• Das Lesezeichen mit den wichtigsten Fakten zum Sparkassenmodernisierer Johann Christian Eberle haben wir neu entwickelt. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • An unserem Messestand konnten die Besucher ihr Wissen erweitern. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

150. Geburtstag auf dem 43. Vertriebsring

Am 3. Mai 1869 wurde Johann Christian Eberle geboren. Der Mann, der einmal zum wichtigsten Sparkassenreformer aufsteigen sollte, ist heute nahezu unbekannt. Er führte vor 110 Jahren nicht nur den Giroverkehr bei den Sparkassen ein, sondern war auch 20 Jahre Bürgermeister der Stadt Nossen. Dabei lag ihm besonders der Mittelstand am Herzen, den er tatkräftig förderte. Des Weiteren gründete er in Sachsen drei Verbände sowie eine öffentliche Versicherungsanstalt und eine Landesbausparkasse. Grund genug für uns vom Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, ihm einen Messestand auf dem Vertriebsring der ostdeutschen Sparkassen zu widmen.

Dreimal im Jahr lädt der OSV die Vertriebsvorstände sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem aus dem Marketing und der Vertriebssteuerung der Sparkassen zur Vorstellung des aktuellen Vertriebs- und Kommunikationskonzeptes ein. Wir beteiligen uns gern an diesen Veranstaltungen getreu dem Motto „History Communication ist einfach.“

Mit einem kleinen Quiz an unserem Stand konnten wir bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch die eine oder andere Wissenslücke in Sachen Eberle und Giroverkehr schließen. Wie zum Beispiel, dass der Sparkassen-Giroverkehr bereits 1909 in Sachsen seinen Anfang nahm. Eine Innovation mit Bestand. Heute ist das Sparkassen-Girokonto Dreh- und Angelpunkt für die Finanzgeschäfte der Kundschaft.

  • Konto-Gegenbuch Sparkasse Doemitz 1924

    © Historisches Archiv des OSV

Ein Konto-Gegenbuch für den Giroverkehr

Im letzten Blogbeitrag sahen Sie ein Rechnungsbuch, das in Sachsen beim Überweisungsverkehr genutzt wurde. Für den Giroverkehr waren in dem Land zunächst aber nicht die Sparkassen selbst zuständig. In anderen Teilen Deutschlands konnte hingegen per Überweisung direkt über Spareinlagen verfügt werden. Dem Hannoverschen Sparkassenverband angeschlossene mecklenburgische Institute führten den Giroverkehr ab 1917 ein. Zu den ersten gehörte die Stadtsparkasse in Dömitz an der Elbe. Hier diente ein Konto-Gegenbuch zur Übersicht der Zahlungen. Gutschriften und Lastschriften finden sich etwa in diesem Exemplar, das ein Landwirt aus Quickborn auf der anderen Seite des Flusses ab 1924 nutzte.

  • In diesem Rechnungsbuch verzeichnete ein Fleischermeister in Lindenthal (Leipzig) ab 1930 Überweisungen. Der Ort nahm bereits vor 110 Jahren am kommunalen Giroverkehr teil. : © Historisches Archiv des OSV

Die ersten sächsischen Girokassen

Im Königreich Sachsen wurde bekanntlich zuerst der bargeldlose Zahlungsverkehr durch das Engagement von Dr. Johann Christian Eberle eingeführt. Am 5. Oktober 1908 fanden sich Vertreter sächsischer Stadt- und Landgemeinden in Dresden zusammen und gründeten den Giroververband Sächsischer Gemeinden. Sie wollten Girostellen einrichten, um den Überweisungsverkehr durchführen zu können. Diese Girokassen wirkten neben den Sparkassen. Die Geschäftsführung war getrennt, auch wenn dasselbe Personal im gleichen Gebäude zuständig war. Am 2. Januar 1909 wurde der Giroverkehr in Sachsen mit einer Verrechnungsstelle (Girozentrale) in der Landeshauptstadt aufgenommen. Im Historischen Archiv des OSV ist eine Liste vom 20. Februar 1909 überliefert, die alle am Überweisungsverkehr teilnehmenden Mitgliedsgemeinden beinhaltet. Sie sehen sie hier in alphabetischer Reihenfolge.

