• Vorwort des Vorsitzenden des Rates des Kreises in der Festschrift zum Sparkassenjubiläum : © Historisches Archiv des OSV

Jubiläum im Sozialismus

Kürzlich erreichte uns eine Anfrage der Sparkasse Meißen. Es werden Informationen zur Entwicklung der Großenhainer Linie des Instituts benötigt. Es entstand 2007 aus den Kreissparkassen Meißen und Riesa-Großenhain. Bereits 1994 fusionierten die Kreissparkassen Großenhain und Riesa. In letztgenannter Stadt wurde 1853 eine erste Sparkasse eröffnet. Die Großenhainer Gründung datiert ins Jahr 1839.

Bei der Recherche in unserem Archivbestand fielen gleich zwei Festschriften auf, welche in der DDR-Zeit verfasst wurden. Die damalige Kreissparkasse Großenhain veröffentlichte sowohl 1964 als auch 1989 Broschüren. Das ist außergewöhnlich und erwähnenswert. Solche Werke sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Sie entsprechen dem politischen Geschichtsbild des Sozialismus und haben oft nur begrenzten wissenschaftlichen Wert. Eine Kostprobe? Die Gründung der Großenhainer Stadtsparkasse in der „feudalistischen“ und „kapitalistischen“ Zeit wurde zum 125. Jubiläum folgendermaßen erklärt.

„Es ist keineswegs etwa an ein Handwerk, Handel und Gewerbe befruchtendes Bankunternehmen gedacht, vielmehr richtet sich seine Tätigkeit an eine ganz besondere Bevölkerungsklasse. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf jene Tage, wenn es in der Bekanntmachung [der Eröffnung] heißt: Wie die Sparkasse nun insonderheit für den Nutzen der ärmeren Klasse errichtet ist, so erwarten wir, daß dieselbe sich der dadurch für sie entspringenden Vorteile bedienen werde. Insbesondere denkt man an Dienstboten und Arbeiter, denen man Gelegenheit geben will, ihre kleinen Ersparnise ’sicher‘ und ’nutzbar‘ anzulegen. Dahinter stand der Gedanke der herrschenden Machthaber, diese Ersparnisse für ihre Profit- und Besitzinteressen zu verwenden.“

  • Ihren 100. Geburtstag feierte die Sparkasse in der sogenannten „Roten Schule" an der heutigen Straße des Friedens 12. : © Sparkassenmuseum Muldental

Die Vorbereitungen laufen

Im kommenden Jahr feiert die Sparkasse Muldental ihr 200-jähriges Bestehen. Das Historische Archiv des OSV unterstützt das Jubiläum auf verschiedene Weise. So soll etwa eine Ausstellung zur Geschichte des Unternehmens gestaltet werden. Dies bedeutet zunächst das Sammeln von interessanten Fakten und Bildern. Recherchiert wird unter anderem vor Ort in Sachsen, zum Beispiel im Staatsarchiv in Dresden und Leipzig sowie in Stadtarchiven. Die bedeutendsten Funde gibt es jedoch im Sparkassenmuseum Muldental.

Dort lagert zum Beispiel eine Akte, die Aufschluss über die Feier des runden Geburtstags am 11. April 1926 gibt. Zur Veranstaltung am Sonntagvormittag lud Bürgermeister Dr. Walter Hornig in die Aula der Realschule ein. Erwähnenswert ist, dass es sich um eine der Schulen handelt, welche die Stadtsparkasse Grimma bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit „Überschüssen“ unterstützte. Heute wird das Gebäude unweit der Sparkassenzentrale als Berufliches Schulzentrum genutzt.

Auch anlässlich des historischen Jubiläums zeigte man sich übrigens spendabel. Am Schluss seines Referats zur Entwicklungsgeschichte der Sparkasse verkündete Dr. Hornig die Gründung einer Stiftung. Nach dem Rückschlag der Inflation stellten zunächst 5.000 Reichsmark das Kapital dar. Dies war der den Gewinnen der Wertpapierabteilung der 1910 gegründeten kommunalen Girokasse zu verdanken. Die Zinserträge sollten bedürftigte Angestellte und Beamte der Stadt erhalten.

