• Kuponmark

    Im Juni 1948 wurde innerhalb weniger Tage durch eine großangelegte Klebaktion aus der Reichsmark eine neue Währung. : © Historisches Archiv des OSV

Als man mit der Kuponmark bezahlte

Als man mit der Kuponmark bezahlte, schrieb man das Jahr 1948. Deutschland war seit drei Jahren, nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945, unter den vier Siegermächten aufgeteilt. Diese übten die Regierungsgewalt in ihren jeweiligen Besatzungszonen aus.

Bis zum 20. Juni 1948 war die Reichsmark die offizielle deutsche Währung. Einen Tag später wurde in den drei westlichen Besatzungszonen die Deutsche Mark eingeführt und somit das dort alleinige gesetzliche Zahlungsmittel. Im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands erfolgte die Währungsreform nur wenige Tage später; zwischen dem 24. und 28. Juni 1948.

Neue Geldscheine standen im Osten noch nicht zur Verfügung, sodass eine Notlösung gefunden werden musste. Für ca. einen Monat wurde die Kupon- oder Tapetenmark das gültige Zahlungsmittel in der SBZ. Dahinter verbargen sich Reichs- oder Rentenmarkscheine mit aufgeklebten Spezialkupons.

Welchen gewaltigen logistischen und arbeitszeitintensiven Aufwand diese „Klebeaktion“  für die Sparkassen im Land Sachsen bedeutete, belegen die Akten des Sächsischen Sparkassenverbandes aus unserem Archiv. In einem Schreiben des Sächsischen Finanzministeriums vom 18.6.1948 heißt es zum Beispiel, dass eine Verpflichtung von 2000 Beklebungen je Schicht von sieben Stunden von jedem „Kleber“ einzuhalten sei. Dafür stehe diesem dann eine Verpflegung von 250 gr. Brot, 10 Zigaretten! und Getränken zu. Des Weiteren waren die durchführenden Organe berechtigt, auf die Mitarbeiter aller Kreditinstitute, Postanstalten, Versicherungen, Verwaltungen usw. zurückzugreifen. Es gab Tag- und Nachtschichten – ohne Begrenzung der Arbeitszeit. Viel Zeit stand den „Klebern“ ohnehin nicht zur Verfügung. Die Weisung erging am 18.6.1948 um 20.40 Uhr – das war ein Freitag. Zu lösen war die Aufgabe bis Sonntag.

Doch dies war nur der erste, vorbereitende Teil der gesamten durchzuführenden Währungsreform. In einem Abschlussbericht des Sächsischen Sparkassenverbandes ist folgende Aufstellung zu finden:

Eingerichtete Umtauschstellen: 1986.

Eingesetzte Arbeitskräfte: 10 300.

In Empfang genommene Umtauscherklärungen: 1 027 565 Stück.

Vorgelegte Lebensmittelkartenabschnitte: 2 151 590.

Vereinnahmtes Altgeld: 863 818 TRM (Tausend Reichsmark) und vieles andere mehr.

Nach etwa einem Monat war dieses Geld schon Geschichte. Zwischen dem 25. und 28.7.1948 wurde die Kuponmark von der Deutschen Mark der Deutschen Notenbank abgelöst.

  • Reklamemarken ÖVA

    Auf den Klebemarken sind die Versicherungen zu lesen, die Anfang (links) und Mitte (rechts) der 1920er-Jahre bei den sächsischen Sparkassen abgeschlossen werden konnten. : © Historisches Archiv des OSV

  • Prospekt Werbung ÖVA

    Seiten eines Werbeprospekts aus den 1920ern : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Automobil

    Das Motiv einer Ansichtskarte (unbekannter Verlag) zeigt einen Viersitzer der Marke Wanderer W 8 aus Chemnitz. Als sehr nützlich erwies sich in Sachsen die Autokaskoversicherung. 1929 wurden von der ÖVA 818 Schadensfälle bearbeitet. (Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Gebaeude der OEVA 1929

    Ihre Büros hatte die ÖVA zunächst im Rathaus am Dresdner Altmarkt. Ein eigenes Verwaltungsgebäude fand sich bald hier in der Wiener Straße 20. : © Historisches Archiv des OSV

Die Kraftfahrzeugversicherung der ÖVA

Die deutschen Sparkassen haben sich im Laufe ihrer über 200-jährigen Geschichte von Spar- und Kredit- zu modernen Universalinstituten entwickelt. Ein Produkt, das zum Beispiel die sächsischen Sparkassen ihren Kundinnen und Kunden schon vor 95 Jahren anbieten konnten, waren Versicherungen, zunächst Lebensversicherungen. Am 1. April 1920 nahm die Öffentliche Lebensversicherungsanstalt der Sparkassen im Freistaat Sachsen die Geschäftstätigkeit auf.

1925 erfolgte dann die Umbenennung des Verbundunternehmens in Öffentliche Versicherungsanstalt der Sächsischen Sparkassen (ÖVA). Die Angebotspalette war nun um moderne Versicherungen erweitert: die Unfall-, Haftpflicht-, freiwillige Kranken- sowie die Autokaskoversicherung. Zum Teil bestand dabei bis 1927 eine Arbeitsgemeinschaft mit anderen Unternehmen. Ab 1926 wurden auch Kleinlebensversicherungen als Volksversicherungen von der ÖVA angeboten.

In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre zeigte das Versicherungsgeschäft einen deutlichen Aufschwung. So waren zum Beispiel bis zum 1. Januar 1927 in Sachsen bereits 572 Autokaskoversicherungen beantragt. Im Geschäftsjahr 1927 wurden 694 und im Folgejahr sogar 870 Versicherungen abgeschlossen. Ende 1928 bestanden 1.399 Policen – der Höchststand während der Jahre der Weimarer Republik. Zu diesem Zeitpunkt gab es bei einer Bevölkerung von ca. 5 Mio. Menschen fast 106.000 Kraftfahrzeuge im Freistaat Sachsen, davon rund 37.600 Pkw.

  • Koenig Friedrich August I.

    Friedrich August I. musste vor 200 Jahren einen großen Teil seines Landes an Preußen abtreten. Lithografie von Maximilian Knäbig, um 1840 : © Historisches Archiv des OSV

  • Landkarte Sachsen Preussen 1887

    Der Ausschnitt einer Landkarte von 1887 zeigt den Verlauf der Grenze zwischen der preußischen Provinz Schlesien (gelb) und dem Königreich Sachsen. (Karte vermtl. in: Richard Andrees allgemeiner Handatlas; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 200 Jahren – Die Teilung Sachsens

Genau vor 200 Jahren, am 9. Juni 1815, wurde ein Vertrag zwischen Preußen, Russland und Sachsen völkerrechtlich bestätigt, der gravierende Auswirkungen auf das Königreich Sachsen hatte. Nach dem sogenannten Pressburger Vertrag vom 19. Mai 1815 erhielt nämlich Preußen zwei Drittel der Fläche und knapp die Hälfte der Bevölkerung des Nachbarlandes.

Wie konnte es dazu kommen? Der König von Sachsen, Friedrich August I., stand während des Befreiungskrieges gegen Napoleon schlichtweg auf der falschen, auf der Verliererseite. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde er sogar preußischer Gefangener in Friedrichsfelde (Berlin). Die territorialen Ansprüche Preußens gingen damals weit. Man wollte ursprünglich ganz Sachsen erwerben.

Bei den Verhandlungen des Wiener Kongresses wurde jedoch ein Kompromiss geschlossen. Es kam zur Teilung. Die Bestimmungen dazu können Sie hier im Artikel 15 der Wiener Kongressakte nachlesen. Friedrich August I. verzichtete unter anderem auf Gebiete, die heute zum Freistaat Sachsen gehören. So lag etwa ein Teil der Oberlausitz vor 200 Jahren in der preußischen Provinz Schlesien.

Aufgrund der damaligen Grenzziehungen ist die Historie einiger heutiger Sparkassen eine sächsisch-preußische. So wurde zum Beispiel 1825 im sächsischen Zittau eine Stadtsparkasse und 1830 im preußischen Görlitz die Oberlausitzer Provinzialsparkasse gegründet. Nicht nur dort ist jetzt die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien für ihre Kundinnen und Kunden vor Ort. Ihre Wurzeln reichen weit in die Vergangenheit – und über frühere Landesgrenzen.

  • Der Vorsitzende des Hamburger Vereins nutzte bereits die Bezeichnung "Sparcasse". (Lithografie von Conrad Kiesel, um 1820; Druck und Verlag Lithografisches Institut Ch. Fuchs in Hamburg) : © Historisches Archiv des OSV

Die Verwirklichung der Sparkassenidee

Hamburg 1778
Sparkassen gibt es in Deutschland seit fast 237 Jahren. Bereits im Sommer 1778 gründete die Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, auch Patriotische Gesellschaft genannt, eine besondere Versorgungsanstalt. Diese hatte den Charakter einer Versicherungs- und Spareinrichtung. Ihre „Ersparungsklasse“ bezeichnete der Vorsteher der Gesellschaft, Johann Arnold Günther (1755 – 1805), als eine „Sparcasse“. Sie war die erste Sparkasse der Welt, allerdings keine kommunale. Die erste Stadtsparkasse wurde 1801 in Göttingen eröffnet.

