• gestaltet von Rudolf Pfennigwerth, ca. Ende 1920er/1930er Jahre : © Historisches Archiv des OSV

Weihnachtszeit ist Märchenzeit

Viele städtische Sparkassen förderten ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert den Kleinspargedanken und trugen damit zur Sparerziehung bei. Schön gestaltete Sparkarten, wie diese hier aus Dresden, sprachen besonders Kinder und Jugendliche an. Konnten sie regelmäßig einen bestimmten Betrag – zuerst 10 Pfennige, später oft auch 50 Pfennige – erübrigen, war die Karte oder auch ein kleines Heft schnell bis aufs letzte Feld beklebt mit Sparmarken. Die Gutschrift auf ein Sparbuch erfolgte anschließend bei der örtlichen Sparkasse.

Was bei Kindern und Jugendlichen mindestens genauso gut ankam, waren Märchen. Für Erwachsene aufgeschrieben, von Kindern gern gehört, bietet die besinnliche Weihnachtszeit bis heute einen ganz besonderen Rahmen für phantastische Geschichten und Träumereien. Wie inspirierend Dresden für E.T.A. Hoffmann, einen der bekanntesten Dichter der Romantik, war, lässt sich im „Märchen aus der neuen Zeit. Der goldne Topf“ nachlesen: Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr, rannte ein junger Mensch in Dresden durchs Schwarze Tor, und geradezu in einen Korb mit Äpfeln und Kuchen hinein, die ein altes häßliches Weib feilbot […]

Entdecken Sie das Märchen, das 1814 in einer schweren, krisenbehafteten Zeit entstand, noch einmal neu und lassen Sie gemeinsam mit unserem Studenten Anselmus, dem Helden der Geschichte, die reale Alltagswelt hinter sich, um in das Reich der Phantasie einzutauchen. Erleben Sie die königliche Haupt- und Residenzstadt Dresden zu einer Zeit, in der nur wenige Jahre später eine Sparkasse eröffnet wurde, um dem gänzlichen Verarmen und insbesondere den gefährlichen Folgen entgegenzuwirken.*

Ja, die Sparkasse in Dresden feiert im kommenden Jahr tatsächlich schon ihren 200. Geburtstag. Doch darüber berichten wir später. Nun ist erst einmal Weihnachten und wir Blogautoren wünschen Ihnen eine gesunde, friedliche & vor allem märchenhafte Zeit!

————-

*zitiert nach Wysocki, Josef: Stadtsparkasse Dresden 1921–1996. Geschichte und Gegenwart. Hrsg. von d. Stadtsparkasse Dresden, Stuttgart, 1996. S. 13; vgl. auch Böhmert, Victor: Das sächsische Sparkassenwesen von 1821 bis 1881. In: Die Sparkasse, 1883, Nr. 62, S. 3.

  • © Historisches Archiv des OSV

Tausende Gründungsdaten

Wer nach den Gründungsdaten historischer Sparkassen sucht, kommt an diesem Werk nicht vorbei. Das Jahrbuch des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes enthält nämlich Angaben zu sämtlichen 1930 bestehenden Sparkassen, aphabetisch geordnet von A wie Aachen bis Z wie Zwönitz. Das waren damals im Deutschen Reich rund 2.600 Institute. Man findet auch Informationen zur Verbandszugehörigkeit, Einlagenhöhe, Kontenzahl, zu Geschäftszeiten und manches mehr. Wer also Auskunft sucht, kann sich gern an uns wenden. Das Jahrbuch ist sowohl im Archiv in Potsdam als auch im Büro in der Geschäftsstelle in Berlin griffbereit.

  • Im Hintergrund: Presseartikel aus der Berliner Morgenpost vom 21. Dezember 1990; vorn: Presseinformation zur Wiedervereinigung der Berliner Sparkasse vom 20. Dezember : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Bereits Mitte 1990 wurden die Sparbücher der Ost-Berliner Sparkasse im westlichen Sparkassenlayout gestaltet : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sie führten die beiden Berliner Sparkassen zusammen: Hubertus Moser, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse der Stadt Berlin West/Landesbank Berlin (rechts), und Dr. Theo Drees, Direktor der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sprung nach vorne, LBB-Werbeplakat von 1991 : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Vor dreißig Jahren: Wiedervereinigung der Berliner Sparkasse

Die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 ermöglichte auch die Wiedervereinigung der seit Dezember 1948 geteilten Berliner Sparkasse. Durch Beschluss der Gesamtberliner Landesregierung von Senat und Magistrat wurde am 11. Dezember 1990 die Sparkasse der Stadt Berlin aus dem Ostteil der Stadt auf die am 1. Oktober 1990 errichtete Landesbank Berlin (LBB) übertragen, unter deren Dach sich bereits die Sparkasse der Stadt Berlin West befand.

Der Weg zur Wiedervereinigung der beiden Sparkassen dauerte nur knapp ein Jahr. Bereits kurz nach dem Mauerfall trafen sich um die Jahreswende 1989/1990 die Führungsspitzen der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) und der Sparkasse der Stadt Berlin West zum gegenseitigen Kennenlernen und zu ersten Informationsaustauschen. Bald kamen auch Führungskräfte verschiedener Unternehmensbereiche beider Sparkassen zu Arbeitsgesprächen zusammen. Dabei stand bereits frühzeitig die strategische Neuausrichtung der Ost-Berliner Sparkasse unter marktwirtschaftlichen Aspekten im Blickfeld.

