• Ansichtskarte Sparkasse Salzwedel

    Seit über 80 Jahren befindet sich im Haus Wallstraße 1 in Salzwedel der Sitz der Sparkasse. (Ansichtskarte Buchdruckerei und Papierhandlung Robert Voigt in Salzwedel, um 1936; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

175 Jahre Sparkasse Altmark-West

Heute ist es soweit. Vor genau 175 Jahren eröffnete die erste Sparkasse im Geschäftsgebiet der Sparkasse Altmark-West. Am 6. März 1843 um 14:00 Uhr nahm die Stadtsparkasse Salzwedel im Neustädter Rathaus den Geschäftsbetrieb auf. Zunächst war alle zwei Wochen montags drei Stunden geöffnet. Einer Anzeige der Sparkassenverwaltung im Kreis-Wochenblatt* ist zu entnehmen, dass insbesondere Kindern, Handwerksgehilfen, Lehrlingen und Dienstboten eine Möglichkeit gegeben wurde, ihre Ersparnisse unterzubringen. Sie konnten sich ein „Kapital“ zusammensparen, das ihnen für die Hochzeit, beim Selbstständigmachen mit einem Geschäft, im Alter oder in Notfällen nützlich sein mochte.

In der Sparkassensatzung war der Zweck der Einrichtung festgelegt. „Weniger bemittelten“ Personen wurde Gelegenheit gegeben, ihre Spargroschen sicher und zinsbar anzulegen und zu vermehren. So konnten sie für eventuelle Notlagen und natürlich für alle möglichen Lebenslagen vorsorgen. Fünf Silbergroschen waren der geringste zugelassene Einzahlungsbetrag, 25 Taler der höchste. Pro Taler gab es neun Pfennige Zinsen. Das waren 2,5 %. Um diese zu erwirtschaften, vergab die Sparkasse Hypothekenkredite, kaufte inländische Staatspapiere oder Pfandbriefe und reichte Schuldscheindarlehn aus, wenn man solche Wertpapiere oder Hypothekendokumente als Pfand hinterlegte.

Natürlich sorgte auch das Kreditinstitut vor und bildete Reserven, „um etwaige Verluste der Fonds zu decken und die Verpflichtungen gegen die Einleger zu erfüllen“. Falls sie aufgebraucht wurden, hatte die Stadtkasse zu haften. Auch die Verwaltungskosten waren notfalls von der Kämmerei zu erstatten. Die Trägerin, die Stadt Salzwedel, konnte wiederum von ihrer Sparkasse durch eventuelle Überschüsse profitieren, die zu öffentlichen Zwecken Verwendung fanden. Dafür war, genau wie im Fall von Darlehen an die Kommune, die Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörde in Magdeburg nötig.

Viel ist in der 33 Paragrafen umfassenden Satzung von Ordnung und Sicherheit zu lesen. Beispielsweise mussten alle wichtigen Dokumenten und die Barbestände in einem mit zwei Schlössern versehenen eisernen Kasten im Rathausgewölbe untergebracht werden. Einen Schlüssel besaß ein Mitglied des „Directoriums“ der Stadtsparkasse, den anderen der „Rendant“. Dieser Rechnungsführer war der einzige Angestellte des Geldinstituts. Er haftete übrigens mit einer Kaution und womöglich mit dem gesamten Vermögen, wenn er an Verlusten Schuld trug.

Zu den Geschäftszeiten war er nicht allein im „Local“. Qua Statut mussten immer auch mehrere Mitglieder des benannten Verwaltungsorgans anwesend sein und mitarbeiten. Nach jedem Geschäftstag hatten sie die Kasse zu prüfen. Monatlich revidierte der Magistrat und informierte die Stadtverordnetenversammlung. Zu jeder Zeit konnten außerordentliche Prüfungen vorgenommen werden. Die Jahresrechnung des Rendanten ging über das Directorium zur Prüfung an beide städtische Körperschaften. Wenn alles seine Ordnung hatte, erteilte der Magistrat die „Decharge“, entlastete die Sparkassenverwaltung.

