• Meldung der Kreissparkasse Döbeln an ihren Verband in Dresden : © Historisches Archiv des OSV

Sparkassenneueröffnungen in Sachsen

Vor 80 Jahren eröffneten in Sachsen die Sparkassen neu. Es gab zwar eine Funktions-, aber keine Rechtsnachfolge. Das hatte die sowjetische Besatzungsmacht befohlen. Die Finanz- und Kreditorgane wurden nämlich im Sinne der Abschaffung des Kapitalismus neu geordnet. Dabei fror man auch die Altguthaben aus dem „Dritten Reich“ ein, mit dem Verweis, dass das Ersparte im Krieg verpulvert worden sei. Die sächsischen Sparkassen starteten also neu. Ihrem Verband in der Landeshauptstadt hatten sie von ihren Eröffnungen und Fortschritten im Einlagengeschäft zu berichten.

In unserem Archiv sind diese Meldungen überliefert. So nahm zum Beispiel die Stadtsparkasse Döbeln am 5. September 1945 die Geschäftstätigkeit auf. Da sich im Rathaus die sowjetische Kommandantur befand, hatte sie ein Ausweichquartier in der Franz-Mehring-Straße 1. Es gab auch eine Kreissparkasse Döbeln. Ihre Sparstellen öffneten danach. Die Zentrale war in der Bahnhofstraße 2 in Waldheim. Zum 1. Januar 1950 bekam diese Flächensparkasse Zuwachs. Die beiden Institute wurden, wie viele andere sächsische Stadt- und Kreissparkassen, zusammengelegt.

  • Hauptstelle der Stadtsparkasse Dresden von 1907 bis 1945 (Ansichtskarte Verlag Kunstanstalt Krille & Martin Dresden, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv dses OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Sitzungssaal der Stadtsparkasse Dresden, entworfen von Hans Erlwein (Abb. in Deutsche Bauzeitung, Nr. 98, 1906; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Das Ende der Dresdener Sparkassenzentrale vor 80 Jahren

Dieses schöne Sparkassengebäude können Sie bei einem Rundgang durch Dresden nicht bewundern. Die Hauptstelle und die Zweigstelle Altstadt befanden sich früher an der Ecke Schulgasse 4/ Pfarrgasse 3. Bei den verheerenden Luftangriffen vor 80 Jahren wurde das Haus vollkommen zerstört. Ruiniert waren auch die Zweigstellen Antonstadt, Johannstadt, Löbtau und Striesen. Andere Filialen, wie die am Güntzplatz, wurden als teilgeschädigt eingestuft. Auch die Kundschaft litt schwer. 30 Prozent der für Kredite beliehenen Grundstücke waren ganz oder teilweise kaputt.

Seit 1821 gibt es die Sparkasse in der sächsischen Landeshauptstadt. Gegründet von einem Bürgerverein, wirkte sie ab 1828 als kommunale Einrichtung. Über acht Jahrzehnte war die Zentrale in gemieteten Räumen untergebracht. Im Frühjahr 1907 zog sie um. 425.000 Mark kosteten die Er- und die Einrichtung des neuen Heims. Die Entwürfe stammten vom bekannten Stadtbaurat Hans Erlwein. Sein prächtiges Sitzungszimmer für die Sparkasse wurde sogar bei der Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung präsentiert. Einen Einblick bietet Ihnen Abbildung 2 des Blogs.

1945 hatte die Sparkasse nur noch den Grund- und Bodenwert in der Bilanz. Der Tresor scheint heil geblieben zu sein. In ihm befanden sich angeblich 1,8 Millionen Reichsmark, die sich die sowjetischen Besatzer aneigneten. Beschlagnahmt wurde nach dem Kriegsende das Grundstück Tiergartenstraße 38, um die Sparkassenzentrale und die Geschäftsstelle Altstadt unterzubringen. Nach der Instandsetzung des schwer beschädigten Stadthauses Johannstadt am Güntzplatz sollte die Hauptstelle schließlich 1949 dorthin ziehen.

  • Sparkassenfiliale in Neubrandenburg - Stargarder Straße 13, 2024 : © Thomas Einert

Spurensuche in Neubrandenburg

Zu Ostern bin ich von Neubrandenburg nach Neustrelitz gewandert. Am Beginn des Fußmarsches stand eine Stadtbesichtigung. Empfehlenswert ist eine Umrundung der Neubrandenburger Innenstadt entlang der Mauer mit ihren beeindruckenden Toren, Türmen und Wieckhäusern. Innerhalb des Rings gibt es jedoch wenig uralte Substanz zu sehen. Vergeblich sucht man etwa den Gründungsort der Ersparnis-Anstalt zu Neubrandenburg, die am 20. Juni 1852 im Haus des Kaufmanns J. C. H. Volckmann an der Ecke Turmstraße/ Palaisstraße eröffnete. Jetzt steht an der Stelle, mit der Adresse Stargarder Straße 19, das verwaiste Kaufhof-Gebäude. Das Haus wurde übrigens in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre als Kaufhaus errichtet.

