimat- und Trachtenverbandes. Als „sparsame Anna“ ist sie heute vor Ort bekannt.

Doch zurück in die Vergangenheit. Um das Ersparte zu sichern, waren sämtliche Fenster im Erdgeschoß mit geschmiedeten Gittern versehen. Die Haupteingangshalle am Markt wurde nachts durch ein eisernes Gitter verschlossen. Zu den Öffnungszeiten gelangten die Kundinnen und Kunden in den Kassenraum, der an der Gebäudeecke lag. Wie es dort aussah, zeigt die zweite Abbildung zu diesem Beitrag. Dem Sparkassenpersonal war übrigens ein separater Eingang, an der Großen Straße, vorbehalten.

Büros waren über das Erdgeschoß und die erste Etage verteilt. Vor allem im zweiten Stock befanden sich aber auch Wohnräume. Es handelte sich also um ein Geschäfts- und Wohnhaus. Und so gab es unter dem Dach eine Waschküche und einen Trockenraum. Ein paar Stockwerke tiefer, im Keller, lagen unter anderem die „feuer- und diebessichere“ Tresoranlage und die Archivräume der Kreissparkasse. Wenn die Sparkassenbeamten vor der Arbeit ihr Fahrrad abstellen oder zwischendurch den sogenannten „Abort“ aufsuchen wollten, mussten sie ebenfalls ins Kellergeschoß.

  • Von 1892 bis 1908 war die Sparkasse in diesem Kreishaus untergebracht. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Reinicke & Rubin in Magdeburg, versendet 1899; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Eine Sparkasse für den Landkreis Cottbus

Im Südosten des Bundeslandes Brandenburg liegt das Geschäftsgebiet der Sparkasse Spree-Neiße, der gleichnamige Kreis und die kreisfreie Stadt Cottbus. Verschiedene kommunale Sparkassen wirkten hier im Laufe der Geschichte. Erste Nebenstellen richtete bereits 1824 die kommunal-landständischen Hauptsparkasse der Niederlausitz in Guben und Spremberg ein. Die Stadt Cottbus übernahm 1833 die Garantie der dortigen Sparkasse von einem Bürgerverein.

Die erste Kreissparkasse nahm vor 150 Jahren ihre Geschäftstätigkeit auf. Am 16. Januar 1867 kam Frau Marie Amalie Krause vom Brunschwig-Rittergut und brachte 50 Taler zum sogenannten Ständehaus in der Sandower Straße in Cottbus. Sie war die erste Kundin und bekam das Sparbuch Nummer Eins ausgestellt. Als „Rendant“ kümmerte sich der Kreissteuer-Einnehmer Herr Kuhne um alle „Kassen-, Secretariats- und Registraturgeschäfte“. Für seine Tätigkeit erhielt er im ersten Jahr ein Gehalt von 50 Talern und als Tantieme ein Prozent der Spareinlagen.

Eigene Geschäftsräume hatte die Sparkasse im Ständehaus nicht. Man teilte sich ein Zimmer mit der Kreis- und Kreis-Kommunalkasse, der Krankenkasse sowie der Kreis-Feuer-Sozietätskasse. Da die Dokumente und Geldbestände der Sparkasse gesondert untergebracht sein mussten, standen jedoch noch ein Raum für die Akten und einer mit dem Geldschrank zur Verfügung. Und dieser füllte sich. In den ersten beiden Wochen wurden 27 Konten angelegt. Die erste Gemeinde wurde am 7. März 1867 Kundin: Schorbus, heute Ortsteil von Drebkau, mit neun Talern. Auch Vereine, Stiftungen und Innungen legten sich ein Konto zu.