* Wochenblatt des Kreises Salzwedel, Nr. 8, 25. Februar 1843, S. 63

  • Die erste Sparkasse im Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns wurde 1821 in Schwerin gegründet. Die Kundendaten auf dieser Sparbuchseite wurden retuschiert. : © Historisches Archiv des OSV

Historische Gründungsdaten der Sparkassen in Mecklenburg-Vorpommern

Heute betrachten wir die Sparkassen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Die ersten Sparkassen sind im 19. Jahrhundert in den damaligen Großherzogtümern Mecklenburg-Schwerin sowie Mecklenburg-Strelitz und im zum Königreich Preußen gehörenden Pommern entstanden. Aufgeführt werden wieder das Gründungsjahr am heutigen Hauptsitz und ein eventueller anderer erster Sparkassenstandort.

Zu bemerken ist, dass es sich bei den ersten mecklenburgischen Gründungen durchaus nicht um Geldinstitute mit kommunaler Verwaltung und Gewährträgerhaftung handelte. So war die 1825 in Wismar eröffnete Sparkasse in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens eine privatrechtliche Anstalt mit kommunaler Sicherheit. In der Stadt hat heute die Sparkasse Mecklenburg-Nordwest ihren Sitz.

In Schwerin ist 1821 die erste Sparkasse im jetzigen Mecklenburg-Vorpommern entstanden. Für sie war ein Verein zuständig. Das Institut wurde erst 1918 kommunalisiert. 100 Jahre später hat die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin hier ihre Zentralstelle.
(Nachtrag: Zum 1. Januar 2021 fusionierte die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin mit der Sparkasse Parchim-Lübz zur Sparkasse Mecklenburg-Schwerin.)

Der Hauptsitz der Sparkasse Mecklenburg-Strelitz wiederum befindet sich in Neustrelitz. 1827 eröffnete ein Bürgerverein dort eine Sparkasse. Sie wurde 1919 von der Stadt übernommen.

Waren (Müritz) ist Sitz der Müritz-Sparkasse. 1839 wurde hier eine Stadtsparkasse eingerichtet. Aber bereits 1832 erfolgte in Röbel/Müritz die Gründung eines Geldhauses durch den dortigen Magistrat.

Eine Stadtsparkasse wurde in Neubrandenburg, heute Sitz der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin, 1852 gegründet. Schon 1842 erfolgte eine Sparkassengründung durch die Stadt Demmin.

Rostock ist nicht nur Hauptsitz der OstseeSparkasse Rostock, sondern auch der erste Standort im Geschäftsgebiet. 1825 öffnete eine Sparkasse in privater Trägerschaft. 1918 ging auch sie in städtische Verwaltung über.

Goldberg bekam 1831 eine Sparkasse, die aber 1853 einging. In Parchim, wo jetzt die Sparkasse Parchim-Lübz ihre Zentrale hat, erfolgte 1845 eine Sparkassengründung. Beide Institute waren städtisch.
(Nachtrag: Zum 1. Januar 2021 fusionierte die Sparkasse Parchim-Lübz mit der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin zur Sparkasse Mecklenburg-Schwerin.)

In Pasewalk bestand 1835 zunächst eine Filiale der Stettiner Stadtsparkasse, aus der sich in dem Jahr ein eigenständiges Institut heraus gründete. Heute hat hier die Sparkasse Uecker-Randow den Hauptsitz.

1828 wurde in Stralsund eine Stadtsparkasse eröffnet. Nur wenige Monate später nahm auch in Greifswald, Sitz der Sparkasse Vorpommern, solch ein kommunales Geldinstitut seine Geschäftstätigkeit auf.