Kooperationsvertrag

Die Einführung der D-Mark im Rahmen der Währungsunion am 1. Juli 1990 führte zu einem erheblichen Arbeitsanfall bei der Ost-Berliner Sparkasse. In diesen Wochen rückten die beiden Berliner Sparkassen zusammen und intensivierten ihre Zusammenarbeit. Zunächst ging es um den Transfer westlicher EDV-Kenntnisse sowie um eine personelle Unterstützung seitens der West-Berliner Sparkasse zur Abwicklung der Währungsumstellung.

Als Grundlage für eine zukünftige partnerschaftliche Zusammenarbeit wurde am 29. Juni 1990 zwischen der Sparkasse der Stadt Berlin West und der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) ein Kooperationsvertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag regelte die Unterstützung der West-Berliner Sparkasse für die Sparkasse im Ostteil Berlins hinsichtlich der Einrichtung eines zweckgerechten und konkurrenzfähigen Geschäftsbetriebs. Dabei ging es im Wesentlichen um die Verständigung hinsichtlich einer gemeinsamen Geschäftspolitik, die Einrichtung und Abwicklung des Bankbetriebs, die gemeinsame Nutzung von Produkten sowie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter. Mit diesem Vertrag war die Zielrichtung vorgegeben: die Fusion der beiden Sparkassen. Mitte Juli 1990 wurden gemeinsame Arbeitsgruppen der beiden Häuser eingerichtet, die das Zusammengehen vorbereiten sollten.

Partnerschaftsmodell

Bereits unmittelbar nach der Währungsumstellung stand den Kunden in den Ost-Berliner Zweigstellen ein erweitertes Produktangebot aus der West-Berliner Sparkasse zur Verfügung. Unterstützung für die Beratung und für den Verkauf dieser Produkte erhielten die Zweigstellen seit dem 9. Juli 1990 durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den West-Berliner Partnerzweigstellen. Jede Zweigstelle im Ostteil bekam eine Zweigstelle aus dem Westteil als Partner zur Seite gestellt. Da beide Sparkassen jeweils rund 90 Zweigstellen hatten, konnte das Partnerschaftsmodell gut umgesetzt werden. Allerdings erfolgte die Bearbeitung und Abwicklung der Geschäftsvorgänge ausschließlich in der West-Berliner Sparkasse. Parallel dazu richtete die West-Berliner Sparkasse eigene Beratungsstellen im Ostteil Berlins ein, um dort eine qualifizierte Beratungsleistung speziell für Firmen- und vermögende Privatkunden anbieten zu können.

Wiedervereinigung

Einige Wochen später wurde auf Beschluss des Ost-Berliner Magistrats der erste Vorstand der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) berufen. Mit Wirkung vom 2. Oktober 1990 gehörten ihm der amtierende Direktor der Sparkasse der Stadt Berlin Dr. Theo Drees, der Vorstandsvorsitzende der LBB/Sparkasse der Stadt Berlin West Hubertus Moser und das LBB-Vorstandsmitglied Friedhelm Schaperjahn an.

Seit der Überführung der Ost-Berliner Sparkasse auf die LBB am 11. Dezember 1990 wurde das Sparkassengeschäft im gesamten Berliner Stadtgebiet unter dem Namen Berliner Sparkasse geführt. Die Berliner Sparkasse betreute jetzt über 3 Millionen Kunden. Sie hatte 5.907 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon kamen 1.841 Beschäftigte von der Ost-Berliner Sparkasse, und ein Geschäftsstellennetz von 183 Zweigstellen. Die Aufgabe des Koordinators für die Integration der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) übernahm Dr. Theo Drees. Am 20. Dezember 1990 informierte Hubertus Moser auf einer Pressekonferenz über die Zusammenführung beider Berliner Sparkassen.

Ende Dezember 1990 folgte eine wichtige Änderung des Partnerschaftsmodells. Die Leitung der West-Zweigstelle übernahm jetzt auch die Leitung der Ost-Zweigstelle. Gleichzeitig wurden die zentralen Bereiche der Ost-Berliner Sparkasse den entsprechenden Bereichsleitungen der LBB unterstellt und ihre organisatorische Eingliederung in die Wege geleitet. Im Jahresabschluss der LBB per 31.12.1990 war auch das Betriebsergebnis der Ost-Berliner Sparkasse rückwirkend vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 1990 enthalten. Dadurch erhöhte sich die Bilanzsumme um 6,0 Mrd. D-Mark auf 31,3 Mrd. D-Mark.

Umsetzung der Zusammenführung

Eine der Hauptaufgaben nach der Zusammenführung war zunächst die Integration der rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ost-Berliner Sparkasse. Für sie brachte die Neuausrichtung besonders hohe Belastungen und viele Herausforderungen mit sich. Zudem wurde von ihnen, wie aber auch von den West-Angestellten, eine hohe Flexibilität bei der Bewältigung der neuen Situation abverlangt. Sehr positiv auf den Integrationsprozess wirkte sich aber das angebotene Qualifizierungsprogramm und die Arbeitsplatzsicherheit für die Ost-Angestellten aus.