Sogar die Cottbus-Schwielochsee-Eisenbahngesellschaft, die die erste Eisenbahn der Lausitz (Güterverkehr mit Pferdebahn) betrieb, zahlte ein. Zum Jahresschluss bestanden dann 86 Sparbücher und Gesamteinlagen von 4.428 Talern, 3 Silbergroschen und 5 Pfennigen. 4.000 Taler waren mittlerweile in Obligationen des Kreises angelegt. In den ersten Jahren wurde vor allem in diese Wertpapiere investiert und so zum Beispiel der Eisenbahnbau finanziert. Die Verdichtung des Streckennetzes war wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Cottbus wurde ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt.

  • Hauptstrasse Dahme Brandenburg 1920

    Dahme in Brandenburg vor 100 Jahren; Heute befindet sich eine Sparkassenfiliale in der Hauptstraße 17, dem dritten Gebäude auf der rechten Straßenseite. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Graphische Verlagsanstalt Dresden GmbH, versendet 1920; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der Kredit der Stadtsparkasse Dahme

Am Anfang des Jahres 1877 war es, dass Dahme in der Mark Brandenburg eine eigene Sparkasse bekam. Ihre Funktion war qua Statut, „zur sicheren verzinslichen Anlage von Ersparnissen und zur Erlangung von Darlehen Gelegenheit zu bieten“. Am Ende des ersten Geschäftsjahres bestanden bei der Stadtsparkasse 113 Sparbücher mit insgesamt 84.898,66 Mark Guthaben. Auf das Sparbuch gab es damals 3 1/3 % Zinsen.

Natürlich musste das Geld der Sparerinnen und Sparer sicher und gewinnbringend verliehen werden, um ihnen diese Zinsen gewähren zu können. Dazu gab es vor 140 Jahren mehrere Möglichkeiten. Es konnten zum Beispiel Grundstücke beliehen werden. Allein 51.800 Mark machten Ende 1877 städtische und 4.800 Mark ländliche Hypotheken aus. 4,5 % betrug der Ausleihzins. Und wie sah es mit den Sicherheiten aus?

Bei Flächen auf dem Lande durfte der Beleihungswert bis zwei Drittel und bei städtischen nicht mehr als die Hälfte des durch gerichtliche Taxierung festgestellten Grundstückswertes betragen. Bei Liegenschaften war der Grundsteuerreinertrag maßgebend. Auf nicht mehr als das 20-fache konnte sich der Wert bemessen. Der maximale Beleihungswert von Gebäuden war hingegen das 12,5-fache des Gebäudesteuer-Nutzwerts beziehungsweise die Hälfte der Versicherungssumme bei der öffentlichen Feuersozietät.

  • Brandenburgischer Sparkassen- und Giroverband

    1924 bis 1945 brandenburgischer Verbandssitz in Berlin (Ansichtskarte unbek. Verlag, 1924; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein brandenburgischer Verbandssitz in Berlin

Im Wilhelminischen Kaiserreich führten die Sparkassen in Deutschland den bargeldlosen Zahlungsverkehr in Form des Giroverkehrs ein. Zunächst wurde 1908 im Königreich Sachsen ein kommunaler Giroverband gegründet, dessen Mitglieder ab 1909 Überweisungen möglich machten. Die Girozentrale zur Abwicklung des sächsischen Überweisungsverkehrs befand sich in der Landeshauptstadt Dresden.

Weitere Länder folgten. So wurde zum Beispiel für die preußische Provinz Brandenburg am 23. März 1914 ein Giroverband der Kommunalverbände eingerichtet. Ehrenamtlicher Verbandsvorsteher war der Bürgermeister von Forst in der Niederlausitz. Bei der dortigen Stadtsparkasse eröffnete am 26. August 1914 die brandenburgische Girozentrale.

Der Umfang des Überweisungsverkehrs nahm stetig zu und die Verwaltung von der Provinzstadt aus war recht umständlich. Daher wurde der Verbandssitz am 1. September 1916 verlegt, nicht etwa nach Potsdam, sondern in die Reichshauptstadt. Die Geschäftsstelle und die Girozentrale befanden sich fortan in der Kronenstraße 61/63.