  • Rathaus Frankfurt Oder 1914

    Im Rathaus von Frankfurt (Oder) wurde 1822 die erste kommunale Sparkasse Brandenburgs eröffnet. Es handelt sich zugleich um die erste Stadtsparkasse überhaupt im heutigen OSV-Verbandsgebiet. (Abb. Ansichtskarte Verlag Carl Odemar in Magdeburg, versendet 1914) : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Schloss Ständehaus Hauptsparkasse Luebben 1909

    Für die Gründungsgeschichte einiger brandenburgischer Sparkassen ist die Historie dieses Instituts von Bedeutung. (Ansichtskarte Verlag W. Charles, versendet 1909; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Historische Gründungsdaten der Sparkassen in Brandenburg

Sparkassen gibt es im Geschäftsgebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes seit fast 200 Jahren. 1819 erfolgten die ersten Gründungen. Aber nicht nur diese sollen thematisiert werden. Im Rahmen einer vierteiligen Beitragsserie werden nun relevante historische Gründungsdaten aller 45 OSV-Mitgliedssparkassen über die „Wurzeln“ der Institute informieren. Weitere Jahreszahlen, etwa zu heutigen Geschäftsstellen, können auf Anfrage recherchiert werden.

Die Reihenfolge der besprochenen Sparkassen entspricht der Aufstellung auf der Homepage des Verbandes. Starten wir also mit Brandenburg und der Sparkasse Barnim. Der erste Sparkassenstandort dort war 1857 Bernau. Die Sparkasse des Kreises Niederbarnim richtete in der Stadt eine Nebenstelle ein. Am heutigen Hauptsitz Eberswalde gab es dann 1862 eine ebensolche der Sparkasse des Kreises Oberbarnim. 1877 trat die Stadtsparkasse Eberswalde dazu.

Am Hauptsitz der Sparkasse Elbe-Elster in Finsterwalde wurde 1886 eine Stadtsparkasse eröffnet. Bereits seit 1847 befand sich vor Ort eine Nebenstelle der kommunal-ständischen Sparkasse der Niederlausitz zu Lübben. Eine solche bestand auch ab 1824 in Dobrilugk (Doberlug). Die erste selbstständige Sparkasse im Geschäftsgebiet war jedoch 1837 die Sparkasse des Schweinitzer Kreises mit Sitz in Herzberg (Elster).

Die Zentrale der Sparkasse Märkisch-Oderland ist in Strausberg zu finden. Dort wurde 1872 eine Stadtsparkasse gegründet. Das erste Institut im Geschäftsgebiet war jedoch 1847 die Stadtsparkasse Seelow.

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam hat, unschwer zu erkennen, in der brandenburgischen Landeshauptstadt ihren Hauptsitz. Dort nahm 1840 eine Stadtsparkasse ihre Geschäftstätigkeit auf. Bereits seit 1824 hatte die oben benannte niederlausitzer Flächensparkasse in Lübben ihren Sitz. Dies ist der älteste Sparkassenstandort im heutigen MBS-Gebiet.

In Senftenberg befindet sich die Zentrale der Sparkasse Niederlausitz. Hier eröffnete 1852 eine Stadtsparkasse. Schon 1824 gab es in Calau eine Nebenstelle der erwähnten Lübbener Sparkasse.

1822 wurde in Frankfurt (Oder) die erste kommunale Sparkasse Brandenburgs gegründet, eine Stadtsparkasse. Heute hat hier die Sparkasse Oder-Spree ihren Hauptsitz.

Die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin kann ihre Geschichte am Sitz Neuruppin bis ins Jahr 1848 zurückverfolgen. Damals eröffnete dort die Sparkasse des Ruppiner Kreises.

Nur wenig jünger sind die „Wurzeln“ der benachbarten Sparkasse Prignitz. In Lenzen richtete die örtliche Schützengilde 1851 eine Sparkasse ein. Zunächst nahmen sie und der Magistrat die Gewährträgerschaft gemeinsam wahr. Eine reine Stadtsparkasse hatte Pritzwalk, der heutige Hauptsitz der Sparkasse Prignitz, ab 1882.

Die Stadt Schwedt gründete 1830 eine Sparkasse. Auch heute noch gibt es die Stadtsparkasse Schwedt.

In Cottbus, Hauptsitz der Sparkasse Spree-Neiße, begann 1829 eine Sparkasse ihr Geschäft. Für die ersten Jahre befand sich die Trägerschaft bei einem Verein. Am ältesten ist der Standort Guben, wo es bereit 1824 eine Zweigstelle der kommunal-ständischen Sparkasse der Niederlausitz gab.

