• Seit 2016 im Bildungs-Einsatz an der NOSA: Verbandshistoriker Thomas Einert : © Historisches Archiv des OSV

  • Das gemeinnützige Engagement ist immer Thema. Es begann bereits im 19. Jahrhundert. : © Historisches Archiv des OSV

  • In unserem Archivbestand befinden sich viele für Schulungen nützliche Dinge. : © Historisches Archiv des OSV

  • Geschichte zum Begreifen - Eine Spardose diente als gestalterische Vorlage für das erste Sparkassenlogo. : © Historisches Archiv des OSV

Im zehnten Jahr – Sparkassengeschichte an der NOSA

Heute war es wieder soweit. Eine große Gruppe Azubis von Mitgliedssparkassen des OSV konnte ich zur „Geschichtsstunde“ begrüßen. Diese findet nun schon im zehnten Jahr im Rahmen des Einführungsseminars an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie statt. Seit 2016 wird darüber im Sparkassengeschichtsblog berichtet.

Dank der Bestände unseres Historischen Archivs kann ich als Dozent auf die Historie aller vertretenen Sparkassen eingehen. So bekommen die Teilnehmenden etwa alte Sparbücher und Sparbüchsen aus ihrer Heimat zu sehen. Unter anderem sind Postkarten und Fotos sowie Werbematerialien im Einsatz. Und weil es viel um Geld geht, dürfen diverse Münzen und Scheine nicht fehlen.

Bei meinen Veranstaltungen werden verschiedene Themen behandelt. Die Auszubildenden erfahren, seit wann und warum es ihre Sparkasse vor Ort gibt. Ich gehe zum Beispiel auf die Produktentwicklung, die Anfänge des gemeinnützigen Engagements oder technische Innovationen ein. Die historischen Hintergründe des Sparkassen-Logos dürfen nicht fehlen. Gute, aber auch schlechte Zeiten stehen auf der Agenda.

Die Kernbotschaft ist, dass es Sparkassen schon lange gibt und sie im Laufe der Zeit schon einiges erlebt und sich weiterentwickelt haben. Ihre einzigartige Geschichte hebt die Sparkassen von anderen Kreditinstituten ab. Sie wird anschaulich, abwechslungsreich und letztlich unterhaltsam vermittelt. Denn es gilt, das Interesse am und die Verbundenheit mit dem eigenen Unternehmen zu stärken.

  • funktionsfähiger Sparautomat aus den 1930er Jahren im Museum der Erzgebirgssparkasse : © Historisches Archiv der Erzgebirgssparkasse

  • Unser Sparautomat befand sich 2017 im Außeneinsatz im Museum Viadrina Frankfurt (Oder). Auch im Deutschen Historischen Museum Berlin und im Schulmuseum Friedrichshafen war er schon. : © Historisches Archiv des OSV

  • Werbung in der Sparkasse, Fachblatt der deutschen Sparkassen- und Giroorganisation, Juli 1925 : © Historisches Archiv des OSV

  • Werbung im Jahrbuch des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes 1927 : © Historisches Archiv des OSV

Sparautomaten made in Berlin

Nach der verheerenden Inflation Anfang der 1920er Jahre bauten die Sparkassen das Spargeschäft neu auf und förderten mit verschiedenen Einrichtungen das Kleinsparen. Dabei kamen unter anderem Sparautomaten zum Einsatz. Diese bot vor 100 Jahren die Firma Hänel & Schwarz aus Berlin an. Das Unternehmen hatte im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes moderne Automaten entwickelt. Im Juli 1925 war die Mengenfabrikation angelaufen. Die Sparkassen konnten sie zum Beispiel für den Einsatz in Schulen bestellen. Dort sollten sie die Jugend zum Sparen erziehen.

Praktisch waren die Geräte, wenn das Schulsparen aufgrund des fehlenden Engagements der Lehrerschaft nicht stattfinden konnte. Üblicherweise hatte sie nämlich Sparmarken zu verkaufen, Buch zu führen, das eingenommene Geld aufzubewahren, an die Sparkasse abzuliefern, … Das bedeutete Arbeit und Verantwortung. Der Sparautomat als direkte Annahmestelle der Sparkasse entlastete. Ein weiterer Vorteil war, dass die Schülerinnen und Schüler diskret in der Pause ihre Einzahlungen tätigen konnten. Sonst fand das Sparen ja vor der versammelten Klasse während einer Schulsparstunde statt.

