• Sparmann ante portas, 1951 : © Historisches Archiv des OSV

Wenn der Sparmann zweimal klingelt …

In der frühen DDR bemühten sich die Sparkassen sehr, die staatlichen Vorgaben im Einlagengeschäft zu erfüllen. Spargelder wurden für den Aufbau gesammelt. Es gab sogar einen Abholeservice für Menschen, die es wegen ihres Berufs, ihrer Dienstzeit oder ihrer Hausfrauenpflichten nicht zur Sparkassenfiliale schafften. So steht es in dem Werbefaltblatt mit dem abgebildeten Cover, das wahrscheinlich in Briefkästen landete. Regelmäßig konnte der Sparmann vorbeikommen und schon Beträge ab 50 Pfennige mitnehmen. Er war war für den Vertrieb von Sparverträgen zuständig, wobei dann ein Beitrag automatisch vom Lohn abging.

Der Sparmann war nicht nur Sammler, sondern auch Berater. Er sollte die Menschen davon überzeugen, dass Sparen sich lohnte. Alles koste Geld, egal ob Geburt, Hochzeit, Krankheit oder Tod. Und natürlich ebenfalls der Urlaub, Möbel und Einrichtungsgegenstände. Auch andere Argumente wurden ins Feld geführt. Geld in der Brieftasche oder zu Hause sei nicht sicher und die Versuchung, es eines Tages für unnütze Dinge auszugeben, groß. Wer solche Werbung in seiner Post fand, war informiert. Auch darüber, dass der Sparmann demnächst unverbindlich zum Gespräch vorbeikam. Klinkenputzen nannten Sparkässler diesen Dienst damals.

  • © Historisches Archiv des OSV

Das S in der Wabe

Richtig eingestellt ist er, der Dauerkalender. Dieser Werbeartikel der Stadtsparkasse Naumburg stammt aus dem Jahr 1949. Ihn ziert das alte Sparkassenlogo, das es bereits im NS-Staat gab. Es zeigt im Prinzip eine Spardose mit Einwurftrichter, in den eine Münze fällt. Jedem regionalen Sparkassenverband in der jungen DDR stand es frei, das Zeichen verwenden zu lassen oder nicht. In Sachsen-Anhalt wurde es eingesetzt. Im Archivbestand finden sich auch einige Werbefaltblätter mit dem Logo, die 1950 beziehungsweise 1951 entstanden. Im Folgejahr wurden die Länder und die Verbände abgeschafft. Ein neues, einheitliches Logo kam 1957 im Osten zum Einsatz. Die Wabenform und Geld spielten auch bei ihm eine Rolle. Der Entwurf dafür kam vom Grafiker Siegfried Riediger.

  • Ausschnitt einer Seite eines Sparbuchs der Stadtsparkasse Niesky : © Historisches Archiv des OSV/ Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

Stempelkunde zum Weltspartag

Heute ist Weltspartag. Vor 100 Jahren fand dieser zentrale Werbetag der Sparkassen in Deutschland erstmals statt, damals noch am 31. Oktober. In unserem Historischen Archiv gibt es einige Objekte, die mit dem besonderen Tag zu tun haben. Zum Beispiel ein Chemnitzer Sparbuch, das am Weltspartag 1932 ausgestellt wurde. In diversen Sparkassenbüchern hat er seine Spuren hinterlassen. Die Rede ist von Stempelabdrücken, die bei Einzahlungen entstanden.

Auch ein Sparbuch der Stadtsparkasse Niesky in der Oberlausitz wurde gekennzeichnet. Mit roter Farbe. Eine Weltkugel ist zu erkennen und das Datum 30. Oktober. Zehn Reichsmark wurden gespart. Doch irgendetwas stimmt da nicht. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, den Fehler erkennen, so hinterlassen Sie doch gern einen Kommentar. Wir freuen uns über Ihr Wissen zur Geschichte des Weltspartags!