Das erste Institut im Geschäftsgebiet der Sparkasse Uckermark war die Sparkasse eines Vereins, welche 1822 in Templin für den gleichnamigen Kreis eröffnet wurde. Dies war die erste brandenburgische Sparkasse, wenn auch in privater Trägerschaft. In Prenzlau, heute Hauptsitz, bestand seit 1842 eine kommunale Kreissparkasse.

  • Stadtwappen, Rathaus und Nikolaikirche zieren ein historisches Sparbuch aus Stralsund. 1827 verfasste die Stadt die Satzung der Sparkasse. 1828 wurde sie im Rathaus eröffnet. : © Historisches Archiv des OSV

  • Das mittelalterliche Rathaus ist das Wahrzeichen der Hansestadt Stralsund. : © Hansestadt Stralsund/Pressestelle

190 Jahre Sparkasse in Stralsund

„Schon an vielen Orten hat die Einrichtung öffentlicher Anstalten, in welchen ein Jeder auch die kleinsten Ersparnisse sicher anlegen kann, um sie in Zeiten der Krankheit oder Noth, so wie zur Einrichtung eines eigenen Hausstandes oder zur Pflege des Alters, jederzeit und vermehrt zurückzunehmen, sich als wohltätig für Sittlichkeit und bürgerliches Glück bewiesen, und die lebhafteste Theilnahme des Publikums erregt. Ein HochEdler Rath glaubt deshalb auch hier nur einem allgemeinen Wunsche zu begegnen, indem hierdurch mit Zustimmung des Ehrliebenden bürgerschaftlichen Collegii und unter der Garantie der Stadt eine solche Spar-Kasse errichtet wird […].“

Mit diesen klangvollen Worten beginnt die Ordnung für die in der Stadt Stralsund errichtete Sparkasse vom 30. November 1827, das Gründungsdokument der dritten pommerschen Sparkasse überhaupt.* Wie zu lesen ist, war der Grundgedanke, der Einwohnerschaft das Vorsorgen zu erleichtern. Und dabei standen nicht etwa nur unerwartet eintretende Notlagen im Mittelpunkt, sondern auch Lebensziele, wie zum Beispiel eine eigene Wohnung oder ein gesicherter Lebensabend. Die Wünsche und Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden hinsichtlich ihrer Zukunft waren verschieden. Die Stadtsparkasse, das erste Geldinstitut in Stralsund, konnte Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Am 15. Januar 1828 wurde sie in der sogenannten Achtmannskammer im Rathaus eröffnet. In diesem historischen Raum befindet sich heute ein öffentliches Café. Warum Achtmannskammer? Die Finanzen der Stadt wurden damals von Bürgervertretern verwaltet. Acht Männer, davon sieben Kaufleute sowie ein Schneider, Schuster, Schmied oder Bäcker, führten die Kasse. Sie wurden vom Magistrat gewählt. Die Bürgerschaft hatte das Vorschlagsrecht. Die Spareinlagen der Sparkassenkundschaft gingen damals übrigens direkt an die Stadtkasse. Sie dienten zur Abdeckung von Kommunalschulden. Für die Verbindlichkeiten der Sparkasse haftete die Stadt mit ihrem Vermögen.

Dass das Geldinstitut sehr guten Zuspruch fand, konnte der Stadtrat bald berichten. „Ein HochEdler Rath vernimmt mit Vergnügen, daß das Institut der hiesigen Sparkasse immer mehr das Vertrauen des Publikums gewinnt […].“ Einzahlungen waren ab 15 Silbergroschen zulässig. Belegt ist, dass die Sparkasse aber nicht nur von Kleinsparern zum Vorsorgen genutzt wurde, sondern auch von Wohlhabenden zur Geldanlage. Der „kleine Mann“ musste seine Spargroschen aber erst einmal zusammenkratzen. Zwölf Pfennige ergaben einen Silbergroschen. Was das Geld damals wert war, zeigen Ihnen einige Stralsunder Lebensmittelpreise.

