• Die Satzung von 1830 ist in einem 1855 eröffneten Sparbuch abgedruckt. : © Historisches Archiv des OSV

Die erste Kreissparkasse …

… im Geschäftsgebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes wurde bekanntlich am 1. August 1837 in Herzberg (Elster) für den Schweinitzer Kreis eröffnet. Von dieser Gründung ist im Blog bereits anlässlich des 180. Geburtstags der Sparkasse Elbe-Elster berichtet worden. Noch älter ist jedoch eine Kreissparkasse, die einige Jahre zuvor ebenfalls in der preußischen Provinz Sachsen zu wirken begann. Die Rede ist von der Sparkasse für den Schleusinger Kreis, die ihren Sitz in der gleichnamigen Stadt hatte. Am 8. August 1830 beschlossen die Kreisstände die hier abgebildete Satzung, welche am 10. September des Jahres von der zuständigen Aufsichtsbehörde genehmigt und bestätigt wurde. Die Geschäftsaufnahme soll am 2. Januar 1831 erfolgt sein. Diese Kreissparkasse gilt somit als erste in Deutschland. Wer sich für das Statut dieses geschichtlich bedeutenden Instituts interessiert, kann sich gern an das Historische Archiv des OSV wenden. Abgedruckt ist es zusammen mit Nachträgen von 1843 und 1847 im ältesten Sparbuch des Archivbestands.

  • © Historisches Archiv des OSV

Rechnerei zum Jahresabschluss

Im Kreisblatt veröffentlichte die Sparkasse des Zauch-Belzigschen Kreises eine Jahresübersicht zu sämtlichen Sparbüchern, die sie 1873 betreute. Selbstverständlich blieben die Inhaber und Inhaberinnen anonym. Einen Ausschnitt der Tabelle sehen Sie hier. Die Sparkasse wies die Einlagen der Kundschaft zum „ultimo“ aus. Dies war der letzte Bankarbeitstag vor 145 Jahren. Man addierte die Zinsen. Rechts stand die Summe. Die Beträge wurden jeweils in Talern, Silbergroschen und Pfennigen angegeben. Das war damals die Währung im preußischen Brandenburg. 30 Silbergroschen ergaben einen Taler. Zwölf Pfennige machten einen Silbergroschen. Rechnen Sie gern nach, ob die Kreissparkasse richtig lag.

  • Die Zentrale der Kreissparkasse befand sich vor 100 Jahren in Berlin-Steglitz. (Abb.: Ausschnitt Ansichtskarte unbekannter Verlag, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die zehntgrößte deutsche Sparkasse …

… war vor 100 Jahren die Teltower Kreissparkasse. Das Institut war deshalb so groß, weil ein Teil seines Geschäftsgebietes im „Speckgürtel“ der Reichshauptstadt lag. Zweigstellen hatte die Großsparkasse unter anderem in den Vororten Friedenau, Köpenick, Lichterfelde, Südende, Steglitz und Tempelhof. Daneben gab es noch zahlreiche Agenturen, die überwiegend von Kaufleuten betreut wurden. Sie waren nicht nur im heutigen Stadtgebiet Berlins, sondern auch in Brandenburg zu finden, etwa in Zossen. Wer zur Hauptstelle wollte, musste nach Steglitz. Dort stand seit 1906 diese repräsentative Zentrale der Sparkasse des Teltower Kreises. Zwar gehörte der Ort noch nicht zu Berlin, musste jedoch wie viele andere die Bezeichnung „Berlin“ im Namen führen. Durch die Erweiterung zu Groß-Berlin 1920 verlor der Kreis übrigens Stadt- und Landgemeinden sowie Gutsbezirke, die aber Geschäftsgebiet der Kreissparkasse blieben. Allerdings wurde dann auch die Stadtsparkasse Berlin dort aktiv.