  • Vorwort des Vorsitzenden des Rates des Kreises in der Festschrift zum Sparkassenjubiläum : © Historisches Archiv des OSV

Jubiläum im Sozialismus

Kürzlich erreichte uns eine Anfrage der Sparkasse Meißen. Es werden Informationen zur Entwicklung der Großenhainer Linie des Instituts benötigt. Es entstand 2007 aus den Kreissparkassen Meißen und Riesa-Großenhain. Bereits 1994 fusionierten die Kreissparkassen Großenhain und Riesa. In letztgenannter Stadt wurde 1853 eine erste Sparkasse eröffnet. Die Großenhainer Gründung datiert ins Jahr 1839.

Bei der Recherche in unserem Archivbestand fielen gleich zwei Festschriften auf, welche in der DDR-Zeit verfasst wurden. Die damalige Kreissparkasse Großenhain veröffentlichte sowohl 1964 als auch 1989 Broschüren. Das ist außergewöhnlich und erwähnenswert. Solche Werke sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Sie entsprechen dem politischen Geschichtsbild des Sozialismus und haben oft nur begrenzten wissenschaftlichen Wert. Eine Kostprobe? Die Gründung der Großenhainer Stadtsparkasse in der „feudalistischen“ und „kapitalistischen“ Zeit wurde zum 125. Jubiläum folgendermaßen erklärt.

„Es ist keineswegs etwa an ein Handwerk, Handel und Gewerbe befruchtendes Bankunternehmen gedacht, vielmehr richtet sich seine Tätigkeit an eine ganz besondere Bevölkerungsklasse. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf jene Tage, wenn es in der Bekanntmachung [der Eröffnung] heißt: Wie die Sparkasse nun insonderheit für den Nutzen der ärmeren Klasse errichtet ist, so erwarten wir, daß dieselbe sich der dadurch für sie entspringenden Vorteile bedienen werde. Insbesondere denkt man an Dienstboten und Arbeiter, denen man Gelegenheit geben will, ihre kleinen Ersparnise ’sicher‘ und ’nutzbar‘ anzulegen. Dahinter stand der Gedanke der herrschenden Machthaber, diese Ersparnisse für ihre Profit- und Besitzinteressen zu verwenden.“

  • Ihren 100. Geburtstag feierte die Sparkasse in der sogenannten „Roten Schule" an der heutigen Straße des Friedens 12. : © Sparkassenmuseum Muldental

Die Vorbereitungen laufen

Im kommenden Jahr feiert die Sparkasse Muldental ihr 200-jähriges Bestehen. Das Historische Archiv des OSV unterstützt das Jubiläum auf verschiedene Weise. So soll etwa eine Ausstellung zur Geschichte des Unternehmens gestaltet werden. Dies bedeutet zunächst das Sammeln von interessanten Fakten und Bildern. Recherchiert wird unter anderem vor Ort in Sachsen, zum Beispiel im Staatsarchiv in Dresden und Leipzig sowie in Stadtarchiven. Die bedeutendsten Funde gibt es jedoch im Sparkassenmuseum Muldental.

Dort lagert zum Beispiel eine Akte, die Aufschluss über die Feier des runden Geburtstags am 11. April 1926 gibt. Zur Veranstaltung am Sonntagvormittag lud Bürgermeister Dr. Walter Hornig in die Aula der Realschule ein. Erwähnenswert ist, dass es sich um eine der Schulen handelt, welche die Stadtsparkasse Grimma bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit „Überschüssen“ unterstützte. Heute wird das Gebäude unweit der Sparkassenzentrale als Berufliches Schulzentrum genutzt.

Auch anlässlich des historischen Jubiläums zeigte man sich übrigens spendabel. Am Schluss seines Referats zur Entwicklungsgeschichte der Sparkasse verkündete Dr. Hornig die Gründung einer Stiftung. Nach dem Rückschlag der Inflation stellten zunächst 5.000 Reichsmark das Kapital dar. Dies war der den Gewinnen der Wertpapierabteilung der 1910 gegründeten kommunalen Girokasse zu verdanken. Die Zinserträge sollten bedürftigte Angestellte und Beamte der Stadt erhalten.

