• Im Hintergrund: Presseartikel aus der Berliner Morgenpost vom 21. Dezember 1990; vorn: Presseinformation zur Wiedervereinigung der Berliner Sparkasse vom 20. Dezember : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Bereits Mitte 1990 wurden die Sparbücher der Ost-Berliner Sparkasse im westlichen Sparkassenlayout gestaltet : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sie führten die beiden Berliner Sparkassen zusammen: Hubertus Moser, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse der Stadt Berlin West/Landesbank Berlin (rechts), und Dr. Theo Drees, Direktor der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sprung nach vorne, LBB-Werbeplakat von 1991 : © Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Vor dreißig Jahren: Wiedervereinigung der Berliner Sparkasse

Die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 ermöglichte auch die Wiedervereinigung der seit Dezember 1948 geteilten Berliner Sparkasse. Durch Beschluss der Gesamtberliner Landesregierung von Senat und Magistrat wurde am 11. Dezember 1990 die Sparkasse der Stadt Berlin aus dem Ostteil der Stadt auf die am 1. Oktober 1990 errichtete Landesbank Berlin (LBB) übertragen, unter deren Dach sich bereits die Sparkasse der Stadt Berlin West befand.

Der Weg zur Wiedervereinigung der beiden Sparkassen dauerte nur knapp ein Jahr. Bereits kurz nach dem Mauerfall trafen sich um die Jahreswende 1989/1990 die Führungsspitzen der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) und der Sparkasse der Stadt Berlin West zum gegenseitigen Kennenlernen und zu ersten Informationsaustauschen. Bald kamen auch Führungskräfte verschiedener Unternehmensbereiche beider Sparkassen zu Arbeitsgesprächen zusammen. Dabei stand bereits frühzeitig die strategische Neuausrichtung der Ost-Berliner Sparkasse unter marktwirtschaftlichen Aspekten im Blickfeld.

Kooperationsvertrag

Die Einführung der D-Mark im Rahmen der Währungsunion am 1. Juli 1990 führte zu einem erheblichen Arbeitsanfall bei der Ost-Berliner Sparkasse. In diesen Wochen rückten die beiden Berliner Sparkassen zusammen und intensivierten ihre Zusammenarbeit. Zunächst ging es um den Transfer westlicher EDV-Kenntnisse sowie um eine personelle Unterstützung seitens der West-Berliner Sparkasse zur Abwicklung der Währungsumstellung.

Als Grundlage für eine zukünftige partnerschaftliche Zusammenarbeit wurde am 29. Juni 1990 zwischen der Sparkasse der Stadt Berlin West und der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) ein Kooperationsvertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag regelte die Unterstützung der West-Berliner Sparkasse für die Sparkasse im Ostteil Berlins hinsichtlich der Einrichtung eines zweckgerechten und konkurrenzfähigen Geschäftsbetriebs. Dabei ging es im Wesentlichen um die Verständigung hinsichtlich einer gemeinsamen Geschäftspolitik, die Einrichtung und Abwicklung des Bankbetriebs, die gemeinsame Nutzung von Produkten sowie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter. Mit diesem Vertrag war die Zielrichtung vorgegeben: die Fusion der beiden Sparkassen. Mitte Juli 1990 wurden gemeinsame Arbeitsgruppen der beiden Häuser eingerichtet, die das Zusammengehen vorbereiten sollten.

Partnerschaftsmodell

Bereits unmittelbar nach der Währungsumstellung stand den Kunden in den Ost-Berliner Zweigstellen ein erweitertes Produktangebot aus der West-Berliner Sparkasse zur Verfügung. Unterstützung für die Beratung und für den Verkauf dieser Produkte erhielten die Zweigstellen seit dem 9. Juli 1990 durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den West-Berliner Partnerzweigstellen. Jede Zweigstelle im Ostteil bekam eine Zweigstelle aus dem Westteil als Partner zur Seite gestellt. Da beide Sparkassen jeweils rund 90 Zweigstellen hatten, konnte das Partnerschaftsmodell gut umgesetzt werden. Allerdings erfolgte die Bearbeitung und Abwicklung der Geschäftsvorgänge ausschließlich in der West-Berliner Sparkasse. Parallel dazu richtete die West-Berliner Sparkasse eigene Beratungsstellen im Ostteil Berlins ein, um dort eine qualifizierte Beratungsleistung speziell für Firmen- und vermögende Privatkunden anbieten zu können.

Wiedervereinigung

Einige Wochen später wurde auf Beschluss des Ost-Berliner Magistrats der erste Vorstand der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) berufen. Mit Wirkung vom 2. Oktober 1990 gehörten ihm der amtierende Direktor der Sparkasse der Stadt Berlin Dr. Theo Drees, der Vorstandsvorsitzende der LBB/Sparkasse der Stadt Berlin West Hubertus Moser und das LBB-Vorstandsmitglied Friedhelm Schaperjahn an.