Im Frühjahr 1922 wurden der Giroverband und der bereits 1884 gegründete Brandenburgische Sparkassenverband zum Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverband vereint. Zwei Jahre später bezog er sogar ein eigenes Geschäftsgebäude, in der  Alten Jakobstraße 130/132. Das hier abgebildete Objekt wurde am 11. Januar 1924  von der Lebensversicherungsgesellschaft „Viktoria“ erworben. Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen der brandenburgischen Giroorganisation war der Umzug abgeschlossen.

Wie viele andere historische Bauten in Berlin, so wurde leider auch dieses repräsentative Haus im Zweiten Weltkrieg zerstört. Spreng- und Brandbomben ließen am 3. Februar 1945 lediglich den Tresor unversehrt. Eine erste Notunterkunft fand der Verband damals bei der Stadtsparkasse in Potsdam. Mit der Neugründung als Brandenburgischer Sparkassenverband am 1. August 1945 wurde schließlich die brandenburgische Landeshauptstadt offizieller Verbandssitz.

  • Die Ansichtskarte zeigt das Schild der Sparkasse am Rathaus. (Ansichtskarte Kunstverlag W. Meyerheim in Berlin, 1925; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

130 Jahre Sparkasse in Werder (Havel)

Am 1. November 1886 war es soweit. Im Kämmereikassenraum des Rathauses der brandenburgischen Stadt Werder (Havel) eröffnete eine Sparkasse. 40 Jahre lang befand sie sich in dem Gebäude, gelegen in der historischen Altstadt auf der Havelinsel. Im Interesse der Kundschaft wurde die Geschäftsstelle dann 1926 in das neue Stadtzentrum verlegt. Die Adresse lautete nun: Unter den Linden 14. Neun Jahrzehnte später ist in der Eisenbahnstraße 201 eine Sparkassenfiliale zu finden.

Doch zurück zu den Anfängen. Der Magistrat unter Bürgermeister Franz Dümichen und die Stadtverordnetenversammlung beschlossen im Jahr 1885 die Gründung auf Anregung des Brandenburgischen Städtetages. Als eine Einrichtung zur Selbsthilfe war die Sparkasse gedacht. Der Vorstand des Städtetages wollte das Vorsorgen durch regelmäßges Sparen fördern.

„Es soll der kleine Mann, für den die Uebung wirthschaftlicher Tugenden gradwegs eine Lebensfrage ist, zu Fleiß, Ordnung und Mäßigkeit angeregt, durch eigene Kraft wirthschaftlich gehoben werden; er soll in dem ersparten Kapital ein Hilfsmittel für den Fall der Noth, für den Fall fehlender Arbeit erhalten.“

Nach zwei Monaten Geschäftsbetrieb existierten bei der Stadtsparkasse 75 Sparbücher mit insgesamt 6.499,29 Mark Guthaben. 1892 gab es bereits über 1.000 Bücher und 1902 schon über eine Million Mark Einlagen. Dem Gründungsauftrag nach sollte mit den Kapitalien dem Bedürfnis der Mitbürger nach Grundkredit entgegengekommen werden. Ab 1888 sind Darlehn gegen Hypotheken oder Grundschuld belegt. Außerdem konnten Bürger durch Faustpfand, Schuldschein oder Wechsel Kredit bekommen.

Die Stadtsparkasse konnte „Überschüsse“ verbuchen und Rücklagen bilden. Als diese für 1908 die vorgeschriebene Höhe erreicht hatten, durfte dem Träger Geld für gemeinnützige Zwecke überwiesen werden. Die Stadt erhielt auf Beschluss der Aufsichtsbehörden 8.356,42 Mark. Auch die Verwendung war von der Zustimmung des Potsdamer Regierungspräsidenten abhängig. Wofür der Betrag wohl ausgegeben wurde? Dafür gibt es womöglich Belege im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und im Archiv der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam.