• © Historisches Archiv des OSV

Zeit ist Geld

3,5 Prozent Zinsen gab es vor 100 Jahren bei der Sparkasse in Leipzig, der einlagenstärksten in Sachsen. Die Verzinsung begann gemäß der Satzung mit dem Tag der Einzahlung und hörte mit dem Tag der Rückzahlung auf. Die Zinserträge konnten jährlich vom 2. bis zum 31. Januar zu den üblichen Geschäftszeiten abgehoben werden. Dabei war das Sparkassenbuch vorzulegen. Wenn man nicht zur Auszahlung vorbeikam, wurden die Zinsen auf das Guthaben gerechnet und weiter verzinst. Dies konnte jede Kundin und jeder Kunde in der Sparkassensatzung nachlesen, die in allen Sparbüchern eingebunden war. Das Geldinstitut wies außerdem durch den abgebildeten Aufkleber auf dem Buchdeckel darauf hin, dass die Zinsen nicht verfielen. Offenbar war der Andrang im Januar groß. Man wollte der Kundschaft erklären, dass Schlange stehen nicht notwendig war. Wie viele Menschen sich aufmachten, um ihren Eintrag zu bekommen, ist leider nicht bekannt. Überliefert ist jedoch, dass es damals 415.380 Sparkassenbücher gab und 6,8 Millionen Mark Zinsen gutgeschrieben wurden.

  • Im Königreich Sachsen vermehrte sich die Zahl der Sparkassen enorm. : © Historisches Archiv des OSV

Das Land der vielen Sparkassen

In Sachsen wurde vor über 200 Jahren die erste Sparkasse im Verbandsgebiet des OSV gegründet. In dem Land gab es eine besondere Entwicklung des Sparkassenwesens, sodass schließlich 1919 sage und schreibe 370 Institute existierten. Dabei handelte es sich um 369 kommunale Geldinstitute und die Fürstlich-Schönburgische Sparkasse in Waldenburg. Besonders zahlreich sind Sparkassen in der Trägerschaft von Stadt- und Landgemeinden im Königreich Sachsen gegründet worden. Kreissparkassen mit Zweigstellen wie in Preußen gab es nicht. Lediglich einige Gemeindeverbandssparkassen entstanden. Filialen hatten vor allem die Großstadtsparkassen. Dominierend waren aber in der Fläche die etlichen eigenständigen Kleinsparkassen. Vor allem in der Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermehrte sich der Bestand deutlich. Der Höhepunkt war vor 100 Jahren erreicht. Danach ging die Zahl zurück. Heute bestehen im Freistaat Sachsen zwölf Sparkassen.

  • © Historisches Archiv des OSV

Ein Spar-Merkbüchlein aus Halle

Dieses Büchlein nutzte die Stadtsparkasse zu Halle vor 90 Jahren, um Schulkinder zum Sparen zu motivieren. Der Taschenkalender für 1929 bot allerlei Wissenswertes und Unterhaltendes, zum Beispiel aus der Fliegerei, die damals populär war. Mit dem „Pilot“ wollte man die Jungen und Mädchen zum Vorsorgen erziehen. Gerade nach der Inflation mussten die Sparkassen durch verstärkte Werbearbeit die Notwendigkeit des Sparens deutlich machen. Und eine Zielgruppe war die Jugend, die in der Schule sparen konnte. Auch Sinnsprüche wurden in der Werbung eingesetzt. Im „Spar-Merkbüchlein“ sind etwa diese Reime zu finden:

Junges Blut, spar dein Gut.
Armut im Alter wehe tut.

Willst du im Alter noch barfuß laufen,
musst du verschwenden und spielen und kaufen.
Willst du aber reiten und fahren,
musst du beizeiten sammeln und sparen.

Wer den Pfennig nicht ehrt,
ist des Talers nicht wert.

Sparsamkeit baut Hof und Haus,
niederreißt es Saus und Braus.

Sammle stetig Kleines ein:
Steter Tropfen höhlt den Stein.

Sorgen bringt das Schuldenmachen,
doch das Sparen bringt dir Lachen.

Lass dir das Sparen nicht verdrießen,
wenn auch nur kleine Tropfen fließen.