Seit der Überführung der Ost-Berliner Sparkasse auf die LBB am 11. Dezember 1990 wurde das Sparkassengeschäft im gesamten Berliner Stadtgebiet unter dem Namen Berliner Sparkasse geführt. Die Berliner Sparkasse betreute jetzt über 3 Millionen Kunden. Sie hatte 5.907 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon kamen 1.841 Beschäftigte von der Ost-Berliner Sparkasse, und ein Geschäftsstellennetz von 183 Zweigstellen. Die Aufgabe des Koordinators für die Integration der Sparkasse der Stadt Berlin (Ost) übernahm Dr. Theo Drees. Am 20. Dezember 1990 informierte Hubertus Moser auf einer Pressekonferenz über die Zusammenführung beider Berliner Sparkassen.

Ende Dezember 1990 folgte eine wichtige Änderung des Partnerschaftsmodells. Die Leitung der West-Zweigstelle übernahm jetzt auch die Leitung der Ost-Zweigstelle. Gleichzeitig wurden die zentralen Bereiche der Ost-Berliner Sparkasse den entsprechenden Bereichsleitungen der LBB unterstellt und ihre organisatorische Eingliederung in die Wege geleitet. Im Jahresabschluss der LBB per 31.12.1990 war auch das Betriebsergebnis der Ost-Berliner Sparkasse rückwirkend vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 1990 enthalten. Dadurch erhöhte sich die Bilanzsumme um 6,0 Mrd. D-Mark auf 31,3 Mrd. D-Mark.

Umsetzung der Zusammenführung

Eine der Hauptaufgaben nach der Zusammenführung war zunächst die Integration der rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ost-Berliner Sparkasse. Für sie brachte die Neuausrichtung besonders hohe Belastungen und viele Herausforderungen mit sich. Zudem wurde von ihnen, wie aber auch von den West-Angestellten, eine hohe Flexibilität bei der Bewältigung der neuen Situation abverlangt. Sehr positiv auf den Integrationsprozess wirkte sich aber das angebotene Qualifizierungsprogramm und die Arbeitsplatzsicherheit für die Ost-Angestellten aus.

Ein weiteres drängendes Problem war die Einführung eines westlichen Datenverarbeitungssystems. In den Monaten November 1990 bis Juni 1991 wurden alle Zweigstellen im Ostteil Berlins mit westlicher EDV-Technik ausgestattet. Die Arbeitsplätze erhielten neue Kassen- und Beraterterminals mit einem EDV-Anwendungssystem vom Verbandsrechenzentrum der niedersächsischen Sparkassen. Zur Arbeitsentlastung der Zweigstellen sollte auch die zügige Installierung von Selbstbedienungsgeräten beitragen. Allein bis Ende Dezember 1990 erfolgte die Installation von rund 50 Geldautomaten.

Im September 1990 begannen die ersten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ost-Berliner Sparkasse. Anfang 1991 kamen dann vielfältige Qualifizierungsmaßnahmen und EDV-Schulungen hinzu. Bereits zum 1. Januar 1992 gab es eine Gehaltsangleichung für alle Angestellten aus dem Ostteil auf Westniveau. Schwieriger gestaltete sich dagegen aus verschiedenen Gründen die Vereinheitlichung der unterschiedlichen Öffnungszeiten für die Zweigstellen in den östlichen und westlichen Bezirken der Stadt. Erst 1995 vereinheitliche man die Öffnungszeiten für alle Zweigstellen mit zwei langen Schalteröffnungstagen in der Woche am Dienstag und Donnerstag. Bis 1995 wurde auch der Großteil des Ost-Berliner Zweigstellennetzes modernisiert und saniert. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 330 Millionen D-Mark.

Klaus-Dieter Marten, Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Quellen:

  • Die Betriebsfallstudie Landesbank Berlin (LBB), in: Finanzmetropole Berlin. Strategien betrieblicher Transformation, Hasko Hüning, Hildegard Maria Nickel (Hrsg.), Opladen: Leske + Budrich 1998.
  • Das aktuelle Thema, in: Mitarbeiterzeitschrift Profil, Nr. 1, September 1990.
  • Geschäftsberichte der Landesbank Berlin 1990, 1991 und 1992.
  • Gesetzt über die Errichtung der Landesbank Berlin – Girozentrale vom 27. September 1990.
  • In Berlin gibt es jetzt wieder nur eine Sparkasse, in: Berliner Morgenpost vom 21. Dezember 1990.
  • Interne Mitteilung Nr. 385/1990 über die DDR-Aktivitäten der Berliner Sparkasse vom 20. August 1990.
  • Interne Mitteilung Nr. 577/1990 zu Zweigstellen und den jeweiligen Partnerzweigstellen vom 28. Dezember 1990.
  • Presseinformation der Landesbank Berlin vom 20. Dezember 1990.
  • Presseinformation der Landesbank Berlin zur Jahrespressekonferenz 1991 vom 24. April 1991.
  • Presseinformation der Landesbank Berlin über das Betriebsergebnis 1992 vom 15. Dezember 1992.
  • Satzung der Landesbank Berlin – Girozentrale vom 27. November 1990.
  • Vertrag über die Zusammenarbeit (Kooperationsvertrag) zwischen der Sparkasse der Stadt Berlin West und der Sparkasse der Stadt Berlin vom 29. Juni 1990.
  • Vorstandsbrief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kooperation/Fusion zwischen der Landesbank Berlin und der Sparkasse der Stadt Berlin vom 13. November 1990.
  • Kreishaus des Kreises Teltow und Geschäftshaus der Kreissparkasse Teltow in Berlin-Tiergarten, Viktoriastraße 17-18, 1908; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Kassenhalle mit Lichthof in der Zentrale der Kreissparkasse Teltow in Berlin-Tiergarten, Viktoriastraße 17, 1908; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Geschäftsraum in der Zentrale der Kreissparkasse Teltow in Berlin-Tiergarten, Viktoriastraße 17, 1908; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sparbuch der Kreissparkasse Teltow mit Zweigstellenverzeichnis, 1925; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sparbuch der Kreissparkasse Niederbarnim mit Zweigstellenverzeichnis, 1937; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Kundeninformation zum Umzug der Hauptstelle der Kreissparkasse Teltow in die Potsdamer Straße 49, 1939; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Kundeninformation zum Umzug der Hauptstelle der Kreissparkasse Teltow in die Potsdamer Straße 49, 1939; Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Drei Sparkassen auf Berliner Stadtgebiet

Anfang des 20. Jahrhunderts bestand Berlin im Wesentlichen aus den Stadtteilen Mitte, Tiergarten und Wedding sowie aus einigen Gebieten von Schöneberg und Tempelhof. Umgeben war die Hauptstadt im Norden vom Landkreis Niederbarnim und im Süden vom Landkreis Teltow. Beide Landkreise profitierten bis zum Ersten Weltkrieg von dem schnellen wirtschaftlichen Aufschwung und dem damit verbundenen Bevölkerungsanstiegs Berlins. So wuchsen die an die Hauptstadt angrenzenden beschaulichen Dörfer und Ortschaften zu bevölkerungsreichen Vorstädten heran.

Mit der Bildung Groß-Berlins 1920 wurden in die bisherige Stadtgemeinde Berlin 7 Städte, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke aus den umliegenden Kreisen Niederbarnim, Osthavelland und Teltow eingemeindet. Dabei fusionierten 14 Sparkassen der Vorortgemeinden mit der Sparkasse der Stadt Berlin.

Unangetastet blieb bei dieser Verwaltungsreform der Besitzstand der Sparkassen der Kreise Teltow und Niederbarnim in den nach Berlin eingemeindeten Gebieten. Als eigenständige Sparkassen hielten sie ihren Geschäftsbetrieb auf Berliner Stadtgebiet bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 aufrecht.

Bereits im Kaiserreich hatten beide Kreissparkassen ihren Hauptsitz nach Berlin zu den jeweiligen Kreishäusern, in denen sich die Landratsämter befanden, verlegt. Die Kreissparkasse Teltow war bereits seit 1872 mit der Hauptkasse in Berlin vertreten. Die Ursache dafür waren Missstände im Unternehmen, die dazu führten, dass der Kreiskassenrendant zusätzlich auch zum Rendanten der Kreissparkasse gewählt wurde. Diese Personalunion bedingte die Verlegung ihres Sitzes ins damalige Kreishaus in der Berliner Körnerstraße. Im Jahre 1906 zog die Hauptkasse in ein neuerbautes Geschäftshaus, das sich direkt neben dem Teltower Kreishaus in der Viktoriastraße 17 in Berlin-Tiergarten am Potsdamer Bahnhof befand. Nach der Bildung von Groß-Berlin unterhielt sie neben der Hauptkasse zehn Nebenkassen auf dem Berliner Stadtgebiet, jeweils eine in Friedenau, Köpenick, Mariendorf, Südende, Tempelhof und Zehlendorf sowie jeweils zwei in Lichterfelde und Steglitz. Hinzu kamen zahlreiche Nebenstellen, die von Kaufleuten betreut wurden. 1939 zog die Sparkassenzentrale in die nahegelegene Potsdamer Straße 49 um.