  • Ansichtskarte Rostock Hafen

    Die Sparkasse gewährte der Stadt 1888 runde 100.000 Mark Kredit für den Schul- und Hafenbau. (Ansichtskarte Verlag A. Nerger in Rostock, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Auch am Bau des Theaters 1895 beteiligte sich die Sparkasse finanziell. Mit 2.500 Mark. (Abb. Ansichtskarte Verlag Alfred Silbermann & Co. in Berlin, versendet 1901; Bestand Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Zur Errichtung des Denkmals für die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 gefallenen Rostocker steuerte die Sparkasse 200 Taler bei. (Abb. Ansichtskarte ohne Verlagsangabe, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Sparkasse gewährte der Stadt Rostock bereits 1862 stattliche 24.000 Taler Kredit für den Bau von Schulen. (Abb. Taler mit Abbildung des Landesherrn Friedrich Franz II. - Herrschaft 1842-1883, geprägt 1848) : © Historisches Archiv des OSV

  • Anlässlich ihres 75jährigen Bestehens stiftete die Sparkasse 15.000 Mark für das Elisabethheim in der Friedrichstrasse. Das war eine Pflegeeinrichtung für körperbehinderte Kinder. (Abb. Ausschnitt Stadtplan Verlag Geographische Anstalt von Wagner & Debes in Leipzig, 1899; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

200 Jahre Sparkasse in Rostock

Seit 200 Jahren gibt es nun schon eine Sparkasse in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Zu verdanken ist die Gründung engagierten Bürgern. Bereits 1821 planten Mitglieder des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins die Einrichtung einer Sparkasse. Als gemeinnütziges privates Institut sollte sie dann ins Leben treten. Zwölf fortschrittlich denkende Rostocker Männer, mehrheitlich Kaufleute, bildeten unter Vorsitz des Senators Dethloff Ludolf Eobald Karsten einen Sparkassenvorstand. Im Frühjahr 1825 sammelten sie mit Hilfe von wohltätigen Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt ein Grundkapital.

Das Statut der Kasse schickte Karsten an den Großherzog Friedrich Franz. Weil die Genehmigung des Landesherrn verspätet aus der Hauptstadt Schwerin eintraf, konnte die Kasse nicht wie geplant zu Johannis, sondern erst zu Michaelis 1825 den Betrieb aufnehmen. Unter anderem an diesen kirchlichen Gedenk- und Festtagen orientierte sich damals das Finanz- und Bankwesen im Land. Die Sparkasse hatte ab dem 26. September zunächst montags von 11:00 bis 13:00 Uhr geöffnet. Das Geschäftslokal befand sich im Haus des Kassierers, des Kaufmanns Christian Friedrich Eggers, in der Wokrenter Straße.

Dort erhielt vor 200 Jahren ein Schiffskapitän namens Gerdes das Sparbuch Nummer 1. Insgesamt kamen am Eröffnungstag 79 Stück zusammen. Die Einzahlungen betrugen 1.715 Taler und 27 Schillinge. In Mecklenburg bestand der Taler aus 48 Schillingen zu je 12 Pfennigen. Die Sparkasse stand qua Satzung der Einwohnerschaft sowie Auswärtigen offen. Nicht nur Geringverdienende konnten hier kleine Ersparnisse unterbringen, um zum Beispiel für Notfälle oder das Alter vorzusorgen. Allen Menschen war es möglich, sich ein gewisses Vermögen zusammenzusparen.

Die private Sparkasse entwickelte sich erfolgreich. Nach 25 Jahren betrugen die Einlagen 796.085 Taler, nach 50 Jahren 3,9 Mio. Mark und 1900 bereits 8,7 Mio. Mark. Das Geld wurde rentabel und sicher angelegt, wobei der Fokus auf Hypothekenkrediten lag. Man stellte auch Darlehn für wichtige städtische Projekte bereit. Von den Sparkassengewinnen profitierten zum Beispiel soziale und kulturelle Einrichtungen Rostocks. Das geschah bereits bevor die Sparkasse eine kommunale war. Dieses frühe Engagement belegen einige Bildbeispiele im Blogbeitrag.

