• Karte Kreis Jessen 1983

    Vor 25 Jahren wurden in Ostdeutschland die Länder neu gegründet, durch die Zusammenlegung von Bezirken und Kreisen. So war etwa der Kreis Jessen Teil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. (Ausschnitt Verwaltungskarte der DDR von 1983, hrsg. vom VEB Tourist Verlag Berlin/Leipzig; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Weimarer Verlagsgesellschaft in der Verlagshaus Römerweg GmbH

  • Laendereinfuehrungsgesetz 1990

    Bereits im Sommer 1990 wurde in der DDR die Wiedereinführung der fünf Länder beschlossen. Im Einigungsvertrag wurde der Termin auf dem 3. Oktober 1990 vorverlegt. (Gesetz in: Gesetzblatt der DDR, Teil I Nr. 51 1990, S. 955; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 25 Jahren: Die Einheit Deutschlands und die Neugründung der ostdeutschen Bundesländer

Vor 25 Jahren wurde sie Wirklichkeit. Die staatliche Einheit Deutschlands wurde nach Jahrzehnten der Teilung wiederhergestellt. Bereits am 31. August 1990 schlossen Vertreter der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland den Einigungsvertrag. Er regelte den Beitritt der DDR am 3. Oktober 1990. Das Grundgesetz sollte fortan für das gesamte deutsche Volk gelten.

Sowohl im damaligen ostdeutschen Parlament, der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR, als auch im Bundestag fand der Vertrag am 20. September 1990 eine breite Mehrheit. Danach erfolgte die Zustimmung des Bundesrates. Der Bundespräsident Richard von Weizsäcker unterzeichnete das Gesetz. So konnte der Einigungsvertrag noch nicht einmal ein Jahr nach dem Mauerfall in Kraft treten.

Damit bekam die Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 fünf neue Länder. Die Volkskammer hatte die Neugründung der 1952 aufgelösten ostdeutschen Länder schon am 22. Juli beschlossen, für den 14. Oktober. Im Staatsvertrag zur Einheit wurde dieser Termin dann vorverlegt. In der DDR gab es seit der Verwaltungsreform der 1950er-Jahre nur noch Bezirke und Kreise, die es 1990 zusammenzuführen galt.

Die Bezirke Magdeburg und Halle wurden zum Beispiel zum Bundesland Sachsen-Anhalt, wobei der Kreis Artern an Thüringen ging. Zugleich gehörte der Kreis Jessen (vormals Bezirk Cottbus) zu Sachsen-Anhalt. Er grenzte nun an Brandenburg und Sachsen. In dieser Region gab und gibt es also eine direkte Nachbarschaft von Sparkassen dreier Bundesländer. Jetzt wirken dort die Sparkasse Wittenberg, die Sparkasse Elbe-Elster und die Stadt- und Kreissparkasse Leipzig.

Die letztgenannte Sparkasse war übrigens vor 25 Jahren die größte in den neuen Ländern. Gleichzeitig gab es viele kleine Sparkassen. So hatte damals die Kreissparkasse mit dem geringsten Umfang ihren Sitz in Röbel. Heute ist hier die Müritz-Sparkasse vor Ort. Zahlreiche Landkreise und Sparkassen existierten 1990 in den neuen Bundesländern: 31 Kassen in Mecklenburg-Vorpommern, 40 in Brandenburg, 50 in Sachsen, 39 in Sachsen-Anhalt sowie 36 in Thüringen.

Sie bewährten sich seit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion (1. Juli 1990) in der Marktwirtschaft. Eine wichtige rechtliche Grundlage, um unter den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen agieren zu können, war das DDR-Sparkassengesetz vom 29. Juni 1990. Es galt mit der Einheit zunächst als einheitliches Landesrecht weiter. Sparkassenrecht war auch in Ostdeutschland wieder Landesrecht. Später wurden einzelne Ländergesetze eingeführt, zuletzt 1996 in Brandenburg.

  • Ansichtskarte Verlag Kurt Meyer, Elsterwerda; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Eine besondere Ansichtskarte

Im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes gibt es eine große Sammlung alter Ansichtskarten, auf denen Sparkassen abgebildet sind. Darunter befinden sich einige Exemplare, die mir besonders gut gefallen. Viele dieser Karten haben Fotografien von Kassen in schmucken Rathäusern oder Gemeindeämtern als Motiv, zeigen auch Bürgerinnen und Bürger in zeittypischer Kleidung.

Selten aber sind Menschen für die Fotoaufnahme so in Szene gesetzt worden wie hier, im alten Ackerbürgerstädtchen Uebigau (heute Uebigau-Wahrenbrück in Brandenburg). Im Mittelpunkt stehen der Ratskeller und höchstwahrscheinlich die Familie des Inhabers. Datiert werden kann das Bild frühestens auf 1912, denke ich. In dem Jahr wurde nämlich die elektrische Beleuchtung, die wohl am Gebäude zu erkennen ist, in der Stadt eingeführt.

Ein ähnliches Foto des Rathauses, der Gaststätte sowie der vorherigen Inhaber ist bereits ein paar Jahre zuvor entstanden. Diese Aufnahme ist, leider unscharf, auf einer unserer Mehrbild-Karten erhalten. Sie wurde 1909 versendet. Bei der Stadtsparkasse, die 1901 ihr Geschäft begonnen hatte, bestanden 1909 bereits 781 Sparbücher mit insgesamt rund 309.000 Mark Einlagen.

Da die Kundschaft beim Gang zur Sparkasse immer am Ratskeller vorbeikam, lässt sich die Frage stellen, wie viele Markstücke wohl damals nicht gespart, sondern für Getränke (siehe Bild) ausgegeben wurden. Sicherlich lockte auch ein leckerer Braten. Da hieß es: Standhaft bleiben! Nicht alles Geld in der Gegenwart ausgeben, sondern an die Zukunft denken!