• © Historisches Archiv des OSV

Berg und Tal

Hier sehen Sie eine historische Grafik, die 1950 vom Sächsischen Sparkassenverband erstellt wurde. Sie zeigt eine wechselvolle Geschichte, welche die Sparkassen und ihre Kundinnen und Kunden in 100 Jahren durchlebt hatten. Deutlich markiert sind Spareinlagenrückgänge. Sie bedürfen einiger Erklärungen. Die Ursachen waren nämlich durchaus unterschiedlich. Im Ersten Weltkrieg hob die Kundschaft viel Geld ab, um Kriegsanleihen des Deutschen Reichs zu kaufen. Mit diesen Wertpapieren wurde ein Großteil der Aufwendungen für die Kriegsführung finanziert. 1931 hingegen bewirkte vor allem der Zusammenbruch einer Großbank eine Vertrauenskrise, die sich auch auf die Sparkassen auswirkte. Es wurde vermehrt abgehoben und weniger eingezahlt. 1948 führte schließlich eine Währungsreform zur Reduzierung der Geldmenge.

Große Katastrophen zeichnen sich deutlich durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg und das Ende des Zweiten Weltkrieges ab. Für die einzelnen Inflationsjahre sind keine konkreten Werte eingetragen. Überliefert ist, dass die Spareinlagen bei den sächsischen Sparkassen infolge der staatlichen Geldpolitik 1923 über 51 Billiarden Mark betrugen. Dies war gar nicht grafisch umzusetzen. Als Umstellungsverhältnis galt dann 1 Billion Mark : 1 Reichsmark. Ganz auf Null ging es jedoch 1945. Gemäß Anweisung der sowjetischen Besatzungsmacht wurden die in den Kriegsjahren enorm angewachsenen Guthaben schlichtweg „eingefroren“. Durch die verbrecherische Politik des NS-Regimes war die Währung ruiniert. Glücklicherweise konnte die krisengeschädigte Kundschaft in beiden Fällen teilweise entschädigt werden.

  • Eiserne Sparkassenbücher aus Sachsen : © Historisches Archiv des OSV

Das Eiserne Sparen

Zur Lenkung der überschüssigen Kaufkraft im Zweiten Weltkrieg führte der Ministerrat für Reichsverteidigung durch eine Verordnung vom 30. Oktober 1941 das sogenannte Eiserne Sparen für Beamte, Angestellte und Arbeiter „deutscher Volkszugehörigkeit“ ein. Auch Soldaten durften von ihren laufenden steuerpflichtigen Bezügen und Zuwendungen sparen. Propagiert wurde das Einschränken von Bedürfnissen durch die verdienenden Männer und Frauen während der Kriegszeit. Nach dem „Endsieg“ sollte es wieder ausreichend Waren geben. Zur Belohnung des Verzichts wurden bestimmte Sparbeträge sowie die Zinsen von Sozialversicherungsbeiträgen und Reichssteuern befreit. Diese Sparraten wurden so gestaltet, dass sie auch Empfänger kleiner Einkommen erfassten. Außerdem konnten Zuwendungen, etwa das Weihnachtsgeld, gespart werden.

Die Beiträge zum Eisernen Sparen erfolgen entgegen der Propaganda zum Teil nicht freiwillig. Eiserne Sparkonten sollten nach Beendigung des Krieges mit Jahresfrist kündbar sein. In Notfällen wurde auf Antrag das Sparguthaben auch schon vorzeitig ausgezahlt, zum Beispiel bei einem Luftkriegsschaden. Erstmals eisern gespart werden konnte im November 1941. Sparerklärungen sollten das Verlangen, dass der Arbeitgeber einen Teil vom Lohn oder Gehalt sowie Zuwendungen einbehielt und abführte, dokumentieren. Durch Nachweisungen beim Kreditinstitut erhielten die Sparenden Auskunft darüber, welche Beträge für sie gutgeschrieben wurden. Dazu diente bald das Eiserne Sparkassenbuch. Es wurde einheitlich in der Form einer vierseitigen Klappkarte hergestellt und unterschied sich vom normalen roten Sparkassenbuch auch durch seine graue Farbe.