Bestimmt hatte der mechanische Vorgang seinen Reiz. Die Kurbel wurde nicht umsonst vom Hersteller als sehr stabil bezeichnet. Durch Spielen könne der Apparat nicht beschädigt werden, hieß es. Zunächst musste eine Quittungskarte mit 10 Feldern in den Schlitz geschoben werden. (Bild 2) Sie bekam man beim Rektor oder Lehrer. Nach dem Einwurf einer Münze, meist 10 Reichspfennig, erfolgte ein Stempelaufdruck durch das Drehen der Kurbel an der rechten Seite. Die Sparenden konnten ihre vollgestempelten Karten selbst zur Sparkasse bringen und sich die gesammelten Beträge auf dem Sparbuch gutschreiben lassen. Den Transport bot aber auch Schulpersonal an.

Empfohlen wurde eine Montage am Eingang oder im Flur der Schule. Die Geräte konnten mit Schrauben an der Wand befestigt werden. In Mode kamen dann Exemplare mit Sockeln, die am Boden festgeschraubt wurden.* Die Sparautomaten waren mit einem plombierten Zählwerk für Münzen und Stempelabdrücke ausgestattet. Einen Missbrauch durch Falschgeld schloss der Hersteller aus. Alte 10-Pfennig-Stücke aus Zink, Nickel oder Eisen wurden nicht angenommen. Das Schloss und das Gehäuse des Automaten galten als diebessicher. Sparkassenpersonal war für die Leerung zuständig. Der Beamte notierte den Zählerstand und schüttete die Münzen in einen Beutel. In der Sparkasse erfolgten Kontrolle und Abrechnung.

* Einen Stand-Sparautomaten aus späterer Zeit haben wir, voll einsatzbereit, im Archivbestand. Sie sehen ihn als Bild 2 dieses Beitrags.

  • Das Reichsgesetz regelte vor 100 Jahren unter anderem die Entschädigungen für die Sparkassenkundschaft, deren Ersparnisse in der Inflation entwertet wurden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die alten Guthaben mussten zunächst in Goldmark umgerechnet werden. Ein hilfreiches Tabellenwerk publizierte Gerhard Vollhaber, Sparkassendirektor in Wilhelmshaven. : © Historisches Archiv des OSV

  • Auch dieses Sparbuch der Schweinitzer Kreissparkasse mit Sitz in Herzberg (Elster) in Preußen wurde aufgewertet. Die Kundin bekam 67 Reichsmark. : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Aufwertungsgesetz bestimmte eine Aufwertung von mindestens 12,5 Prozent des Goldmarkwertes der Altgutgaben. Bei der Sparkasse im sächsischen Olbersdorf gab es das Doppelte. : © Historisches Archiv des OSV/ Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

Vor 100 Jahren – Das Aufwertungsgesetz regelte Entschädigungen

Zur staatlich verschuldeten Inflation Anfang der 1920er Jahre sind im Laufe der Zeit schon verschiedene Beiträge im Sparkassengeschichtsblog erschienen. Sie befassen sich unter anderem mit Milliarden auf dem Sparbuch oder Billionen-Scheinen. Im Herbst 1923 stoppte die rasante Geldentwertung. Im Folgejahr wurde die Reichsmark neue deutsche Währung. Kundinnen und Kunden konnten alte Mark-Guthaben bei ihrer Sparkasse anmelden, um eine Entschädigung zu erhalten. Bargeld tauschte die Reichsbank im Verhältnis 1 Billion zu 1 um.

Am 16. Juli 1925 wurde dann ein Reichsgesetz über die Aufwertung von Hypotheken und anderen Ansprüchen veröffentlicht. Es regelte die Aufwertung von Ansprüchen in Mark, die vom Währungsverfall betroffen waren. Voraussetzung war die Errechnung eines sogenannten Goldmark-Wertes. Man schrieb zahlreiche Umrechnungssätze fest. (Bild 2) Ab dem 20. November 1923 entsprach eine Billion Papiermark einer Goldmark.

Das Gesetz befasste sich zudem mit der Aufwertung von Sparkassenguthaben. Zunächst hieß es aber für die Sparkassen, ihre entwerteten Anlagen zum Teil wiederherzustellen. Dies betraf zum Beispiel die Hypothekenkredite. Zu den Aktiva gehörten auch viele Staatspapiere, etwa Anleihen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Deren Aufwertung regelte vor 100 Jahren ein separates Gesetz. Letztlich sollten sich unter Länderaufsicht Teilungsmassen bei den Sparkassen bilden.

Die Kundschaft musste laut Aufwertungsgesetz prinzipiell mindestens 12,5 Prozent des errechneten Goldmarkwertes ihrer alten Sparguthaben erhalten. Die obersten Landesbehörden bekamen aber die Ermächtigung, von der einheitlichen Regelung abzuweichen. So konnten etwa Gewinne der Geldinstitute oder Beiträge der kommunalen Träger in die Teilungsmasse eingehen. Preußen bestimmte einen Aufwertungssatz für alle Sparkassen. In Sachsen hingegen berechnete jedes einzelne Institut eine individuelle Quote. (Bilder 3, 4) Beides war gesetzlich erlaubt.

Die Aufwertung bedeutete eine Menge Rechenarbeit für die Sparkassen. Es mussten ja sämtliche Ein- und Auszahlungen berücksichtigt werden und nicht nur der Endstand des Kontos. Außerdem erfolgten noch staatliche Verfahrensänderungen, die zu Verzögerungen führten. So zog sich der Entschädigungsprozess bis in die 1930er Jahre. Ältere und bedürftige Sparende mussten aber nicht so lange warten. Sie bekamen Abschlagszahlungen. Sicherlich trug diese freiwillige Maßnahme dazu bei, das Vertrauen in die Sparkassen zu stärken.

  • Historiker Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk und Ausstellungsleiter Sören Marotz eröffneten kurzweilig und faktenreich die Sonderausstellung anlässlich der Währungsunion vor 35 Jahren im DDR Museum. : © Historisches Archiv des OSV

  • geschichtsträchtige Ausstellungsexponate - Eindrücke von der Sonderausstellung rund um die Währungsunion am 1. Juli 1990 : © Historisches Archiv des OSV

  • Bildergeschichte : © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

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35 Jahre Währungsunion – eine Sonderausstellung lädt ein

Anlässlich des Jahrestages der deutsch-deutschen Währungsunion präsentiert das DDR Museum in Berlin eine Sonderausstellung. Unter dem Titel „Endlich Westgeld! Die Währungsunion vom 1. Juli 1990“ sind noch bis zum 22. März 2026 ausgewählte Exponate zu sehen. Neben einigen anderen Leihgebern, unterstützte auch das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes gern mit Objekten aus den eigenen Beständen.

Auf der Eröffnung erfuhren die Gäste vom Ausstellungsleiter Sören Marotz, dass das Thema „Geld“ schon lange auf der Wunschliste des DDR Museums stand. Doch wie man es drehte und wendete – alles mündete bei der denkwürdigen Währungsunion. Herausgefunden – getan. Ein Jahr lang beschäftigten sich die Macher mit der Umsetzung dieses vordergründig abstrakten Themas. Die Herausforderung: Nicht nur „Flachware“ zu zeigen, sondern Menschen anhand besonderer Einzelstücke zu fesseln und gleichzeitig zu informieren. Im Ergebnis entstand eine kleine aber feine Inszenierung im Zentrum der Dauerausstellung.

Das Leitmotiv der Schau dürfte noch vielen in guter Erinnerung sein: „Kommt die – DM – bleiben wir / kommt sie nicht / dann gehen wir zu ihr!“ Und sie kam am 1. Juli. Und mit ihr die für viele Ostdeutsche so wichtige Reisefreiheit. Neben den neuen Konsummöglichkeiten werden auch zwei besondere Geldscheine vorgestellt, die nie in den Umlauf kamen. Erzählt wird außerdem von der ideenreichen Nachnutzung der unzähligen, nun überflüssigen DDR-Alu-Münzen. Wie selbstverständlich findet sich der Bezug zur Gegenwart. So sind Objekte zum Film „Zwei zu Eins“ sowie eine digitale Präsentation der letzten DDR-Banknoten-Serie, inkl. vieler Hintergrundinformationen, zu sehen. Interessant ist, dass in Kooperation mit der SuperIllu ein Aufruf gestartet wurde, um Erinnerungen von Zeitzeugen rund um die Währungsunion zusammenzutragen.

