• Hauptstrasse Dahme Brandenburg 1920

    Dahme in Brandenburg vor 100 Jahren; Heute befindet sich eine Sparkassenfiliale in der Hauptstraße 17, dem dritten Gebäude auf der rechten Straßenseite. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Graphische Verlagsanstalt Dresden GmbH, versendet 1920; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der Kredit der Stadtsparkasse Dahme

Am Anfang des Jahres 1877 war es, dass Dahme in der Mark Brandenburg eine eigene Sparkasse bekam. Ihre Funktion war qua Statut, „zur sicheren verzinslichen Anlage von Ersparnissen und zur Erlangung von Darlehen Gelegenheit zu bieten“. Am Ende des ersten Geschäftsjahres bestanden bei der Stadtsparkasse 113 Sparbücher mit insgesamt 84.898,66 Mark Guthaben. Auf das Sparbuch gab es damals 3 1/3 % Zinsen.

Natürlich musste das Geld der Sparerinnen und Sparer sicher und gewinnbringend verliehen werden, um ihnen diese Zinsen gewähren zu können. Dazu gab es vor 140 Jahren mehrere Möglichkeiten. Es konnten zum Beispiel Grundstücke beliehen werden. Allein 51.800 Mark machten Ende 1877 städtische und 4.800 Mark ländliche Hypotheken aus. 4,5 % betrug der Ausleihzins. Und wie sah es mit den Sicherheiten aus?

Bei Flächen auf dem Lande durfte der Beleihungswert bis zwei Drittel und bei städtischen nicht mehr als die Hälfte des durch gerichtliche Taxierung festgestellten Grundstückswertes betragen. Bei Liegenschaften war der Grundsteuerreinertrag maßgebend. Auf nicht mehr als das 20-fache konnte sich der Wert bemessen. Der maximale Beleihungswert von Gebäuden war hingegen das 12,5-fache des Gebäudesteuer-Nutzwerts beziehungsweise die Hälfte der Versicherungssumme bei der öffentlichen Feuersozietät.

  • Die Stadtsparkasse Schwarzenberg eröffnete am 1. Oktober 1866 im Rathaus. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Wilhelm Hoffmann AG, 1902; Bestand: Historisches Archiv der Erzgebirgssparkasse)

  • Ab 1897 befand sich die Mühlberger Sparkasse im Rathaus. (Ansichtskarte Verlag E. Elteste in Mühlberg a. E., versendet 1908; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Siegelmarke der Stadtsparkasse Schwarzenberg, um 1900 : © Historisches Archiv des OSV

  • Sparbuch der Stadtsparkasse Schwarzenberg, 1923 : © Historisches Archiv des OSV

Vor 150 Jahren – Sparkasseneröffnungen in Mühlberg/Elbe und Schwarzenberg

150 Jahre ist es her, dass in Mühlberg an der Elbe sowie in Schwarzenberg im Erzgebirge Sparkassen gegründet wurden. Die Stadtsparkassen nahmen die Geschäftstätigkeit am 1. Oktober 1866 auf. Das war ein Montag. Überliefert ist für Schwarzenberg sogar die Zeit – 15:00 Uhr. Seinen Sitz hatte das dortige Institut im Rathaus. Die Mühlberger Sparkasse zog erst am 1. Oktober 1897 ins örtliche Rathaus. Ihre Geschäftsstelle befand sich bis dahin in der Wohnung des ersten Rendanten, des Apothekers Oskar Lichtenberg.

Er durfte gemäß der Sparkassensatzung Einlagen ab einem Taler annehmen. Drei Taler wurden auf das erste Sparkassenbuch eingezahlt. Am Jahresende gab es 56 Sparbücher. In Schwarzenberg waren Einzahlungen schon ab fünf Neugroschen möglich. Hier hat man damals gleich an die Kleinsparer gedacht. 30 Neugroschen ergaben in Sachsen einen Taler. Die benannte Sparkasse verzeichnete Ende 1866 insgesamt 37 Konten. Das Guthaben des „kleinsten“ Sparbuchs betrug 1 Taler, 20 Neugroschen und 4 Pfennige.