Ein weiteres drängendes Problem war die Einführung eines westlichen Datenverarbeitungssystems. In den Monaten November 1990 bis Juni 1991 wurden alle Zweigstellen im Ostteil Berlins mit westlicher EDV-Technik ausgestattet. Die Arbeitsplätze erhielten neue Kassen- und Beraterterminals mit einem EDV-Anwendungssystem vom Verbandsrechenzentrum der niedersächsischen Sparkassen. Zur Arbeitsentlastung der Zweigstellen sollte auch die zügige Installierung von Selbstbedienungsgeräten beitragen. Allein bis Ende Dezember 1990 erfolgte die Installation von rund 50 Geldautomaten.

Im September 1990 begannen die ersten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ost-Berliner Sparkasse. Anfang 1991 kamen dann vielfältige Qualifizierungsmaßnahmen und EDV-Schulungen hinzu. Bereits zum 1. Januar 1992 gab es eine Gehaltsangleichung für alle Angestellten aus dem Ostteil auf Westniveau. Schwieriger gestaltete sich dagegen aus verschiedenen Gründen die Vereinheitlichung der unterschiedlichen Öffnungszeiten für die Zweigstellen in den östlichen und westlichen Bezirken der Stadt. Erst 1995 vereinheitliche man die Öffnungszeiten für alle Zweigstellen mit zwei langen Schalteröffnungstagen in der Woche am Dienstag und Donnerstag. Bis 1995 wurde auch der Großteil des Ost-Berliner Zweigstellennetzes modernisiert und saniert. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 330 Millionen D-Mark.

Klaus-Dieter Marten, Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Quellen:

  • Die Betriebsfallstudie Landesbank Berlin (LBB), in: Finanzmetropole Berlin. Strategien betrieblicher Transformation, Hasko Hüning, Hildegard Maria Nickel (Hrsg.), Opladen: Leske + Budrich 1998.
  • Das aktuelle Thema, in: Mitarbeiterzeitschrift Profil, Nr. 1, September 1990.
  • Geschäftsberichte der Landesbank Berlin 1990, 1991 und 1992.
  • Gesetzt über die Errichtung der Landesbank Berlin – Girozentrale vom 27. September 1990.
  • In Berlin gibt es jetzt wieder nur eine Sparkasse, in: Berliner Morgenpost vom 21. Dezember 1990.
  • Interne Mitteilung Nr. 385/1990 über die DDR-Aktivitäten der Berliner Sparkasse vom 20. August 1990.
  • Interne Mitteilung Nr. 577/1990 zu Zweigstellen und den jeweiligen Partnerzweigstellen vom 28. Dezember 1990.
  • Presseinformation der Landesbank Berlin vom 20. Dezember 1990.
  • Presseinformation der Landesbank Berlin zur Jahrespressekonferenz 1991 vom 24. April 1991.
  • Presseinformation der Landesbank Berlin über das Betriebsergebnis 1992 vom 15. Dezember 1992.
  • Satzung der Landesbank Berlin – Girozentrale vom 27. November 1990.
  • Vertrag über die Zusammenarbeit (Kooperationsvertrag) zwischen der Sparkasse der Stadt Berlin West und der Sparkasse der Stadt Berlin vom 29. Juni 1990.
  • Vorstandsbrief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kooperation/Fusion zwischen der Landesbank Berlin und der Sparkasse der Stadt Berlin vom 13. November 1990.
  • © Historisches Archiv des OSV

Was ist das für ein Ding? Teil 3

Im Bestand des Historischen Archivs befinden sich einige Kontrollmarken verschiedener Sparkassen, die früher zur Sicherung der Sparkassenbücher gegen unbefugte Abhebungen dienten. Sowohl Sparbuch als auch Kontrollmarke mussten am Kassenschalter vorgelegt werden. Auch diese Marke stammt aus der Zeit des Deutschen Reichs. Sie hatte wohl einen anderen Zweck. Abgebildet ist nämlich eine Spardose, die typischerweise in der Weimarer Republik oder im Dritten Reich genutzt wurde. Daneben ist eine Hand mit einem Geldstück zu erkennen, das seinen Weg findet.

Alle von den Sparkassen an die Kundschaft verliehenen Spardosen hatten ein Schild, auf dem der Name des Instituts und eine Nummer angebracht waren. Auch auf dieser abgebildeten Marke ist eine Nummer zu erkennen, die vielleicht mit der einer Heimspardose identisch ist. Da allein die Sparkasse den Schlüssel für sie hatte, die Leerung bei ihr stattfand, könnten Schlüssel und Marke zusammengehört haben. Es würde sich also um einen Schlüsselanhänger handeln. Wir freuen uns, wenn eine Leserin oder ein Leser diese Vermutung bestätigen kann. Auch Informationen über eine andere Verwendung sind uns in einem Kommentar sehr willkommen.