Doch zurück zur Sparkasse. Nach mehreren Umzügen kam sie 1870 in einem neuerbauten Haus in der Stargarder Straße 8 unter. Dort blieb sie bis 1945. Ende April verbrannten im Zuge der Eroberung durch die Rote Armee rund 80 Prozent der Innenstadt. Viele Fachwerkhäuser wurden vollkommen zerstört. Massive Steinbauten, wie die Sparkasse in der damaligen Adolf-Hitler-Straße, brannten aus. Der schrittweise Neuaufbau der in Trümmern liegenden Stadt begann erst nach einigen Jahren. Die Straße war mittlerweile nach Ernst Thälmann benannt und als Magistrale gedacht. In ihrem nördlichen Abschnitt entstanden Gebäude von öffentlichem Interesse. Dazu kamen Laden- und Wohnbauten. Eine solche Funktion hat auch das zwischen 1955 und 1957 errichtete Haus, welches heute die Sparkassenfiliale in der Stargarder Straße 13 beherbergt.

  • Vor über 160 Jahren eröffnete die erste Zweiggeschäftsstelle der Dresdner Sparkasse im Neustädter Rathaus. (Ansichtskarte unbekannter Verlag, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Seit 1863 in der Neustadt

Das Team des Historischen Archivs des OSV ist gerade sehr beschäftigt mit einem Ausstellungsprojekt für die Ostsächsische Sparkasse Dresden. Dabei geht es unter anderem um die Geschichte von Standorten des Instituts in der sächsischen Landeshauptstadt. Die Hauptstelle befindet sich heute am Güntzplatz 5. Das dortige Gebäude wurde urprünglich vor dem Ersten Weltkrieg als Stadthaus von Johannstadt errichtet. Recherchiert wurde, dass die seit dem 1. Mai 1886 bestehende Sparkassenzweigstelle des Stadtteils Johannstadt am 10. Juni 1914 in das Haus einzog. Damals lautete die Adresse Eliasplatz 5/ Blumenstraße 2.

Zu dieser Zeit verfügte die Sparkasse der Stadt Dresden, auch wegen Eingemeindungen in die Großstadt, bereits über 17 Zweiggeschäftsstellen. Die Älteste lag in der Neustadt. Sie eröffnete am 13. Juli 1863 im Neustädter Rathaus. Dieses existiert leider nicht mehr. Es wurde beim Luftangriff auf Dresden am 13./14. Februar 1945 schwer beschädigt und die Ruine fünf Jahre später gesprengt. 1950 war die Neustädter Zweigstelle der Stadtsparkasse Dresden übrigens in der Glacisstraße 44 untergebracht. Eine mit Personal besetzte, moderne Filiale in der Neustadt finden Sie heute in der Königsbrücker Straße 20.

  • In unserer Wanderausstellung „Ein Buch weckt Erinnerungen“ finden sich viele persönliche Geschichten, wie die von Elsa (rechts im Bild) und ihrem Mann Fritz, der im Zweiten Weltkrieg sein Leben ließ. : © Historisches Archiv des OSV

„Wenn Du diese Zeilen in den Händen halten wirst, bist Du eine Soldatenfrau …“

Heute vor einem Jahr begann ein Krieg in Europa, der für viele fernab jeder Vorstellungskraft lag. Russlands Invasion in der Ukraine hat Dimensionen erreicht, die für lange Zeit tiefe Narben hinterlassen werden. Auf beiden Seiten sterben jeden Tag Menschen. Wie viele Zivilisten und Soldaten bisher ihr Leben ließen, weiß niemand so genau. Es liegen nur Schätzwerte vor. Doch betroffen sind inzwischen unzählige Familien. Was Krieg für jeden einzelnen tatsächlich bedeutet, wird uns erst bewusst, wenn Erlebtes wach gehalten und geteilt wird. Erst dann wird Abstraktes sehr konkret. Das Konkrete berührt und brennt sich tief in unser emotionales Gedächtnis ein. Im besten Falle mahnend und warnend. Das ist unsere große Hoffnung, wenn wir Zeitzeugenberichte für die Nachgeborenen bewahren. 