  • Ansichtskarte Rostock Hafen

    Die Sparkasse gewährte der Stadt 1888 runde 100.000 Mark Kredit für den Schul- und Hafenbau. (Ansichtskarte Verlag A. Nerger in Rostock, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Auch am Bau des Theaters 1895 beteiligte sich die Sparkasse finanziell. Mit 2.500 Mark. (Abb. Ansichtskarte Verlag Alfred Silbermann & Co. in Berlin, versendet 1901; Bestand Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Zur Errichtung des Denkmals für die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 gefallenen Rostocker steuerte die Sparkasse 200 Taler bei. (Abb. Ansichtskarte ohne Verlagsangabe, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Sparkasse gewährte der Stadt Rostock bereits 1862 stattliche 24.000 Taler Kredit für den Bau von Schulen. (Abb. Taler mit Abbildung des Landesherrn Friedrich Franz II. - Herrschaft 1842-1883, geprägt 1848) : © Historisches Archiv des OSV

  • Anlässlich ihres 75jährigen Bestehens stiftete die Sparkasse 15.000 Mark für das Elisabethheim in der Friedrichstrasse. Das war eine Pflegeeinrichtung für körperbehinderte Kinder. (Abb. Ausschnitt Stadtplan Verlag Geographische Anstalt von Wagner & Debes in Leipzig, 1899; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

200 Jahre Sparkasse in Rostock

Seit 200 Jahren gibt es nun schon eine Sparkasse in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Zu verdanken ist die Gründung engagierten Bürgern. Bereits 1821 planten Mitglieder des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins die Einrichtung einer Sparkasse. Als gemeinnütziges privates Institut sollte sie dann ins Leben treten. Zwölf fortschrittlich denkende Rostocker Männer, mehrheitlich Kaufleute, bildeten unter Vorsitz des Senators Dethloff Ludolf Eobald Karsten einen Sparkassenvorstand. Im Frühjahr 1825 sammelten sie mit Hilfe von wohltätigen Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt ein Grundkapital.

Das Statut der Kasse schickte Karsten an den Großherzog Friedrich Franz. Weil die Genehmigung des Landesherrn verspätet aus der Hauptstadt Schwerin eintraf, konnte die Kasse nicht wie geplant zu Johannis, sondern erst zu Michaelis 1825 den Betrieb aufnehmen. Unter anderem an diesen kirchlichen Gedenk- und Festtagen orientierte sich damals das Finanz- und Bankwesen im Land. Die Sparkasse hatte ab dem 26. September zunächst montags von 11:00 bis 13:00 Uhr geöffnet. Das Geschäftslokal befand sich im Haus des Kassierers, des Kaufmanns Christian Friedrich Eggers, in der Wokrenter Straße.

Dort erhielt vor 200 Jahren ein Schiffskapitän namens Gerdes das Sparbuch Nummer 1. Insgesamt kamen am Eröffnungstag 79 Stück zusammen. Die Einzahlungen betrugen 1.715 Taler und 27 Schillinge. In Mecklenburg bestand der Taler aus 48 Schillingen zu je 12 Pfennigen. Die Sparkasse stand qua Satzung der Einwohnerschaft sowie Auswärtigen offen. Nicht nur Geringverdienende konnten hier kleine Ersparnisse unterbringen, um zum Beispiel für Notfälle oder das Alter vorzusorgen. Allen Menschen war es möglich, sich ein gewisses Vermögen zusammenzusparen.

Die private Sparkasse entwickelte sich erfolgreich. Nach 25 Jahren betrugen die Einlagen 796.085 Taler, nach 50 Jahren 3,9 Mio. Mark und 1900 bereits 8,7 Mio. Mark. Das Geld wurde rentabel und sicher angelegt, wobei der Fokus auf Hypothekenkrediten lag. Man stellte auch Darlehn für wichtige städtische Projekte bereit. Von den Sparkassengewinnen profitierten zum Beispiel soziale und kulturelle Einrichtungen Rostocks. Das geschah bereits bevor die Sparkasse eine kommunale war. Dieses frühe Engagement belegen einige Bildbeispiele im Blogbeitrag.