• Landkreise und Sparkassen, 1995 : © Historisches Archiv des OSV

Die Kreisreform vor 30 Jahren

Heute gibt es im Bundesland Brandenburg 14 Landkreise und vier kreisfreie Städte. Diese Gliederung wurde vor 30 Jahren eingeführt. Vorher gab es 38 Landkreise und sechs kreisfreie Städte. Die Grundlage für die Kreisgebietsreform war ein Gesetz vom Dezember 1992, das aber noch nicht die Namen der neuen Kreise festlegte. Diese sowie die Kreisstädte bestimmte der Landesgesetzgeber im Frühjahr 1993. Man erließ dazu 14 Einzelgesetze. So entstand etwa der Landkreis Uckermark aus den Kreisen Angermünde, Prenzlau und Templin sowie der bis dahin kreisfreien Stadt Schwedt/Oder. Auch Eisenhüttenstadt wurde eingekreist, in den neuen Landkreis Oder-Spree. Die vier Städte Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam blieben kreisfrei.

Die Gebietsreform trat am 5. Dezember 1993 mit vorgezogenen Kommunalwahlen in den neuen Landkreisen in Kraft. Brandenburg war damals das erste ostdeutsche Bundesland, das die seit einer Verwaltungsreform in der DDR 1952 bestehende kleinteilige Struktur der Kreise beendete. Der neuen Gliederung der Gewährträger von 1993 folgte eine Anpassung von Sparkassen. Es kam also zu Fusionen. Üblicherweise gab es eine Sparkasse in einem Landkreis. Die Stadt Schwedt/Oder erstritt jedoch die Trägerschaft ihrer Sparkasse vor dem Brandenburgischen Verfassungsgericht. Bei einigen Sparkassen dauerten die Verschmelzungen etwas. So entstanden zum Beispiel die Sparkasse Spree-Neiße und die Sparkasse Elbe-Elster am 1. Januar 1995.

  • Das Diagramm zeigt die Zahl der Fusionen, die zwischen 1991 und 2013 im Geschäftsgebiet stattfanden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Diagramm zeigt die Zahl der Sparkassen am Jahresende. : © Historisches Archiv des OSV

Fusionen seit der Wende

Als im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 die ostdeutschen Länder neu gegründet wurden, existierten in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern Sachsen und Sachsen-Anhalt insgesamt 160 Sparkassen. Heute wirken in diesem Geschäftsgebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes fusionsbedingt 45 Institute.

Die erste Verschmelzung fand am 1. Juli 1991* statt. Aus der Sparkasse Potsdam, der Stadt- und Kreissparkasse Brandenburg und den Kreissparkassen Belzig, Nauen und Oranienburg wurde die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam. Die letzte Fusion war vor über vier Jahren. Am 1. September 2013 fusionierte die Sparkasse Rügen mit der Sparkasse Vorpommern.

Die meisten Fusionen erfolgten im Jahr 1994. Durch Kreisgebietsreformen entstanden neue Gewährträgerstrukturen, an die die Sparkassen anzupassen waren. Der Verband begleitete den Prozess beratend. Schwerpunkte waren dabei zum Beispiel die rechtliche Vorbereitung und Durchführung der Vereinigungen sowie die betriebswirtschaftlichen, organisatorischen und technischen Umsetzungen.

Während sich die Zahl der Institute in Sachsen-Anhalt seit 1992 um zwei Drittel verringert hat, betrug der Rückgang im Freistaat Sachsen über drei Viertel. Hier bestanden ehemals die meisten Sparkassen, 50 an der Zahl. Von insgesamt 83 Fusionsprozessen fanden 31 in Sachsen statt. Allein im Geschäftsgebiet der Ostsächsische Sparkasse Dresden gab es sechs. Dieses größte Institut Sachsens entstand am 1. Mai 2004 durch Zusammenführung der Stadtsparkasse Dresden und der Sparkasse Elbtal-Westlausitz.

Aber nicht alle heute bestehenden Sparkassen haben Fusionen hinter sich, etwa in Sachsen die Kreissparkasse Döbeln. In Mecklenburg-Vorpommern betrifft das die Sparkasse Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz, in Sachsen-Anhalt die Stadtsparkassen Dessau und Magdeburg. Die Stadt Schwedt erstritt 1994 vor dem brandenburgischen Landesverfassungsgericht ein Urteil zur Eigenständigkeit ihrer Sparkasse. Die Stadtsparkasse Schwedt ist die kleinste Sparkasse im OSV-Gebiet.

* Die Daten im Artikel beziehen sich auf die rechtliche Fusion.

  • Buergermeister Johann Friedrich Luckwaldt Schwedt

    In der Amtszeit von Bürgermeister Johann Friedrich Luckwaldt wurde in Schwedt eine Stadtsparkasse eröffnet. Unter anderem seine Unterschrift findet sich auf dem ersten Statut der Sparkasse vom 26. September 1829. : © Stadtmuseum Schwedt

  • Landkarte Schwedt Oder Brandenburg

    Schwedt war die vierte städtische Sparkasse im damaligen Brandenburg. Daneben existierten zum Beispiel noch private Sparkassen, etwa für die Einwohner des Kreises in Angermünde. (Ausschnitt Landkarte der preuß. Provinz Brandenburg; Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau, 1844) : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Rathaus Schwedt

    Im alten Rathaus von Schwedt hatte die Sparkasse von 1830 bis 1908 ihren Sitz. (Ansichtskarte, versendet 1908; Bestand: Stadtmuseum Schwedt) : © Stadtmuseum Schwedt

  • Neues Rathaus Schwedt

    1908 wurde das Neue Rathaus der Sitz der Stadtsparkasse. (Abb. in einem Sparbuch der Stadtsparkasse Schwedt, ausgestellt 1930) : © Historisches Archiv des OSV

  • Geschaefstnachweisung Stadtsparkasse Schwedt 1905

    Geschäftsnachweisung der Stadtsparkasse Schwedt für 1905 in der Zeitschrift Sparkasse (Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 185 Jahren: Eröffnung eines städtischen Spar- und Kreditinstituts in Schwedt

Heute ist es soweit. Seit genau 185 Jahren gibt es die Stadtsparkasse in Schwedt. Sie ist eine der ersten kommunalen Gründungen in Brandenburg. Schwedt war nach Frankfurt an der Oder, Brandenburg an der Havel und Landsberg an der Warthe die vierte Stadtsparkasse in dieser preußischen Provinz. Wenn nur das Gebiet des heutigen Bundeslandes betrachtet wird, dann handelt es sich sogar um das dritte Institut einer Stadtgemeinde.

Die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat von Schwedt waren für die Einrichtung des Geldinstituts verantwortlich. Die Vorbereitungen zur Gründung dauerten hier, wie an vielen anderen Orten auch, ein paar Jahre. Für Verzögerungen sorgte unter anderem die königlich-preußische Regierung, die die Satzung nach ihren Wünschen gestaltet sehen wollte. Am 1. November 1830 konnte die Sparkasse schließlich mit einem staatlich genehmigten Statut die Geschäftstätigkeit aufnehmen.

Das Kassenlokal befand sich im alten Rathaus von Schwedt, das leider im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. In diesem Gebäude war am Anfang lediglich eine Stunde in der Woche geöffnet, jeweils am Montag. Später wurden die Öffnungszeiten dem Bedarf entsprechend erweitert. Sparwillige konnten vor 185 Jahren Beträge ab fünf Silbergroschen einzahlen. Für dieses Geld bekam man in Schwedt zum Beispiel vier Pfund Roggenbrot. Ein Pfund Butter kostete sieben Silbergroschen.

Ordnungsgemäß wurden die Ein- und Auszahlungen sowie Zinsen in den Quittungsbüchern der Kundinnen und Kunden quittiert. Ende 1831 gab es 93 dieser Sparbücher und Einlagen in Höhe von 3.289 Talern, 11 Silbergroschen und 7 Pfennigen. Ein Jahr später bestanden bereits 230 Bücher mit 6.250 Talern, 6 Silbergroschen und 1 Pfennig Gesamtguthaben. In Preußen entsprachen zu dieser Zeit 12 Pfennige einem Groschen und 30 Groschen einem Taler.

3,5 % Zinsen gab es bei der jungen Sparkasse. Sie konnten damals erwirtschaftet werden. Neben der im Statut vorgeschriebenen Anlage in Staatspapieren spielte das Kreditgeschäft wohl von Anfang an eine Rolle. Ein wichtiges Anliegen war es, die Spareinlagen „gegen gehörige Sicherheit“ weiterzugeben. So wurde kurze Zeit nach der Gründung im Schwedter Anzeiger dafür geworben, „auf Hypothek oder auch gegen Unterpfand von Papieren und Wechseln“ Geld auszuleihen.

Im Laufe der Geschichte entwickelte sich die Stadtsparkasse Schwedt als Spar- und Kreditinstitut. Insbesondere im Wilhelminischen Kaiserreich machte sie große Fortschritte. Nach der Einführung der einheitlichen Markwährung wurde 1879 die erste Million bei den Guthaben erreicht. 75 Jahre nach der Gründung waren es schon über sieben Millionen Mark. Wie das Geld der Kundschaft 1905 angelegt war, können Sie anhand der letzten Abbildung dieses Beitrags feststellen.