Unzweifelhaft zum Höhepunkt gehörte der Impulsvortrag des Historikers Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk. Selbst ein Zeitzeuge, verpackte er die Fakten zur Währungsunion in kleinere und größere Geschichten – Storytelling vom Feinsten, Zuhören für Genießer. Das Jahr 1990, so sein Fazit, war wohl das freieste, was wir je erlebt haben. Wer den Umbruch mitgemacht hat, kann dem wohl nur zustimmen. Zwischen Auflösung und Neuem schien alles möglich, für eine kurze Zeit herrschten quasi „anarchische Verhältnisse“. Oder treffend auf der Eröffnung formuliert: „Es war wie eine rasante Fahrt auf der Autobahn, währenddessen alle vier Räder gewechselt wurden.“

Unsere Rückschau auf diese ereignisreiche Zeit vor 35 Jahren verdeutlicht: Ohne den tatkräftigen Einsatz der ostdeutschen Sparkassen wäre die Währungsumstellung vermutlich nicht so professionell und reibungslos abgelaufen. Warum das so ist, erklärt kurz und knackig unsere kleine Geschichte ab Seite 3 in der Bildergalerie.

  • Die Stadtsparkasse Cottbus (letzte Zeile) hatte Ende 1924 schon fast zwei Millionen Reichsmark Spareinlagen. : © Historisches Archiv des OSV

Geschäftsdaten vor 100 Jahren

Wer sich dafür interessiert, wie Sparkassen vor 100 Jahren dastanden, dem sei eine besondere Quelle zur Sparkassengeschichte empfohlen. Im Deutschen Sparkassen- und Girokalender für 1926 sind nämlich sämtliche deutschen Sparkassen von A bis Z gelistet. Nach dem Rückschlag durch die Hyperinflation finden sich hier die ersten Geschäftsdaten des Aufschwungs.

Damals begann das sogenannte Sparwunder in der Weimarer Republik. Die Menschen sparten wieder, obwohl sie fast ihre ganzen Guthaben wegen der staatliche Geldpolitik verloren hatten. Statt der ruinierten Mark war die stabile Reichsmark nun die deutsche Währung. Die Sparkassen betrieben intensiv Werbung und förderten das Kleinsparen.

Über diese Spareinrichtungen gibt der Kalender ebenfalls Auskunft. So reichte beispielsweise die Stadtsparkasse in Cottbus Heimspardosen aus und unterhielt Schulsparkassen. Bei der Kreissparkasse Cottbus gab es 1924 außerdem noch Sparmarken. Andere Institute stellten unter anderem Sparautomaten in Schulen auf oder verschenkten Sparbücher mit Starteinlage an potentielle junge Neukunden.

Über den weiteren Erfolg der Bemühungen geben die Jahrbücher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Auskunft, die sich ebenfalls in unserem Archivbestand befinden. So lässt sich die Entwicklung sämtlicher Sparkassen bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 nachvollziehen. Viele interessante Informationen enthalten die Bände, sogar die Gründungsjahre.

  • Kundeneinlagen der Mitgliedssparkassen in Millionen Euro : © Historisches Archiv des OSV

Das Archiv im Jahresbericht – die Jahresberichte im Archiv

Kürzlich veröffentlichte der Ostdeutsche Sparkassenverband seinen Jahresbericht 2024. Auf den Seiten 32/33 finden Sie auch Informationen zur Tätigkeit des Historischen Archivs. So war ein Highlight des vergangenen Jahres, auch persönlich für den Autor, die vielfältige Unterstützung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam bei ihren Jubiläumsaktivitäten. Hier finden Sie einen Blogbeitrag zu diesem Thema.

Seinen ersten Geschäftsbericht gab unser Verband, der damals noch Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband hieß, für 1990/1991 heraus. Viele Jahre lang wurden Druckwerke publiziert und landeten in dieser Form auch im Archivregal in Potsdam. Sie stellen eine bedeutende Quelle zur Verbandsgeschichte dar. Wichtige Ereignisse und Entwicklungen sind somit dokumentiert.

Von Interesse ist unter anderem das enthaltene Zahlenmaterial, sprich die Geschäftsdaten unserer Mitgliedssparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen Anhalt. Seit 1992 sind wir ein Vier-Länder-Verband. Bei der Auswertung ist allerdings zu beachten, dass Zahlen in den Berichten der nachfolgenden Jahre auch korrigiert wurden.

Blickt man zum Beispiel 30 Jahre zurück, so betrug die Bilanzsumme der Sparkassen 140,9 Milliarden Deutsche Mark. 2024 waren es 159,2 Milliarden Euro. Die Kredite stiegen in dem Zeitraum von 44,8 Milliarden DM auf 81,1 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen wiederum standen 1994 bei 112,8 Milliarden DM. Für das letzte Jahr wurden sogar fast 134,2 Milliarden Euro bilanziert. Im Diagramm, das Sie als Blogbild sehen, erfolgt eine einheitliche Angabe in der aktuellen Währung.