Auch die Kreissparkasse Niederbarnim hatte ihre Hauptstelle in der Hauptstadt, die sich in Berlin-Mitte im Niederbarnimer Kreishaus am Friedrich-Karl-Ufer 5 in der Nähe des Lehrter Bahnhofs befand. Bis zum Kriegsende 1945 waren neben der Hauptstelle insgesamt drei Zweigstellen in Karlshorst, Oberschöneweide und Tegel sowie 13 hauptsächlich von Einzelhändlern betriebene Nebenstellen in Berlin vorhanden.

Auf Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten ordnete der Berliner Magistrat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der sogenannten Ruhens-Anweisung vom 5. Juni 1945 die Schließung aller Banken in Berlin an. Auch die Kreissparkassen Teltow und Niederbarnim blieben geschlossen. Nur die Sparkasse der Stadt Berlin als einziges Berliner Kreditinstitut war von der Ruhens-Anweisung nicht betroffen.

In der sowjetischen Besatzungszone wurden als Nachfolgeinstitute neue Kreissparkassen gegründet. Die neue Kreissparkasse Niederbarnim hatte ihren Sitz in Bernau und die neue Kreissparkasse Teltow in Mahlow.

Nach einer Anweisung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom März 1946 sollten die Forderungen aus den ausgeliehenen Hypotheken, Darlehen und Kontokorrentkrediten der geschlossenen Sparkassen von den neuen Kreissparkassen weiter eingezogen werden. Im Januar 1947 entschied die SMAD, dass die neuen Kreissparkassen für den Forderungseinzug hinsichtlich der ruhenden Kreissparkassen Niederbarnim und Teltow, deren Hauptsitz und Verwaltung auf Berliner Stadtgebiet lagen, nicht mehr zuständig waren.

Im April 1947 wurde die Inkasso-Kommission für die von den in Berlin geschlossenen Banken gewährten Darlehen und Hypotheken errichtet, an die nunmehr auf Anordnung der Alliierten Kommandantur Zins- und Tilgungszahlungen auf Hypotheken und Darlehen zu leisten waren. Im Juni 1949 wurde durch Beschluss der Alliierten Kommandantur die Inkasso-Kommission aufgelöst und der Ausschuss für die ruhenden Berliner Kreditinstitute gegründet. Dieser Ausschuss ermächtigte im August 1949 die ruhenden Berliner Kreditinstitute, ihre Außenstände einschließlich der Hypotheken selbst einzuziehen. Im Januar 1950 übertrug dieser Ausschuss die Verwaltung der geschlossenen Kreissparkassen Teltow und Niederbarnim unter Wahrung der Eigenständigkeit dieser Institute der Sparkasse der Stadt Berlin West.

Aufgrund des kriegsbedingten Verlustes vieler Geschäfts- und Kontounterlagen brachte diese Aufgabe für die West-Berliner Sparkasse erhebliche Herausforderungen mit sich. Die Berliner Zentrale der ruhenden Kreissparkasse Niederbarnim hatte massive Kriegsschäden erlitten und war nicht mehr nutzbar. Nur der Tresor im Gebäude blieb erhalten, der im Oktober 1945 geöffnet wurde. Die darin vorgefundenen Hypothekenbriefe sowie Buchungs- und Kontenunterlagen wurden nach Bernau gebracht und von der neugegründeten Kreissparkasse Niederbarnim übernommen. Um Forderungen von Schuldnern in West-Berlin einziehen zu können, fuhren immer wieder ehemalige Mitarbeiter der ruhenden Kreissparkasse Niederbarnim, die jetzt bei der West-Berliner Sparkasse tätig waren, nach Bernau, um dort benötigte Kontoinformationen zu erhalten.

Die Zentrale der ruhenden Kreissparkasse Teltow war nach Kriegsende geplündert und in Brand gesetzt worden. Die noch vorhandenen Kontounterlagen, darunter die vollständig vorhandenen Unterlagen zu den Hypothekenkonten, kamen nach Mahlow. Das für die ruhende Kreissparkasse tätige Personal wurde im Juni 1947 nach Berlin versetzt und nahm bereits einen großen Teil der benötigen Kontounterlagen mit. Weitere Geschäftsunterlagen wurden 1948 nach Berlin zurückgebracht.

Damit ging in der Nachkriegszeit eine besondere Episode der Berliner Sparkassengeschichte zu Ende: die jahrzehntelange Tätigkeit von drei eigenständigen Sparkassen auf dem Berliner Stadtgebiet.