Besonders erfolgreich war die Initiative der NS-Regierung zur Forcierung des Sparens nicht. So wurde zum Beispiel in Sachsen konstatiert, dass wohl die Steuervorteile den langfristigen Verzicht auf die Verfügbarkeit der Einlagen nicht aufwogen. Zudem durfte nicht der Sparer selbst entscheiden, bei welchem Geldinstitut er Kunde wurde, sondern der Firmenleiter. Des Weiteren trat die neue Sparform mit dem bereits etablierten Gefolgschaftssparen der Mitarbeiterschaft in den Betrieben in Konkurrenz. Im Ergebnis bestanden Ende 1943 lediglich 168.000 Eiserne Sparkonten. Zum Vergleich: Die Zahl der normalen Sparkonten stand damals bei über fünf Millionen. Es gab in Sachsen mehr Sparkassenbücher als Einwohner.

  • Foto zerstörte Neissebruecke Stadthaus 1945

    Das Foto zeigt die zerstörte Neißebrücke und gleich rechts an ihrem Ende den Teil des Stadthauses, in dem die Stadtsparkasse ihren Sitz hatte. : © Archiv Gerhard Gunia, Guben

  • Ausschnitt Ansichtskarte Stadthaus Neissebruecke Guben 1927

    Bis 1945 befand sich die Stadtsparkasse im Stadthaus an der Neißebrücke. (Ausschnitt Ansichtskarte von 1927, Verlag: Trinks & Co. GmbH, Leipzig; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Foto Rest Stadthaus in Gubin Oktober 2012

    Der noch erhaltene Teil des ehemaligen Stadthauses wurde Ende 2012 fotografiert. : © Historisches Archiv des OSV

Die Gubener Stadtsparkasse und das Kriegsende 1945

Vor 70 Jahren näherte sich der Zweite Weltkrieg seinem Ende. Heftige Kämpfe fanden noch in den letzten Kriegswochen statt. Zahllose Soldaten und Zivilisten starben. Erbitterte Gefechte gab es zum Beispiel im brandenburgischen Guben, das lange vom Krieg verschont geblieben war.

Am 18. Februar 1945 begann der direkte Kampf um die Neißestadt. Vor dem Anrücken der Sowjetarmee war die gesamte Bevölkerung evakuiert worden. Bleiben mussten die Menschen, die die Verteidigung mit aufrechterhalten sollten. Auch in Guben wurden Kinder und ältere Männer als Flakhelfer oder im Volkssturm eingesetzt. Wochenlang standen sich die Gegner gegenüber. Auf deutscher Seite mussten sogar Schüler die Lücken in den Linien füllen.

Nicht nur viele Leben sind damals vernichtet worden. Die Altstadt östlich der Neiße wurde im Verlauf der Kämpfe zerschossen, zerbombt, verbrannt – zu 88 % zerstört. Am 20. April gaben die Deutschen den Stadtteil schließlich auf und sprengten die Neißebrücken. Die Niederlage kam trotzdem nur wenige Tage später. Am 24. April besetzten sowjetische Soldaten die gesamte Stadt.

Noch in heutiger Zeit sind die Spuren des Krieges im deutschen Guben, mehr noch im polnischen Gubin zu erkennen. An der Brücke, die beide Stadtteile verbindet, steht zum Beispiel nur noch ein Rest des Gebäudes der ehemaligen Stadtverwaltung. In dem Teil, der 1945 stark zerstört und später abgerissen wurde, lagen seit den 1920er-Jahren die Geschäftsräume der Stadtsparkasse. Wie viele andere Sparkassen war auch die Gubener evakuiert worden, als die Front näher rückte. Bei der Kreissparkasse in Torgau an der Elbe befand sich im April 1945 ihre Ausweichstelle.

Nach Kriegsende wurde die Stadtsparkasse dann auf Anordnung der sowjetischen Militärverwaltung neu gegründet. Die Neueröffnung am 2. Juli 1945 erfolgte im westlichen Teil der Stadt, im Gebäude Kaltenborner Straße 59-61. Den Osten Gubens, damit auch den früheren Standort, hatten die Sowjets bereits am 8. Juni der polnischen Administration übergeben. Die damals vorläufige Westgrenze Polens legte dann am 2. August 1945 das Potsdamer Abkommen (Punkt IX b, 2. Abs.) fest.