Adorf im Vogtland – Annaberg – Aue – Auerbach im Vogtland

Bautzen – Berggießhübel – Bernstadt – Bischofswerda – Böhlitz-Ehrenberg Borna – Brand bei Freiberg – Briesnitz – Brunndöbra – Buchholz – Burgstädt

Callnberg – Colditz – Copitz – Crottendorf im Erzgebirge

Dippoldiswalde – Dittersdorf im Erzgebirge – Döbeln – Döhlitz – Dohna

St. Egidien – Ehrenfriedersdorf – Eibenstock – Einsiedel – Elsterberg Elterlein – Engelsdorf-Sommerfeld

Falkenstein – Flöha – Frankenberg – Freiberg – Frohburg

Geithain – Geringswalde – Gersdorf im Bezirk Chemnitz – Geyer – Glauchau Göppersdorf bei Burgstädt – Gottleuba – Groitzsch – Großenhain Großröhrsdorf bei Pulsnitz – Großzschocher-Windorf – Grüna bei Chemnitz

Hainichen – Hartha – Hartmannsdorf im Bezirk Leipzig – Hohenstein-Ernstthal

Kamenz – Kirchberg – Klingenthal – Kohren – Königstein – Kötzschenbroda Kreischa

Lausigk – Lauter – Leisnig – Lengefeld – Leuben bei Dresden – Leubnitz bei Werdau – Leutzsch – Lichtenstein – Liebertwolkwitz – Liebstadt – Limbach Lindenthal – Löbau – Lößnitz – Lohmen – Loschwitz – Lugau – Lunzenau

Marienberg – Markneukirchen – Markranstädt – Meerane – Meißen Mittweida – Mockau – Möckern – Mügeln bei Pirna – Mylau

Naundorf bei Kötzschenbroda – Netzschkau – Neusalza – Neustadt Neustädtel – Niederplanitz – Niederschlema – Nossen

Oberfrohna – Oberlungwitz – Oberplanitz – Oberschlema – Oederan Oelsnitz im Vogtland – Oetzsch bei Leipzig – Olbernhau – Oschatz

Pausa – Pegau – Penig – Pirna – Pulsnitz

Radebeul – Radeburg – Reichenbach im Vogtland – Riesa – Rochlitz Rodewisch

Sayda – Scheibenberg – Schlettau – Schneeberg – Schönefeld – Schönheide Schwarzenberg – Sebnitz – Siebenlehn – Siegmar – Stollberg – Stolpen Strehla

Taucha – Thum – Tolkewitz – Treuen

Wahren – Waldenburg – Waldkirchen bei Zschopau – Weinböhla Weißenberg – Werdau – Wilkau – Wittgensdorf bei Chemnitz – Wolkenstein Wurzen

Zittau – Zöblitz

  • Das Gebäude Gertraudenstraße 16/17 wurde später von der Bankanstalt erworben und es wurde noch angebaut. (Abb. in: Zehn Jahre Deutsche Kommunal- Giroorganisation, Denkschrift von Hermann Jursch, Direktor der Deutschen Girozentrale - Deutsche Kommunalbank, 1926; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus schwer beschädigt. In den 1960er-Jahren erfolgte der Abriss. Hier unter der Fahrbahn der Gertraudenstraße werden Reste der Grundmauern und Keller des Gebäudes vermutet. : © Historisches Archiv des OSV

100 Jahre DekaBank Deutsche Girozentrale

Vor genau 100 Jahren war es soweit. In der Berliner Gertraudenstraße 16/17, unweit der heutigen Geschäftsstelle des OSV, eröffnete die Deutsche Girozentrale (DGZ). Sie war das Bankinstitut des Deutschen Zentral-Giroverbandes. In den Jahren seit 1908 waren bereits regionale Giroverbände und Girozentralen im Deutschen Reich entstanden. Zur Abwicklung des Fernüberweisungsverkehrs fehlte jedoch ein gesamtdeutsches Institut. Federführend bei seinem Gründungsprozess war Dr. Johann Christian Eberle, der sich bereits mit der Einführung des Giroverkehrs in Sachsen Verdienste erworben hatte.