Spar zusammen Stein um Stein;
endlich wird’s ein Häuschen sein.

Faden zu Faden gibt ein Tuch,
Pfennig zu Pfennig ist bald genug.

Die Ähre wächst aus kleinem Korn,
Spartropfen werden bald zum Born.

Ohne Sparen leere Kasten,
ohne Ordnung nichts als Lasten.

Scharren und Sparen ist zweierlei,
Geiz macht zum Knechte, Sparsamkeit frei.

Wer viel begehrt, dem mangelt viel.
Wer früh aufsteht, der kommt ans Ziel.

  • Sparbuch Jueterbog Tracht Flaeming

    © Historisches Archiv des OSV

Das Covergirl der Kreissparkasse

Es ist wieder an der Zeit, Ihnen ein besonderes Sparkassenbuch aus dem Archivbestand vorzustellen. Besonders ist hier die Gestaltung des Deckels. Eine junge Frau in regionaler Tracht des Flämings ist es, die das Cover des Sparbuchs einer brandenburgischen Kreissparkasse von 1945 ziert. Es handelt sich um eben jene personifizierte Sparsamkeit, die auch als Statue an der Fassade des früheren Hauptgebäudes des Geldinstituts in Jüterbog angebracht wurde. Vor Ort ist sie als die „sparsame Anna“ bekannt. Außerdem sind die Silhouetten zweier wichtiger Städte auf dem Buchcover zu erkennen: links das historische Jüterbog und rechts die Industriestadt Luckenwalde. Der Landkreis Jüterbog-Luckenwalde war das Geschäftsgebiet der Kreissparkasse. An die landwirtschaftliche Prägung der Gegend erinnert nicht nur die Kleidung der Frau mit der Spardose. Hinter ihr geht über einem Getreidefeld die Sonne unter.

  • © Historisches Archiv des OSV

Rechnerei zum Jahresabschluss

Im Kreisblatt veröffentlichte die Sparkasse des Zauch-Belzigschen Kreises eine Jahresübersicht zu sämtlichen Sparbüchern, die sie 1873 betreute. Selbstverständlich blieben die Inhaber und Inhaberinnen anonym. Einen Ausschnitt der Tabelle sehen Sie hier. Die Sparkasse wies die Einlagen der Kundschaft zum „ultimo“ aus. Dies war der letzte Bankarbeitstag vor 145 Jahren. Man addierte die Zinsen. Rechts stand die Summe. Die Beträge wurden jeweils in Talern, Silbergroschen und Pfennigen angegeben. Das war damals die Währung im preußischen Brandenburg. 30 Silbergroschen ergaben einen Taler. Zwölf Pfennige machten einen Silbergroschen. Rechnen Sie gern nach, ob die Kreissparkasse richtig lag.

  • Sparmarken von Stadtsparkassen aus Sachsen : © Historisches Archiv des OSV

Historische Sparkassengebäude

Kommunale Sparkassen gibt es im Verbandsgebiet des OSV seit 1822. Damals eröffnete die Stadt Frankfurt (Oder) eine Stadtsparkasse. Ihr sollten viele Gründungen folgen, vor allem in Sachsen. In Zittau entstand 1825 die erste sächsische Sparkasse in kommunaler Trägerschaft. Der Sitz einer Stadtsparkasse befand sich zumeist im Rathaus. Mit der Zunahme des Geschäftsumfangs brauchte man jedoch mehr Raum. Es wurde aus- und angebaut. Oder man zog in ein eigenes, neu errichtetes Gebäude um.

In unserem Archivbestand befinden sich hunderte Postkarten, auf denen historische Sparkassengebäude abgebildet sind. Viele haben bereits als Bilder in Blogbeiträgen gedient. Von Sparkassen wurden und werden sie zu Zwecken der Öffentlichkeitsarbeit verwendet. Aber auch die im Historischen Archiv vorhandenen Sparmarken zeigen neben Stadtwappen zumeist Häuser. Denn sie wurden früher auch mit Wunschmotiv der Sparkasse gedruckt. Diese drei individuell gestaltetem Exemplare sind etwa 80 Jahre alt und stammen aus den Geschäftsgebieten der Sparkasse Vogtland, der Sparkasse Zwickau sowie der Kreissparkasse Bautzen.