  • Meldung der Kreissparkasse Döbeln an ihren Verband in Dresden : © Historisches Archiv des OSV

Sparkassenneueröffnungen in Sachsen

Vor 80 Jahren eröffneten in Sachsen die Sparkassen neu. Es gab zwar eine Funktions-, aber keine Rechtsnachfolge. Das hatte die sowjetische Besatzungsmacht befohlen. Die Finanz- und Kreditorgane wurden nämlich im Sinne der Abschaffung des Kapitalismus neu geordnet. Dabei fror man auch die Altguthaben aus dem „Dritten Reich“ ein, mit dem Verweis, dass das Ersparte im Krieg verpulvert worden sei. Die sächsischen Sparkassen starteten also neu. Ihrem Verband in der Landeshauptstadt hatten sie von ihren Eröffnungen und Fortschritten im Einlagengeschäft zu berichten.

In unserem Archiv sind diese Meldungen überliefert. So nahm zum Beispiel die Stadtsparkasse Döbeln am 5. September 1945 die Geschäftstätigkeit auf. Da sich im Rathaus die sowjetische Kommandantur befand, hatte sie ein Ausweichquartier in der Franz-Mehring-Straße 1. Es gab auch eine Kreissparkasse Döbeln. Ihre Sparstellen öffneten danach. Die Zentrale war in der Bahnhofstraße 2 in Waldheim. Zum 1. Januar 1950 bekam diese Flächensparkasse Zuwachs. Die beiden Institute wurden, wie viele andere sächsische Stadt- und Kreissparkassen, zusammengelegt.

  • Ausschnitt des Leporellos : © Historisches Archiv des OSV

  • Im Rathaus befand sich die Sparkasse bis 1926. Ab 1921 hatte sie einen Kassenraum im Erdgeschoss mit Zugang von der Marktstraße. (Ausschnitt Ansichtskarte, versendet 1910: Bestand Historisches Archiv des OSV) Das Sparbuch datiert in die Zeit nach dem Umzug 1921. : © Historisches Archiv des OSV/ Sparkasse Uecker-Randow

  • Das Sparkassenbuch wurde nach dem Umzug in die Marktstraße 31 ausgestellt. Das Foto des Sparkassengebäudes ist über 90 Jahre alt. Die moderne Hauptgeschäftsstelle wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört. : © Sparkasse Uecker-Randow

Ein Faltheft mit Geschichte

Heute vor 190 Jahren beschlossen die Stadtverordneten von Pasewalk die Gründung einer Sparkasse, der ersten im Geschäftsgebiet der heutigen Sparkasse Uecker-Randow. Anlässlich des Jubiläums konzipierte das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes ein Leporello. Wichtige Stationen in der Entwicklung des Geldinstituts sind in diesem Heft zu finden. Am Anfang des Projekts stand die Recherche nach Fakten und passenden Bildern. Dass beispielsweise die Stadtsparkasse in ihrem ersten Jahresabschluss für 1836 einen Kapitalbestand von über 1.700 Talern auswies, veröffentlichte der Pasewalker Anzeiger am 21. Januar 1837. Er ist im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin.

In der Sparkassenzentrale in Pasewalk wurde man hinsichtlich der Details der Gründung 1835 fündig. Die wichtigste Quelle zur Geschichte der früheren Stadtsparkasse stellt eine Festschrift dar, die anlässlich des 100. Geburtstags erschien. Auch historische Sparkassenbücher besitzt die Sparkasse Uecker-Randow. Das älteste Exemplar stellte 1863 die Stadtsparkasse in Ueckermünde aus. Ursprünglich gehörte es der dortigen Sterbekasse, also einer Versicherung für die Bestattungskosten. Überliefert ist, dass Klaus van der Pütten aus Leopoldshagen das Buch dem Sparkassenvorstand 2004 schenkte.

Unter anderem hat uns der Bürgermeister von Ueckermünde, Jürgen Kliewe, mit Bildmaterial unterstützt. Bei Abbildungen aus dem Bestand der Sparkasse und des OSV-Archivs sind keine Quellen ausgewiesen. Zum Einsatz kam wieder unsere Postkartensammlung. Die zwei Rathäuser in Pasewalk und Strasburg (Uckermark), welche die örtlichen Sparkassen beherbergten, gibt es heute leider nicht mehr. Sie wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört. Wenn’s um Geld ging … Sparkasse. Alle gezeigten Zahlungsmittel, vom Preußen-Taler bis zum Euro-Starterkit, gehören zu unserem Archivbestand.