* Stralsund war die dritte Gründung nach Swinemünde und Stettin (heute Republik Polen). Im Geschäftsgebiet der jetzigen Sparkasse Vorpommern war Stralsund die erste Gründung. Nur wenige Monate später, am 30. Juni 1828, eröffnete eine Stadtsparkasse am heutigen Hauptsitz Greifswald.

  • In der großen Ratsstube des Rathauses wurde die Rochlitzer Stadtsparkasse am 11. Januar 1843 eröffnet. An diesem Mittwoch war von 15:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Kunstverlag Brück & Sohn in Meißen, versendet 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Die heutige Filiale der Sparkasse Mittelsachsen befindet sich im früheren Gebäude der Stadtsparkasse Rochlitz. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Kunstanstalt Franz Landgraf in Zwickau, 1930er-Jahre; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

175 Jahre Sparkasse in Rochlitz

Ein und ein dreiviertel Jahrhundert sind vergangen, seitdem in Rochlitz eine Sparkasse eröffnet wurde. Es handelt sich hierbei um die dritte Sparkassengründung im Geschäftsgebiet der heutigen Sparkasse Mittelsachsen. Bereits 1823 hatte Freiberg und 1840 der Amtsbezirk Augustusburg eine Sparkasse. Beim letztgenannten Institut bestanden Filialen unter anderem* in den Städten Schellenberg (1899 umbenannt in Augustusburg) und Oederan.

Schon seit 1838 beschäftigte sich der Rochlitzer Stadtrat mit der Einrichtung einer kommunalen Sparkasse. Man ließ sich Satzungen verschiedener bereits bestehender Institute zur Prüfung zusenden, zum Beispiel aus Adorf im Vogtland. Dieses Vorgehen war damals üblich. Eine Mustersatzung für Sparkassen gab es in Sachsen noch nicht. Die Rochlitzer Statuten nahmen sich später andere Kommunen zum Vorbild, etwa Döbeln.

Im März 1842 hatte die Stadtverwaltung von Rochlitz das Dokument schließlich ausgearbeitet und schickte es an die zuständige Aufsichtsbehörde. Diese äußerte noch ein paar Änderungswünsche. Im November lag die Endfassung vor. Der Landesherr Friedrich August II. genehmigte nun die Satzung der Stadtsparkasse. Anfang 1843 war deren Verwaltungsorgan besetzt. Jetzt konnte die Sparkasse eröffnet werden. Am 11. Januar 1843 nahm sie ihre Geschäftstätigkeit auf. Als Geschäftsraum diente die große Ratsstube, anfangs immer am Mittwoch und Sonnabend von 15:00 bis 17:00 Uhr.

Das noch heute im Historischen Archiv der Sparkasse Mittelsachsen erhaltene Kassenbuch belegt Einzahlungen von drei Talern am Eröffnungstag. Wer einen Sparbetrag von mindestens 10 Neugroschen vorbeibrachte, erhielt ein Sparbuch. In diesem waren die wichtigsten Punkte der Satzung abgedruckt. Es war mit dem Ratssiegel versehen und vom Sparkassendirektor Hermann Winkler signiert. Bei der Ausstellung des Buchs unterzeichneten der Kassierer und ein Verwaltungsratsmitglied. Der Kunde selbst trug Name, Stand und seinen Wohnort ein.

Sparbücher waren damals das einzige Produkt des kommunalen Geldinstituts im Einlagengeschäft. Heute gibt es natürlich vielfältigere Möglichkeiten zur Geldanlage für die Kundinnen und Kunden. Auch die Öffnungszeiten haben sich im Laufe der Zeit verändert. Die Geschäftsstelle befindet sich zudem nicht mehr in einem Zimmer im Rathaus, sondern in der Bismarkstraße 14. Auch dieses Gebäude ist übrigens historisch.