Von nie verheilten Wunden, die der Zweite Weltkrieg Menschen zufügte, berichteten uns Sparerinnen und Sparer noch Jahrzehnte später. Im Rahmen unserer Wanderausstellung „Ein Buch weckt Erinnerungen“ zeichneten wir viele dieser Familiengeschichten im Jahr 2013 auf, machten sie der Öffentlichkeit in Text und Bild zugänglich. Darunter auch die Geschichte von Elsa und Fritz. Durch Flucht und Vertreibung verloren beide nicht nur ihre Heimat, sondern auch sich selbst als glückliches Paar. Ihr kleiner Sohn Helmut wuchs ohne Vater auf. Fritz kam aus dem Krieg nicht zurück. Sein Grab ist unbekannt. Im März 1945 ahnte er sein unheilvolles Schicksal bereits. Er schrieb:

Meine liebe Elsa!
Wenn Du diese Zeilen in den Händen halten wirst, bist Du eine Soldatenfrau. Wie wir da unten ankamen und ich mich melden mußte, drückten sie mir gleich die Einberufung in die Hand, und auch noch ganz kurzfristig, nach langem Bitten, ließ man mir noch 3 Tage Zeit. Ich bin so bald wie möglich auf die Bahn und nach Wolfen, wo ich euch bestimmt anzutreffen glaubte. Entsetzlich die Enttäuschung. Meine liebe Elsa glaub aber nicht, daß ich Dir die Schuld gebe. Die Schuld liegt bei mir […] Wie lebt ihr denn dort und behandelt man Euch gut? Alles ist schrecklich wenn man darüber nachdenkt. Wie soll das mit der Ernährung und Feuerung werden? Überall so eine Not, die wir nun doppelt spüren, wo wir bisher davon verschont geblieben sind. Was werden die Klein-Priebuser machen? […] Ich hab Dich lieb gehabt und ich danke Dir für alles. Du hast bestimmt gehalten, was Du im kleinen Kirchlein von Podrosche versprochen hast und lass nun all Deine Liebe und Fürsorge unserem ganzen Glück, unserem lieben Jungen, unserem Helmut angedeihen. Wie oft habe ich mich auf der Straße umgedreht, wenn einer so schnattert, hell und freudig Vati rief, nicht daran denken!
Sollte es das Schicksal wollen, daß wir uns nicht mehr wiedersehen, so denk an mich, wo ich Euer Bestes gewollt habe. Nun drück ich noch mal Deine lieben Hände und küsse Deinen lieben Mund
Dein Fritz 

Ein Brief mit bestürzender Aktualität. Dass solche Zeilen nie mehr verfasst werden müssen, ja, für immer der Vergangenheit angehören und Völker im Sinne der Charta der Menschrechte in Frieden zusammenleben können, dafür lohnt es sich einzustehen und zu kämpfen. 

 

  • Werbemotiv zur Deutschen Sparwoche 1942 auf einem Glasdia : © Historisches Archiv des OSV

  • Stempel in einem Sparbuch der Stadtsparkasse Geithain. Bei den sächsischen Sparkassen gab es in der Woche 380.033 Einzahlungen über insgesamt 44,5 Millionen Reichsmark. : © Historisches Archiv des OSV

Die Deutsche Sparwoche 1942

Bereits im ersten Jahr der NS-Herrschaft in Deutschland wurde der Weltspartag in Nationaler Spartag umbenannt. Nach dem „Anschluss“ Österreichs und der Besetzung des Sudetengebietzes 1938 wurde im „Großdeutschen Reich“ der Deutsche Spartag begangen. Eine ganze Deutsche Sparwoche fand erstmals vor 80 Jahren statt. Sie dauerte vom 26. bis zum 31. Oktober 1942. In der Deutschen Sparkassen-Zeitung riefen der Präsident und der stellvertretende Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes zu verstärkten Sparanstrengungen in der Kriegszeit auf. Sparen sei wichtig für die Lohn- und Preisstabilität in der Kriegswirtschaft. Von der „Front der Sparer“ war die Rede. Durch Sparen bekunde der „Volksgenosse“ sein Vertrauen auf den deutschen „Endsieg“.

Eine ganze Sparwoche wurde eingeführt, damit der Einzahler nicht wie am Spartag Schlange stehen musste. Für das Personal brachte die Arbeitsverteilung eine Entlastung. Außerdem konnten an verschiedenen Tagen der Woche gezielt verschiedene Kundengruppen angesprochen werden. Wie schon in den Vorjahren, gab es ein zentrales Werbemotiv, diesmal mit Reichsadler und Eichenlaub. (Bild 1) Die Sparkassen unternahmen enorme Werbeanstrengungen und erzielten eine größere Breitenwirkung. Während der Deutschen Sparwoche erfolgten im Reich 4,3 Millionen Einzahlungen über zusammen 675 Millionen Reichsmark. Die Einlagen wurden mit einem Sonderstempel quittiert. (Bild 2) 300.000 neue Sparer gewannen die Sparkassen. Durch die sechs Spartage 1942 konnten die Ergebnisse des Spartags 1941 allerdings nicht versechsfacht werden.