Ja, die Anfänge waren bescheiden, auch beim Kreditgeschäft. Die erzgebirgische Stadtsparkasse verlieh zunächst Kapitalien gegen Faustpfand oder Bürgschaft. Die erste Schuldverschreibung gegen Bürgschaft wurde am 19. Oktober 1866 für den Straßenmeister Traugott Leberecht Bergmann ausgestellt. Der erste Hypothekenkredit ist für den 30. Juli 1867 belegt. Das Darlehn erhielt der Korkmeister Friedrich Hermann Georgi aus Raschau. In Mühlberg waren bereits im Gründungsjahr alle drei Kreditarten gefragt.

Heute ist dort die Sparkasse Elbe-Elster und in Schwarzenberg die Erzgebirgssparkasse für ihre Kundinnen und Kunden da. Sie befriedigen das Bedürfnis nach Kredit vor Ort und fördern insbesondere den Mittelstand. Die Sparkassen sind Partner der heimischen Wirtschaft, seit 150 Jahren. Und noch länger. Die Wurzeln der beiden traditionsreichen Institute reichen nämlich noch weiter in die Vergangenheit zurück, bis 1837 in Herzberg (Elster) und bis 1840 in Zschopau. Aber das wären wieder andere Geschichten.

  • Collage Bauern Landkarte Rostock

    Mecklenburgische Bauersleute in Tracht (Collage auf Grundlage einer Lithografie von Albert Kretschmer, um 1890) : © Historisches Archiv des OSV

Ist denn das Sparguthaben sicher?

Im Jahr 1894 war es, als ein alter Bauer zur Rostocker Sparkasse in der Schwaanschen Straße Nummer 1 ging. Bei diesem drittgrößten mecklenburgischen Institut befand sich sein Sparguthaben. Auf dem Sparbuch lagen mittlerweile über 2.000 Mark. Das war eine Menge Geld. Er hatte den Betrag gekündigt und kam nun, um ihn sich auszahlen zu lassen.

Als es soweit war und das Geld vor ihm lag, ließ er es jedoch ruhig liegen und versank in tiefen Gedanken. Der Sparkassenmitarbeiter wartete und wartete. Schließlich fragte er seinen Kunden, ob er denn das Vermögen nicht einstecken wolle. Doch der alte Bauer verneinte und sprach mit einem zufriedenen Lächeln: „Ne, nu behollen Sei’t man wetter hier. Ick wull blot seihn, ob Sei’s noch harren!“ Dann verließ er die Sparkasse.*

Ob der Bauer wohl wusste, wie die Sparkasse sein Geld und das der restlichen Kundschaft sicher angelegt hatte? Es lag ja immer nur ein bestimmter Bestand griffbereit in der Kasse. Vor allem in Hypotheken investierte das Institut damals. Dabei gab es etwa zwei Drittel städtischen und ein Drittel ländlichen Grundkredit. Wie geschäftstüchtig 120 Jahre später die vor Ort ansässige OstseeSparkasse Rostock war und Kredite vergab, können Sie hier nachlesen.

* Geschichte frei nach einer Meldung im Finanzblatt Die Sparkasse von 1894

  • Buergermeister Johann Friedrich Luckwaldt Schwedt

    In der Amtszeit von Bürgermeister Johann Friedrich Luckwaldt wurde in Schwedt eine Stadtsparkasse eröffnet. Unter anderem seine Unterschrift findet sich auf dem ersten Statut der Sparkasse vom 26. September 1829. : © Stadtmuseum Schwedt

  • Landkarte Schwedt Oder Brandenburg

    Schwedt war die vierte städtische Sparkasse im damaligen Brandenburg. Daneben existierten zum Beispiel noch private Sparkassen, etwa für die Einwohner des Kreises in Angermünde. (Ausschnitt Landkarte der preuß. Provinz Brandenburg; Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau, 1844) : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Rathaus Schwedt