Hier wird am 11. Januar 2018 zurückgeblickt auf die Wurzeln der Sparkasse und mit Kundinnen und Kunden sowie Geschäftspartnern das 175. Jubiläum gefeiert. Denn die Sparkasse Mittelsachsen ist sich ihrer Geschichte bewusst und pflegt ihre Tradition. Als kommunales Geldinstitut ist sie seit Generationen für die Menschen in der Region da. Davon zeugen auch die historischen Dokumente, die die Sparkasse aufbewahrt. Auch in ihrem Blog weist die Sparkasse immer auf ihre Filialjubiläen hin.

* Ein Standort war 1840 auch Zschopau, die erste Gründung im Gebiet der Erzgebirgssparkasse.

  • Von ihrer Gründung 1838 bis zum Jahr 1926 war die Sparkasse im Rathaus (links) untergebracht. Ab 1903 war das Geschäftslokal im Erdgeschoß. (Abb. Ansichtskarte Verlag Emil Degenkolb Nf. in Dresden, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Von den Anfängen der Sparkasse in Pirna

Vor 180 Jahren war es soweit. In Pirna nahm eine kommunale Spar- und Leihkasse die Geschäftstätigkeit auf. Sie eröffnete in einem Zimmer im ersten Stock des Rathauses. Die notwendige Einrichtung, zum Beispiel Zähltische oder Kerzenleuchter, stellte der erste Kassierer des Instituts zunächst leihweise zur Verfügung. Die Stadtverwaltung hatte Sparbücher, Geschäftsbücher, Schreibpapier, Federkiele, ein Lineal und sogar einen Wandkalender besorgt. Der Tresor war eine am Boden festgeschraubte eiserne Kiste, die mit drei Schlössern versehen war.

Mit solch einer einfachen Ausstattung begann das Geschäft am 5. Januar 1838. Und auch die Öffnungszeiten waren am Anfang beschränkt. Ins Kassenlokal konnten die Kundinnen und Kunden immer freitags von 15:00 bis 17:00 Uhr kommen. Insgesamt 36 Taler wurden am ersten Tag eingezahlt und neun Sparkassenbücher ausgestellt. Gespart wurden übrigens nur Münzen, denn Papiergeld nahm die Sparkasse aus Sicherheitsgründen nicht an. Zuständig für das Tagesgeschäft waren der Stadtkassierer Eduard August Göpel und der Kaufmann Karl Friedrich Schmidt als sein Buchführer. Als Entlohnung bekamen sie eine Tantieme.

Die Einlagen wurden satzungsgemäß der Leihkasse zur Verfügung gestellt, andernfalls auf sichere Hypotheken ausgeliehen. Pfandgegenstände konnten etwa Staatspapiere, Juwelen, Uhren, Gold- und Silbergeschirr, aber auch Kupfer, Messing und Zinn sowie Seiden-, Leinen- oder Baumwollstoffe beziehungsweise Kleidungsstücke sein. Platz finden sollten die Pfänder in einem Regal, das der Kassierer mitgebracht hatte. Damit die Gegenstände nicht verstaubten, wurden an diesem noch Türen angebracht.

845 Taler lieh Sparkasse der Leihkasse im ersten Jahr. Gefragt waren aber vielmehr Hypothekenkredite der Sparkasse. Am 26. Januar 1838 erhielt der Pirnaer Schuhmachermeister Johann Gabriel Seydler das erste Darlehn über 200 Taler. Sicherheit boten sein Haus, seine Schuhbank und die Bürgschaft seiner Ehefrau. Der erste auswärtige Kunde war der Gutsbesitzer Friedrich August Sterl aus Großcotta mit 450 Talern. Am Ende des ersten Geschäftsjahres hatte die Sparkasse bereits zwei Drittel der Einlagen (2.058 Taler und 16 Groschen) gegen Hypotheken ausgeliehen.

Der bescheidene Reingewinn betrug übrigens 5 Taler, 18 Groschen und 11 Pfennige. Mit den der Stadt zufallenden Überschüssen wurde erst einmal ein Reservefonds aufgebaut. Durch  Beschlüsse des Stadtrats und der Stadtverordneten wuchs er immer weiter an. Erst 24 Jahre nach der Gründung der Spar- und Leihkasse sollte die Trägerin mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden Geld für gemeinnützige Zwecke nutzen.