Gemäß der Hamburger Satzung konnten „geringe fleißige Personen beiderlei Geschlechts“, zum Beispiel Dienstboten, Tagelöhner, Handarbeiter oder Seeleute, „ihren sauer erworbenen Not- oder Brautpfennig sicher zu einigen Zinsen belegen“. Es wurde der Allgemeinheit erstmals die Möglichkeit geboten, auch verhältnismäßig kleine Geldbeträge sicher und zinsbringend anzulegen. Man ermunterte die Kundinnen und Kunden, für bestimmte Anlässe zu sparen. Denn Sparen war kein Selbstzweck.

Die Gründer verfolgten sozialpädagogische Ziele. Die Philanthropen empfahlen „kleinen Leuten“ ein moralisch-sittsames Leben. Und dazu gehörten Arbeiten und Sparen. Eine Sparkasse diente als Einrichtung der privaten Daseinsvorsorge. Zum Beispiel in Zeiten der Erwerbslosigkeit konnte ein Sparguthaben hilfreich sein, um nicht zu verelenden. Damals gab es noch keine staatliche Versicherung. Auch waren die Möglichkeiten der Armenpflege sehr beschränkt.

Königsbrück 1819
Vierzig Jahre nach der Hamburger Gründung wurde die Sparkassenidee erstmals im heutigen Geschäftsgebiet des OSV verwirklicht. Die Initiative ergriff zunächst weder eine Stadt noch ein Verein von Bildungsbürgern. Stattdessen ging die Obrigkeit ans Werk. Der Graf Peter Karl Wilhelm von Hohenthal (1754 – 1825) war über das Hamburger Institut und andere Sparkassengründungen informiert. Jahrelang soll er den Gedanken einer Sparkasse mit sich herumgetragen haben.

Der Konferenzminister war ein vielbeschäftigter Mann. Selbst wenn er „auf Urlaubsreisen seine Güter besuchte, begleiteten ihn dahin Acten zur ruhigen Bearbeitung“, so eine Lebensdarstellung von 1827. Der Adelige engagierte sich auch im Privaten. Er unterstützte viele gemeinnützige Unternehmungen. So gilt von Hohenthal zum Beispiel als Mitbegründer des Dresdner Wohltätigkeitsvereins Zu Rath und Tath, der sich ab 1803 sozialen Projekten widmete. Die Gesellschaft ergriff unter anderem Maßnahmen, um dem Verarmen vorzubeugen. Auch die Eröffnung einer privaten Sparkasse in der sächsischen Landeshauptstadt im Jahr 1821 ist Vereinsmitgliedern zu verdanken.

Hohenthal selbst schritt bereits 1818 zur Tat, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der eifrige Förderer gemeinnütziger Projekte entwickelte seinen konkreten Plan einer „Spaar-Caße“ während eines Spaziergangs. Bald war ein Statut niedergeschrieben. Die Sparkasse konnte als wohltätige Einrichtung des Standesherrn in Königsbrück zum Jahresbeginn 1819 eröffnet werden. Er schuf damit eine Möglichkeit, kleine Ersparnisse sicher und zinsbar anzulegen. Nicht nur die Dienstboten und die Einwohnerschaft seines Herrschaftsgebiets, auch Auswärtige konnten bei seiner Sparkasse sparen und für später vorsorgen.

  • 5-Pfennig-Stueck und Sparmark Hainichen

    © Historisches Archiv des OSV

  • Tabelle Einfuehrung Sparmarken 1881

    Bei diesen sächsischen Sparkassen wurden Sparmarken bereits 1881 eingeführt. : © Historisches Archiv des OSV

Eine besondere Marke: Die Sparmarke

In den 1880er-Jahren erfolgten vor dem Hintergrund sozialer Missstände im Industrieland Sachsen Reformen im Sparkassenwesen. Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln wurde angeregt. Dies bedeutete, ärmeren Menschen das Vorsorgen zu erleichtern. Insbesondere Kundinnen und Kunden aus dem Arbeiterstand sollten einfacher sparen können. So wurde auf dem ersten sächsischen Sparkassentag, der am 5. Juli 1882 in Freiberg stattfand, unter anderem beschlossen, das Kleinsparen durch die Herausgabe von Sparmarken zu fördern.