Es entstand eine Arbeitsgemeinschaft der regionalen Verbände, die am 26. Oktober 1916 den Deutschen Zentral-Giroverband gründete. Dessen Geschäftsstelle befand sich zunächst in Zimmern der Brandenburgischen Girozentrale, Kronenstraße 61/63. Genehmigt wurde die Satzung am 30. November 1917. Der Verwaltungsrat konstituierte sich wenige Tage später, am 8. Dezember, aus Vertretern der kommunalen Spitzenverbände und der Giroverbände. Der Charlottenburger Oberbürgermeister Dr. Ernst Scholz wurde Vorsitzender des Verwaltungsrats. Dr. Ernst Kleiner wurde zum Vorstandsvorsitzenden gewählt, Dr. Eberle zum Stellvertreter.

Nun galt es, die Eröffnung der Geschäftsstelle und der Bankanstalt vorzubereiten. Dazu mietete man Räume im Bankhaus Delbrück, Schickler & Co. an. Am 1. Februar 1918 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Die DGZ diente am Anfang vor allem als Geldvermittlungsstelle und förderte den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Bereits im Folgejahr erhielt sie das Recht, Inhaberschuldverschreibungen herauszugeben. Und sie bekam den Status einer mündelsicheren Körperschaft des öffentlichen Rechts. Mit der Erweiterung ihrer Kompetenzen wurde die Deutsche Girozentrale dann 1921 offiziell zur Kommunalbank.

Wie es danach weiterging, darüber können Sie sich hier informieren. Die heutige DekaBank Deutsche Girozentrale blickt auf ihre Geschichte zurück. Aus Anlass des 100. Jubiläums gibt es nicht nur einen Festakt. In einem ehemaligen Tresorraum in der Zentrale in Frankfurt am Main wurde sogar eine Ausstellung installiert. Zu deren inhaltlicher Vorbereitung konnte auch das Historische Archiv des OSV einen Teil beitragen. So wurden etwa Abbildungen und statistische Unterlagen zur DDR-Sparkassengeschichte zur Verfügung gestellt. Auch mit Bildmaterial zur Entwicklung des Sparkassenlogos konnte geholfen werden.

  • © Folkard Wunderlich

Zum 80. Todestag von Dr. Johann Christian Eberle

Am 7. Dezember jährt sich der Todestag des wohl bedeutendsten Sparkassenreformers Deutschlands zum 80. Mal. Johann Christian Eberle wurde am 3. Mai 1869 als fünftes Kind einer pfälzischen Weinbauernfamilie in Laumersheim geboren. Obwohl sein Vater bereits 1870 starb, wurde ihm doch der Besuch der Lateinschule in Grünstadt ermöglicht und später des Gymnasiums in Speyer, das er 1888 mit dem Reifezeugnis abschloss.

Nach Ableistung seines Militärdienstes studierte er in Heidelberg, Leipzig und München Rechts- und Staatswissenschaften, Philosophie und Volkswirtschaftslehre. Damit war eine breite Grundlage für seine spätere Tätigkeit gelegt. Beim Rat der Stadt Leipzig fand er eine Anstellung zunächst als Referendar und nach bestandenem zweiten juristischen Staatsexamen wurde er 1897 zum Ratsassessor ernannt. Dabei waren seine Hauptaufgabengebiete die städtischen Klär- und Schleusenanlagen, der Grundbesitz der Stadt Leipzig sowie die Sparkassenverwaltung.

Bereits 1898 wurde er Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Nossen. Und dort brachte ihn die Amtsausübung wieder mit der Arbeit der Sparkassen in Berührung und ließen ihn an der zu dieser Zeit sichtbaren  Entwicklung und Begrenzung der Sparkassengeschäfte Kritik üben. Eberle suchte ein Gegengewicht zu der immer stärkeren Konzentration des Kapitals und der kreditwirtschaftlichen Bevorteilung der Großunternehmen gegenüber der regionalen klein- und mittelständischen Wirtschaft zu schaffen. Sein Engagement galt der heimischen Wirtschaft in Verbindung mit den Sparkassen vor Ort. Aus den örtlich gesammelten Einlagen sollten zur finanziellen und damit wirtschaftlichen Förderung der Mittelschichten neben den langfristigen jetzt auch kurzfristige Kredite vermittelt werden können, um dieser bis dahin negativen Entwicklung entgegentreten zu können.