Klaus-Dieter Marten
Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Quellen:

  • Bericht zur Altbankenrechnung der Sparkasse des Kreises Niederbarnim (Altsparkasse in Berlin) auf den 1. Januar 1953 (Buchungsstand 31.12.1963), erstellt vom Vorstand der Sparkasse der Stadt Berlin West
  • Bericht zur Altbankenrechnung der Sparkasse des Kreises Teltow (Altsparkasse in Berlin) auf den 1. Januar 1953 (Buchungsstand 31.12.1961), erstellt vom Vorstand der Sparkasse der Stadt Berlin West
  • Boelcke, Willi A.: Die Sparkasseninstitute in der preußischen Provinz Brandenburg bis 1945, in: Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. Bonn (Hg.): Regionalgeschichte der Sparkassen-Finanzgruppe, Band 1. Stuttgart 2006
  • Petersilie, Erich: Die Sparkasse des Kreises Teltow von 1858 bis 1908, Berlin 1908
  • Satzung für die Sparkasse des Kreises Teltow vom 18. Dezember 1909
  • Satzung für die Sparkasse des Kreises Teltow vom 20. September 1932
  • Geschäftsstellenübersicht der Sparkasse der Stadt Berlin von 1924; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Hauptkasse der Sparkasse der Stadt Berlin im Mühlendammgebäude in Berlin-Mitte, 1918; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Briefkopf der Bezirkssparkasse Lichtenberg, Anfang der 1920 Jahre; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Vor 100 Jahren: Die Groß-Berliner Sparkasse entsteht

Das Jahr 1920 ist für Berlin und seine Sparkasse ein denkwürdiges Jahr. Mit dem „Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ vom 27. April 1920, das am 1. Oktober 1920 in Kraft trat, wurde Groß-Berlin geschaffen. In Folge dieses Gesetzes fusionierten 14 Sparkassen der Vorortgemeinden mit der Sparkasse der Stadt Berlin.

Aufgrund der starken Bevölkerungszunahme Berlins seit der Reichsgründung 1871 befassten sich die zuständigen Stellen bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit der weiteren städtebaulichen Entwicklung Berlins. Mit dem Zweckverbandsgesetz für Groß-Berlin vom 19. Juli 1911 und seinem Inkrafttreten am 1. April 1912 entstand ein lockerer Kommunalverband, dem neben Berlin mehrere Städte und zwei Landkreise im Umland der Hauptstadt angehörten. Damit sollte eine einheitliche städtebauliche Entwicklung und Verkehrsplanung gewährleistet werden. Da jedoch die Nachbargemeinden auf ihrer Eigenständigkeit beharrten und weiterhin zwischen ihnen Konkurrenzdenken vorherrschte sowie konservative Kreise ein erstarktes Berlin verhindern wollten, konnte sich die Idee, ein Groß-Berlin als Einheitsgemeinde zu schaffen, noch nicht durchsetzen. Erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs gab es die notwendige Zustimmung für eine umfassende Lösung und am 27. April 1920 votierten die Abgeordneten in der preußischen Landesversammlung für die Bildung von Groß-Berlin.

Im Rahmen dieser Verwaltungsreform wurden im Oktober 1920 in die bisherige Stadtgemeinde Berlin mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern die Städte Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke aus den umliegenden Kreisen Niederbarnim, Osthavelland und Teltow eingemeindet. Hinsichtlich der Einwohnerzahl war Berlin nach der Bildung von Groß-Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern nach London (7,3 Millionen Einwohner) und New York (5,6 Millionen Einwohner) die drittgrößte Stadt der Welt.

Im Jahre 1920 konnte die Berliner Sparkasse als älteste preußische Sparkasse bereits auf über einhundert und die Spandauer Sparkasse auf fast siebzig Geschäftsjahre zurückblicken. Einige Berliner Umlandsparkassen hatten in den letzten Jahren eine sehr erfolgreiche Geschäftsentwicklung genommen und waren recht einlagenstark. Allerdings verschlechterte sich nach dem Ersten Weltkrieg die allgemeine Situation aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage und der zunehmenden Inflation erheblich.

Am 7. Juni 1920 trafen sich auf Einladung des Berliner Sparkassendirektors Schmitt erstmals die Sparkassenleiter der Vorortsparkassen Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf, Schöneberg, Steglitz, Lichterfelde, Neukölln, Treptow, Köpenick, Lichtenberg, Weißensee, Pankow, Reinickendorf und Tegel zu einer Besprechung. Danach fanden die Treffen regelmäßig statt. Zudem wurden zur Bearbeitung spezieller Themen Unterausschüsse gebildet. Die Zusammenarbeit der einzelnen Sparkassen verlief, obwohl einigen Instituten die Aufgabe der Selbständigkeit nicht leichtfiel, recht harmonisch und konstruktiv. Zunächst mussten die je nach Sparkasse unterschiedlichen Arbeitsabläufe vereinheitlicht und eine zentrale Verwaltung aufgebaut werden. Zudem sollten durch Einsparungen die Wirtschaftlichkeit erhöht sowie die Aus- und Fortbildung der Sparkassenmitarbeiter verbessert werden. Hinzu kam die Erstellung einer den neuen Verhältnissen angepassten Satzung.