Damals waren aus verwaltungstechnischen Gründen Mindestbeträge für Einlagen üblich. Sächsische Sparkassen ermöglichten es nun, auch kleinste Geldbeträge dem Sparkonto zuzuführen. Die Sparmarken wurden in Verkaufsstellen abgegeben und zumeist auf kleine Karten geklebt, bis der Gesamtbetrag von einer Mark erreicht war. Dann konnte die Einzahlung bei der Kasse erfolgen.

Schon vor dem Beschluss des Sparkassentags hatten einige Sparkassen Erfahrungen mit dem Markensparen gesammelt. Zuerst sind Sparmarken im Juni 1881 bei der Stadtsparkasse im mittelsächsischen Burgstädt eingeführt worden. Die Marken kosteten dort 10 Pfennig. Auch bei der Mehrzahl der Sparkassen, die bald ebenfalls diese neue Form des Kleinsparens anboten, war der Wert geläufig.

Es gab aber auch einige wenige Institute, die 5-Pfennig-Sparmarken herstellen ließen, zum Beispiel die Stadtsparkasse Hainichen. Hier begann das Markensparen Anfang 1882. Bei 20 Verkaufsstellen wurden in dem Jahr insgesamt 45.570 Marken verkauft. Sogar 520 neue Kundinnen und Kunden konnte die Sparkasse durch diese Aktion gewinnen.

  • Ölgemälde Büergermeister Weise Zittau

    Der Zittauer Bürgermeister Weise war maßgeblich an der Gründung der Sparkasse beteiligt. : © Städtische Museen Zittau - Foto eines Ölgemäldes: Jürgen Matschie

Sparkasseneröffnung in Zittau vor 190 Jahren

Herzliche Glückwünsche gehen heute nach Sachsen, in den Osten des Freistaats. In dieser Region ist die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien für ihre Kundinnen und Kunden vor Ort. Der Sitz des Instituts befindet sich in Zittau, wo vor genau 190 Jahren die erste kommunale Sparkasse des Königreichs Sachsen eröffnet wurde. Es hatten 1819 in Königsbrück und Waldenburg Adelige, 1821 in Dresden ein Bürgerverein und in Annaberg Kaufleute sowie 1823 in Freiberg wieder ein Verein Sparkassen gegründet.

Am 28. März 1825 nahm die Einrichtung ab 14:00 Uhr im Hintergebäude des damaligen provisorischen Rathauses, in der ehemaligen „Accisinspectionsstube“ auf der Seite der Kämmereikasse, die ersten Spareinlagen an. Immer montags war dort geöffnet. Therese Heuser hieß die erste Kundin, die das „Quittungsbuch“ mit der Nummer 1 bekam. Laut den Geschäftsunterlagen der Zittauer Stadtsparkasse war sie eine Kaufmannstochter. Fünf Taler betrug die erste Einzahlung. Insgesamt stellte die Sparkasse am Eröffnungstag 17 Sparbücher aus.

Ja, die Anfänge waren klein. Beträge ab acht Groschen, das entsprach einem Drittel-Taler, nahm die Stadtsparkasse an. Bei ihr war es nämlich möglich, kleine Ersparnisse sicher und verzinslich anzulegen. Die Kommune und das Vermögen der Kämmereikasse garantierten die Sicherheit der Guthaben. Diese kommunale Haftung war eine wichtige Bedingung für die Genehmigung der Sparkassensatzung durch die sächsische Staatsregierung am 13. September 1824.

Verfasst hatte diese Satzung der Zittauer Bürgermeister Karl Johann Traugott Weise, der auch für das Armenwesen zuständig war. Sparkassen galten zu dieser Zeit als Einrichtungen, die vor allem dem Verarmen erwerbstätiger Männer und Frauen in Notzeiten entgegenwirken sollten. Bei Sparkassen konnten „minder bemittelte“, also nicht vermögende, Menschen vorsorgen. So hatte es auch die Stadt in der Oberlausitz vorgesehen. In der Realität wurde die Sparkasse sicherlich schon damals von Kundinnen und Kunden aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten genutzt.

Dies ist eine überarbeitete Version des Originalbeitrags. Neue Informationen liegen uns vor, da die ersten Geschäftsunterlagen der Zittauer Sparkasse als Depositalbestand ins Historische Archiv des OSV gekommen sind. Ursprünglich basierte dieser Artikel ausschließlich auf der Chronik der Kreissparkasse Löbau-Zittau von Wolfgang Klahre aus dem Jahr 2000.