• Die Städtische Sparkasse befand sich seit 1854 im Rathaus. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Karl Bürmann, vers. 1904; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

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Fürstenwalde/Spree ist ein Standort der Sparkasse Oder-Spree, die in diesem Jahr ihr 200. Jubiläum beging. Vor genau 175 Jahren wurde die Satzung der Sparkasse der Stadt an der Spree „von Landespolizeiwegen“ vom Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, August Werner von Meding, in Potsdam genehmigt. Laut Paragraf 1 eröffnete sie am 1. Januar 1848. Doch die Sparkasse der Stadt war damals längst aktiv, nämlich seit Mitte 1846. In der Sparkassenstatistik der zuständigen Regierung in Frankfurt (Oder) tauchte sie jedoch nicht auf. Erst für 1848 lag ihr ein korrigierter Jahresabschluss vor. Demnach bestanden Ende 1847 lediglich 16 und ein Jahr später 40 Sparbücher.

An die Frankfurter Behörde hatte sich die Kommune gemäß dem Reglement, die Einrichtung des Sparkassenwesens betreffend, eigentlich zu wenden, wenn sie eine Sparkasse gründen wollte. Nach dem Gesetz des Königs vom 12. Dezember 1838 wurde dort unter anderem geprüft, ob der Kommunalhaushalt in Ordnung war und die Gemeinde die Sicherheit der Einlagen gewährleisten konnte. Außerdem musste die zu errichtende Sparkasse vor allem ärmeren Menschen nützlich sein und durfte keine zu großen Geldbeträge von Vermögenden annehmen. Erst nach Prüfung der Satzung wurde diese vom Oberpräsidenten bestätigt. Danach konnte eine kommunale Sparkasse in Preußen ordnungsgemäß eröffnen. Ob der Magistrat für sein ungesetzliches Vorgehen sanktioniert wurde, ist derzeit nicht bekannt. Aufschluss würde ein Blick in die Gründungsakte geben.

  • Im Rathaus eröffnete die Sparkasse. Sie blieb dort bis 1913 und zog dann in den Anbau dahinter. (Abb. Ansichtskarte Verlag Carl Odemar in Magdeburg, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

200 Jahre Sparkasse Oder-Spree

Es ist wieder soweit. Heute jährt sich erneut das Eröffnungsdatum einer Sparkasse zum 200. Mal. Es ist die Sparkasse Oder-Spree, deren Wurzeln so weit zurückreichen. Wir wünschen alles Gute zum runden Geburtstag. Am heutigen Hauptsitz wurde am 1. Oktober 1822 die erste kommunale Sparkasse im Gebiet des Bundeslandes Brandenburg gegründet. Die von den Stadtverordneten genehmigte Sparkassensatzung hatten am 22. Juni 1822 Oberbürgermeister, Bürgermeister und Stadtrat unterschrieben. Die Bestätigung durch die Regierung war am 1. August des Jahres erfolgt.

„Um den hiesigen Einwohnern Gelegenheit zu geben, ihre kleinen Ersparnisse zinsbar und sicher unterzubringen, und ihnen dadurch behuelflich zu seyn, sich ein Kapital zu sammeln, welches sie bei Verheirathungen, Etablirung eines Gewerbes, im Alter oder in Faellen der Noth, benutzen koennen, hat die Stadtverordneten-Versammlung beschlossen, unter Garantie der Kommune und unter des Magistrats und ihrer Aufsicht eine Spar-Kasse zu errichten.“

So lautet die Einleitung der Satzung, die ich bei einem Besuch im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam einsehen konnte. Paragraf 1 legte als Sitz des Geldinstitutes das Rathaus von Frankfurt (Oder) fest. In der dortigen Kämmereikasse war Sixtus Ernst Wilhelmi als Rendant tätig. Er durfte Einlagen von 12 Groschen bis zu 50 Reichstalern annehmen. Was war das Geld damals wert? Für die Mindesteinlage bekam man zum Beispiel einen Scheffel Kartoffeln. Jeder Kunde erhielt ein sogenanntes Quittungsbuch, das mit dem Stadtwappenstempel versehen und von den Vorstandsmitgliedern signiert war.

4 1/6 Prozent Guthabenzinsen gab es. Hatte der Sparer soviel Geld auf dem Konto, dass eine Stadt-Obligation von 50 Talern erworben werden konnte, so musste er sich den Ankauf gemäß Satzungsparagraf 5 gefallen lassen. Er bekam dann 5 Prozent Zinsen, hatte aber das Risiko der Kursschwankungen zu tragen. Die Stadtsparkasse selbst investierte anfangs ausschließlich in diese Papiere ihrer Gewährträgerin. Später kamen Staats-Schuldscheine dazu. Das Kreditgeschäft wurde erst in der neuen Satzung vom 26. September 1840 verankert. So konnte die Sparkasse Geld gegen sichere Hypotheken ausleihen.