  • Im Rathaus von Greifswald wurde vor 190 Jahren erstmals eine Sparkasse eröffnet. (Ansichtskarte Verlag Albert Erdmann & Otto Abb in Greifswald, versendet 1906; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Das Haus der ehemaligen Kreissparkasse befindet sich gegenüber dem Rathaus. Hier ist heute eine Filiale der Sparkasse Vorpommern untergebracht. (Ansichtskarte Verlag Dr. Phot.-Anst. Dresden, um 1920; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Greifswalder Sparkassen

Hier sehen Sie eine historische Ansichtskarte mit dem Motiv des Rathauses der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Im zweiten Stock des Gebäudes ist vor 190 Jahren eine kommunale Sparkasse eröffnet worden. Es handelte sich um die zweite Gründung im Gebiet der jetzigen Sparkasse Vorpommern. Am 30. Juni 1828 begann um 10:00 Uhr der Geschäftsbetrieb im Raum der Stadtkämmerei. Geöffnet war zunächst nur montags zwei Stunden für Ein- und donnerstags zwei Stunden für Auszahlungen.

„Der Zweck der Errichtung dieser Sparkasse ist, den hiesigen Einwohnern eine Gelegenheit zu eröffnen, ihre kleinen Ersparnisse zinsbar und sicher unterzubringen und sich dadurch ein Kapital zu ihrem Fortkommen oder für Fälle, welche sie ausser Erwerb setzen, zu sammeln, es dürfen daher auch nur hiesige Einwohner daran Theil nehmen.“*

So steht es in Paragraf 1 der Satzung des Geldinstituts geschrieben. Und im Vorwort verwiesen Bürgermeister und Stadtrat darauf, dass Sparkassen bereits in anderen Städten „einen wohlthätigen Einfluss auf Sittlichkeit und Sparsamkeit besonders bei der weniger bemittelten Classe der Einwohner gezeigt“ hätten. Man hoffte, insbesondere den nicht vermögenden, allein von der Arbeit lebenden Teil der Einwohnerschaft zum Vorsorgen animieren zu können. Damals gab es noch keine Arbeitslosenversicherung. Natürlich wurde nicht nur für Notzeiten gespart.

Zehn Jahre gingen ins Land. Die gute Geschäftsentwicklung fand dann ein, wenn auch vorübergehendes, Ende. Mit dem Sparkassenrahmengesetz, das am 12. Dezember 1838 in Preußen erlassen wurde, hatte der Magistrat nämlich erhebliche Probleme. Er fürchtete die staatliche Beaufsichtigung und um die städtischen Freiheiten. Auf keinen Fall wollte er die Sparkasse umgestalten oder um Ausnahmeregelungen bei der Regierung in Stralsund bitten. Ende 1838 betrugen die Einlagen bereits 116.028 Taler. Rund 6.000 Sparbücher waren bis dahin ausgestellt worden. Obwohl die Bürgerschaft die erfolgreiche Sparkasse gern erhalten wollte, wurde sie geschlossen.

Erst am 1. Juli 1892 erfolgte die Neueröffnung, wieder im Rathaus. Das Geschäftszimmer befand sich nun im ersten Stock hinter dem Steuerbüro. Glücklicherweise hatte die Greifswalder Bevölkerung nicht jahrzehntelang auf eine Sparkasse verzichten müssen. Seit dem 5. Januar 1856 wirkte hier nämlich eine Kreissparkasse. Ihre Hauptgeschäftsstelle befand sich Am Markt 10, also schräg gegenüber des Rathauses. Eine historische Ansicht finden Sie als zweite Abbildung dieses Blogs.

* Acta der königlichen Regierung zu Stralsund betr. die Errichtung einer Sparkasse in der Stadt Greifswald, Blatt 10, in: Vorpommersches Landesarchiv Greifswald, Rep 65 c. Stralsund

  • Nicht nur Geld einzahlen konnte man beim Kundenbetreuer der Kreissparkasse in Niederlehme (Königs Wusterhausen). Die Eröffnung der Sparkassennebenstelle wurde 1905 im Kreisblatt publik gemacht. : © Historisches Archiv des OSV

Eine Receptur für Niederlehme

Als Abbildung zu diesem kleinen Beitrag sehen Sie die Eröffnungsanzeige einer sogenannten Sparkassenreceptur. Auch als Annahmestellen wurden diese von Bürgern verwalteten Sparkassennebenstellen damals bezeichnet. Sie konnten auch Agenturen heißen. Zahlreich gab es sie bei preußischen Flächensparkassen, etwa in Brandenburg. Oft waren es vertrauenswürdige Kaufleute, die im Dienste der Geldinstitute vor Ort tätig wurden.