Durch ein eigenes Gironetz der Sparkassen sollte auch kleinen Handwerkern und Gewerbetreibenden die Möglichkeit eröffnet werden, am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen zu können. Erste Ergebnisse dieses Engagements Eberles waren 1908 die Gründung des Sächsischen Giroverbandes und 1909 die Girozentrale Sachsen als erste Einrichtungen dieser Art. Als ein Höhepunkt dieser von Johann Christian Eberle initiierten Entwicklungen im Sparkassenwesen darf der 1924 stattgefundene Zusammenschluss des Deutschen Sparkassenverbandes, des Deutschen Zentralgiroverbandes und des Verbandes der kommunalen Banken zum Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin bezeichnet werden.

Auf einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Laumersheim nennt ihn die Sparkassenorganisation den „Erneuerer der deutschen Sparkassen“. Sein Grabmal ziert die Inschrift: „Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung“, ein Bibelzitat aus Römer 13,10, das offenbar als Motivation über vielen seiner Aktivitäten stand, in vielen seiner Reden Anwendung fand und sicher auch retrospektiv seine frühe Entwicklung aus bescheidensten Verhältnissen kennzeichnet. Johann Christian Eberle wurde auf dem  Johannisfriedhof in Dresden- Tolkewitz beigesetzt. Sein Grabmal ist erhalten und wird durch den Ostdeutschen Sparkassenverband und die Ostsächsische Sparkasse Dresden gepflegt.

 

Folkard Wunderlich
freier Mitarbeiter
Ostsächsische Sparkasse Dresden

 

 

  • Nach erfolgreich bestandenem Faktencheck zur Geschichte des Giroverkehrs erhielt die Besucherin (re.) unseres Messestandes eine Bestätigung auf der Teilnehmerkarte. Damit konnte sie dann an einer Tombola teilnehmen. Die Archivmitarbeiterin freut`s. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ganz schön knifflig unser Richtig-oder-falsch?-Spiel. Aus zehn Fakten zur Geschichte des Giroverkehrs galt es die fünf richtigen herauszufinden. : © Historisches Archiv des OSV

„Da kommt was auf Sie zu.“

Und es kam auch: Auf dem gestrigen 38. Vertriebsring wurde den Sparkassenmitarbeitern unseres Verbandes wieder eine Menge geboten. Ein Tag voller inspirierender Vorträge, verschiedener Themen-Foren, Austausch und Diskussionen. Viel Input also für die Sparkässler.

Dreimal im Jahr lädt der Ostdeutsche Sparkassenverband die Vertriebsvorstände, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Marketing und der Vertriebssteuerung sowie Firmenkunden-, Online-, Karten- und paydirekt-Verantwortliche der Sparkassen zur Vorstellung des aktuellen Vertriebs- und Kommunikationskonzeptes ein.

Ein Themenschwerpunkt bildete diesmal das Girokonto. Und damit kommen wir ins Spiel. Als Historisches Archiv des Verbandes begleiten wir seit mehr als zwei Jahren die Vertriebsringe mit einem Messestand. Dabei richten wir unsere Angebote in Sachen History Marketing und Communication an den Themen der Veranstaltung aus. Unter Einbeziehung unserer Archivalien entwickeln wir jeweils ein kurzweiliges Spiel, um Sparkassengeschichte für die verschiedensten Nutzergruppen (Kunden, Mitarbeiter, Azubis usw.) interessant zu gestalten. Aber nicht nur das – es geht uns vor allem darum, die Möglichkeiten und Chancen bei einem kontinuierlichen Einsatz von Sparkassengeschichte aufzuzeigen – und wie wir dabei unsere Häuser unterstützen können.

Diesmal also das Girokonto. „Richtig oder falsch?“ war hier die Frage. Wir hatten 10 Fakten zur Geschichte des Giroverkehrs zusammengestellt, von denen jedoch nur die Hälfte richtig war. Angefangen mit der Wortherkunft von „giro“ bis zur Entwicklung des Spargiro-Logos. Da hatten die Besucher unseres Standes so manche harte Nuss zu knacken.

Das Spiel wird auf jeden Fall wieder zum Einsatz kommen. Am ehesten bei unseren nächsten Azubi-Veranstaltungen zur Sparkassen- und Verbandsgeschichte. Für den kommenden Vertriebsring im November lassen wir uns wieder etwas Neues einfallen.