    Im alten Rathaus von Schwedt hatte die Sparkasse von 1830 bis 1908 ihren Sitz. (Ansichtskarte, versendet 1908; Bestand: Stadtmuseum Schwedt) : © Stadtmuseum Schwedt

  • Neues Rathaus Schwedt

    1908 wurde das Neue Rathaus der Sitz der Stadtsparkasse. (Abb. in einem Sparbuch der Stadtsparkasse Schwedt, ausgestellt 1930) : © Historisches Archiv des OSV

  • Geschaefstnachweisung Stadtsparkasse Schwedt 1905

    Geschäftsnachweisung der Stadtsparkasse Schwedt für 1905 in der Zeitschrift Sparkasse (Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 185 Jahren: Eröffnung eines städtischen Spar- und Kreditinstituts in Schwedt

Heute ist es soweit. Seit genau 185 Jahren gibt es die Stadtsparkasse in Schwedt. Sie ist eine der ersten kommunalen Gründungen in Brandenburg. Schwedt war nach Frankfurt an der Oder, Brandenburg an der Havel und Landsberg an der Warthe die vierte Stadtsparkasse in dieser preußischen Provinz. Wenn nur das Gebiet des heutigen Bundeslandes betrachtet wird, dann handelt es sich sogar um das dritte Institut einer Stadtgemeinde.

Die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat von Schwedt waren für die Einrichtung des Geldinstituts verantwortlich. Die Vorbereitungen zur Gründung dauerten hier, wie an vielen anderen Orten auch, ein paar Jahre. Für Verzögerungen sorgte unter anderem die königlich-preußische Regierung, die die Satzung nach ihren Wünschen gestaltet sehen wollte. Am 1. November 1830 konnte die Sparkasse schließlich mit einem staatlich genehmigten Statut die Geschäftstätigkeit aufnehmen.

Das Kassenlokal befand sich im alten Rathaus von Schwedt, das leider im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. In diesem Gebäude war am Anfang lediglich eine Stunde in der Woche geöffnet, jeweils am Montag. Später wurden die Öffnungszeiten dem Bedarf entsprechend erweitert. Sparwillige konnten vor 185 Jahren Beträge ab fünf Silbergroschen einzahlen. Für dieses Geld bekam man in Schwedt zum Beispiel vier Pfund Roggenbrot. Ein Pfund Butter kostete sieben Silbergroschen.

Ordnungsgemäß wurden die Ein- und Auszahlungen sowie Zinsen in den Quittungsbüchern der Kundinnen und Kunden quittiert. Ende 1831 gab es 93 dieser Sparbücher und Einlagen in Höhe von 3.289 Talern, 11 Silbergroschen und 7 Pfennigen. Ein Jahr später bestanden bereits 230 Bücher mit 6.250 Talern, 6 Silbergroschen und 1 Pfennig Gesamtguthaben. In Preußen entsprachen zu dieser Zeit 12 Pfennige einem Groschen und 30 Groschen einem Taler.

3,5 % Zinsen gab es bei der jungen Sparkasse. Sie konnten damals erwirtschaftet werden. Neben der im Statut vorgeschriebenen Anlage in Staatspapieren spielte das Kreditgeschäft wohl von Anfang an eine Rolle. Ein wichtiges Anliegen war es, die Spareinlagen „gegen gehörige Sicherheit“ weiterzugeben. So wurde kurze Zeit nach der Gründung im Schwedter Anzeiger dafür geworben, „auf Hypothek oder auch gegen Unterpfand von Papieren und Wechseln“ Geld auszuleihen.

Im Laufe der Geschichte entwickelte sich die Stadtsparkasse Schwedt als Spar- und Kreditinstitut. Insbesondere im Wilhelminischen Kaiserreich machte sie große Fortschritte. Nach der Einführung der einheitlichen Markwährung wurde 1879 die erste Million bei den Guthaben erreicht. 75 Jahre nach der Gründung waren es schon über sieben Millionen Mark. Wie das Geld der Kundschaft 1905 angelegt war, können Sie anhand der letzten Abbildung dieses Beitrags feststellen.