Die Sparkasse des Kreises Beeskow-Storkow wurde 1855 gegründet. Schon zu der Zeit erklärten sich zwei Finanzbeamte in Buchholz und in Storkow bereit, einen Service anzubieten. Sie wollten die Ersparnisse von den Menschen, die nicht selbst zur Sparkasse kommen oder nicht schreiben konnten, annehmen und bei der Kreissparkasse in Beeskow einsenden. 1876 erlaubte schließlich die neue Sparkassensatzung die Einrichtung von Recepturen. In Niederlehme, heute Teil von Königs Wusterhausen, wurde vor 113 Jahren ein Lehrer Ansprechpartner der Kundinnen und Kunden.

Er war nicht nur für Ein- und Auszahlungen zuständig, sondern durfte zum Beispiel auch Kreditanträge an die Zentrale weiterleiten. Im Fall einer Einzahlung waren ihm das Sparbuch und das Geld zu übergeben. Dabei erhielt der Kunde oder die Kundin eine Bescheinigung. Eintragungen im Sparkassenbuch erfolgten ausschließlich durch den Kassenführer und den Gegenbuchführer in Beeskow. Dort wurde das Konto geführt. Vermutlich ging der Herr Lehrer mit den Büchern auf Reisen. Zwischen Königs Wusterhausen und Beeskow bestand schon damals eine Bahnverbindung.

Heute geht eine Einlage schneller. Für Ein- und Auszahlungen ist in der Geschäftsstelle der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam moderne Technik vorhanden. Und auch nicht mehr der Dorflehrer, sondern ausgebildetes Personal berät heutzutage in Niederlehme die Kundschaft, und das sogar bei Bedarf nach Feierabend bis 20:00 Uhr. Geleitet wird die Filiale von Herrn Raik Böhme.

  • Notgeld Kreissparkasse Nauen 1923

    © Historisches Archiv des OSV

Das Notgeld der Nauener Kreissparkasse

Während der Inflation, die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges offen ausbrauch, emittierte die Reichsbank immer höhere Banknotenwerte, derweil die Kaufkraft des Geldes immer schneller sank. So erschien Anfang Februar 1923 die erste Reichsbanknote zu 100.000 Mark. Ende des Monats gab es bereits den 1-Million-Mark-Schein. Trotz der Geldvermehrung kam es wegen der Teuerung zu einem Mangel an Zahlungsmitteln.

Darum gaben auch Firmen, Gemeinden sowie Kreditinstitute mit Genehmigung des Reichsfinanzministers Geldersatzmittel heraus. So holte sich zum Beispiel der Landrat des Kreises Osthavelland die Erlaubnis zur Herstellung von Papiergeld im Umfang von einer Milliarde Mark. Der Betrag musste zur Sicherung der späteren Einlösung auf einem Sperrkonto hinterlegt werden. Die Herausgabe der Notgeldscheine erfolgte durch die Kreissparkasse in Nauen ab dem 2. März 1923.

Es kamen drei Serien in Umlauf, die eine künstlerisch Gestaltung aufwiesen. Städte, Industriezweige und historische Stätten im Kreisgebiet waren Motive. Jede Serie bestand aus Scheinen zu 10.000, 5.000, 1.00, 500 und 100 Mark. Bereits damals hatte dieses Notgeld Sammlerwert und war rasch vergriffen. Bis zur im Sommer 1923 einsetzenden Hochinflation wurden übrigens Ersatzgeldserien oft schön und sorgfältig gestaltet. In der Zeit der immer rasanter werdenden Geldentwertung hatte man dann aber schlichtweg keine Zeit mehr für besonderen Schmuck.