Am 1. Oktober 1920 wurde das Ausscheiden der eingemeindeten Vorortsparkassen aus dem Brandenburgisches Sparkassenverband in die Wege geleitet, da sie in den für Berlin bestehenden Sparkassenverband Berlin aufzugehen hatten. Zudem verloren sie ihre Mitgliedschaft beim Brandenburgischen Giroverband. Am 25. November 1920 beschloss die Stadtverordnetenversammlung von Berlin auf Vorlage des Magistrats die zentrale Verwaltung der Sparkasse. 1921 folgten zwei weitere Versammlungen der Sparkassenleiter sowie die Einrichtung eines Organisationsausschusses, der sich aus den Sparkassenleitern und höheren Beamten der Zentrale zusammensetzte.

Mit dem Inkrafttreten der neuen Satzung am 12. Dezember 1921 verloren die bisherigen Satzungen der zu fusionierenden Sparkassen ihre Geltung. Gleichzeitig erfolgte ihre Vereinigung zur Sparkasse der Stadt Berlin, die sich in zwei Abteilungen gliederte. Die Abteilung A, die Sparkassenzentrale der Stadt Berlin, bestand aus dem Geschäftsbereich allgemeiner Sparverkehr und unterhielt in Berlin als Geschäftsstellen die Bezirks- und Zweigsparkassen. Die Abteilung B, die Girozentrale der Stadt Berlin, führte die Geschäfte der Berliner Girozentrale und war auch neben sonstigen bankmäßigen Aufgaben für den kommunalen Giroverkehr zuständig. Im Stadtgebiet war sie mit eigenen Geschäftsstellen, den Girokassen, vertreten. Geführt wurde die Sparkasse der Stadt Berlin vom Vorstand. Hinzu kam als Kontrollgremium der Aufsichtsrat, der zudem auch die Grundsätze der Geschäftsführung bestimmte.

Die in den einzelnen Bezirken gelegenen Sparkassen wurden fortan als Bezirkssparkassen bezeichnet, von denen es insgesamt 14 Stück gab. Die Bezirkssparkasse Berlin war für sämtliche Bezirke des alten Berlins vor 1920 zuständig. Zu ihr gehörten auch die in diesen Stadtteilen bereits vorhandenen Kassen A bis L der Berliner Sparkasse. Mit Ausnahme von Tempelhof hatte jeder Bezirk eine Bezirkssparkasse. Die bisher selbständige Sparkasse Lichterfelde wurde zur einer Zweigkasse der Bezirkssparkasse Steglitz, die Sparkasse Tegel in die Bezirkssparkasse Reinickendorf eingegliedert und im Juni 1921 die Bezirkssparkasse Zehlendorf neu eröffnet. Alle diese Bezirkssparkassen gaben eigene Sparbücher aus und führten auch die Konten. Daneben standen den Kunden im Berliner Stadtgebiet 72 Zweigkassen, die mit weniger Personal ausgestattet waren, zur Verfügung. Sie stellten ebenfalls eigene Sparbücher aus, wobei aber die Kontenführung überwiegend bei der zugehörigen Bezirkssparkasse lag. Zur Erleichterung des Sparverkehrs existierten im Stadtgebiet zudem 212 von Kaufleuten in ihren Ladengeschäften betriebene Nebenstellen sowie 20 Nebenstellen bei städtischen bzw. staatlichen Behörden für die dort tätigen Beamte. Die Nebenstellen konnten ebenfalls Sparbücher ausgeben, sie führten aber generell keine Konten.

Durch die Eingliederung der Vorortsparkassen entstand in Berlin mit rund 1,9 Millionen Kunden (1 903 902 ausgegebene Sparbücher) und fast zwei Milliarden Mark Spareinlagen „die größte Sparkasse der Welt“, wie Sparkassendirektor Schmitt in der Zeitschrift Sparkasse vom 30. November 1921 schrieb. Die Vorortsparkassen hatten daran mit rund 780 000 Sparbüchern und 772 Millionen Mark Spareinlagen einen Anteil von 41 Prozent. Fast 200 000 Sparbücher kamen von der größten Vorortsparkasse, der Sparkasse Charlottenburg, und nur 1 356 Sparbücher von der erst am 1. Oktober 1919 gegründeten Sparkasse Treptow.