  • Archivbestand

    Dies ist nur ein kleiner Teil, welchen Herr Werner bei seinem Aufenthalt in Potsdam gesichtet hat. : © Historisches Archiv des OSV

Wissenschaftliche Forschung im OSV-Archiv

Das Historische Archiv des OSV in Potsdam liefert mit seinem großen Bestand an Dokumenten zur ostdeutschen Sparkassengeschichte einen hervorragenden Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung.

Aus diesem Grund war Sebastian Werner im August 2015 zum wiederholten Mal zu Besuch in Potsdam. Herr Werner ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule München und gleichzeitig Doktorand an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.  Im Rahmen seines Promotionsvorhabens beschäftigt er sich mit dem Thema „Das gewerbliche Kreditgeschäft deutscher Sparkassen zwischen Währungsstabilisierung und Bankenkrise“. Neben regionalen Unterschieden zwischen Preußen, Bayern und Sachsen geht er bei seiner Forschung vor allem auch auf die ökonomische Bedeutung der Sparkassen zwischen 1924 und 1932 ein.

Von großem Interesse bei seiner Arbeit ist die besondere Struktur des Sparkassenwesens in Sachsen innerhalb seines Beobachtungszeitraums, wozu er zahlreiche Dokumente des Sächsischen Sparkassenverbandes und des Giroverbandes Sächsischer Gemeinden im OSV-Archiv gesichtet hat.

Bei diesem aus Sparkassensicht sehr interessantem Promotionsvorhaben wird Herr Werner von der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. sowie von weiteren Sparkasseninstitutionen u.a. der Sparkasse KölnBonn, der Stadtsparkasse München und der Erzgebirgssparkasse unterstützt.

Sebastian Werner, M.Sc.
Hochschule München

  • Statut Sparkasse Lübben 1897

    Erste Seite des Statuts der Niederlausitzer Provinzialsparkasse, Fassung von 1897 : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Schloss Ständehaus Hauptsparkasse Luebben 1909

    Ansichtskarte, Verlag W. Charles in Lübben, versendet 1909; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Der Agrarkredit in der Geschichte – Hypothekendarlehn für Bauern der Niederlausitz

Vor Kurzem fand in Potsdam der sechste Agrarkonvent des Ostdeutschen Sparkassenverbandes statt. Bei der Veranstaltung wurde die Bedeutung des Agrarkreditgeschäfts für die Sparkassen betont und ihre Rolle als regionale Geldinstitute thematisiert. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, ging am 24.11.2014 auf die lange Tradition bäuerlichen Wirtschaftens ein. Auch der landwirtschaftliche Kredit von Sparkassen hat eine lange Tradition, z. B. in der Niederlausitz.

Sparkassen nahmen bereits im 19. Jahrhundert Einlagen an und vergaben Darlehn, auch an Bauern. Eine wichtige Anlage stellte der Realkredit dar. Vor dem Hintergrund der Lage des Geschäftsgebietes und der Konkurrenz anderer Geldinstitute vor Ort wurden zumeist städtische und ländliche Grundstücke beliehen. Es gab sogar Kassen, bei denen die ländlichen Hypotheken überwogen.

Eine war die in mehreren Landkreisen wirkende Kommunal-Ständische Sparkasse der Niederlausitz in Lübben, ein bedeutendes Kreditinstitut. 1909 entfielen ein Fünftel der ländlichen Sparkassenkredite Brandenburgs auf sie. Selbstständige Bauern waren damals ihre landwirtschaftlichen Hypothekenschuldner. Schon lange zählten sie zu den Kunden. Kurze Zeit nach der Eröffnung der Sparkasse vor über 190 Jahren (am 1.10.1824) hatte der erste Bauer einen Kredit bekommen. Er hieß Johann George Möbus und ließ ein Grundstück in Lindow beleihen.