Noch weitere Gründungen erfolgten. In der zweiten Jahreshälfte 1846 begann die Stadtsparkasse in Fürstenwalde/Spree ihre Geschäftstätigkeit. Am 1. Juli 1855 eröffnete eine Kreissparkasse in Beeskow. Am gleichen Tag startete die Stadtsparkasse im damaligen Fürstenberg (Oder), das 1961 in Eisenhüttenstadt aufgehen sollte. Durch den Zusammenschluss der Kreissparkassen Beeskow und Fürstenwalde sowie der Stadt- und Kreissparkasse Eisenhüttenstadt entstand am 1. Juli 1994 die Sparkasse Oder-Spree. Die Verschmelzung folgte auf eine Kreisgebietsreform. Die Sparkassenzentrale befand sich dann in Eisenhüttenstadt. Mit einer wirtschaftlich bedingten Fusion am 5. Juni 2003 wurde schließlich Frankfurt (Oder), der heute älteste Standort, Hauptsitz.

Wer mehr über die Geschichte der Sparkasse Oder-Spree, etwa die schwierigen Anfänge in Müllrose, erfahren möchte, dem sei ein Blick in die aktuelle Jubiläumsbroschüre empfohlen. Beatrice Falk und Friedrich Hauer haben im Auftrag der Sparkasse im Vorfeld nicht nur das historische Firmenarchiv in Beeskow aufgebaut, sondern ebenfalls eine interessante und reich bebilderte Chronik erarbeitet. Deren Erstellung konnten auch wir unterstützen.

  • Ab 1913 hatte die Stadtsparkasse ein eigenes Gebäude. (Abb. Ansichtskarte Verlag R. Lederbogen in Halberstadt, 1917; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Zur Geschichte der Sparkasse in Halberstadt

Halberstadt ist nach derzeitigem Forschungsstand der älteste Standort einer Sparkasse im Geschäftsgebiet der Harzsparkasse. Am 3. Juni 1833 eröffnete eine Stadtsparkasse im Untergeschoss des Halberstädter Rathauses. 1868 wurde sie mit der Stadtkasse vereinigt und 1891 wieder von ihr getrennt. Der Geschäftsraum befand sich dann im ehemaligen Standesamt im Rathaus. 1903 zog die Sparkasse ins nahegelegene Domprobsteigebäude. Auch dort waren die Verhältnisse sehr beengt. Es gab lediglich ein Zimmer. 1913 konnte die Stadtsparkasse dann in ein eigenes Haus einziehen, das die Stadt errichtet hatte.

Dieses können Sie auf der schmucken Ansichtskarte erkennen. So sah Halberstadt einstmals aus. Von der bedeutsamen historischen Stadt mit zahlreichen Fachwerkhäusern ist leider nicht mehr viel übrig. Der Ort wurde bei einem US-Luftangriff 1945 fast komplett zerbombt. Nach der Beseitigung der Trümmer fand sozialistischer Städtebau statt. Die Lücken füllte man mit Neubauten. Die Stadtsparkasse Halberstadt ließ die sowjetische Besatzungsmacht neu gründen, ohne Rechtsnachfolge. Mit der Verwaltungsreform 1952 entstand die Kreissparkasse Halberstadt. Bis 1993 lautete ihre Adresse Westendorf 37, danach Domplatz 12. Dort finden Sie heute eine Zweigstelle der Harzsparkasse, die am 1. Januar 2008 durch eine Fusion gegründet wurde.

  • Der Sitz der Stadtsparkasse Magdeburg befand sich vor 100 Jahren bei der Hauptwache 4-6. (Ansichtskarte Verlag Eberhardt Neubert in Magdeburg, vers. 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Sparkasse MagdeBurg

Zum heutigen Tag gibt es eine neue Sparkasse im Ostdeutschen Sparkassenverband. Die Sparkasse Jerichower Land fusioniert mit der Stadtsparkasse Magdeburg zur Sparkasse MagdeBurg. Einen passenden Namen hat man gefunden, befand sich doch der Sitz der Kreissparkasse in Burg bei Magdeburg. Die Stadtsparkasse ist bei dieser Verschmelzung das bilanzmäßig größere und aufnehmende Institut. Schon eine Weile suchte die Sparkasse Jerichower Land einen Fusionspartner. Mit der Kreissparkasse Stendal wollte es nicht recht klappen. Nun kommen also eine Flächen- und eine Stadtsparkasse zusammen.