Klaus-Dieter Marten

Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Begrüßungsgeldauszahlung an der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg im November 1989. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Anstehen fürs Begrüßungsgeld am Bus der Sparkasse der Stadt Berlin West am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg im November 1989. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Schlange stehen fürs Begrüßungsgeld in der Zentrale der Sparkasse der Stadt Berlin West in der Bundesallee 171 in Berlin-Wilmersdorf im November 1989. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Am S-Bahnhof Köllnische Heide in Berlin-Neukölln wird für die Begrüßungsgeldauszahlung auch ein Sparkassenbus der damaligen Kreissparkasse Aachen eingesetzt. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Mauerfall und Begrüßungsgeld – Der große Ansturm auf die Zweigstellen der Sparkasse in Berlin

Blogserie, Teil 1

Am 9. November 1989 um 18.00 Uhr beginnt in Ost-Berlin die im DDR-Fernsehen live übertragene Pressekonferenz mit Günter Schabowski, der in diesen Tagen als Sprecher des SED-Zentralkomitees fungiert. Schabowski gibt die neue Reiseregelung bekannt und fügt auf die Nachfrage eines Journalisten, wann die neue Regelung in Kraft treten soll, hinzu: „Sofort, unverzüglich!“. Diese Meldung wird schnell in den Medien verbreitet. Die Nachrichtensendungen der ARD und des ZDF berichten darüber. Bald setzt ein Massenansturm auf die Berliner Grenzübergänge ein und bis gegen Mitternacht wird die Öffnung aller Berliner Übergänge erzwungen.

Bereits am Abend verhandelt in West-Berlin der Senat mit Vorständen der Berliner Banken und in der Nacht verkündet der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, dass ab 10. November bei der Sparkasse und bei allen übrigen Banken im Westteil Berlins Begrüßungsgeld in Höhe von 100 DM an alle DDR-Bürger ausgezahlt wird.

Am 10. November stehen bereits früh die ersten DDR-Bürger vor den Zweigstellen der Sparkasse in den westlichen Bezirken und fragen nach dem Begrüßungsgeld. Per Telefon-Rundruf werden morgens die rund 90 Zweigstellen informiert, damit möglichst pünktlich um 9.00 Uhr die Auszahlung beginnen kann. Aufgrund des immer stärker werdenden Andrangs bilden sich vor vielen Zweigstellen lange Schlangen. Bald wird nicht nur an den Kassen, sondern auch an vielen Schreibtischen an alle Personen, die einen Personalausweis vorlegen, ausgezahlt. Um Mehrfachauszahlungen zu verhindern, werden die Personalausweise mit einem Sparkassen- bzw. Datumsstempel versehen. Der normale Bankbetrieb kommt dabei zum Erliegen.

Am größten ist der Andrang in Zweigstellen, die in der Nähe von Grenzübergängen liegen. Auch Zweigstellen, die zentral gelegen und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind, wie zum Beispiel am Zoologischen Garten, werden stark frequentiert. An der Gedächtniskirche kommt auf dem Breitscheidplatz zur Entlastung der dortigen Zweigstelle zusätzlich ein Bus der West-Berliner Sparkasse für die Auszahlung des Begrüßungsgelds zum Einsatz. Die Öffnungszeiten der Zweigstellen werden verlängert. Teilweise sind sie bis spät abends und darüber hinaus auch an den Wochenenden geöffnet. Viele Mitarbeiter aus den zentralen Abteilungen helfen aus. Eine große Herausforderung stellt auch die Versorgung der Zweigstellen durch die Sparkassenzentrale mit Bargeld dar. Aber alles läuft ohne größere Probleme ab und wird von einer großen, einmaligen Euphorie getragen.

Bald werden auch zwei weitere fahrbare Zweigstellen eingesetzt. Diese beiden Sparkassenbusse kommen zur Unterstützung von der damaligen Kreissparkasse Aachen und von der Nassauischen Sparkasse nach Berlin.

Ab Ende November stehen bei der Sparkasse nur noch zehn Sonderzahlstellen für das Begrüßungsgeld bereit, die an acht Standorten konzentriert sind. Eingestellt wird die Begrüßungsgeldauszahlung am 29. Dezember 1989. In diesen Wochen hat die Sparkasse im Westteil Berlins insgesamt rund 1,2 Millionen Auszahlungen bearbeitet und damit rund 120 Millionen DM ausgegeben.