Es gibt natürlich auch Informationen und Bilder, die es nicht auf den Flyer geschafft haben. Der Platz ist ja begrenzt. Eine Auswahl wurde getroffen. So konnten etwa die Umzüge der historischen Sparkasse in Pasewalk nicht thematisiert werden. Die Stadtsparkasse befand sich bis 1926 im Rathaus. (Bild 2) Sie übernahm dann die Kundschaft sowie die Geschäftsräume der Zweigstelle der Kreissparkasse Ueckermünde in der Ueckerstraße 38. 1932 bekam die Sparkasse schließlich eine moderne Hauptgeschäftsstelle in der Marktstraße 31, die bis 1945 bestand. (Bild 3)

Vor der Sparkasse Uecker-Randow erhielt die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien von uns solch ein kleines Faltheft mit Geschichte. Im Beratungscenter in Zittau ist die Maxi-Version aufgestellt. Andere ostdeutsche Sparkassen können sich gern an uns wenden, wenn sie so über ihren Werdegang informieren möchten. Geschichte geht übrigens nicht nur zum Geburtstag. Die Sparkasse Elbe-Elster hat es vorgemacht. Schauen Sie gern in deren Zeitstrahl. Auch die Ostsächsische Sparkasse in Dresden hat einen von uns bekommen. Er hängt vor dem History Point und war ebenfalls ein jubiläumsunabhängiges Projekt.

  • Dank der Gewinne der Zwickauer Stadtsparkasse konnte die Schwimmhalle 1904 eröffnet werden. (Ansichtskarte, 1930er Jahre - Verlag Kunstanstalt Franz Landgraf in Zwickau; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Auszug der Jahresrechnung der Stadtsparkasse für 1894: Aufteilung des Reingewinns für die Schulkasse, den Bürgerhospitalfonds und die Dr. Schlobig Stiftung. Der größte Teil der Sparkassengewinne verwendete die Stadt damals für Schulzwecke, etwa für den Bau von Schulgebäuden. : © Historisches Archiv des OSV

Das gemeinnützige Engagement der Zwickauer Sparkasse

Die Sparkasse Zwickau wird heute genau 180 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums stellt sie besondere Spendentöpfe zur Verfügung und fördert Projekte und Vereine. Die Sparkasse engagiert sich vielseitig aktiv für das gesellschaftliche Leben und investiert so in die Zukunft der Region. Dies gehört zu ihrer Identität. Zum 175. Geburtstag widmete sich bereits ein Blogbeitrag den Anfängen der 1845 von der Stadt Zwickau gegründeten Sparkasse. Erwähnt wurde darin auch, dass 1864 die Förderung wohltätiger und gemeinnütziger Projekte begann.

In der Chronik, die der Heimatforscher Norbert Peschke zum 150. Jubiläum verfasste, finden sich wichtige Informationen zum historischen Engagement. So erzielte die Zwickauer Sparkasse ab 1847 einen Reingewinn und legte zunächst einen Reservefond zum Ausgleichen von Verlusten an. Schließlich konnte die Trägerkommune 1856 erstmals von ihrem Geldinstitut profitieren. Beträge flossen in die Stadtkasse. 1864 begann dann die Einrichtung eines separaten Fonds für den Bau und die Unterhaltung eines Waisenhauses. Es wurde später in den Komplex des Stadtkrankenhauses am Schlobigplatz integriert. Auch das Bürgerhospital in der Talstraße förderte die Sparkasse. Die Einweihung war 1895. Wenn Sie wissen wollen, wie viel Geld die Sparkasse in diesem Jahr zur Verfügung stellte, so gehen Sie doch gern zu Bild 2 dieses Beitrags.

Das Hauptbild des Artikels ist eine der Einwohnerschaft wohlvertraute Schwimmhalle, die 2000 wiedereröffnet wurde. Der Armenarzt Dr. Julius Schlobig war es, der 1869 eine orthopädische Heilbadeanstalt in Zwickau eröffnete. Nach seinem Tod übernahm die Stadt die Anlage. Zur Verwaltung des Nachlasses gab es eine Stiftung. Die Kommune beziehungsweise ihre Sparkasse investierte dann viel Geld. Der Zuschuss für die Umbaumaßnahmen betrug 408.000 Mark. 1904 war das Hallenbad fertig und die Bevölkerung konnte fortan auch im Winter schwimmen. Hier können sie mehr über die Geschichte der Einrichtung erfahren.