Aus historischer Sicht ist bemerkenswert, dass mit der Fusion die fast 200-jährige Geschichte der Stadtsparkasse Magdeburg endet. Am 7. Mai 1823 eröffnete die Sparkasse der damaligen Hauptstadt der preußischen Provinz Sachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie auf Anweisung der sowjetischen Besatzungsmacht ohne Rechtsnachfolge neu gegründet. Die zahlreichen Umstrukturierungen im SED-Staat, insbesondere Anfang der 1950er-Jahre, betrafen sie nicht. Nach dem Ende der DDR blieb sie Stadtsparkasse, war nun Hauptstadtsparkasse des neu gegründeten Landes Sachsen-Anhalt. Dies ist schon eine Besonderheit, betrachtet man die anderen Hauptstadtsparkassen im OSV. So gibt es seit 1951 keine Stadtsparkasse mehr in Schwerin, seit 1971 keine in Potsdam und seit 2004 keine in Dresden. Mit der heutigen Fusion bestehen übrigens noch zwei reine Stadtsparkassen im Verbandsgebiet, in Dessau und in Schwedt.

Für die Sparkasse Jerichower Land ist das heute nicht die erste Fusion. Das erste Institut in ihrem Geschäftsgebiet war die am 7. Oktober 1844 eröffnete Stadtsparkasse Burg. Nach der Neugründung aller Sparkassen in der sowjetischen Besatzungszone wurde sie 1951 auf die Kreissparkasse Burg überführt. 1995 fusionierte die Kreissparkasse Burg schließlich mit der Kreissparkasse Genthin zur Sparkasse Jerichower Land. Dieser Schritt wurde nach einer Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt, welche hier aus den zwei Kreisen einen neuen bildete, vollzogen. Üblicherweise folgten solchen Zusammenlegungen auch Sparkassenfusionen.

  • Rolandstatute vor dem Neustädtischen Rathaus (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Reiche & Rubin in Magdeburg, vers. 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der Roland und die Sparkasse in Brandenburg an der Havel

Eine Sehenswürdigkeit von Brandenburg ist er auch heute noch, der Roland aus dem Jahr 1474. Eine Kopie hat es 1905 sogar bis vor das Märkische Museum in Berlin geschafft. Als das Foto für das abgebildete Postkartenmotiv geschossen wurde, stand das Original gerade vor dem Neustädtischen Rathaus der Havelstadt. Vom Platz am Altstädtischen Rathaus war die Figur hierher 1716 mit Genehmigung des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. versetzt worden, weil sie die Soldaten beim Exerzieren störte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem das neue Rathaus zerstört wurde, kam die Statue an ihren heutigen Standort in der Altstadt.

Öfter als der Roland ist die Stadtsparkasse umgezogen. Eröffnet wurde sie am 5. Januar 1830 in der Steinstraße 32 im Haus des Kämmerers. Ihre letzte Adresse vor der Fusion mit der Kreissparkasse am 1. Januar 1982 lautete Neustädtischer Markt 11. Zeitweise befand sich ihr Sitz im Neustädtischen Rathaus. Ein Aushang an der Mauer links neben dem Roland wies wohl darauf hin, dass die Sparkassenkundschaft Zimmer 3 aufzusuchen hatte. Aus dem Rathaus zog das Geldinstitut übrigens am 6. Dezember 1907 aus und in das Geschäftshaus am Molkenmarkt 1 ein, weil es wegen des gesteigerten Kundenverkehrs mehr Platz brauchte.

  • Ansichtskarte Verlag Fritz Opitz Nachf./ O. Burkhardt, versendet 1899; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Unsere Älteste

Viele historische Ansichtskarten aus unserem Archivbestand sind bereits im Sparkassengeschichtsblog veröffentlicht worden. Heute präsentieren wir Ihnen das älteste Exemplar, das eine Sparkasse im OSV-Gebiet zeigt. Ein Reisender versendete sie am 22. August 1899. Offenbar machte er bei seiner Fahrt nach Dresden um 12:45 Uhr einen Zwischenstopp in Herzberg (Elster). Motiv der Karte ist das dortige Rathaus, welches die Stadtsparkasse seit ihrer Eröffnung am 1. Juli 1873 beherbergte. Dies belegt die Akte mit der Signatur C 48 Ih, Nr. 282 Bd. 1 in der Merseburger Zweigstelle des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt, die ich vor einiger Zeit digitalisieren und vor Kurzem inhaltlich erschließen konnte. Es handelte sich übrigens um die fünfte Sparkassengründung im Gebiet der heutigen Sparkasse Elbe-Elster. Das erste Institut war am 1. August 1837 die Sparkasse des Schweinitzer Kreises mit Hauptsitz in Herzberg (Elster), auf welche die Stadtsparkasse schließlich 1927 übergehen sollte.