Auch im Ostteil der Stadt bilden sich im November und Dezember 1989 lange Schlangen vor den Zweigstellen der Sparkasse. Alle DDR-Bürger, die eine Reiseerlaubnis vorweisen können, und nach der Grenzöffnung ist das praktisch jeder, sind zum Umtausch von 15 Mark der DDR in DM im Verhältnis von eins zu eins berechtigt. Rund 80 Prozent aller Währungsumtausche in Ost-Berlin werden von der Sparkasse durchgeführt. Aufgrund des Andrangs stehen die Menschen stundenlang nach dem Geld an. Um diese Aufgabe bewältigen zu können, müssen viele Mitarbeiter neben ihrer eigentlichen Arbeit zusätzlich in den Zweigstellen aushelfen. Auch am Abend oder an den Wochenenden wird gearbeitet.

Die beiden Berliner Sparkassen haben aufgrund des umfassenden Einsatzes und der führenden Beteiligung bei der Auszahlung des Begrüßungsgeldes und beim DDR-Mark-Umtausch sowie im Juli 1990 bei der DM-Einführung in der DDR im Rahmen der Währungsunion erheblich zum Zusammenwachsen der beiden Stadthälften beigetragen. Zum Jahresende 1990 kommen auch die seit 1948 getrennten beiden Berliner Sparkassen unter dem Dach der neu gegründeten Landesbank Berlin wieder zusammen.

Klaus-Dieter Marten

Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Fortsetzung folgt am 13.11.2019

  • Die Zentrale der Kreissparkasse befand sich vor 100 Jahren in Berlin-Steglitz. (Abb.: Ausschnitt Ansichtskarte unbekannter Verlag, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die zehntgrößte deutsche Sparkasse …

… war vor 100 Jahren die Teltower Kreissparkasse. Das Institut war deshalb so groß, weil ein Teil seines Geschäftsgebietes im „Speckgürtel“ der Reichshauptstadt lag. Zweigstellen hatte die Großsparkasse unter anderem in den Vororten Friedenau, Köpenick, Lichterfelde, Südende, Steglitz und Tempelhof. Daneben gab es noch zahlreiche Agenturen, die überwiegend von Kaufleuten betreut wurden. Sie waren nicht nur im heutigen Stadtgebiet Berlins, sondern auch in Brandenburg zu finden, etwa in Zossen. Wer zur Hauptstelle wollte, musste nach Steglitz. Dort stand seit 1906 diese repräsentative Zentrale der Sparkasse des Teltower Kreises. Zwar gehörte der Ort noch nicht zu Berlin, musste jedoch wie viele andere die Bezeichnung „Berlin“ im Namen führen. Durch die Erweiterung zu Groß-Berlin 1920 verlor der Kreis übrigens Stadt- und Landgemeinden sowie Gutsbezirke, die aber Geschäftsgebiet der Kreissparkasse blieben. Allerdings wurde dann auch die Stadtsparkasse Berlin dort aktiv.

  • Politische Ereignisse wirkten sich auf die Entwicklung der Einlagen bei der Sparkasse der Stadt Berlin in der DDR-Zeit aus. : © Historisches Archiv des OSV

Politik und Einlagenentwicklung

Am Beispiel der Sparkasse der Stadt Berlin werde ich am 7. September 2018 beim Sparkassenhistorischen Workshop des DSGV im Alexanderhaus verdeutlichen, wie sich politische Ereignisse auf das Sparverhalten auswirkten. Innerhalb von 15 Jahren vermehrten sich die Spareinlagen bei der Sparkasse in Ost-Berlin enorm, auf eine Milliarde Deutsche Mark der Deutschen Notenbank. Nach der Währungsreform 1948 wurde die Werbearbeit forciert, um Kunden und Einlagen zu gewinnen. Bereits 1959 hatte rechnerisch die Hälfte der, abnehmenden, Bevölkerung ein Sparkassenbuch. Viele Menschen flohen damals, stimmten gleichsam mit den Füßen über das SED-System ab. Auch Beschäftigte der Sparkasse der Stadt Berlin begingen Republikflucht, insbesondere 1961.

Um das Ausbluten der DDR zu stoppen, wurde die Berliner Mauer errichtet. Wie sich die Ereignisse im Sommer 1961 auf die Spareinlagen auswirkten, werde ich thematisieren. Auch der Volksaufstand 1953 wird angesprochen. Ein währungspolitisch bedeutsames Ereignis war hingegen der Austausch der Banknoten 1957. Der SED-Staat wollte einen Geldüberhang beseitigen und die außerhalb des Staatsgebietes bestehenden Bestände entwerten. Die Ost-Berliner versuchte die Sparkasse während der Sparwochen zum Einzahlen des neuen Geldes zu bewegen. Es war übrigens streng verboten, Zahlungsmittel in größeren Mengen nach West-Berlin mitzunehmen. Vor dem Grenzübertritt mussten sie etwa bei der Sparkasse deponiert werden.